Licco Amar
Licco Amar (geboren 4. Dezember 1891 in Budapest, Österreich-Ungarn; gestorben 19. Juli 1959 in Freiburg im Breisgau) war ein ungarischer Violinist.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Licco Amar war das Kind des aus Mazedonien stammenden Kaufmanns Michael Amar und der Regina Strakosch. Amar studierte bei Emil Baré an der Musikakademie seiner Geburtsstadt und ging 1911 zum weiteren Studium nach Berlin an die Hochschule für Musik zu Henri Marteau. 1912 bis 1924 nahm ihn Marteau als Zweiten Geiger in sein Streichquartett auf, in dem auch der Cellist Hugo Becker spielte. 1912 erhielt Amar den Mendelssohn-Preis. Er wurde von 1916 bis 1920 Konzertmeister bei den Berliner Philharmonikern und wechselte von 1920 bis 1923 an das Nationaltheater Mannheim. Seinem eigenen Streichquartett, das er 1922 als Amar-Quartett gegründet hatte, gehörte Paul Hindemith als Bratscher an sowie jeweils zeitweilig bis zur Auflösung 1929 Walter Kaspar, Rudolf Hindemith und Maurits Frank. Für Hindemiths Kompositionen besorgte er verschiedene Uraufführungen, u. a. bei den Donaueschinger Musiktagen, und dieser widmete ihm die Sonate op. 31,1. Er förderte auch den Komponisten Erich Walter Sternberg. Im Jahr 1925 heirateten er und Emmy Matterstock.[1]
Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933 konnte er aus rassistischen Gründen in Deutschland nicht mehr arbeiten, emigrierte nach Frankreich und von dort 1934 in die Türkei, wo er ab 1935 für zwanzig Jahre in Ankara am Konservatorium lehren konnte. 1957 erhielt er einen Ruf an die Musikhochschule Freiburg.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Giselher Schubert: Amar, Licco. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 1 (Aagard – Baez). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 1999, ISBN 3-7618-1111-X, Sp. 571–572
- Joseph Walk (Hrsg.): Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918–1945. Hrsg. vom Leo Baeck Institute, Jerusalem. Saur, München 1988, ISBN 3-598-10477-4.
- Werner Röder; Herbert A. Strauss (Hrsg.), Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 / International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945, Vol II, 1 München : Saur 1983, ISBN 3-598-10087-6, S. 24.
- Salomon Wininger: Große jüdische National-Biographie. Kraus Reprint, Nendeln 1979, ISBN 3-262-01204-1 (Nachdr. d. Ausg. Czernowitz 1925). Band 7, S. 512.
- Arnold Reisman: Post-Ottoman Turkey : classical European music & opera, Charleston, 2008.
- Angelika Rieber: „Hier gibt es eine Welt aufzubauen..“ Biographisches zu dem Geiger Licco Amar, in: Hindemith-Jahrbuch, Mainz 2009.
- Berliner Philharmoniker: Variationen mit Orchester – 125 Jahre Berliner Philharmoniker, Band 2, Biografien und Konzerte, Verlag Henschel, Mai 2007, ISBN 978-3-89487-568-8
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Licco Amar im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Angelika Rieber: „Zunächst weiß ich wohl, dass ich, wie alle Emigranten, Deutschland entfremdet bin“. Ein Porträt Licco Amars auf der Webseite Projekt Jüdisches Leben in Frankfurt am Main.
- Amar, Licco. Hessische Biografie. (Stand: 14. Januar 2023). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Encyclopaedia Judaica, 2007, Band 2, S. 31
Personendaten | |
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NAME | Amar, Licco |
KURZBESCHREIBUNG | ungarischer Violinist |
GEBURTSDATUM | 4. Dezember 1891 |
GEBURTSORT | Budapest |
STERBEDATUM | 19. Juli 1959 |
STERBEORT | Freiburg im Breisgau |