Kombinat Polygraph Werner Lamberz

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VEB Kombinat Polygraph Leipzig

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Rechtsform VEB Kombinat
Gründung 1970
Auflösung 1990
Auflösungsgrund Privatisierung
Sitz Leipzig,
Deutschland Demokratische Republik 1949 Deutsche Demokratische Republik
Leitung Eberhard Beschnitt (1984 – 1989)
Thomas Schneider (1990)
(Generaldirektor)
Mitarbeiterzahl 15.550[1]
Branche Maschinenbau
Stand: 30. Juni 1990
Druckmaschinenfertigung in einem Kombinatsbetrieb

Das Kombinat Polygraph Werner Lamberz war ein Industriekombinat mit Stammsitz und Sitz der Kombinatsleitung in Leipzig. Es umfasste acht Volkseigene Betriebe mit über 40 Betriebsteilen der Branche papierverarbeitender Maschinenbau in der gesamten DDR. Die Gesamtzahl der Beschäftigten lag bei etwa 16.000.

Das Kombinat wurde 1970 als Nachfolger der VVB Polygraph gegründet. 1979 erhielt es den Namen des verstorbenen SED-Politbüromitglieds Werner Lamberz. Das Kombinat war direkt dem Ministerium für Werkzeug- und Verarbeitungsmaschinenbau unterstellt. Weitere zentralgeleitete Kombinate des Maschinenbaus können in der Liste von Kombinaten der DDR eingesehen werden.

Stammbetrieb des Kombinats war der VEB Leipziger Buchbindereimaschinenwerke (LBW), der 1960 aus der Fusion der beiden VEB Buchbindereimaschinenwerk Leipzig (ehemals Firma Karl Krause) und VEB Falz- und Heftmaschinenwerk Leipzig (ehemals Firma Gebrüder Brehmer) entstanden war. Weitere wichtige Betriebe waren der VEB Planeta Radebeul, der VEB Plamag Plauen, der VEB Kama (Kartonagemaschinen) Dresden (ab 1985 an Planeta angegliedert) und der VEB Druckmaschinenwerke Leipzig.

Der VE AHB Polygraph Export/Import in Berlin, der dem Ministerium für Außenhandel unterstellt war, war der für Waren des Kombinats zuständige Außenhandelsbetrieb.

Trotz systembedingter Faktoren zum Nachteil der internationalen Wettbewerbsfähigkeit (Investitionsrückstände, Kontingentierung von Material, Verkauf von Lizenzen auf dem Westmarkt usw.) war das Kombinat ein wichtiger Devisenlieferant für die DDR-Volkswirtschaft. Zu Beginn der 1980er Jahre betrug die Exportquote des Kombinats rund 90 % der Gesamtproduktion.[2] Die Betriebe des volkseigenen Kombinats exportierten verschiedene Produkte auch in westliche Märkte. Hier besetzte das Kombinat durch niedrigpreisige Maschinen Marktnischen, beispielsweise in der Bundesrepublik und in den USA. Exportembargos westlicher Staaten wurden teilweise umgangen, indem Produkte, die gemäß der COCOM-Listen restringiert waren (beispielsweise Steuerungstechnik), erst beim Endkunden aufmontiert wurden. Das Kombinat Polygraph war mit dem Kauf des Handelsunternehmens „Royal Zenith“ im Januar 1990 weiterhin die erste ostdeutsche Organisation, die ein US-amerikanisches Unternehmen übernahm.[3] Obwohl das nichtsozialistische Wirtschaftsgebiet (NSW) mit einem Anteil von 60 % an den Exporten eine sehr hohe Wichtigkeit als Absatzmarkt besaß, war die Sowjetunion dennoch größter Einzelabnehmer von Polygraph-Produkten. Die Druckindustrie der Sowjetunion bezog zwischen 70 % und 90 % ihrer Maschinen aus der DDR.[4]

Nach der Wende wurde das Kombinat 1990 aufgelöst und die einzelnen Betriebe privatisiert. Die wichtigsten Betriebe wurden dabei von den westdeutschen Branchenführern übernommen: So war der ehemalige Stammbetrieb der Leipziger Produktionsstandort der Heidelberger Druckmaschinen AG bis zur endgültigen Schließung im Mai 2015. Die Plamag Maschinenbau Plauen wurde von der MAN Roland Gruppe gekauft und Planeta Radebeul wurde Teil der Koenig & Bauer AG Würzburg.

Zugehörige Betriebe

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Zum Kombinat gehörten die folgenden Betriebe:

Commons: Kombinat Polygraph – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. „Die Wirtschaft – Unabhängige Wochenzeitung für Wirtschaft, Handel und Finanzen“ (Hrsg.): Kombinate: Was aus ihnen geworden ist. Reportagen aus den neuen Ländern. Verlag Die Wirtschaft, München 1993, ISBN 3-349-01041-5, S. 377–381. (Anhang: Zentralgeleitete Kombinate der Industrie und des Bauwesens nach Ministerien, Stand 30. Juni 1990, basierend auf Zahlen des statistischen Betriebsregisters der DDR)
  2. Eberhardt Kettlitz: 125 Jahre Drahtheften aus Leipzig. S. 47–49, Heidelberger Druckmaschinen AG (Hrsg.), ISBN 3-00-014717-9
  3. spiegel.de: Kombinat Royal (14.01.1990), abgerufen am 5. Januar 2025
  4. Thomas Biskupek: „Von der DDR nichts gewußt, aber Planeta gekannt“ S. 332, In: Kombinate: Was aus ihnen geworden ist. Reportagen aus den neuen Ländern. Berlin / München, „Verlag die Wirtschaft“ 1993.