Interleukin-10

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Interleukin-10
Interleukin-10
Bändermodell nach PDB 2H24

Vorhandene Strukturdaten: 1ilk, 1inr, 1j7v, 1lk3, 1vlk, 1y6k, 1y6m, 1y6n, 2h24, 2ilk

Eigenschaften des menschlichen Proteins
Masse/Länge Primärstruktur 160 Aminosäuren
Sekundär- bis Quartärstruktur Homodimer
Bezeichner
Gen-Namen
Externe IDs
Vorkommen
Homologie-Familie Hovergen
Übergeordnetes Taxon Gewebetiere, manche Viren[1]
Orthologe
Mensch Hausmaus
Entrez 3586 16153
Ensembl ENSG00000136634 ENSMUSG00000016529
UniProt P22301 P18893
Refseq (mRNA) NM_000572 NM_010548
Refseq (Protein) NP_000563 NP_034678
Genlocus Chr 1: 206.77 – 206.77 Mb Chr 1: 131.02 – 131.02 Mb
PubMed-Suche 3586 16153

Interleukin-10 (oder kurz: IL10, oder veraltet: Cytokine-synthesis inhibitory factor bzw. kurz: CSIF) gehört innerhalb der Zytokine (Botenstoffe des Immunsystems) zu den Interleukinen. Es wird vor allem von Monozyten und ferner von TH2-Lymphozyten sezerniert. Es hat zahlreiche Funktionen in der Regulation des Immunsystems. Es wirkt unter anderem begrenzend und hemmend auf Abwehrvorgänge, die z. B. in einen septischen Schock münden können und schützt damit den Organismus davor, sich durch übersteigerte Entzündungsprozesse selbst zu zerstören. Es ist zusammen mit TGF-β eines der wichtigsten antientzündlichen Zytokine und wichtig zur Entwicklung der Immuntoleranz.[2] Es hemmt die Bildung von Zytokinen der Th1-Antwort und wirkt verlängernd auf das Überleben, Vermehrung und die Antikörperproduktion von B-Lymphozyten. Es blockiert den nukleären Faktor NF-κB und ist in die Regulation des JAK-STAT-Signalweges einbezogen. Interleukin-10 ist ein wesentlicher Immunmodulator im Intestinaltrakt. Ein Mangel geht mit einer Veranlagung zu chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa einher.

Der Präkursor des Interleukin-10 wird beim Menschen auf Chromosom 1 Genlocus q31-32 kodiert. Das Genprodukt umfasst 178 Aminosäuren.

  • IL-10 hemmt die CD-28-Signalgebung und die Bildung von Tumornekrosefaktor, Interleukin-1 (und fördert synergistisch die Bildung eines Interleukin-1-Rezeptorantagonisten), Interleukin-2 und Interleukin-6 in antigenpräsentierenden Zellen wie z. B. Monozyten und dendritischen Zellen und damit indirekt die Aktivierung von T-Lymphozyten.
  • IL-10 hemmt die Aktivierung der Cyclooxygenase-2 durch Lipopolysaccharide in Monozyten.
  • Es lenkt die T-Lymphozytenantwort mehr von der TH1 zu TH2 hin.
  • IL-10 fördert die Proliferation der B-Lymphozyten und ihre Differenzierung zu Plasmazellen. Andererseits hemmt es die IgE-Bildung in Gegenwart von Monozyten.
  • Bei Natürlichen Killerzellen kann IL-10 die Interferon-Bildung hemmen in der Gegenwart von Monozyten oder dendritischen Zellen oder sie verstärken, wenn auf isolierte Natürliche Killerzellen gleichzeitig Interleukin-12 einwirkt.
  • Fördert die Phagozytose und hemmt die Antigenpräsentation bei Monozyten. Monozyten differenzieren weniger zu antigenpräsentierenden und damit die Entzündung allgemein fördernden dendritischen Zellen, sondern mehr zu die Entzündungsursache beseitigenden Makrophagen. Interleukin-10 hemmt aber nicht bereits ausdifferenzierte dendritische Zellen, da diese keinen IL-10-Rezeptor mehr exprimieren.

Pegilodecakin (PEG-hIL-10) ist ein rekombinantes PEGyliertes IL-10, welches in der Tumortherapie getestet wird.[3] Die Hoffnungen stützen sich auf Tierversuche, bei denen intratumorale, zytotoxische CD8+-T-Lymphozyten durch IL-10 aktiviert wurden.[4] Die klinische Anwendung von Pegilodecakin beschränkt sich auf Phase-I-Studien beim Nierenkrebs[5] und diversen soliden Tumoren.[6] Eine Zulassung zur Anwendung am Menschen außerhalb von Studien besteht nicht.

  • T. H. Sky Ng, Graham J. Britton u. a.: Regulation of Adaptive Immunity; The Role of Interleukin-10. In: Frontiers in Immunology. 4, 2013, S. 129, doi:10.3389/fimmu.2013.00129.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. InterPro: IPR000098 Interleukin-10 (englisch)
  2. Gerald Grütz: New insights into the molecular mechanism of interleukin-10-mediated immunosuppression. In: Journal of Leukocyte Biology. Band 77, Nr. 1, Januar 2005, S. 3–15, doi:10.1189/jlb.0904484, PMID 15522916.
  3. J. Randolph Hecht, Sara Lonardi, Johanna Bendell, Hao-Wen Sim, Teresa Macarulla: Randomized Phase III Study of FOLFOX Alone or With Pegilodecakin as Second-Line Therapy in Patients With Metastatic Pancreatic Cancer That Progressed After Gemcitabine (SEQUOIA). In: Journal of Clinical Oncology. Band 39, Nr. 10, 1. April 2021, S. 1108–1118, doi:10.1200/JCO.20.02232, PMID 33555926, PMC 8078437 (freier Volltext).
  4. John B. Mumm, Jan Emmerich, Xueqing Zhang, Ivan Chan, Lingling Wu: IL-10 Elicits IFNγ-Dependent Tumor Immune Surveillance. In: Cancer Cell. Band 20, Nr. 6, Dezember 2011, S. 781–796, doi:10.1016/j.ccr.2011.11.003.
  5. Aung Naing, Kyriakos P. Papadopoulos, Karen A. Autio, Patrick A. Ott, Manish R. Patel: Safety, Antitumor Activity, and Immune Activation of Pegylated Recombinant Human Interleukin-10 (AM0010) in Patients With Advanced Solid Tumors. In: Journal of Clinical Oncology. Band 34, Nr. 29, 10. Oktober 2016, S. 3562–3569, doi:10.1200/JCO.2016.68.1106, PMID 27528724, PMC 5657013 (freier Volltext).
  6. Aung Naing, Deborah J. Wong, Jeffrey R. Infante, W. Michael Korn, Raid Aljumaily: Pegilodecakin combined with pembrolizumab or nivolumab for patients with advanced solid tumours (IVY): a multicentre, multicohort, open-label, phase 1b trial. In: The Lancet. Oncology. Band 20, Nr. 11, November 2019, S. 1544–1555, doi:10.1016/S1470-2045(19)30514-5, PMID 31563517, PMC 8436252 (freier Volltext).