Mitteldeutscher Orgelbau A. Voigt

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Mitteldeutscher Orgelbau A. Voigt

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Rechtsform GmbH
Gründung 1905
Sitz Bad Liebenwerda, Deutschland
Leitung Markus Voigt (Betriebsleitung; A-Kirchenmusiker, Orgelbaumeister)
Branche Musikinstrumentenbau
Website www.orgelbau.de

Der Mitteldeutsche Orgelbau A. Voigt ist ein Orgelbauunternehmen mit Sitz in Bad Liebenwerda.

Nach einer Ausbildung bei Rühlmann (Zörbig), Geissler (Eilenburg) und Schlag & Söhne (Schweidnitz) gründete Arno Voigt (1876–1930) im Jahr 1905 aus dem Nachlass seines Onkels, des Orgelbauers Christian Friedrich Raspe (1822–1892), einen Orgelbaubetrieb in Liebenwerda. Er leitete den Betrieb bis 1930. In dieser Epoche wurden ausschließlich Orgeln mit pneumatischen Kegelladen produziert. Es kam zu einem Ausbau der Werkstätten und einer Erhöhung der Mitarbeiterzahl auf bis zu 25 Personen in Spitzenzeiten. Wegen hervorragender Leistungen wurde dem Unternehmen 1914 eine Goldmedaille durch die „Allgemeine Industrie- und Gewerbeausstellung“ in Liebenwerda verliehen. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges brachte jedoch beinahe eine Unterbrechung der Werktätigkeit mit sich. In der Nachkriegs- und Inflationszeit konnten einige Projekte trotz schwieriger wirtschaftlicher Lage dennoch errungen und ausgeführt werden. Arno Voigts Sohn Arno Voigt jun. (1903–1986) lernte während der Kriegszeit im familiären Orgelbetrieb und begann ein Musikstudium am Konservatorium in Dresden. Die Verbindung von Orgelbau und Kirchenmusik bildet schon seit Beginn des Unternehmens bis in die heutige Zeit (vierte Generation) eine ausgeprägte Tradition. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges kam es wieder nahezu zum Erliegen des Unternehmens.

Die beiden Söhne, Dieter Voigt (* 1935) und Gisbert Voigt (* 1940), erhielten Klavier- und Orgelunterricht sowie eine Ausbildung im Orgelbau. Dieter Voigt studierte von 1953 bis 1958 Kirchenmusik in Halle (Saale) und schloss mit einem A-Examen ab. Seit 1970 ist Dieter Orgelbaumeister. Gisbert legte 1961 die Tischlermeister- und 1966 die Orgelbaumeisterprüfung ab. Die dritte Generation übernahm 1961 das Unternehmen des Vaters mit der Leitung durch beide Söhne. Fortan fertigten sie ausschließlich Orgeln mit Schleifladen und mechanischer Tontraktur.

Der drohenden Verstaatlichung von Orgelbaubetrieben in den 1970er Jahren konnte das Unternehmen entgehen. Für seine Leistungen erhielt der Betrieb 1978 den Titel „Anerkannter Kunsthandwerker“ – zu jener Zeit für einen privaten Handwerksbetrieb eine durchaus ungewöhnliche Auszeichnung.

Eine Ausnahme zu DDR-Zeiten stellte das Unternehmen mit der 1986 beginnenden Produktion von eigenen Lingualstimmen dar. Alle anderen Betriebe mussten die Zungenregister fast ausnahmslos aus Göttingen importierten.

Die Übernahme des Unternehmens durch die vierte Generation 1996 brachte eine Umwandlung zur GmbH mit sich. In den 1990er Jahren wurden vor allem Rekonstruktions- und Restaurierungsarbeiten durchgeführt. Aber auch viele bedeutende Instrumente mit erheblichen technischen Neuerungen sowie auch die größten der bis dato produzierten Voigt-Orgeln (Berlin-Charlottenburg mit III/55, St. Nikolai-Kirche Bad Liebenwerda mit III/41) entstanden in dieser Zeit.

2005 wurden die Werkstätten um eine eigenständige Metallpfeifenwerkstatt erweitert.

Mit der Umwandlung in eine GmbH wurde der Wechsel in die vierte Generation vollzogen. Markus (Orgelbaumeister, Kirchenmusiker), Matthias (Orgelbaumeister, Restaurator) und Andreas Voigt (Orgelbaumeister) übernahmen die Firma, wobei bewusst in der Leitung die dritte und vierte Generation zusammenwirken. In diese Zeit fiel die Fertigstellung der Voigt-Orgel in Berlin-Charlottenburg III/55. Viele weitere Orgeln wurden restauriert und rekonstruiert.

Auch neue Orgeln entstehen u. a. für Birstein, Finsterwalde, Mittweida und Pirna. Erhebliche Investitionen in die Betriebsausstattung wurden getätigt, vor allem Präzisionsmaschinen.

Unter der Leitung von Markus Voigt wurden seit 2006 der Umfang der Restaurierungsprojekte und der wissenschaftlichen Auseinandersetzungen mit den historischen Quellen weiter intensiviert. Einen besonderen Stellenwert erhalten innovative Neubauprojekte, u. a. das patentierte Verfahren einer Orgel mit selbst regulierender Stimmtonhöhe (2013).

Werkliste (Auswahl)

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Jahr Opus Ort Gebäude Bild Manuale Register Bemerkungen
1905 1 Annahütte Ev. Henrietten-Kirche
II/P 10 1921 von Gustav Heinze (Sorau) aufgestellt
1913 26 Klettwitz Kath. Herz-Jesu-Kirche
II/P 8
1914 Mühlberg Klosterkirche
III/P 32
1919 40 Ortrand Stadtkirche St. Barbara
II/P 19
1921 Doberlug-Kirchhain Ev. Stadtkirche
III/P 33
1925 Rügenwalde
III/P 38
1964 Halle (Saale) Moritzkirche I/P 5 [1]
1972 Lauchhammer-Mitte Christus-König-Kirche
II/P 14 [2]
1973 Doberlug-Kirchhain Klosterkirche (Kapelle)
I/P 7 [3]
1975 Warnemünde Ev. Kirche
II/P 22 [4]
1982 Giebichenstein Diakonissen-Mutterhaus, Saal
I 4 [5]
1985 Berlin-Biesdorf Dorfkirche
II/P 21
1985 Weißenfels Schloss Neu-Augustusburg, Schlosskirche
II/P 32 Teilrekonstruktion und Erweiterung der Orgel von Christian Förner (1673) unter Verwendung des alten Gehäuses und noch vorhandenen Pfeifen von Johann Friedrich Schulze (1839)
1986 Teupitz Dorfkirche
II/P 16 Der Barock-Prospekt stammt noch von der ersten Orgel 1694.[6]
1987–1990 Erfurt Andreaskirche
II/P 25 [7]
1989 Bernau Stadtkirche
II/P 29 als Ersatz für eine Vorgängerorgel von Sauer III/P/40[8]
1989/1990 Zwickau-Weißenborn Johanniskirche
II/P 14 erbaut unter Verwendung von Teilen des Vorgängerprospektes[9][10]
1993/1994 Bad Liebenwerda St. Nikolai
III/P 41
1995 Berlin-Westend Epiphanienkirche
III/P 55 1995/1996 erweitert von Voigt[11]Orgel
2000 Eilenburg Marienkirche
II/P 22 Orgel 1864 von Conrad Geißler mit mechanischen Trakturen erbaut, nahezu original erhalten, nach langem Verfall im Jahr 2000 restauriert[12]
2002 Birstein Ev. Kirche
II/P 23 mech. Ton- und elektr. Registertraktur
2002 Bad Liebenwerda St. Nikolai
II/P 10 mech. Ton- und Registertraktur
2005 Pirna Klosterkirche Pirna
II/P 14
2005 Finsterwalde Kath. Kirche
II/P 18 mech. Ton- und Registertraktur
2006 Mittweida St. Laurentius
II/P 14 mech. Ton- und Registertraktur
2008/2009 Hanau-Kesselstadt Ev. Friedenskirche
II/P 25 Neubau hinter Prospekt von Johann Georg Zinck (1756) und Ratzmann (1906) unter Einbeziehung eines Großteils der vorhandenen Register[13]
2010 Gersfeld Ev. Kirche
II/P 30 Rekonstruktion/Neubau
2011 Petzow Dorfkirche
II/P 12 [14]
2014 Fulda Dietrich-Bonhoeffer-Haus
II/P 17
2013/2018 Camburg St. Trinitatis
III/P 35 Neubau in neuem Prospekt unter Einbeziehung eines Großteils der vorhandenen Register der Orgel von Poppe/Ladegast/Schenke
2018 Camburg Ev. Kirche
III/P 43 mech. Ton- und Registertraktur; Schrickel Eilenburg, restaurativer Neubau A. Voigt
2019 Walldorf (Meiningen) Kirchenburg
II/P 19 Neubau
2022 Dresden Martin-Luther-Kirche (Dresden)
l 312 Continuo-Truhen-Orgel
2024 Eisleben St. Andreas
III/P 56 Restaurierung/Neubau SW
2024 Schmalkalden St. Georg III/P 38 Restaurierung/Teilneubau
Commons: Mitteldeutscher Orgelbau A. Voigt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Orgel, geteilte Schleifen, 1964 für die Moritzkirche erbaut, seit 2004 in der Evangelischen Hochschule für Kirchenmusik
  2. Die Orgel der Kirche auf der Website der Pfarrgemeinde St. Hedwig (Memento vom 15. November 2019 im Internet Archive)
  3. Orgel in Doberlug.
  4. Orgel in Warnemünde.
  5. Orgel
  6. Orgel in Teupitz.
  7. Orgel in Erfurt.
  8. Orgel
  9. Orgel in Zwickau-Weißenborn.
  10. Orgel
  11. Orgel in Berlin-Westend.
  12. Geißler-Orgel. In: kirchenmusik-eilenburg.de. Abgerufen am 16. September 2020.
  13. Krystian Skoczowski: Die Orgelbauerfamilie Zinck. Ein Beitrag zur Erforschung des Orgelbaus in der Wetterau und im Kinzigtal des 18. Jahrhunderts. Haag + Herchen, Hanau 2018, ISBN 978-3-89846-824-4, S. 152.
  14. Orgel in Petzow.
  15. https://www.verlagdrkovac.de/978-3-8300-4627-1.htm, abgerufen am 7. Februar 2021
  16. https://d-nb.info/995337012/04, abgerufen am 7. Februar 2021
  17. http://d-nb.info/995337012, abgerufen am 7. Februar 2021