Die Arglosen im Ausland

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Buchumschlag einer US-amerikanischen Ausgabe von 1884

Die Arglosen im Ausland (The Innocents Abroad, or The New Pilgrims' Progress) ist ein Reisetagebuch des amerikanischen Autors Mark Twain, erschienen 1869. Diese Reise hat 1867 stattgefunden auf dem ausgemusterten Kriegsschiff „USS Quaker City“. Höhepunkt war die Exkursion ins Heilige Land.

Illustration (1855): Der Berg Tabor „steht allein .. [in einer] lautlosen Ebene .. einer Verödung .. wir sahen niemals irgendein menschliches Wesen auf der gesamten Etappe .. äußerst selten irgendwo einmal einen Baum oder Busch. Sogar Olivenbaum oder Kaktus, jene Freunde kargen Bodens, schienen fast vollständig das Land [Galiläa] verlassen zu haben.“ ~ Mark Twain[1][2]

Die Seereise führte von New York über die Azoren und wurde häufig unterbrochen durch kurzfristige Landaufenthalte an den Küstenstädten des Mittelmeeres (Gibraltar, Tanger, Athen, Smyrna, Beirut), eine Eisenbahnfahrt von Marseille nach Paris zur Weltausstellung Paris 1867 sowie eine Eisenbahnfahrt durch Italien mit Genua, Mailand, Venedig, Florenz, Pisa, Rom und Neapel, außerdem durch eine Extratour durch das Schwarze Meer nach Odessa und einen Abstecher zu den ägyptischen Pyramiden gegen Ende der Reise.

Besondere Bekanntheit erlangte das – gut zehn Jahre vor der ersten Einwanderungswelle des politischen Zionismus (Erste Alija) verfasste – Buch durch seine Beschreibung Palästinas, sogar der heute äußerst fruchtbaren Jesreelebene in Galiläa als baumlose Desertifikation mit teils fruchtbarem, aber unkultiviertem Boden, versteppt, verödet, versumpft, menschenleer[3], heruntergekommen und armselig.[4] Immer wieder bringt Twain seine Geringschätzung für das Osmanische Reich zum Ausdruck, als dessen Erkennungszeichen er Dreck und Armut bezeichnet. Diesem gesellt er, als Gegenbild, ein modernes, erfolgreiches, aufblühendes Amerika bei.

Dieses Buch war Twains erfolgreichstes Werk zu seinen Lebzeiten und eine der meistgelesenen Reisebeschreibungen überhaupt. Es erschien anfangs tageweise in einigen amerikanischen Zeitungen – noch während der Reise – und wurde erst später zu einem Buch zusammengefasst.

Auf den ersten Blick scheint es sich um eine der damals üblichen Reiseerzählungen zu handeln. Aber Twain benutzte die Gelegenheit, um seine ganz persönlichen Ansichten über Land und Leute, Kultur und Religion der jeweiligen Städte zum Besten zu geben, teilweise in einer sehr drastischen Sprache. Häufig beschwerte er sich über die Beschreibungen anderer Reiseschriftsteller, die angeblich viele Orte und Sitten deutlich zu positiv bewertet hätten.

  • Mark Twain: Die Arglosen im Ausland. Deutsch von Ana Maria Brock. Diogenes, Zürich 1990, ISBN 3-257-21879-6.
  • Mark Twain: Unterwegs mit den Arglosen. Die Originalreportagen aus Europa und dem Heiligen Land. Aus dem Amerikanischen übersetzt und herausgegeben von Alexander Pechmann. mareverlag, Hamburg 2021, ISBN 978-3-86648-655-3.

Einzelnachweise

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  1. Lawrence Teacher; Kurt Vonnegut: The unabridged Mark Twain : Volume 2. Unabridged Auflage. Courage Books, Philadelphia, Pa 1997, ISBN 978-0-7624-0181-9, S. 283–284, 304, 430 (englisch): "Tabor stands solitary .. [in a] silent plain .. a desolation .. we never saw a human being on the whole route .. hardly a tree or shrub anywhere. Even the olive tree and the cactus, those fast friends of a worthless soil, had almost deserted the country" ~ Mark Twain, 1867
  2. Twain Mark, Tsel Harim (ed.): The Innocents Abroad. Machon Helkat Hasadeh Elon Moreh, Israel, archiviert vom Original am 23. Mai 2002; abgerufen am 16. Februar 2015.
  3. Yehuda Karmon: Israel : eine geographische Landeskunde. 2., überarb. und aktualisierte Auflage. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1983, ISBN 3-534-08675-9, S. 52 ff. „Zu Begin des 19. Jahrhunderts hatte Palästina seinen absoluten Tiefstand erreicht, seine Bevölkerungszahl war .. die es zu Begin der Türkenherrschaft gehabt hatte [<300.000] .. in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte ein langsamer Aufstieg ein .. durch die Besetzung Palästinas und Syriens durch Ägypten (1832-1840) .. als Reaktion [verlangten] die europäischen Mächte .. eine Verstärkung ihres politischen Einflusses .. nach 500 Jahren durften zum ersten Male in Palästina wieder Kirchen gebaut und Schulen und Krankenhäuser errichtet werden .. Gleichzeitig begann die Organisation von Pilgerfahrten, die jährlich viele Tausende von Besuchern ins Land brachten. Ein weiterer Entwicklungsfaktor war die Eröffnung des Suezkanals (1869) .. erste wissenschaftliche Kartierung Israels .. in den Jahren 1871-78 .. Dieser Schätzung nach betrug die Bevölkerung Palästinas .. 450.000 Einwohner .. Geografisch gesehen waren die Ebenen und ein Großteil der Küste noch immer fast unbewohnt und versumpft, von den 700 Siedlungen lagen 600 im Bergland ... “
  4. Siehe Kapitel 47, 49, 52; in der zweibändigen Ausgabe, siehe Band II, Kapitel 20, 22, 25.