Abenteuer des kleinen Vigg am Heiligabend
Die Abenteuer des kleinen Vigg am Heiligabend (Originaltitel: Lille Viggs äfventyr på julafton) ist ein schwedisches Weihnachtsmärchen in Prosa mit Gedichten in Versform. Es wurde von Viktor Rydberg auf Initiative von Sven Adolf Hedlund geschrieben und erstmals am 23. Dezember 1871 in der Weihnachtsausgabe von Göteborgs Handels- och Sjöfartstidning veröffentlicht. Es wurde zunächst von Jenny Nyström und später von Ottilia Adelborg illustriert.
Es ist das am häufigsten gedruckte und übersetzte Werk Rydbergs und das einzige seiner Werke, das in außereuropäische Sprachen übersetzt wurde.
Handlung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Geschichte wird der kleine Vigg vom örtlichen Weihnachtstomte bei der Hütte von Mutter Gertrud, die ihn aufgenommen hatte und einsam und etwas ärmlich mit ihm im Moor lebt, mit einem Schlitten und vier kleinen Pferden abgeholt. Der Weihnachtstomte nimmt den kleinen Vigg mit auf eine Tour durch verschiedene schwedische Höfe und Häuser. Dort unterhält sich der Weihnachtstomte mit den örtlichen Haustomte und fragt, wie sich die Bewohner im vergangenen Jahr verhalten haben. Wenn sie fleißig und freundlich gewesen sind, erhalten sie von ihm Geschenke und gute Wünsche. Vigg lernt auf dieser Reise viele Orte kennen, das Pfarrhaus gefällt ihm besonders gut. Unterwegs im Wald treffen sie auf einen Tomte, der den Hof der Familie verlassen hatte, um sich eine andere Heimat zu suchen, da der Vater trinkt, die Mutter böse ist und die Kinder ungezogen. Der Weihnachtstomte bittet ihn dennoch zu bleiben und zu versuchen, das Leben der Familie zu verbessern, damit auch sie im kommenden Jahr Geschenke bekommen können.
Sie besuchen auch ein Herrenhaus, in dem ein Adliger sich auf seine Bildung beruft, die er aber bereits vergessen hat, und einen Nachbarn hat, der nur seine Bibel und das Gesetzbuch als Amtmann kennt, auch dort lassen sie viele Geschenke zurück. Sie kommen zu einem Haus, in dem ein Junge im selben Alter wie Vigg lebt und ein kleines Mädchen. Der Weihnachtstomte nimmt Vigg nicht mit in das Haus, damit Vigg diese nicht kennenlernt, denn der Junge wird später sein Gefährte im Kampf werden und das Mädchen seine Frau. Schließlich besuchen sie noch den König, um dem Sohn des Königs Geschenke zu bringen. Diese sind nicht nur prächtig, sie zeigen nicht nur Schiffe auf See, Soldaten und Pferde im Kampf, sondern auch die Werktätigen, die teils schlimmen Hunger leiden, und sollen den Sohn des Königs auch auf die armen Menschen aufmerksam machen.
Danach fahren sie zum Bergkönig und unterwegs ist Vigg ungeduldig und möchte nach all den prächtigen Geschenken sehen, ob der Weihnachtstomte auch für ihn ein ebenso prachtvolles Geschenk hat. Der Tomte möchte ihm dies zunächst nicht zeigen, gibt ihm dann jedoch ein Paar Socken, die er für den kleinen Vigg vorgesehen hat. Viggs eigene Socken sind löchrig und kaputt, schon mehrfach von Mutter Gertrud geflickt, dennoch freut er sich nicht über dieses Geschenk, sondern wird böse und undankbar. So schweigen sie auf dem weiteren Weg zum Bergkönig. Sie erreichen einen Berg, verlassen den Schlitten und gehen durch eine Öffnung, die sich für sie auftut. Im Berg ist es dunkel und der kleine Vigg fürchtet sich. Der Weg wird nur durch die leuchtenden Augen von Vipern und Fröschen erhellt. Der Weihnachtstomte erklärt Vigg, diese würde es nur geben, weil sie aus neidischen und undankbaren Gedanken entstanden seien. Sie sehen eine sehr dicke und fette Kröte. Diese sei entstanden, als der Weihnachtstomte dem kleinen Vigg die Socken gezeigt hätte. Daraufhin schämt sich der kleine Vigg. Sie gehen einen langen Weg durch den Berg und es wird nach und nach heller, bis sie die strahlende Halle des Bergkönigs erreichen. Diese ist mit Bergkristallen ausgekleidet und in denen bricht sich das Licht der von Zwergen in der Halle gehaltenen Fackeln. Der Bergkönig sitzt auf einem goldenen Thron, gekleidet in ein Gewand, welches mit Edelsteinen besetzt ist, und neben ihm sitzt seine Tochter, wunderschön, jedoch tieftraurig und sehr krank. Vor dem Thron des Bergkönigs steht eine Waage und in der Halle sind alle Elfen und Tomte der umliegenden Höfe und Häuser zusammengekommen, die erzählen, was ihre Bewohner im vergangenen Jahr gemacht haben. Für jede gute Tat wird ein schweres Stück Gold in eine Waagschale gelegt, für jede schlechte Tat eine dicke Kröte oder eine Viper in die andere Waagschale. Der Weihnachtstomte erklärt dem kleinen Vigg, dass die Prinzessin sehr krank sei und sterben würde, wenn sie nicht den Berg zu Weihnachten verlassen könne. Dies würde jedoch nur passieren, wenn sich die Waagschale des Guten mit ihrem Gewicht zu Boden neigen würde und die des Bösen hoch in den Himmel. Bislang jedoch liegen die Waagschalen gleich auf. Dann fängt der Weihnachtstomte an zu erzählen, was er erlebt hat, und seine Erzählungen berichten von dem Guten, welches während der Weihnachtszeit passiert ist. Der kleine Vigg schämt sich sehr, denn er wartet darauf, dass nun auch er erwähnt wird und sein Verhalten, als er sein Geschenk, die Wollstrümpfe, erhalten hat. Nachdem viel Gold auf die Waage gelegt worden ist und sie sich weit nach unten geneigt hat, kommt nun die dicke Kröte auf die Waage, die für sein Verhalten steht, als er die Socken gezeigt bekommen hat. Der Weihnachtstomte berichtet auch von Mutter Gertrud, die den kleinen Vigg aufgenommen hat und für ihn sorgt. Dies unter großen Mühen und mit vielen Beschwernissen, die sie auf sich genommen hat, um für den kleinen Vigg Essen und Kleidung zu bekommen und diese zu flicken und zu erhalten. Dabei legen die Elfen weiter viele goldene Gewichte auf die Waage und die Kröte springt aus der anderen Waagschale und verschwindet. Der kleine Vigg schämt sich so sehr, dass er dicke Tränen weint. Durch die Tränen wacht er in seinem Bett in der Hütte von Mutter Gertrud im Moor auf. Mutter Gertrud beugt sich über ihn und tröstet ihn. Sie gibt ihm Geschenke und auch Lebkuchen. Sie schenkt ihm ein Paar Wollsocken, welche sie gestrickt hat, und Lederschuhe, damit er nicht länger in Holzschuhen laufen muss. Der kleine Vigg betrachtet die Socken sehr genau, denn sie sehen genau so aus wie die Socken des Weihnachtstomtes. Er freut sich sehr, bedankt sich bei Mutter Gertrud und trägt die neuen Socken und Schuhe am Weihnachtsabend. Mutter Gertrud deckt den Tisch, stellt eine neue Kerze darauf und der kleine Vigg betrachtet mit großer Freude das Feuer im Kamin, den schönen Tisch, Mutter Gertrud und die Sterne über dem Moor. Ob seine Reise mit dem Weihnachtstomte Wirklichkeit oder ein Traum gewesen war, da ist er sich jedoch nicht mehr sicher, doch dass Mutter Gertrud gut und die Weihnachtszeit schön ist, das weiß er.[1][2]
Die Geschichte enthält auch volkstümliche und mythologische Elemente wie Hauselfen, Zwerge und den Bergkönig. Darüber hinaus bringen Märchen, wie zum Beispiel Fribytaren på Östersjön (Der Freihändler an der Ostsee) oder De vandrande djäknarne (Die wandernden Teufel) von Viktor Rydberg, bäuerliche Sympathien zum Ausdruck. Der eigentümliche Weihnachtstomte sowie die Handlung des Zwerges Snok Ringelstjärt sind wahrscheinlich inspiriert von Gunnar Olof Hyltén-Cavallius Werk Wärend och wirdarne und zeugen von Rydbergs Interesse an Folklore.[2]
Rydberg verwendet in der Geschichte auch etwas Satire. Wenn er zum Beispiel von dem Adeligen spricht, der stolz auf seine hohe Bildung ist, „weil er in seiner Jugend Latein gelesen und dann vergessen hat, was er gelesen hat“. Sein Nachbar, der alte Geschworene, war hingegen ein ungebildeter Mann, „denn er kannte nur seine Bibel und das Gesetzbuch und sonst wenig, hatte aber, der arme Mann, kein Latein gehabt, das er vergessen hätte können“.[3]
Veröffentlichung und Illustrationen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im September 1874 besuchte die damals unbekannte Jenny Nyström, die zu der Zeit bei Hilda Lindgren studierte, Viktor Rydberg und zeigte sieben Illustrationen, die sie für die Erzählung angefertigt hatte. Rydberg war von den Zeichnungen beeindruckt, gab Nyström die Geschichte in einer überarbeiteten Fassung und drängte sie, Albert Bonnier in Stockholm zu besuchen. Bonnier war nicht so beeindruckt, aber nach dem Drängen von Rydberg und Nyström stimmte er zu, die Geschichte drucken und veröffentlichen zu lassen. Nyström würde fünf Jahre lang die Rechte an Text und Bild erhalten, danach würden die Rechte an Rydberg zurückfallen.[4] Allerdings kam es zu keiner Veröffentlichung durch Bonnier, sondern Sven Adolf Hedlund übernahm die Rechte und sein Sohn Torsten Hedlund veröffentlichte die Geschichte zu Weihnachten 1875 in seinem Verlag, mit Illustrationen von Jenny Nyström.[5][6] Die Geschichte kostete eine Krone und enthielt zehn Bilder: zwei auf der Vorder- und Rückseite und acht zusammen mit der Geschichte.[7]
Viele Kunden hielten den Preis für recht hoch, und aufgrund der Diskussion um den hohen Preis veröffentlichte Torsten Hedlund 1878 eine „Volksausgabe“ für 50 Öre, also zum halben Preis. In der beliebten Ausgabe ist das Format etwas kleiner, die Seiten etwas länger, das Papier etwas schlichter, aber mit Farbdruck. Allerdings verschwand das Bild auf der Rückseite des Covers in der Volksausgabe, was nichts mit dem Preis zu tun hatte, sondern weil der Druckstock dieses Bildes kaputt gegangen war, als Norstedts es für eine gedruckte Übersetzung ins Französische, La veille de noël du Petit Vigg (1876), ausgeliehen hatte.[8]
In den frühen 1890er Jahren übernahm der Verlag von Albert Bonnier die Verlage von Lille Vigg und einem weiteren Roman von Rydberg Singoalla, nachdem das Verlagsgeschäft von Torsten Hedlund zusammengebrochen war. Bonnier übernahm auch die Restauflage von Lille Vigg von 1500 Exemplaren.[9]
1895 wurde es mit neuen Illustrationen von Ottilia Adelborg veröffentlicht. Sie bestehen aus verwaschenen Bleistiftzeichnungen mit satten Graustufen. Für den Druck wurde die Autotypie verwendet, die damals eine moderne Reproduktionsmethode war. Die Ausgabe hatte ein deutlich größeres Format und auch die Bilder waren größer. Die Anzahl der Seiten wurde verdoppelt, von 24 auf 48. Während Nyströms Zeichnungen in den Text eingefügt wurden und höchstens eine halbe Seite umfassten, fertigte Adelborg ganzseitige Bilder an. Das Buch kostete 2,50 Kronen.[10][9]
Rezensionen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als die Geschichte mit Jenny Nyströms Zeichnungen veröffentlicht wurde, waren die Kritiken überwiegend positiv. Unter anderem hoben Dagens Nyheter, Norrlands-Posten, Öresundsposten, Nerikes Allehanda, Nya Dagligt Allehanda und Lunds Dagblad den Text hervor und lobten ihn, obwohl Ny Illustrerad Tidning Einwände gegen die politische Satire hatte. Die Illustrationen kamen relativ gut an und Nya Dagligt Allehanda meinte, sie zeugten von „echter Fantasie“. Mehrere betonten jedoch, dass die Geschichte sehr teuer sei, 1 Krone für 20 Seiten. Ny Illustrirad Tidning schrieb, es sei das teuerste Kinderbuch zu Weihnachten, und Norrlands-Posten vermutete, dass der Verlag den Namen Viktor Rydberg verwendet habe, um teuer verkaufen zu können. Nya Dagligt Allehanda glaubte jedoch, dass der Preis angemessen sei, da Papier und Druck von hoher Qualität seien.[9]
Während der Kriegsjahre in den 1940er Jahren wurde Rydberg zusammen mit Jenny Nyström aufgrund der Abenteuer von Little Vigg und Tomten eng mit dem Weihnachtsmann und Weihnachten verbunden. Laut Dagens Nyheter haben Nyström und Rydberg am Heiligabend 1945 den Weihnachtsmann mit ihren eigenen Händen erschaffen. Diese Tendenz setzte sich auch nach dem Krieg fort und das Interesse an Rydberg stieg während der Weihnachtszeit stark an.[11]
Die Geschichte wurde als erster schwedischer Kinderbuchklassiker bezeichnet.[12] Im 20. Jahrhundert wurde es oft an Heiligabend im schwedischen Radio gelesen und die Geschichte hat zum Image von Viktor Rydberg als Weihnachtsdichter beigetragen.[13]
Übersetzungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Abenteuer von Lille Vigg ist das am häufigsten gedruckte und übersetzte Werk Rydbergs. Es wurde in fast 40 Auflagen gedruckt und in 16 verschiedene Sprachen übersetzt. Es ist das einzige Werk Rydbergs, das in außereuropäische Sprachen übersetzt wurde, nämlich Afrikaans und Japanisch.[11] Es wurde unter anderem auch ins Deutsche, Englische, Französische, Finnische, Dänische, Norwegische, Isländische, Niederländische, Russische, Polnische, Estnische und Tschechische übersetzt.[14]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Tore Lund: Lille Vigg och marknaden Veritas 30 (2015): 53-56.
- Johan Sundeen: Otroshjälte och religiös kulturpersonlighet: Receptionen av Viktor Rydbergs skrifter bland svenska teologer (2020): 127-148.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Viktor Rydberg: Lille Viggs äfventyr på julafton (Sägner, berättelser och skizzer). In: runeberg.org. 1907, abgerufen am 17. November 2024 (schwedisch).
- ↑ a b Viktor Rydbergs Lille Viggs äventyr på julafton. Av Torsten Hegerfors, abgerufen am 16. November 2024
- ↑ Carl Grimberg: 340 (Svenska folkets underbara öden / IX. Den sociala och kulturella utvecklingen från Oskar I:s tid till våra dagar samt De politiska förhållandena under Karl XV:s, Oscar II:s och Gustaf V:s regering 1859-1923). In: runeberg.org. Abgerufen am 16. November 2024 (schwedisch).
- ↑ Lund, S. 55
- ↑ Litteraturbanken – Svenska klassiker som e-bok och epub. In: litteraturbanken.se. Abgerufen am 16. November 2024.
- ↑ Jenny Nyström. In: kalmarlansmuseum.se. Kalmar läns museum, abgerufen am 16. November 2024 (sv-SE).
- ↑ Lund, S. 56
- ↑ Lund, S. 57
- ↑ a b c Lund, S. 58/59
- ↑ Lund, S. 53
- ↑ a b Sundeen
- ↑ Vivi Edström, ”Lille Viggs äventyr i tre versioner”, i Kristin Hallberg & Boel Westin (red.), I bilderbokens värld 1880-1980, Stockholm 1985, s. 190-216.
- ↑ Lille Viggs äventyr på julafton VRM 33. In: Sveriges Radio. 2008 (sverigesradio.se).
- ↑ Lille Viggs äventyr på julafton / Viktor Rydberg. Translations. In: vrsidor.se. Abgerufen am 16. November 2024.