Anthracotheriidae
Anthracotheriidae | ||||||||||||
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Lebendrekonstruktion von Anthracotherium magnum aus dem europäischen Oligozän. | ||||||||||||
Zeitliches Auftreten | ||||||||||||
mittleres Eozän bis spätes Pliozän | ||||||||||||
38 bis 2,4 Mio. Jahre | ||||||||||||
Fundorte | ||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Anthracotheriidae | ||||||||||||
Leidy, 1869 |
Die Anthracotheriidae sind eine ausgestorbene Gruppe von äußerlich schweine- bis flusspferdähnlichen Paarhufern, die vom mittleren Eozän bis zum späten Pliozän lebten. Fossilien der Tiere wurden oft in Ablagerungen von Süßgewässern gefunden und lassen auf eine aquatische Lebensweise vieler Anthracotheriidengattungen schließen.
Stammesgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sie erscheinen im ausgehenden Mittleren Eozän in Europa und Asien und erreichten im späten Eozän Nordamerika und im Oligozän Afrika.[1] Europa wurde nur zeitweise von Anthracotherien besiedelt. Im späten Eozän und frühen Oligozän war Elomeryx weit verbreitet.[2] Im späten Oligozän, vor 30 Millionen Jahren starben die meisten Anthracotheriidae im Zuge einer weltweiten Abkühlung und einer davon verursachten Desertifikation in Europa wieder aus.[3] Neue Formen kamen, im Zuge eines europäisch-afrikanischen Faunenaustausches, im frühen Miozän nach Europa, starben aber bald wieder aus und können bereits im mittleren Miozän nicht mehr nachgewiesen werden.[4] Einige morphologisch primitive Anthracotherien überlebten auf einer aus dem heutigen Sardinien und der Toskana bestehenden isolierten Insel im Mittelmeer allerdings länger.[5] In Afrika überlebten die Anthracotheriidae bis zum Ende des Miozäns,[6] in Asien bis zum Oberen Pliozän.[7] Sie stellen die Ursprungsgruppe der Flusspferde dar, die sich in Afrika entwickelten.[8]
Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Tiere waren schwer gebaut und erreichten Körpergrößen zwischen denen eines mittelgroßen Hundes und der von Flusspferden. Ihr Äußeres vermittelte zwischen schweine- und flusspferdartig. Die Beine waren kurz und gedrungen, der Schädel breit und schweineartig. Die Backenzähne waren quadratisch.
Die ersten Anthracotherien waren schweineartig und erreichten die Größe eines Wildschweins oder blieben kleiner. Ihre Bezahnung war bunodont. Wahrscheinlich waren die Tiere Allesfresser.[9] Seit dem späten Eozän wurden sie größer und entwickelten, jetzt als reine Pflanzenfresser, eine selenodonte Bezahnung. Sie behielten immer fünf Zehen an den Vorderfüßen und vier an den Hinterfüßen, wobei die außen stehenden etwas zurückgebildet waren.[10]
Äußere Systematik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Trotz der äußeren Ähnlichkeit der frühen Anthracotheriidae mit Schweineartigen besteht keine nähere Verwandtschaft. Die letzten Vertreter der Anthracotheriidae, die Bothriodontinae, ähnelten stark den Flusspferden, und heute nehmen viele Wissenschaftler an, dass sie die Gruppe sind, aus der die Flusspferde hervorgegangen sind.[11] Dabei gilt Epirigenys innerhalb der Anthracotheriiden als nächster Verwandter der Flusspferde, das im Jahr 2015 erstbeschrieben wurde. Nachgewiesen ist die Gattung über Unterkiefer- und Zahnreste aus Kenia, die ins Oligozän datieren und somit knapp 30 Millionen Jahre alt sind.[8] Die Flusspferde wären damit im phylogenetischen Sinn rezente Anthracotheriiden und diese wären damit nicht ausgestorben.
Innere Systematik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Anthracotheriidae
- Siamotherium
- Anthracohyus
- Epirigenys[8]
- Anthracotheriinae
- Microbunodontinae
- Bothriodontinae
Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Donald R. Prothero, Scott E. Foss (Hrsg.): The Evolution of Artiodactyls. Johns Hopkins University Press, Baltimore MD 2007, ISBN 978-0-8018-8735-2.
- Alan Turner, Mauricio Antón: Evolving Eden. An Illustrated Guide to the Evolution of the African Large Mammal Fauna. Columbia University Press, New York NY 2004, ISBN 0-231-11944-5.
- Jordi Augusti, Mauricio Antón: Mammoths, Sabertooths, and Hominids. 65 Million Years of Mammalian Evolution in Europe. Columbia University Press, New York NY u. a. 2002, ISBN 0-231-11640-3.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- The Paleobiology Database Anthracotheriidae
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Thomas S. Kemp: The Origin & Evolution of Mammals. Oxford University Press, Oxford 2005. ISBN 0198507615
- ↑ Agusti & Anton, Seite 61
- ↑ Agusti & Anton, Seite 83
- ↑ Agusti & Anton, Seite 106
- ↑ Agusti & Anton, Seite 197
- ↑ Patricia A. Holroyd, Fabrice Lihoreau, Gregg F. Gunnell und Ellen R. Miller: Anthracotheriidae. In: Lars Werdelin und William Joseph Sanders (Hrsg.): Cenozoic Mammals of Africa. University of California Press, Berkeley, Los Angeles, London, 2010, S. 843–851
- ↑ Rattanaphorn Hanta, Benjavun Ratanasthien, Yutaka Kunimatsu, Haruo Saegusa, Hideo Nakaya, Shinji Nagaoka und Pratueng Jintasakul: A New Species of Bothriodontinae, Merycopotamus thachangensis (Cetartiodactyla, Anthracotheriidae) from the Late Miocene of Nakhon Ratchasima, Northeastern Thailand. Journal of Vertebrate Paleontology 28 (4), 2008, S. 1182–1188
- ↑ a b c Fabrice Lihoreau, Jean-Renaud Boisserie, Fredrick Kyalo Manthi und Stéphane Ducrocq: Hippos stem from the longest sequence of terrestrial cetartiodactyl evolution in Africa. Nature Communications 6, 2015 doi:10.1038/ncomms7264
- ↑ Agusti & Anton, Seite 59
- ↑ Agusti & Anton, Seite 73
- ↑ Jean-Renaud Boisserie, Fabrice Lihoreau und Michel Brunet (February 2005): The position of Hippopotamidae within Cetartiodactyla. Proceedings of the National Academy of Sciences 102 (5): 1537–1541. doi:10.1073/pnas.0409518102