Lawabahn
Lawabahn | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Dieseltriebwagen im ehemaligen Bahnhof Onverwacht | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckenführung der Lawabahn von Paramaribo bis Dam Hochauflösende Datei der Landkarte aus der Encyclopædie van Nederlandsch West-Indië, die zwischen 1914 und 1917 veröffentlicht wurde | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckenlänge: | Ursprünglich 173 km | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Spurweite: | 1000 mm (Meterspur) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
[1] und ab 1961 (rot)[2][3][4][5]
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Streckenführung 1912 (rosa)
Die Lawabahn (niederländisch Lawaspoorweg oder später Landsspoorweg) war eine 173 km lange eingleisige Schmalspurbahn mit einer Spurweite von 1000 mm in Suriname. Sie wurde ab 1903 von Paramaribo an der Küste bis Dam am Sarakreek gebaut, aber nicht, wie während des Goldrausches ursprünglich geplant, bis zu den Goldlagerstätten im Südosten des Landes am Fluss Lawa verlängert. 1986 verkehrten die letzten Züge auf der noch verbliebenen Strecke.
Baugeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die ersten Pläne für die Eisenbahnlinie stammten von Privatpersonen. 1902 verkündete Cornelis Lely, der Gouverneur von Suriname, dass die Regierung die Linie bauen werde, um den Goldbergbau im Lawagebiet zu erleichtern. Die Linie sollte eigentlich insgesamt mehr als 350 Kilometer lang werden. Aufgrund der enttäuschenden Goldfunde wurde sie jedoch nur zur Hälfte gebaut. Zu Ehren des Gouverneurs wurde das an der Bahnlinie gelegene Dorf Kofidjompo in Lelydorp umbenannt.
1903 begannen vor allem ehemalige Matrosen aus Curacao mit dem Bau der Eisenbahn und nahmen den ersten Abschnitt, von Paramaribo nach Republiek, 1905 in Betrieb. Sie stellten den Streckenabschnitt bis zum Bahnhof Dam beim Sarakreek 1912 fertig. Die Bahn war zu diesem Zeitpunkt 173 Kilometer lang und hatte bereits 8,5 Millionen Gulden gekostet.
Der bemerkenswerteste Teil der Linie war eine rund 300 m lange Seilbahn über den Fluss Suriname, die gebaut wurde, weil der Bau einer Brücke zu aufwändig gewesen wäre. An der Seilbahnstation (Kabelstation) mussten alle Fahrgäste aussteigen und in Seilbahn-Gondeln den Fluss überqueren.[6] Am östlichen Ufer des Suriname-Flusses stand dann ein zweiter Zug bereit für die Strecke bis zur Endstation Dam beim Sarakreek. Gepäck und Stückgut wurden in hölzernen Containern transportiert, die auf Flachwagen standen, um besser von der Seilbahn aufgenommen werden zu können.[7] Die Fahrzeit für die gesamte Strecke betrug etwa 10½ Stunden.[8] Der südliche Streckenabschnitt und die Seilbahn wurden bereits 1936 stillgelegt, sodass die Seilbahnstation zum Endbahnhof wurde.
1958 wurde der Bahnhof in Paramaribo am Vaillantsplein in der Innenstadt aufgehoben und nach Beekhuizen verlegt. Im Jahre 1961 wurde das noch weiter südlich liegende Onverwacht die Startstation. Als sich in den 1960er Jahren der Brokopondo-Stausee zu füllen begann, musste der Streckenabschnitt vom Brownsberg-Naturpark zur Seilbahnstation stillgelegt werden. Die Stationen Kabel und Dam versanken im Stausee.
Ab dem Bau des Stausees wurde die Bahnstrecke nur noch von Onverwacht bis Brownsweg befahren.
Der Bahnverkehr wurde 1986 definitiv eingestellt. Anlass war der Beschuss eines fahrenden Schienenbusses, während des gerade begonnenen Bürgerkrieges (1986 bis 1992), bei dem ein Mädchen schwer verletzt wurde.[7][9]
Die Versuche des Niederländers Peter Sul (Lovers Rail) in den 1990er Jahren, die damals verbliebenen 86 Kilometer der Linie insbesondere für den Tourismus zu nutzen, sind gescheitert. Die Fahrzeuge verrosten seitdem zunehmend im Bahnhof Onverwacht. Die Strecke durch den Dschungel ist inzwischen überwuchert und zwischen Paramaribo und Onverwacht fast vollkommen verschwunden.[10]
Schienenfahrzeuge
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Anfangs wurden auf der Lawabahn Dampflokomotiven eingesetzt, aber 1954 wurde für den Personenverkehr auf Schienenbusse mit Dieselmotoren umgestellt.[11]
Dampflokomotiven
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die ersten sechs Dampflokomotiven mit einem Dienstgewicht von jeweils 16 t lieferte das Maschinenbauunternehmen Borsig aus Berlin.[12] Ihre an Straßenbahnlokomotiven erinnernde Kastenbauweise war zuvor schon erfolgreich bei der Bahnlinie Semarang-Joana eingesetzt worden.[13][14][11]
Die Arnold Jung Lokomotivfabrik in Kirchen baute 1905 zwei kleine und nur jeweils 8,5 t schwere Dampfloks für den Einsatz südlich des Flusses Suriname. Diese wurden nach der Verschiffung nach Suriname an der Seilbahnstation zerlegt und mit der Seilbahn über den Fluss transportiert, um auf der anderen Seite wieder zusammengebaut zu werden. Sie wurden auf die Namen Kadjoe (Serien-Nr. PS 820) und Maabo (Serien-Nr. PS 889) getauft.[14]
Die Lokomotivfabrik Krauss & Comp. in München bauten 1908 zwei jeweils 16 t schwere Schwesterlokomotiven mit den Bezeichnungen Gege und Dam (Serien-Nummern 6074 und 6075). Eine davon steht heute(2014) als Denkmal in Onverwacht.[14][11][15]
Eine von der niederländischen Maschinenfabrik Backer & Rueb in Breda 1916 hergestellte Dampflok namens Para (Serien-Nr. 300) ist heute(2014) noch mit zwei Personenwagen im Bahnhof Onverwacht erhalten.[14][11]
Diesel-Triebwagen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein amerikanischer Schienenbus mit der Beschriftung L.S.3 läutete in Suriname den Ersatz von Dampfkraft durch Dieselantriebe ein. Dieser hatte gegenüber den von Dampflokomotiven gezogenen Personenzügen deutlich geringere Wartungs- und Betriebskosten.
1954 bauten Linke-Hofmann-Busch/Büssing in Deutschland ein Drei-Wagen-Set mit 160 PS für die Lawabahn. Es bestand aus einem Schienenbus mit 14 Sitzplätzen der 1. Klasse und 26 Sitzplätzen in der 2. Klasse, einem Zwischenwagen mit 56 Sitzplätzen der 3. Klasse und einem Endwagen mit 31 Sitzplätzen der 3. Klasse sowie einer Ladekapazität von 3 Tonnen Fracht.[14][11]
Außerdem gab es mehrere Rottenkraftwagen und Draisinen.
Personen- und Güterwagen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1904 wurden von dem belgischen Schienenfahrzeughersteller Metallurgique 15 Personenwagen mit einem hölzernen Aufbau mit jeweils 12 Fenstern und fest installierten Sonnenschutzblenden hergestellt. Der gleiche Hersteller lieferte auch sechs gedeckte Güterwagen und 35 Schotterwagen.[11]
Für Ausflüge gab es 3 offene Planwagen[11], die beispielsweise bei der Besichtigung der Eisenbahn und Seilbahn durch den Gouverneur Aarnoud van Heemstra im Juli 1923 eingesetzt wurden. Ein Drehgestell-Flachbettwagen wurde mit einem Kastenaufbau versehen, um eine Rastmöglichkeit in gepflegter Atmosphäre mit Silbergeschirr und Serviettenringen anzubieten.[16]
Bis 1959 wurden 100 vierachsige Kesselwagen zum Transport von Kerosin vom Hafen in Paramaribo zum Flugplatz in Zanderij eingesetzt, ein durch den Funkenflug der Dampflokomotiven nicht ganz ungefährliches Unterfangen.[17][11]
Literatur und Film
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der surinamische Lehrer und Schriftsteller Richard O'Ferrall veröffentlichte 1923 unter dem Pseudonym „Ultimus“ einen satirischen Roman mit dem Titel Zivilisationsarbeit, eine sozial- und wirtschaftspolitische Studie in Romanform[18] über den Bau der Eisenbahn. Der Roman zeichnet ein ironisches Bild von der Gigantomanie der Regierungen, der herablassenden Haltung gegenüber Marrons und Indianern, der Spießigkeit der königlichen Familie und der Idiotie der Zivilisations-Missionen.
Der niederländische Filmemacher Hans Hylkema drehte 2002 im Auftrag des Senders Humanistische Omroep unter dem Titel The Gold Line einen Film über die Eisenbahn. In dieser Dokumentation zeigt er auch alte Schwarz-Weiß-Filme der Lawabahn.[19]
Baupläne
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im November 2014 gab die surinamische Regierung bekannt, dass es detaillierte Pläne für eine neue Strecke von Paramaribo nach Onverwacht gibt. Die niederländische Firma Strukton schlug vor, dass die Strecke von Paramaribo-Poelepantje nach Süden verläuft, mit Haltepunkten in Latour, Hannaslust, Welgedacht sowie zwei Haltepunkten in Lelydorp, einem Haltepunkt in Bernharddorp und dem Endbahnhof in Onverwacht. Dafür wurden 12 Monate Bauzeit und rund 130 Millionen Euro Baukosten veranschlagt. In einer zweiten Phase könnte die Linie zum Flughafen Zanderij verlängert werden.[20][21][22] Dieses Projekt wurde nicht ausgeführt (Stand Januar 2023).
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Fotos vom Rollmaterial auf der Website von Nico Spilt.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ De Vraagbaak: Almanak voor Suriname 1913. 1912. Abgerufen am 6. Mai 2016.
- ↑ a b c The Railways of Surinam, 2014 - Suriname Landspoorweg. Abgerufen am 6. Mai 2016.
- ↑ F.J. Ormeling (Hrsg.), Bos/Niermeyer Atlas der gehele aarde, 40. Auflage, J.B. Wolters, Groningen/Batavia, 1959
- ↑ F.J. Ormeling (Hrsg.), De Grote Bosatlas, 47. Auflage, Wolters-Noordhoff, Groningen, 1971
- ↑ Nieuwe Geïllustreerde Lekturama Encyclopedie, Tirion, Amsterdam, 1981
- ↑ President D Bouterse belooft spoorweg en treinen aan Suriname. (Niederländischer YouTube-Film mit Filmaufnahmen der Lokomotiven Maabo bzw. Kadjoe und der Seilbahn) Abgerufen am 6. Mai 2016.
- ↑ a b Eric Wicherts: The Railway of Suriname. The Landsspoorweg 1902 - 2002. Publisher: Private Rail Consultants - Canada (2004). ISBN 9780973481709, ISBN 0973481706. S. 8 und 13.
- ↑ De Gids: Almanak voor Suriname 1917. S. 99, abgerufen am 6. Mai 2016.
- ↑ Eric Wicherts und Jan Veltkamp: Geschiedenis van de Landsspoorweg. Publisher: Veka Productions. ISBN 9789081675581, ISBN 9081675583. S. 37.
- ↑ Oud-directeur Lovers Rail ziet wat in traject naar Surinaams binnenland. Hoop voor mislukt Lely-spoor. 5. Juni 2001, abgerufen am 4. April 2016 (niederländisch).
- ↑ a b c d e f g h NVBS: Op de Rails. Duparc, H.: Recente reisindrukken bij de Landsspoorweg in Suriname. 6-1974. Abgerufen am 6. Mai 2016.
- ↑ Handelingen der Staten-Generaal. Bijladen. 1923—1924. N°. 5. II. Sur. Hoofstuk L. Land- en Waterwegen en bejbehoorende Werken. ( vom 11. März 2016 im Internet Archive) S. 22. Abgerufen am 6. Mai 2016.
- ↑ NVBS: Op de Rails. Luyken, R.: Spoorwegen in Surinam. 9-1961.
- ↑ a b c d e Steam in Surinam auf www.internationalsteam.co.uk. Abgerufen am 6. Mai 2016.
- ↑ www.steamlocomotive.info/...12132 Abgerufen am 6. Mai 2016.
- ↑ Groepsfoto in rijtuig van trein. (Gruppenfoto im Eisenbahnwagen: Mahlzeit mit dem Ehepaar Calkoen) Abgerufen am 6. Mai 2016.
- ↑ Drehgestell-Kesselwagen. Abgerufen am 6. Mai 2016.
- ↑ Ultimus (Pseudonym des Richard O'Ferrall): Een Beschavingswerk, een sociaal- en economisch-politieke studie in romanvorm. (Niederländisch) Abgerufen am 6. Mai 2016.
- ↑ Railmovies: The Gold Line. Abgerufen am 6. Mai 2016.
- ↑ Suriname railway plan announced. Railway Gazette, 7. November 2014. Abgerufen am 6. Mai 2016.
- ↑ Suriname to build new railway system. ( vom 9. März 2016 im Internet Archive) Jamaica Observer, 8. November 2014. Abgerufen am 6. Mai 2016.
- ↑ Ir. Imro Fong Poen, Ir. Johan Martinus und Kevin van Varsseveld: Verkeersplan Spoorbaan, fase infrastructurele aanpassingen van Wanica West met focus op het verkeer Indira Gandhiweg. ( vom 9. März 2016 im Internet Archive) Version 3 vom 19. Mai 2015. Abgerufen am 6. Mai 2016.
Koordinaten: 5° 35′ 34,4″ N, 55° 11′ 42,9″ W