Charlotte Wolter
Elisabeth Charlotte Wolter, verheiratete Gräfin O’Sullivan-Wolter (* 1. März 1834 in Köln[1]; † 14. Juni 1897 in Hietzing/Wien), war eine deutsche Schauspielerin. Sie war bekannt für ihre selbst entworfenen Kostüme und ihre kräftige Mezzosopran-Stimme (den „Wolter-Schrei“).
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Charlotte Wolter wurde als Tochter des Schreibers Heinrich Wolter und dessen Ehefrau Antonetta Wolter, geb. Almstaedt, im Haus Hämergasse 10 in Köln geboren.[1] Ihre professionelle Laufbahn (nach frühen Ballettauftritten und einer Schauspiel-Ausbildung in Wien) begann sie in Pest (heute Teil von Budapest), spielte dann in Tourneetheatern und am Carltheater in Wien und erhielt 1859 ein Engagement am neuerbauten Victoriatheater in Berlin, wo sie bis 1861 tätig war.
Ihre Darstellung der Hermione in Shakespeares Wintermärchen fand große Anerkennung und hatte auch ein erfolgreiches Gastspiel am Wiener Hofburgtheater zur Folge. Sie hatte sich zwar mittlerweile beim Thalia-Theater in Hamburg auf drei Jahre verpflichtet; doch gelang es ihr schon nach zwei Jahren, eine gütliche Lösung des Kontrakts zu bewirken, und die Künstlerin wurde so bereits 1862 für das Burgtheater in Wien gewonnen, wo sie in vielen Rollen als tragische Heldin gefeiert wurde.
Zu ihrem Repertoire gehörten die Titelrollen in Racines Phèdre, Schillers Maria Stuart, Grillparzers Sappho und Medea sowie Eugène Scribes Adrienne Lecouvreur, daneben die Rollen der Lady Macbeth in Shakespeares Stück, die der Gräfin Orsina in Lessings Emilia Galotti und jene der Messalina (in Adolf von Wilbrandts heute vergessenem Trauerspiel Arria und Messalina), die Begum Somru Friedrich Halms, die Klara in Hebbels Maria Magdalena und die Kriemhilde in dessen Nibelungen-Trilogie.
Charlotte Wolter war mit dem belgischen Diplomaten Graf Charles O’Sullivan de Grass (1837–1888) verheiratet.[2]
1892 gab sie Hermann Bahr ein Interview über den neuen Stil an den Theaterbühnen. Dieses erschien zuerst in der Deutschen Zeitung[3] und in Folge in Bahrs Studien zur Kritik der Moderne.[4]
Beigesetzt wurde sie in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 32 A, Nummer 20), ihrem Wunsch entsprechend im Kostüm der Iphigenie aus Goethes gleichnamigem Schauspiel, ihrer erfolgreichsten Rolle. 1898 benannte man die Woltergasse in Wien-Hietzing nach ihr.
Porträt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Wilhelm Breuning: Charlotte Wolter, Tragödin als 'Deborah'. Ambrotypie, 1861.[5]
- Hans Makart: Gemälde Der Einzug Karls V. in Antwerpen, 1878, linke Ecke mit Kind
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ludwig Eisenberg: Großes biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. Verlag von Paul List, Leipzig 1903, S. 1147 ff., (Textarchiv – Internet Archive).
- Berta Niederle: Charlotte Wolter, Leben, Werden und Briefe der grossen Tragödin, Paul Zolnay Verlag 1948.
- Österreichisches Biographisches Lexikon: O'Sullivan de Grass
- C. Bernd Sucher (Hrsg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. 2. Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S. 780.
- Constantin von Wurzbach: Wolter, Charlotte. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 58. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1889, S. 87–94 (Digitalisat).
- Alexander von Weilen: Wolter, Charlotte. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 44, Duncker & Humblot, Leipzig 1898, S. 167–170.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Personenstandsarchiv Rheinland, Zivilstandsregister, Landgerichtsbezirk Köln, Standesamt Köln, Geburten, 1834 Band 1, Nr. 415 (Nachweis Geburtsdatum und Vornamen).
- ↑ Todesanzeige. 14. September 1888, abgerufen am 6. November 2016.
- ↑ Hermann Bahr: Der neue Stil. Ein Wiener Interview. In: univie.ac.at. 20. November 1892, archiviert vom am 6. November 2016; abgerufen am 15. Oktober 2023.
- ↑ Digitalisat, ganz unten. 1893, abgerufen am 6. November 2016.
- ↑ Staatsarchiv Hamburg, Signatur 720-1/343-1_00019980
Personendaten | |
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NAME | Wolter, Charlotte |
ALTERNATIVNAMEN | Wolter, Elisabeth Charlotte (Geburtsname) |
KURZBESCHREIBUNG | deutsch-österreichische Schauspielerin |
GEBURTSDATUM | 1. März 1834 |
GEBURTSORT | Köln |
STERBEDATUM | 14. Juni 1897 |
STERBEORT | Wien |