Metzgerpost
Als Metzgerpost wird eine frühe Form der Beförderung und Zustellung von Post- und Paketsendungen durch herumziehende, Vieh kaufende Metzger bezeichnet.
Metzgerposten waren vor allem in Süddeutschland, besonders in Württemberg, Baden und der Pfalz üblich.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die ersten wurden im 16. Jahrhundert zur Nachrichtenbeförderung eingerichtet. Da die Metzger oft mit Pferd und Wagen unterwegs waren, um Vieh einzukaufen, ergab es sich, dass Behörden, Kaufleute und Privatpersonen ihnen häufig Briefe und Güter zur Bestellung übergaben. Zu diesem Zweck schlossen verschiedene Städte und Kaufmannsgilden mit den Metzgern förmliche Verträge zur Übernahme von Botenleistungen ab. In Württemberg wurden die Metzger durch landesherrliche Verordnung verpflichtet, Briefsendungen gegen Entschädigung zu befördern.
Die Metzger gaben ihre Ankunft und Weiterreise in den von ihnen berührten Orten durch Blasen des Kuhhorns bekannt, das als Vorläufer des Posthorns angesehen wird, um an den Stationen eine schnellere Abfertigung zu erlangen. In Süddeutschland haben die Metzgerposten eine bedeutende Rolle eingenommen.[1]
Ein Vogt aus Tuttlingen erklärte 1595 (andere Quellen: 1596) bei seinem Amtsantritt: „Die Metzger seien mit ihren Pferden zu Postritten verpflichtet.“ und bekämen für den Tag und für je ein Pferd 5 Batzen.
Nachrichten über die Metzgerposten sind nicht sehr zahlreich, wenn auch da und dort Metzgerordnungen nachgewiesen werden können. So hat Herzog Johann Friedrich von Württemberg am 26. Juni 1622 eine Post- und Metzgerordnung erlassen, die vorschrieb, das an allen Postorten oder Orten, wo Metzgerposten sich befanden,
„für die Reisenden drei gute Pferde „bei der Hand und fertig gehalten werden sollen“. daß stehts nur bis zur nächsten Post oder zum nächsten Orte, wo ein anderes Pferd zu bekommen sei, geritten werden müsse, daß von der Meile ein halber Gulden zu bezahlen sei und Postillion und Pferde auf der Reise zu unterhalten seien, daß der Metzger für die Briefbeförderung „solange diese Teuerung währet“ statt des halben Guldens von der Meilen ¾ Gulden erhalten solle, und daß der Metzger bei Beförderung von Amtsbriefen sich den Tag seiner Abreise und der Überlieferung des Briefes auf einem „absonderlichen“ Zettel bescheinigen lassen müsse.“
Aus der Ordnung geht auch hervor, dass die Metzger „der Posten halber bei den Landesdefensionswesen Freiheiten“ genießen.
Die Metzgerposten verschwanden mit Ende des 17. beziehungsweise wurden dann im 18. Jahrhundert von der Kaiserlichen Reichspost unter der Leitung der Thurn und Taxis[2] und den Landespostanstalten übernommen.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Edikte Kaiser Rudolfs II (von 1597) und Kaiser Ferdinands II (von 1627 und 1637)
- Frank Arnau: Lexikon der Philatelie – Eine Enzyklopädie der Briefmarkenkunde. Lingen Verlag, Köln 1972.
- Handwörterbuch des Postwesens:
- 1. Auflage: S. 367–368 (Aufsatz von Adolf Korzendorfer, Oberregierungsrat in Regensburg)
- 2. völlig umgearbeitete Auflage. Frankfurt am Main 1953, Seiten:
- 381 (Kaufmannsposten)
- 384 (Klosterboten)
- 438 (Metzgerposten)
- 3. Auflage
- S. 370 Botenwesen – VII. Metzgerposten
- Peter Fischer: Die Metzgerpost als Fron einer Zunft. In: Deutsche Briefmarken-Zeitung/Sammler Express (DBZ/se) Ausgabe Nr. 9/2007, S. 52; aus der Artikelserie/Rubrik: Basiswissen – Philatelie von A bis Z.
- Metzgerpost. In: Heidelberger Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Deutsches Rechtswörterbuch. Band 9, Heft 3/4 (bearbeitet von Heino Speer u. a.). Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1993, ISBN 3-7400-0926-8 (adw.uni-heidelberg.de).
- Werner Sombart: Der moderne Kapitalismus. Band 2, Duncker & Humblot, München & Leipzig 1924, S. 375.
- Kaspar Löffler: Geschichte des Verkehrs in Baden. Winter, Heidelberg 1910, S. 166.
- Emil Sax: Die Verkehrsmittel in Volks- und Staatswirtschaft. Band 2, Springer, Berlin 1920, S. 471 ff (Digitalisat).
- L’Union Postale 1879, S. 166.
- Eugen Hartmann: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Wagner, Leipzig 1868, S. 196 ff. (Digitalisat).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Historische Recherchen zu Metzgerpost ( vom 6. Januar 2009 im Internet Archive)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Handwörterbuch des Postwesens; 3. Auflage; S. 370 Botenwesen – VII. Metzgerposten
- ↑ Vom Schlachter zum Internetmetzger – 500 Jahre Fleischerhandwerk im Raum Ludwigsburg. ( vom 16. Mai 2011 im Internet Archive) (PDF; 1,3 MB)