Decknamen deutscher Militäroperationen im Zweiten Weltkrieg erfanden und verwendeten das NS-Regime und die Wehrmacht, um Gegner und untergeordnete Dienstgrade über Ziel und Umfang der geplanten Aktionen im Unklaren zu lassen und ein Überraschungsmoment für die Ausführung auszunutzen.
In einigen Planungen wurden Aktionen der Alliierten unterstellt, um eine Studie der notwendigen Gegenmaßnahmen vorzunehmen, siehe z. B. Sprotte, oder eventuell doch selbst aktiv zu werden: siehe Richard. Kam es dann tatsächlich durch Alliierte zu den ‚korrespondierenden‘ Operationen, war die Wehrmacht in der Regel aus materiellen Gründen nicht in der Lage zu reagieren oder die Pläne waren veraltet.
Während die Alliierten den Decknamen meist den Begriff „Operation“ voranstellten, verwendeten die Deutschen schon vor Beginn des Zweiten Weltkriegs bei der Planung ihrer Vorhaben den Begriff „Fall“ und für die jeweiligen Maßnahmen vorzugsweise den Begriff „Unternehmen“.[1][2]
Plan von Anfang 1941 zur Landung von Truppen in Albanien zur direkten Unterstützung Italiens gegen Griechenland, fallengelassen zugunsten von Marita. Siehe auch Sonnenblume.
Altenbeken
Landung in Åndalsnes am 9. April 1940 (Teil von Weserübung-Nord)[3]
Altona
Landung in Arendal am 9. April 1940 (Teil von Weserübung-Nord)[3]
Einmarsch in den bis dahin unbesetzten Teil Frankreichs am 11. November 1942, als Reaktion auf die Kapitulation der Vichy-Truppen in Nordafrika gegenüber den am 8. November gelandeten alliierten Truppen. Ursprüngliche Bezeichnung: Atilla[4]
Ursprünglich ein Plan aus dem Dezember 1940 zur Besetzung des unbesetzten Teils Frankreichs im Falle des Abfalls der Vichy-Truppen in den französischen Kolonien, der dann als Anton ausgeführt wurde.[4] 1941 ein Plan zur Unterstützung der Vichy-Franzosen in Nahost
Auster
Überlegungen für einen Überfall auf Dänemark und Norwegen (vorher Studie Nord); Deckname ab 23. Januar 1940 in Gebrauch; später Weserübung bzw. Weserübung-Nord und Weserübung-Süd.[3]
Deutsche Luftangriffe im Westen auf alliierte Flugplätze am 1. Januar 1945 waren die letzte große zusammenhängende Aktion der Luftwaffe, mit welcher während der Ardennenoffensive die taktische Luftüberlegenheit der Alliierten gebrochen werden sollte
Ab dem 30. Juni 1942 Bezeichnung des Fall Blau für einen zweiten Teil der Sommeroffensive der Wehrmacht im Juli und August 1942 im Süden der Ostfront in der Sowjetunion, zerfällt wiederum in Unternehmen Clausewitz und Unternehmen Dampfhammer
Frontbegradigung des Bogens bei Rschew vom 1. März bis 16. März 1943. Durch den freiwilligen Rückzug der Heeresgruppe Mitte, von Kluge, wurden 230 Kilometer Frontlinie und damit 21 Divisionen eingespart.
Teil des Unternehmens Eisenhammer: Geplanter Luftangriff mit Treibminen auf mehrere Talsperren in der Sowjetunion Ende 1944. Wurde aus Gründen der Witterung zunächst auf unbestimmte Zeit verschoben und auch 1945 nicht mehr durchgeführt.
Evakuierung aller Berliner Gebäude und Gebiete Ende April 1945, in denen Regierungs-, Wehrmacht- und SS-Dienststellen untergebracht waren sowie die Zerstörung amtlicher Akten, Urkunden und Schriftstücke
Zurücknahme des Frontbogens bei Orjol um die Truppen östlich von Brjansk einzusetzen; auf Drängen der Heeresgruppe Mitte am 1. August 1943 genehmigt, nachdem Unternehmen Zitadelle gescheitert war und nunmehr russische Offensiven aufgehalten werden mussten
Haifisch
Tarnunternehmen im Zusammenhang mit Barbarossa, vgl. Harpune
Hitlers Anordnung vom 19. März 1945, bei Rückzug alle Einrichtungen zu zerstören, die dem Gegner nützlich sein könnten, und nur Verbrannte Erde zu hinterlassen; dieser Befehl wurde nur teilweise befolgt.
Plan zur endgültigen Eroberung des eingeschlossenen Leningrads für den 14. September 1942; da die 11. Armee aber im Raum Schlüsselburg seit 27. August 1942 eine sowjetische Offensive aufhalten musste, wurde der Plan nie umgesetzt.
Vorstoß im nördlichen Elsass durch das XXXIX. Panzerkorps und das XIII. SS-Armeekorps ab 31. Dezember 1944, der einen Gegenstoß in die linke Flanke der Ardennenoffensive verhindern und das Elsass zurückgewinnen sollte. Blieb am 9. Januar 1945 südlich von Weißenburg liegen, Straßburg konnte von den Alliierten gehalten werden.
zunächst als „Sonderfall Otto“ als Eventualplan für Österreich aus dem Jahr 1937, falls dort die Monarchie wieder an die Macht käme; von Hitler dann zur militärischen Weisung Nr. 1: „Unternehmen Otto“ „für den bewaffneten Einmarsch der Wehrmacht in Österreich“[8] umbenannt
Ab Sommer 1940 Truppenverlegungen und diverse Planungsstufen, das Heer im selben Jahr kriegsbereit gegenüber der Sowjetunion zu machen (bei Generalstabschef F. Halder).[9] Zum Teil deckungsgleich mit „Unternehmen Barbarossa“
im März 1943, zuerst als „Unternehmen Bärenfang“ bezeichnete, für den Spätsommer 1943 geplante Großoffensive der Heeresgruppe Nord zur Begradigung der Wolchow-Front durch Bereinigung des Pogst'e-Kessels und Verstärkung der Leningrader Blockade.[10][11]
Operation deutscher U-Boote vor der amerikanischen Ostküste ab 11. Januar 1942. Bis Ende Januar versenkten fünf U-Boote, U 66, U 109, U 123, U 125, U 130, 25 Schiffe und die Operationen wurden nach dem Erfolg fortgesetzt. Während dieser sogenannten Zweiten glücklichen Zeit für die deutschen U-Boote wurden insgesamt 397 Schiffe vor der Küste Nordamerikas versenkt.
Plan des Reichsführers SS Heinrich Himmler, die Bevölkerung Osteuropas zu dezimieren, Vertreibungs- und Kolonisationspläne; nur zum Teil verwirklicht, siehe auch Generalplan Ost
Einschleusung von deutschen Spionen nach Ägypten 1941
Sanssouci
Sabotageoperationen der Abwehr in Dänemark in der Nacht vom 8./9. April 1940, um die Besetzung Dänemarks (9. April 1940) vorzubereiten; Angriffe auf Nachrichtenverbindungen und den Bahnhof Tinglev[3]
Sardine
Studie über eine feindliche Landung in der südlichen Adria
Wetterstation der deutschen Kriegsmarine auf Franz-Josef-Land von 1943 bis 1944
Schlingpflanze
Plan zur nördlichen Erweiterung des Flaschenhalses zum Kessel von Demjansk 1942
Schneesturm
Kampf des V. SS-Gebirgskorps gegen Tito in Ost-Bosnien vom 18. bis 31. Dezember 1943 als Fortsetzung von Kugelblitz, 2000 Partisanen sollen getötet worden sein
Schulung
Studie von 1935 zum Angriff auf die Tschechoslowakei und gleichzeitige Verteidigung des Reichs im Westen
Plan einer Landung in England von 1940 lt. Weisung Nr. 16 des Führerhauptquartiers; am 12. Oktober 1940 teilte das OKW die Entscheidung mit, Seelöwe nur noch als Druckmittel zu betreiben; die endgültige Einstellung erfolgte am 10. Januar 1941
Aufmarsch in Finnland gegen die Sowjetunion im Mai/Juni 1941, aufgeteilt in Platinfuchs, nördlicher Vorstoß gegen Murmansk, und Polarfuchs, südlicher Vorstoß an das Weiße Meer
Rammverband der Luftwaffe im Frühjahr 1945; Erst-Einsatz am 4. April 1945 im Luftraum über Magdeburg; 77 Piloten kamen bei diesem ersten Einsatz ums Leben
Verlegung deutscher Truppen nach Nordafrika; Durchführung Januar/Februar 1941; das Afrikakorps („Sperrverband Afrika“) erreichte erstmals mit Konvoi vom 8. bis 11. Februar 1941 sein Zielgebiet und begann den Afrikafeldzug der Wehrmacht
Eroberung von Sewastopol ab 7. Juni 1942 durch die 11. Armee unter Generaloberst von Manstein, der nach seinem Sieg am 1. Juli 1942 zum Generalfeldmarschall befördert wurde
Während der Schlacht um Budapest sollten angeworbene einheimische Sonderkräfte als sogenannte „Residenten“ in Budapest getarnt verbleiben, um Spionage und Sabotagemaßnahmen gegen die sowjetischen Truppen durchzuführen.
Am 31. Juli 1943 gefasste Bestimmung zur Niederschlagung innerer Unruhen; die Bewegung des 20. Juli 1944 versuchte diesen Erlass zum Sturz des Naziregimes zu benutzen, scheiterte aber an dem fehlgeschlagenen Attentat auf Hitler
Wallenstein I, Unternehmen
Unternehmen gegen italienische Partisanen vom 1. bis 7. Juli 1944 im nördlichen Apennin in der Provinz Parma
Wallenstein II, Unternehmen
Unternehmen gegen italienische Partisanen in der zweiten Julihälfte 1944 im nördlichen Apennin in den Provinzen Parma, Piacenza, Genua und La Spezia
Wallenstein III, Unternehmen
Unternehmen gegen italienische Partisanen in der zweiten Julihälfte 1944 im nördlichen Apennin in den Provinzen Reggio Emilia und Modena
Plan am 12. Dezember 1942 von Südwesten her eine Verbindung zu dem eingeschlossenen Stalingrad herzustellen um den Ausbruch einzuleiten; nach einer Annäherung bis auf 55 Kilometer an den Belagerungsring, wurde der Versuch am 23. Dezember 1942 abgebrochen
Angriffsplan im Kursk-Bogen 1943; gilt als eine der größten Panzerschlachten, wenn nicht sogar die größte Panzerschlacht aller Zeiten; ursprünglich für den 13. März 1943 geplant, erfolgte der Angriff erst am 5. Juli 1943, da die operative Überraschung verloren gegangen war, scheiterte die Offensive und wurde am 13. Juli eingestellt
Walther Hubatsch (Hrsg.): Hitlers Weisungen für die Kriegführung 1939–1945. Dokumente des Oberkommandos der Wehrmacht.Bernard & Graefe, 1962. Taschenbuchausgabe 1964, PDF.
Percy E. Schramm (Hrsg.): Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht 1939–1945; Studienausgabe 1982.
Decknamenbuch, Anlage 8 zum Beiheft zur H.Dv. 427, (Schutz des Nachrichtenverkehrs im Heere), 1944, ISBN 978-3-7504-5176-6.
↑bspw. Adolf Hitlers Weisung für den bewaffneten Einmarsch der Wehrmacht in Österreich (Unternehmen Otto) vom 11. März 1938 oder die Weisung für den Fall Weiß vom 31. August 1939
↑Werner Uhlich: Decknamen deutscher Unternehmen und Vorhaben im Zweiten Weltkrieg, Jahresbibliographie der Bibliothek für Zeitgeschichte Stuttgart, Jahrgang 44, 1972, S. 490–534, Bernard & Graefe Verlag
↑ abcdefghijklmnopKlaus-Jürgen Thies: Weserübung: die Besetzung Dänemarks und die Eroberung Norwegens, 9. April bis 10. Juni 1940: Ein Lageatlas der Operationsabteilung des Generalstabs des Heeres. Biblio, 1991, ISBN 3-7648-1761-5, Anlage 4.
↑John Zimmermann: Die Militärische Niederwerfung der Wehrmacht. Hrsg.: Müller, Rolf-Dieter (= Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Band10/1). Deutsche Verlags-Anstalt, München 2008, ISBN 978-3-421-06237-6, Die deutsche militärische Kriegführung im Westen 1944/45, S.277–490; hier: 413.
↑Pier Paolo Battistelli: Assault on the Gothic Line 1944: The Allied Attempted Breakthrough into Northern Italy. Osprey Publishing, 2023, ISBN 978-1-4728-5014-0, S.82f. (englisch).