Morąg

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Morąg
Wappen von Morąg
Morąg (Polen)
Morąg (Polen)
Morąg
Basisdaten
Staat: Polen

Woiwodschaft: Ermland-Masuren
Powiat: Ostródzki
Gmina: Morąg
Fläche: 6,11 km²
Geographische Lage: 53° 55′ N, 19° 56′ OKoordinaten: 53° 55′ 0″ N, 19° 56′ 0″ O
Einwohner: 13.459 (31. Dezember 2020)
Postleitzahl: 14-300 und 14-301
Telefonvorwahl: (+48) 89
Kfz-Kennzeichen: NOS
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DW519: Stary Dzierzgoń–Zalewo–Morąg
DW527: DzierzgońPasłękOlsztyn
DW528:OrnetaMiłakowo–Morąg
Eisenbahn: PKP-Linie 220: Olsztyn–Bogaczewo
Nächster int. Flughafen: Danzig

Morąg [ˈmɔrɔ̃ŋk] (deutsch Mohrungen) ist eine Kleinstadt in der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren. Sie ist Sitz der gleichnamigen Stadt-und-Land-Gemeinde mit 23.973 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2020).

Geographische Lage

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Die Stadt liegt im westlichsten Teil der historischen Region Ostpreußen am Ostrand der Eylauer Seenplatte, etwa 44 Kilometer südöstlich von Elbing (Elbląg) und 38 Kilometer nordwestlich von Allenstein (Olsztyn). Das hügelige Umland mit Höhenunterschieden bis zu 93 Metern ist durch landwirtschaftliche Flächen, Waldgebiete und Seen geprägt. Unmittelbar vor den Toren der Stadt liegt der Schertingsee. Nur wenige Kilometer östlich der Stadt befindet sich der touristisch vielfältig genutzte 1249 Hektar große Nariensee.

Das Siegel von 1327 zeigt neben der Umschrift S CONSULUM CIVITATIS MORUNG einen Pilger mit Pilgerstab und Kürbisflasche.[1]

Der Deutsche Ritterorden übernahm vermutlich im letzten Viertel des 13. Jahrhunderts eine von drei Seiten durch Wasser geschützte und aus Holz errichtete Prußenburg, auf einer Halbinsel des Schertingsees. Der Ort wurde 1328 als de Morungen, 1340 als Morungen und 1364 als Marungen erwähnt. Bereits zu Beginn des 14. Jahrhunderts hatte sich der Ort unter seinem Lokator Peter von Sumpf zu einer städtischen Siedlung entwickelt. Als Gründer der Stadt gilt Hermann von Oettingen, der als Ordenspittler und Komtur von Elbing 1327 (nicht 1302[2]) der Ortschaft durch Aushändigung der Handfeste das Stadtrecht; verlieh.[3][1] Der Ortsname geht auf den heute verlandeten Mohrungsee zurück, der in dem schon am 17. Dezember 1331 erneuerten Stadtprivileg lacus Maurin heißt.[3] Der Name des Sees leitet sich wahrscheinlich vom prußischen Begriff „mare / mary / marre“ – sumpfiges Wasser, Bucht, Haff ab. In der Umgebung sind etliche prußische Burgen, Schanzen und Wallanlagen belegt. Den Ordensrittern folgten Bauerntrecks, von denen sich eine aus dem Südharz stammende Gruppe in der Nähe der Ordensburg Mohrungen niederließ.

Altstadt von Morąg mit Dohna-Schlösschen

Kurz nach der Schlacht von Tannenberg eroberten 1410 Polen und Litauer die Stadt. 1440 trat Mohrungen dem Preußischen Bund bei, der gegen den Deutschen Orden opponierte und zwischen 1454 und 1466 den so genannten preußischen Städtekrieg führte. Die Rückeroberung Mohrungens für den Ordensstaat gelang dem Elbinger Komtur Oberstspittler Heinrich Reuß von Plauen 1461. Er machte die Stadt zu seinem Amtssitz als Hochmeisterstatthalter. Während des Reiterkrieges eroberten 1520 erneut Polen Mohrungen und brandschatzten es.

Nach der durch die Reformation bedingten Säkularisation des Ordensstaates erfolgten Gründung des Herzogtums Preußen 1525 kam Mohrungen als Pfandbesitz an den Burggrafen Peter zu Dohna. Verwaltungsmäßig gehörte Mohrungen mit dem Status eines Hauptamtes zum Oberländischen Kreis. Nach der Einlösung des Pfandes 1573 war die Stadt Leibgedinge der Herzogin von Preußen. Peter zu Dohna übernahm den Posten des herzoglichen Amtshauptmannes. 1595 errichteten die Dohnas eine Stadtresidenz, die bis 1945 als „Schlösschen“ den Ort prägte. Im Polnisch-Schwedischen Krieg erlitt Mohrungen 1626 starke Zerstörungen. Ebenfalls große Schäden richtete 1697 ein großer Stadtbrand an, dessen Auswirkungen erst unter der Regierung König Friedrich Wilhelms I. (1713–1740) beseitigt werden konnten. 1752 entstand bei der Auflösung des Oberländischen Kreises der Landratskreis Mohrungen mit der gleichnamigen Stadt als Landratssitz.

Alte Skizze des Stadtpanoramas von Mohrungen

Während des Vierten Koalitionskriegs weilte der französische Marschall Bernadotte 1807 im Dohnaschen Schloss. Am 25. Januar 1807 besiegten ihn im Gefecht bei Mohrungen die Russen unter Levin August von Bennigsen.[4]

Durch die preußische Verwaltungsreform von 1815 behielt Mohrungen zwar den Status einer Kreisstadt, doch war der neu geschaffene Kreis Mohrungen nun wesentlich kleiner. Die Stadt hatte 1875 3633 Einwohner. 1882 erhielt Mohrungen Anschluss an die Bahnlinie der Preußischen Staatsbahn Marienburg – Allenstein. Die 1902 fertiggestellten Strecke WormdittOsterode machte Mohrungen zu einem Eisenbahnknotenpunkt. Am Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Mohrungen eine evangelische Kirche, eine katholische Kirche, eine Synagoge, eine Präparandenanstalt und ein Amtsgericht.[4] 1904 erhielt Mohrungen ein Gaswerk, 1907 neue Trinkwasserleitungen und 1923 eine Stromversorgung. Außer einem Sägewerk gab es keine Industrie. 1939 hatte sich die Einwohnerzahl auf 8376 erhöht.

1827 wurde das Stadtgericht Mohrungen und das Justizamt Mohrungen zum Land- und Stadtgericht Mohrungen zusammengeschlossen. 1849 wurden die Patrimonialgerichte abgeschafft und es entstand das Kreisgericht Mohrungen. Mit den Reichsjustizgesetzen wurden einheitlich Amtsgerichte, hier das Amtsgericht Mohrungen gebildet. 1927 kam noch das Arbeitsgericht Mohrungen hinzu.

Bis 1945 war Mohrungen Kreisstadt des Landkreises Mohrungen im Regierungsbezirk Königsberg der Provinz Ostpreußen.

Nachdem die Rote Armee gegen Ende des Zweiten Weltkriegs im Januar 1945 in der Offensive gegen Ostpreußen rasch vorrückte, begann am 22. Januar 1945 die Evakuierung des Kreises Mohrungen. Wenige Tage später nahm die Rote Armee Mohrungen ein. 26 Diakonissen des Krankenhauses hatten sich der Evakuierung widersetzt und begingen nach der Einnahme der Stadt Suizid. Nach dem Ende der Kriegshandlungen zerstörten Brände 1945 die Stadt zu 45 Prozent. Vom mehrfach erneuerten Rathaus blieben nur die Außenmauern übrig.

Die Rote Armee unterstellte die Stadt im März 1945 mit der südlichen Hälfte Ostpreußens als „Okręg mazurski“ der Verwaltung der Volksrepublik Polen. Diese führte für Mohrungen die Ortsbezeichnung Morąg ein, vertrieb die noch verbliebenen oder von der Flucht zurückgekehrten Einwohner und besiedelte den Ort mit Polen. Wichtige Baudenkmäler wurden restauriert.

Die hessische Stadt Gießen hat 1954 die Patenschaft für Stadt und Kreis Mohrungen übernommen.

Seit Mai 2010 ist die Stadt Standort einer US-Patriot-Flugabwehrraketen-Einheit mit ca. 100 Soldaten.

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1740 1067
1783 1753 ohne die Garnison (eine Schwadron Dragoner)[2]
1802 1874 [5]
1810 1631 [5]
1816 1677 davon 1616 Evangelische, 31 Katholiken und 19 Juden[5]
1821 2140 [5]
1831 2459 deutsche Einwohner[6]
1837 2597 [7]
1858 3327 davon 3196 Evangelische und 50 Katholiken, drei Mennoniten und 78 Juden[8]
1864 3658 am 3. Dezember[9]
1867 3917 am 3. Dezember[10]
1871 3864 am 1. Dezember, davon 3673 Evangelische, 64 Katholiken, 18 sonstige Christen und 108 Juden[10]
1875 3633 [11]
1880 3742 [11]
1890 3776 davon 70 Katholiken und 71 Juden[11]
1905 4121 meist Evangelische[4]
1933 5414 [11]
1939 8376 [11]
Einwohnerentwicklung bis heute

Sehenswürdigkeiten

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  • Von der Ordensburg Mohrungen aus dem 14. Jahrhundert ist ein teilweise stark veränderter Flügel erhalten.
  • Das im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstörte Dohna-Schlösschen wurde bis 1986 wiederhergestellt und beherbergt das Herder-Museum.
  • Die bis 1945 evangelische Pfarrkirche St. Peter und Paul geht im Kern bis in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts zurück.
  • Die Kriegsschäden am gotischen Rathaus wurden bereits 1947–1954 beseitigt.
  • Von der Stadtbefestigung sind Reste erhalten.
  • Im Süden der Stadt liegt das Feuchtgebiet Rozlewisko Morąskie. Der Mohrungsee, im Mittelalter angestaut und 1867 entwässert, ist heute ein Feuchtgebiet mit über 150 Vogelarten. Die Renaturierung der gut 128 ha großen Fläche dauert an.

Zur Stadt-und-Land-Gemeinde (gmina miejsko-wiejska) Morąg gehören die Stadt selbst und 29 Dörfer mit Schulzenämtern.

Im Ort kreuzen sich zwei untergeordnete Landstraßen, von denen eine nach 13 Kilometern zur Europastraße 77 Danzig–Warschau führt. Der Bahnhof Morąg liegt an der Strecke Elbląg – Olsztyn, außerdem begannen hier die stillgelegten und abgebauten Nebenstrecken nach Ostróda (Osterode) und Orneta (Wormditt).

Persönlichkeiten

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Johann Gottfried von Herder, der berühmteste Sohn der Stadt; nach einem Gemälde von Johann Ludwig Strecker (1775)

Söhne und Töchter der Stadt

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Nach dem Geburtsjahr geordnet

Sonstige mit der Stadt in Verbindung stehende Persönlichkeiten

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  • Mohrungen, Kreisstadt, westlich des Schertingsees, Regierungsbezirk Königsberg, Provinz Ostpreußen. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Mohrungen (meyersgaz.org).
  • Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Teil I: Topographie von Ost-Preussen. Königsberg/Leipzig 1785, S. 24, Ziffer 4).
  • August Eduard Preuß: Preußische Landes- und Volkskunde oder Beschreibung von Preußen. Ein Handbuch für die Volksschullehrer der Provinz Preußen, so wie für alle Freunde des Vaterlandes. Gebrüder Bornträger, Königsberg 1835, S. 462–463, Nr. 77.
  • Michael Antoni (Bearb.): Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler West- und Ostpreußen. Die ehemaligen Provinzen West- und Ostpreußen (Deutschordensland Preußen) mit Bütower und Lauenburger Land. Deutscher Kunstverlag, München und Berlin 1993, ISBN 3-422-03025-5, S. 418–423.
  • Roland Brockmann, Dieter Luippold (Bearb.): Polen. 7. Auflage. völlig überarb. und neu gestaltet. Baedeker, Ostfildern 2006, ISBN 3-8297-1096-8.
  • Izabella Gawin: Polen. Der Norden. DuMont Reiseverlag, Köln 2002, ISBN 3-7701-4745-6.
  • Georg Hermanowski: Ostpreußen-Lexikon. Geographie, Geschichte, Kultur. Bechtermünz Verlag, Augsburg 1996, ISBN 3-86047-186-4.
  • Erich Weise (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten. Band: Ost- und Westpreußen (= Kröners Taschenausgabe. Band 317). Unveränderter Nachdruck der 1. Auflage 1966. Kröner, Stuttgart 1981, ISBN 3-520-31701-X.
Commons: Morąg – Sammlung von Bildern und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Friedrich August Voßberg: Geschichte der Preußischen Münzen und Siegel von frühester Zeit bis zum Ende der Herrschaft des Deutschen Ordens. Berlin 1843, S. 45 und Tafel XVI, Nr. 49.
  2. a b Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Teil I: Topographie von Ost-Preussen. Königsberg/Leipzig 1785, S. 24, Ziffer 4).
  3. a b Johannes Voigt: Geschichte Preußens von den ältesten Zeiten bis zum Untergange der Herrschaft des Deutschen Ordens. Vierter Band: Die Zeit von der Unterwerfung Preußens 1283 bis zu Dieterichs von Altenburg Tod 1341. Königsberg 1830, S. 409.
  4. a b c Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 14, Leipzig und Wien 1908, S. 25.
  5. a b c d Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 5: T–Z, Halle 1823, S. 338–339, Ziffer 451.
  6. August Eduard Preuß: Preußische Landes- und Volkskunde oder Beschreibung von Preußen. Ein Handbuch für die Volksschullehrer der Provinz Preußen, so wie für alle Freunde des Vaterlandes. Gebrüder Bornträger, Königsberg 1835, S. 462–463, Nr. 77.
  7. Karl Friedrich Merleker: Jahrbuch der historisch-comparativen Geographie. Band 4, Teil 2, Darmstadt 1843, S. 403.
  8. Adolf Schlott: Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Königsberg, nach amtlichen Quellen. Hartung, Königsberg 1861, S. 168–169, Ziffer 160.
  9. Preußisches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Königsberg: Berlin 1966, Kreis Mohrungen, S. 18, Ziffer 160.
  10. a b Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preussen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 164–165, Ziffer 2.
  11. a b c d e Michael Rademacher: Landkreis Mohrungen (poln. Morag). Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  12. Karl Willamowius: Johann Gottlieb Willamov. Laumann, Dülmen 2001, ISBN 3-87466-315-9.
  13. Sopot – skwer wokół kościoła nazwany imieniem ks. Otto Bowiena, Diaspora, R. 10, 2002, S. 50–52
  14. A. Łukasiak, Ksiądz Otto Bowien, Sopocianie – gazeta, nr 8–9, 2014, S. 2
  15. Paul Fechter: An der Wende der Zeit. C. Bertelsmann Verlag Gütersloh, Gütersloh 1950, S. 179–180.