12 Uhr nachts – Midnight Express

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Film
Titel 12 Uhr nachts – Midnight Express
Originaltitel Midnight Express
Produktionsland Vereinigte Staaten,
Vereinigtes Königreich
Originalsprache Englisch, Türkisch
Erscheinungsjahr 1978
Länge 121 Minuten
Altersfreigabe
  • FSK 16 (früher 18)
Stab
Regie Alan Parker
Drehbuch Oliver Stone
Produktion Peter Guber
Alan Marshall
David Puttnam
Musik Giorgio Moroder
Kamera Michael Seresin
Schnitt Gerry Hambling
Besetzung
Synchronisation

12 Uhr nachts – Midnight Express (Originaltitel: Midnight Express) ist ein US-amerikanisch-britisches Filmdrama von Alan Parker aus dem Jahr 1978. Die Handlung beruht auf dem Buch „Midnight Express“ von Billy Hayes aus dem Jahr 1977.

In dem Film wird die fiktionalisierte Geschichte[1] des real existierenden amerikanischen Studenten Billy Hayes erzählt, der versuchte, Haschisch aus der Türkei zu schmuggeln.

Hayes wird im Jahr 1970 auf dem Flughafen von Istanbul verhaftet und – nach der Berufung – im Jahr 1974 zu 30 Jahren Haft verurteilt. Im Gefängnis wird er misshandelt.

Billy will gemeinsam mit den Mitgefangenen Max und Jimmy fliehen, aber der Plan wird verraten. Max will den Informanten Rıfkı töten, doch Billy überredet ihn, stattdessen das versteckte Geld von Rıfkı zu stehlen. Rıfkı rächt sich, indem er Max dem Verdacht aussetzt, im Gefängnis mit Drogen zu handeln. Max wird dafür gefoltert, woraufhin Billy Rıfkı tötet und in die Nervenheilanstalt des Gefängnisses eingeliefert wird.

Im Jahr 1975 erhält Billy von seiner Freundin Susan ein Fotoalbum mit verstecktem Geld. Er will damit den Oberaufseher Hamidou bestechen, der ihm jedoch Vergewaltigung androht. Billy tötet ihn und flieht in der Uniform des getöteten Wächters. Nach drei Tagen überquert er die griechische Grenze.

„Mitternachtsexpress“ steht im Film für eine Flucht aus dem Gefängnis. Im ursprünglichen Drehbuch erzählt der erfahrene Insasse Max, aus dem Gefängnis würde einen kein Anwalt rausbringen, nur der „Mitternachtsexpress“, also die Flucht. Der Begriff wird nie weiter erläutert, aber als Synonym für eine mögliche Flucht gebraucht. In der deutschen Synchronisation findet folgender Dialog statt:

Max: „Das beste was Du tun kannst ist, Deinen Arsch hier rauszukriegen … auf die bestmögliche Art …“
Billy: „Ja, aber wie?“
Max: „Nimm den Mitternachtsexpress.“
Billy: „Was ist das?“
Max: „Das ist kein Zug, das ist ’n Knastwort für Flucht. Aber hier bei uns hält der nicht.“

Der deutsche Nebentitel „12 Uhr nachts“ ergibt in diesem Zusammenhang keinen Sinn.

  • In der Zeitschrift TIME wurde der Film in der Ausgabe vom 16. Oktober 1978 als „abstoßender sadomasochistischer Trip“ mit „starken homosexuellen Untertönen“ bezeichnet. Es wurde der Einfluss von Sam Peckinpah vermutet, dem unnötige Gewalt in seinen Filmen vorgeworfen wurde. Der Hauptdarsteller Brad Davis wurde als eine „perfekte Imitation“ von James Dean bezeichnet; er könne in „gewissen Kreisen“ Kultstatus erlangen. Die Inszenierung des Films wurde gelobt („wonderfully executed“).[2]
  • In der Zeitschrift Variety wurde die Besetzung der Rollen gelobt, die Regie und die Filmproduzenten. Kritisiert wurde das „moralisierende“ Drehbuch, das aus der Sicht der angelsächsischen Kultur geschrieben worden sei.[3]
  • Der Film wurde im Lexikon des internationalen Films als „abschreckend“ bezeichnet, man warf ihm „gelegentliche rassistische Untertöne“ vor.[4]
  • Die Redaktion von Prisma-online.de schrieb, der Film sei eine „detaillierte Studie von Sadismus und Persönlichkeitsverfall“. Sie lobte die „beeindruckend beklemmenden Bilder“, aber kritisierte einige „Unglaubwürdigkeiten“.[5]

Der Film erhielt 1979 zwei Oscars, nämlich Oliver Stone für das beste adaptierte Drehbuch und Giorgio Moroder für die beste Filmmusik. Für den Oscar nominiert wurden John Hurt als bester Nebendarsteller, Alan Parker für die beste Regie, Gerry Hambling für den besten Schnitt sowie Alan Marshall und David Puttnam als Filmproduzenten.

Im selben Jahr gewann der Film den Golden Globe Award in den Kategorien bester Film – Drama, bester Nebendarsteller (John Hurt), Nachwuchsdarsteller und -darstellerin (Brad Davis und Irene Miracle), bestes Filmdrehbuch (Oliver Stone) und beste Filmmusik (Giorgio Moroder). Weitere Nominierungen erfolgten in den Kategorien beste Regie (Alan Parker) und bester Hauptdarsteller – Drama (Brad Davis).

Alan Parker, John Hurt und Gerry Hambling gewannen 1979 den British Academy Film Award (BAFTA Award). Brad Davis und der Film als bester Film wurden nominiert.

Alan Parker wurde 1978 für die Goldene Palme und 1979 für den Preis der Directors Guild of America nominiert. Oliver Stone gewann 1979 die Auszeichnung der Writers Guild of America, Giorgio Moroder 1978 den Los Angeles Film Critics Association Award und Brad Davis 1979 den Kansas City Film Critics Circle Award.

Im Jahr 1993 erhielt der Film den Spezialpreis der Political Film Society.

Synchronisation

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Die Produktion erfolgte bei der Berliner Synchron nach einem Dialogbuch von Arne Elsholtz und unter der Regie von Joachim Kunzendorf.[6]

Rolle Schauspieler Sprecher
Ahmet Peter Jeffrey Wolfgang Völz
Billy Hayes Brad Davis Tommi Piper
Erich Norbert Weisser Wolfgang Condrus
Jimmy Booth Randy Quaid Norbert Gescher
Max John Hurt Andreas Mannkopff
Mr. Hayes Mike Kellin Heinz Petruo
Susan Irene Miracle Joseline Gassen
Tex Bo Hopkins Dieter B. Gerlach

Produktion und Einspielergebnis

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Die Dreharbeiten fanden in der Türkei, in Griechenland und auf Malta statt.[7] Die Produktionskosten betrugen schätzungsweise 2,3 Millionen US-Dollar, das Einspielergebnis in den US-Kinos 35 Millionen US-Dollar.[8]

Die Aufführung des Filmes wurde in der Türkei gleich nach Veröffentlichung 1978 verboten. Erst am 6. April 1993 wurde er im Privatsender HBB ausgestrahlt.[9] Die türkische Regierung sah den Film als schädlich für das Image der Türkei und ihrer Einwohner an, weshalb das Außenministerium 1978 über nichtöffentliche Kanäle versuchte, die Aufführung des Filmes als Ganzes oder in Teilen in anderen Ländern zu verhindern. So wurde der Film in Israel nicht gezeigt, weil es ein befreundetes Land verunglimpfe.[10]

Der Regisseur Alan Parker verteidigte den Film in einem Interview mit dem London Observer vom 30. Mai 1982: „I was shocked when people said it was anti-Turk. We hadn’t meant it to be racist. We thought we were making a film about injustice“. („Ich war schockiert, als es hieß, der Film sei antitürkisch. Wir hatten nicht beabsichtigt, einen rassistischen Film zu machen. Wir dachten, wir drehen einen Film über Unrecht“.)[11]

Billy Hayes, dessen reale Geschichte die Vorlage für den Film geliefert hatte, kritisierte 1999 in einem Interview[12] Oliver Stone und den Film dafür, dass ausnahmslos alle Türken negativ dargestellt wurden.[13] Auch seinen Gefängnisaufenthalt habe er positiver gesehen als im Film dargestellt. Hayes befürchtete, das negative Bild der rückständigen und rechtlosen Türkei beruhe womöglich auf dem Film.

Im Dezember 2004 besuchte Drehbuchautor Oliver Stone die Türkei zum ersten Mal seit der Veröffentlichung des Filmes und entschuldigte sich beim türkischen Volk für seine Darstellung der Zustände in türkischen Gefängnissen, die er nach eigenen Aussagen „überdramatisierte“ (over-dramatised).[14]

Der deutsch-türkische Regisseur und Drehbuchautor Fatih Akın bediente sich in seinem Film Im Juli an Elementen aus Midnight Express. In seinem Film landen die Hauptfiguren ebenfalls in einem türkischen Gefängnis, werden dort aber mit Respekt und Anstand behandelt. Akın verstand dies auch als Gegenbild zu dem, was Midnight Express vermittelt: „Ich wollte diese Elemente auch ein bisschen durch den Kakao ziehen. Da steckt sehr viel Ironie in dieser ganzen Knastsituation.“[15]

  • Ekkehard Ellinger, Kerem Kayi: “It was done with incredible simplicity …”. Die Darstellung der Türkei im englischen und amerikanischen Spielfilm. In: Ingeborg Hauenschild (Hrsg.): Scripta Ottomanica et res altaicae. Festschrift für Barbara Kellner-Heinkele zu ihrem 60. Geburtstag. Harrassowitz, Wiesbaden 2002, ISBN 3-447-04537-X, S. 15–48.
  • Dilek Kaya-Mutlu: The Midnight Express (1978) Phenomenon and the Image of Turkey. In: Historical Journal of Film, Radio and Television 25 (2005), Nr. 3, S. 475–496 (Volltext als PDF).

Einzelnachweise

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  1. Laut Vorspann handelt es sich um eine Handlung, die auf Tatsachen basiert („The Following is based on a true story.“) Youtube (47.-50. Sekunde)
  2. Kritik in „TIME“
  3. Kritik in „Variety“ (Memento vom 30. April 2008 im Internet Archive)
  4. 12 Uhr nachts – Midnight Express. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 2. März 2017.
  5. 12 Uhr nachts – Midnight Express bei prisma
  6. 12 Uhr nachts – Midnight Express. In: Deutsche Synchronkartei. Abgerufen am 13. September 2017.
  7. Drehorte für Midnight Express
  8. Business Data for Midnight Express
  9. Dilek Kaya-Mutlu: The Midnight Express (1978) Phenomenon and the Image of Turkey. In: Historical Journal of Film, Radio and Television 25 (2005), Nr. 3, S. 475–496 (Volltext als PDF), hier S. 482 und 490.
  10. Rifat N. Bali: Model Citizens of the State. The Jews of Turkey during the Multi-Party Period. Fairleigh Dickinson University Press, Plymouth 2012, ISBN 978-1-61147-536-4, S. 201. Weiterführend zur Rezeption Haluk Şahin: “Midnight Express” 20 Years Later. A Turkish Nightmare. In: New Perspectives Quarterly 15 (1998), Nr. 5, S. 21 f. (Vorschau); Sean O’Sullivan: Midnight Express Revisited. In: Prison Services Journal (2005), Nr. 159, S. 37–41; Dilek Kaya-Mutlu: The Midnight Express Phenomenon. The International Reception of the Film Midnight Express (1978–2004). (= Analecta Isisiana: Ottoman and Turkish Studies). Isis Press, Istanbul 2005, ISBN 978-1-61719-119-0 (Verlagsanzeige).
  11. History Channel re the movie Midnight Express. In: www.cbsc.ca. 17. Juni 1999, archiviert vom Original am 9. September 2007; abgerufen am 2. Juli 2013 (englisch).
  12. Billy Hayes of ‘Midnight Express’ Interviewed. In: LiveLeak.com, 18. Februar 2007. Das Interview ist auch auf YouTube zu sehen (Teil 1, Teil 2).
  13. ‘Midnight Express’ Man Returns to Turkey to Mend Fences. (Memento vom 28. Juli 2014 im Internet Archive) In: Hürriyet Daily News, 18. Juni 2007.
  14. Helena Smith: Stone Sorry for Midnight Express. In: The Guardian, 16. Dezember 2004, abgerufen am 21. Oktober 2006.
  15. Hartwig Tegeler: Fatih Akin über seinen Film „Im Juli“, seine beiden Heimatstädte Hamburg und Istanbul, und seine Kinovision von türkischen Gefängnissen. (Memento vom 15. Juli 2001 im Internet Archive). In: Morgenwelt.de, 21. August 2000.