Landgericht Homberg an der Ohm

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Das 1539 erbaute Rathaus war auch Sitz des Landgerichts

Das Landgericht Homberg an der Ohm war von 1821 bis 1879 ein erstinstanzliches Gericht der ordentlichen Gerichtsbarkeit in der Provinz Oberhessen des Großherzogtums Hessen mit Sitz in Homberg (Ohm).

Ab 1821 trennte das Großherzogtum Hessen auch auf der unteren Ebene die Rechtsprechung von der Verwaltung.

Die bisher von den Ämtern wahrgenommenen Aufgaben wurden Landräten (zuständig für die Verwaltung) und Landgerichten (zuständig für die Rechtsprechung) übertragen.[1] Dabei wurde der Bezirk des Landgerichts Homberg an der Ohm aus dem Amt Homberg an der Ohm, Teilen des Amts Romrod und den dem Staat zustehenden Anteilen am Eußergericht gebildet. Letzteres bildete ein Kondominat zwischen dem Großherzogtum und der Familie der Freiherren von Schenck zu Schweinsberg. An der Rechtsprechung waren die Freiherren von Schenck zu Schweinsberg hier fakultativ weiter beteiligt.[2] Zeitgenössisch wird das so beschrieben: „Die streitige Gerichtsbarkeit […] zu Homberg [wird] auf bestimmte Amtstage von dem [staatlichen] Landrichter und dem von Schenkischen Amtsverweser gemeinschaftlich ausgeübt“.[3] Allerdings war vorgesehen, dass bei Nichterscheinen des Schenkischen Amtsverwesers der staatliche Richter auch alleine entscheiden durfte.[4] Die letzten Reste dieser kondominalen Rechtsprechung gingen erst im Zuge der Märzrevolution 1848 unter.

Übergeordnete Instanz für das Landgericht Homberg an der Ohm war das Hofgericht Gießen.

Gemeinde Herkunft Zugang Abgang Anmerkung
Angenrod Amt Romrod 1821 1839 Landgericht Alsfeld
Appenrod Amt Homberg 1821
Arnshain Eußergericht 1821
Bernsburg Eußergericht 1821
Billertshausen Amt Romrod 1821 1839 Landgericht Alsfeld
Bleidenrod Amt Homberg 1821
Burg-Gemünden Amt Homberg 1821
Büßfeld Amt Homberg 1821
Dannenrod Amt Homberg 1821
Deckenbach Amt Homberg 1821
Ehringshausen Amt Homberg 1821
Elpenrod Amt Homberg 1821
Erbenhausen Eußergericht 1821
Ermenrod Amt Homberg 1821 1831 An das Landgericht Grünberg
Gleimenhain Amt Romrod 1821
Gontershausen Amt Homberg 1821
Haarhausen Amt Homberg 1821
Hainbach Amt Homberg 1821
Heimertshausen Amt Romrod 1821
Höingen Amt Homberg 1821
Homberg (Ohm) Amt Homberg 1821
Kirtorf Amt Romrod 1821
Lehrbach Eußergericht 1821
Leusel Amt Romrod 1821 1821 An das Landgericht Alsfeld
Maulbach Amt Homberg 1821
Nieder-Gemünden Amt Homberg 1821
Nieder-Ofleiden Amt Homberg 1821
Ober-Gleen Eußergericht 1821
Ober-Ofleiden Amt Homberg 1821
Oberndorf Amt Homberg 1821
Otterbach Amt Homberg 1821
Rülfenrod Patrimonialgericht Rülfenrod
der Freiherren Schenck zu Schweinsberg
1822
Schadenbach Amt Homberg 1821
Wahlen Eußergericht 1821
Zell Amt Romrod 1821 1823 An das Landgericht Alsfeld

Weitere Entwicklung

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Leusel wurde schon 1821 wieder abgetrennt und dem Landgericht Alsfeld zugeteilt.[5]

Als 1822 die Freiherren von Schenck zu Schweinsberg die Patrimonialgerichtsbarkeit in den Orten Herrmanstein, Rülfenrod und Wisselsheim an das Großherzogtum abtraten, wurde Rülfenrod dem Landgericht Homberg zugeteilt.[6]

Zum Jahresanfang 1823 wurde die Gemeinde Zell an das Landgericht Alsfeld abgegeben.[7]

1831 wurde die Gemeinde Ermenrod in den Bezirk des Landgerichts Grünberg übertragen.[8]

1839 wechselten die Orte Angenrod und Billertshausen zum Landgericht Alsfeld.[9]

Mit dem Gerichtsverfassungsgesetz von 1877 wurden Organisation und Bezeichnungen der Gerichte reichsweit vereinheitlicht. Zum 1. Oktober 1879 hob das Großherzogtum Hessen deshalb die Landgerichte auf. Funktional ersetzt wurden sie durch Amtsgerichte.[10] So ersetzte nun das Amtsgericht Homberg an der Ohm das Landgericht Homberg an der Ohm. „Landgerichte“ nannten sich nun die den Amtsgerichten direkt übergeordneten Obergerichte. Das Amtsgericht Homberg an der Ohm wurde dem Bezirk des Landgerichts Gießen zugeordnet.[11]

Gerichtsgebäude

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Das Landgericht Homberg an der Ohm hatte seine Diensträume im Rathaus Homberg (Ohm).

Folgende Richter wirkten am Gericht:

  • Landrichter Ludwig Bötticher (1821–1824), später Landrat im Landratsbezirk Kirtorf
  • Landrichter Georg Ludwig Klingelhöfer (1824–1864)
  • Landrichter Ludwig Eckstorm (1865–1870)
  • Landrichter Josef Weyer (1870–1873)
  • Landrichter Wilhelm Eigenbrodt (1874–1879)
  • Otfried Keller: Die Gerichtsorganisation des Raumes Marburg im 19. und 20. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Rechtsgeschichte der „Landschaft an d. Lahn“. Presseamt d. Stadt Marburg, Marburg 1982. ISBN 3-9800490-5-1

Einzelnachweise

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  1. Die Eintheilung des Landes in Landraths- und Landgerichtsbezirke betreffend vom 14. Juli 1821. In: Großherzoglich Hessisches Ministerium des Inneren und der Justiz. (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1821 Nr. 33, S. 403 ff. (Online bei der Bayerischen Staatsbibliothek).
  2. Die Aufhebung der gerichtlichen, polizeilichen und administrativen Gerechtsame im gemeinschaftlichen Euser-Gericht vom 13. März 1822. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 13 vom 10. April 1822, S. 168.
  3. Wagner, S. 64.
  4. Die Aufhebung der gerichtlichen, polizeilichen und administrativen Gerechtsame im gemeinschaftlichen Euser-Gericht vom 13. März 1822. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 13 vom 10. April 1822, S. 168.
  5. Die Zutheilung des Orts Leusel zu dem Landrathsbezirke Romrod und Landgericht und Rentamtsbezirke Alsfeld betreffend vom 15. September 1821. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 47 vom 8. Oktober 1821, S. 602.
  6. Abtretung der Patrimonial-Gerechtsame in den Orten Herrmanstein, Rülfenrod und Wisselsheim betreffend vom 17. April 1822. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 16 vom 29. Mai 1822, S. 187.
  7. Die Zutheilung der Gemeinde Zell zum Landrathsbezirk Romrod, und zum Landgericht und Rentamt Alsfeld betreffend vom 14. Dezember 1822. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 38 vom 27. Dezember 1822, S. 535.
  8. Bekanntmachung, die Zutheilung der Gemeinde Ermenrod zu dem Landrathsbezirke und Landgerichte Grünberg betreffend vom 19. Februar 1831. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 19 vom 11. März 1831, S. 95.
  9. Bekanntmachung, die Trennung der Orte Angenrod und Billertshausen von dem Landgerichts- und Physicatsbezirke Homberg a. d. O. und deren Zutheilung zu dem Landgerichtsbezirke Alsfeld und Physicatsbezirke Romrod betreffend vom 19. April 1839. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 16 vom 30. April 1839, S. 159.
  10. §§ 1, 3 Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 15 vom 30. Mai 1879, S. 197f.
  11. §§ 2, 3 Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 15 vom 30. Mai 1879, S. 197f.

50° 43′ 40,7″ N, 8° 59′ 51,8″ O