Heinrich Köhler (Politiker, 1878)
Heinrich Franz Köhler (* 29. September 1878 in Karlsruhe; † 6. Februar 1949 ebenda) war ein deutscher Politiker (Zentrum, später CDU).
Leben und Werk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Köhler wuchs als Sohn von Karl Josef Köhler (1847–1907) und dessen Ehefrau Regina geb. Helfrich (1854–1940) in einem proletarischen Umfeld in Karlsruhe auf. Ab 1885 ging er auf die Volks- und Oberrealschule Karlsruhe. Um 1894 war er Finanzgehilfe im mittleren Beamtendienst. 1902 heiratete er seine Jugendliebe Rosel Hauck (1878–1912). Bei den badischen Leibgrenadieren diente er als Einjähriger. Nach einer Ausbildung im Zolldienst wurde er 1911 für die Zentrums-Partei in die Karlsruher Stadtverordnetenversammlung gewählt, der er bis 1920 angehörte. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete Köhler 1913 zum zweiten Mal.[1] Von 1913 bis 1927 vertrat er seine Partei in der Zweiten Kammer der badischen Ständeversammlung bzw. im badischen Landtag. Nach dem Ersten Weltkrieg war er 1920 kurzzeitig Pressechef im Innenministerium.
Er war Finanzminister in Baden von 1920 bis 1927 und in dieser Zeit auch zweimal kurzfristig Staatspräsident und somit Chef der Kabinette Köhler I und Köhler II. Von 1927 bis 1928 amtierte er im Kabinett Marx IV als Reichsminister der Finanzen, anschließend saß er bis 1932 im Reichstag. Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten wurde er kurzzeitig inhaftiert, des Landes Baden verwiesen[2] und zog mit seiner Familie nach Berlin, wo er als Vertreter einer Maschinenfabrik arbeitete. Im Zuge einer Evakuierungsmaßnahme siedelte er im September 1943 mit seiner Frau Elsa geb. Förster (1887–1978) von Berlin nach Mudau um. In dem Dorf im Odenwald, in dem der Neffe seiner ersten Ehefrau als Kaplan tätig war, erlebte er auch das Kriegsende mit.[3]
Nach dem Zweiten Weltkrieg trat er der CDU bei. Ab September 1945 war Köhler Präsident des Landesbezirks Mannheim-Heidelberg, anschließend – unter Einbeziehung von Karlsruhe – des Landesbezirks Baden. Am 29. Oktober 1945 ernannte ihn die amerikanische Militärregierung zum Stellvertretenden Ministerpräsidenten von Württemberg-Baden, das zu diesem Zeitpunkt Nord-Baden und Nord-Württemberg umfasste. Von Mai bis November 1946 bekleidete er im Landtag von Württemberg-Baden das Amt des Wirtschaftsministers, danach bis zu seinem Tode das des Finanzministers.
Köhler war Vater von vier Söhnen und einer Tochter und fand seine letzte Ruhestätte auf dem Hauptfriedhof Karlsruhe.[4] Köhlers unehelicher Sohn mit einer Sängerin, Heinrich Köhler-Helffrich (1904–1960), war Opern- und Festspielintendant in Wiesbaden.[5]
Ehrungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Köhler war Ehrenbürger seiner Heimatstadt Karlsruhe. Am 11. Oktober 1948 wurde ihm in Anerkennung seiner besonderen Verdienste um die Förderung katholischer Belange das Ehrenbürgerrecht der Wallfahrtsstadt Walldürn zuteil.[6] In Karlsruhe wurden ihm zu Ehren der Heinrich-Köhler-Platz und die Heinrich-Köhler-Straße benannt, in Walldürn die Dr.-Heinrich-Köhler-Straße.[7] Die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg verlieh ihm 1923 die Ehrendoktorwürde. Weitere Ehrendoktorwürden bekam er 1926 von der Universität Freiburg und 1927 von der Technischen Hochschule Karlsruhe verliehen.
Des Weiteren wurde er 1921 Ehrenmitglied der K.D.St.V. Normannia zu Karlsruhe im CV[8] und 1926 im Wissenschaftlichen Katholischen Studentenverein Unitas Freiburg.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Klaus-Dietmar Henke: Die amerikanische Besetzung Deutschlands, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 1996, S. 962.
- Uwe Uffelmann: Köhler, Heinrich, in: Badische Biographien, NF 4. Kohlhammer, Stuttgart 1996, S. 163–168 (E-Text)
- Josef Becker: Köhler, Heinrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 12, Duncker & Humblot, Berlin 1980, ISBN 3-428-00193-1, S. 306 f. (Digitalisat).
- Theodor Eschenburg: Offenherzige Erinnerungen. In: Die Zeit, Nr. 10/1965. Rezension über die 1965 veröffentlichten Memoiren Heinrich Köhlers
- Josef Becker: Heinrich Köhler – Lebenserinnerungen des Politikers und Staatsmannes 1878–1949. Kohlhammer, Stuttgart 1964.
- Heinrich Köhler Internationales Biographisches Archiv 10/1949 vom 28. Februar 1949, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
Film
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Das Portrait: Dr. Heinrich Köhler vom Zeitungsjungen zum Staatspräsidenten, SWR, 1965[9]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Heinrich Köhler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Zeitungsartikel über Heinrich Köhler in den Historischen Pressearchiven der ZBW
- Heinrich Franz Köhler in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten
- Online-Findbuch Landesarchiv Baden-Württemberg, Generallandesarchiv Karlsruhe, N Köhler
- Artikel im Stadtwiki Karlsruhe
- Heinrich-Köhler-Schule, Namenspatron – Aufsatz über Heinrich Köhler
- Redebeiträge von Heinrich Köhler im Badischen Landtag in den Digitalen Sammlungen der Badischen Landesbibliothek
- Heinrich Köhler bei leo-bw, dem landeskundlichen Informationssystem Baden-Württemberg
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Landtag Baden Württemberg - Köhler, Dr. h.c. mult., Heinrich (Franz). Abgerufen am 26. Januar 2023.
- ↑ Reinhold Zilch, Bärbel Holtz (Bearb.): Die Protokolle des Preußischen Staatsministeriums 1817–1934/38. Bd. 12/II. In: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Acta Borussica. Neue Folge. Olms-Weidmann, Hildesheim 2003, S. 651f (Online; PDF 2,2 MB).
- ↑ Köhler Heinrich - Detailseite - LEO-BW. Abgerufen am 21. Dezember 2020.
- ↑ Dr Heinrich Franz Köhler (1878-1949) – Find a... Abgerufen am 26. Januar 2023.
- ↑ Köhler-Helffrich, Heinrich | Landeshauptstadt Wiesbaden. Abgerufen am 26. Januar 2023.
- ↑ Unsere Stadt, Historisches und Persönliches, Ehrenbürger. www.wallduern.de, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 26. Februar 2015; abgerufen am 9. März 2015. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Heinrich Köhler – Stadtlexikon. Abgerufen am 27. Januar 2023.
- ↑ Funk, H.: 100 Jahre Normannia Karlsruhe., 1990, S. 247.
- ↑ Das Portrait: Dr. Heinrich Köhler, vom Zeitungsjungen zum Staatspräsidenten, auf ardmediathek.de
Personendaten | |
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NAME | Köhler, Heinrich |
ALTERNATIVNAMEN | Köhler, Heinrich Franz (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politiker (CDU), MdL, MdR |
GEBURTSDATUM | 29. September 1878 |
GEBURTSORT | Karlsruhe |
STERBEDATUM | 6. Februar 1949 |
STERBEORT | Karlsruhe |
- Reichsminister (Weimarer Republik)
- Reichstagsabgeordneter (Weimarer Republik)
- Person (Reichsfinanzwesen)
- Landtagsabgeordneter (Republik Baden)
- Staatsrat (Republik Baden)
- Finanzminister (Republik Baden)
- Staatspräsident (Republik Baden)
- Mitglied der Zweiten Kammer der Badischen Ständeversammlung
- Mitglied der Vorläufigen Volksvertretung für Württemberg-Baden
- Mitglied der Verfassunggebenden Landesversammlung Württemberg-Baden
- Landtagsabgeordneter (Württemberg-Baden)
- Landesminister (Württemberg-Baden)
- Zentrum-Mitglied
- CDU-Mitglied
- Korporierter im CV
- Korporierter im UV
- Ehrendoktor der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
- Ehrenbürger von Karlsruhe
- Ehrenbürger von Walldürn
- Badener
- Deutscher
- Geboren 1878
- Gestorben 1949
- Mann