Corona Simulation Deutschland 4
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Corona Simulation Deutschland 4
Verfahren:
Hochwassermeldezentralen/-stellen
Dienststellen der Wassem•irtschaftsverwaltungcn der Länder
und der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes
- AuswMgn der Meunqm • Erstatten von Vorherea*n - We:tergabe von •
Abbildung 2: Schematische Darstellung des Hochwassermelde- und Warndienstes (Quelle: HAD, 2003).
Hochwasserereignissen abhängig.
7 Vgl. hierzu: Länderübergreifendes Hochwasserportal, eine gemeinsame Initiative der deutschen
Bundesländer http://www.hochwasserzentralen.de/
Drucksache 17/12051 -32 Dcutschcr Bundestag — 17. Wahlpcriodc
Dem Szenario wird die Annahme zugrunde gelegt, dass die Information der Bevölkerung zeitnah,
adäquat und konsequent erfolgt. Besondere Hinweise und Handlungsanweisungen werden über
verschiedene Medien (Fernsehen, Rundfunk, Internet, Presse), bei Bedarf im Akutfall auch über
Durchsagen der Einsatzkräfte, kommuniziert. Auch die Anordnung von Evakuierungen wird, wo
notwendig, rechtzeitig mitgeteilt, wobei der überwiegende Teil der Bevölkerung erreicht wird.
Aufgrund der frühzeitigen Vorwarnung und kontinuierlichen Kommunikation der Vorhersagen kann
sich der größte Teil der Bevölkerung auf das Ereignis einstellen. Insbesondere in den flussnahen
Gebieten sind viele Anwohner durch persönliche Erfahrungen mit Hochwasser-ereignissen, in
Verbindung mit der lang anhaltenden, niederschlagsreichen Gesamtwetteriage, den Meldungen
über Schneeschmelze und den allgemeinen Wettervorhersagen und Hochwas-serwarnungen,
sensibilisiert. Dort, wo im Zuge der Prävention bereits im Vorfeld eine erfolgreiche
Risikokommunikation stattgefunden hat (Information über allgemeine Hochwassergefahren,
Handlungsempfehlungen, z. B. durch Anwohnerversammlungen oder behördliche Broschüren),
werden die Informationen schnell aufgenommen und richtig verarbeitet. Wo dies in den
vergangenen Jahren unterblieben ist, müssen Warnungen und Handlungsanweisungen mit
besonderem Nachdruck kommuniziert werden.
Insgesamt erreichen die behördlichen Warnungen allerdings nicht die gesamte Bevölkerung, so
dass nicht alle betroffenen Personen im Vorfeld gleichermaßen informiert und sensibilisiert sind.
Hierbei spielen auch soziokulturelle und demographische Aspekte eine wichtige Rolle (z. B.
Sprachkenntnisse, kultureller Hintergrund). Dabei gilt, dass die Sensibilisierung, die
Wahrnehmung der persönlichen Gefährdung und die eigene Vorbereitung auf die Bewältigung
eines möglichen Hochwasserereignisses mit zunehmender Wohnentfernung zu den Flussläufen
abnehmen.
Die kommunalen Behörden in den betroffenen Gebieten treffen, aufbauend auf bestehenden
Plänen des Hochwasserrisikomanagements, Alarm- und Einsatzplänen und den Erfahrungen aus
der Vergangenheit, rechtzeitig Maßnahmen zur Vermeidung bzw. Reduzierung von
hochwasserbedingten Schäden an Menschen, Tieren, Umwelt und Sachwerten. Hierzu zählen auch
die Information der Bevölkerung zum vorsorgenden Hochwasserschutz und die Warnung bei einer
Gefährdung. Erste Maßnahmen umfassen u. a. das Schließen von Deichtoren, das Errichten von
mobilen Spundwänden und weitere Hochwasserschutzmaßnahmen (z. B. Stegebau, Sperrung von
Straßen, Vorbereitung von Sandsäcken).
Dcutschcr Bundestag — 17. Wahlpcriodc -33 Drucksache 17/12051
Mit steigenden Pegeln und zu erwartenden länger anhaltenden, hohen Wasserständen kommt der
Sicherung der Deiche eine besondere Bedeutung zu, was den verstärkten Einsatz der örtlichen
Feuerwehren, des Technischen Hilfswerks (T HW) und weiterer Kräfte (bspw. freiwillige Helfer)
notwendig macht. Krisen- und Führungsstäbe werden frühzeitig einberufen und übemehmen die
Leitung und Koordination aller Maßnahmen. In gefährdeten Gebieten (z. B. dort, wo kein baulicher
Hochwasserschutz besteht) werden Evakuierungsmaßnahmen angeordnet, deren Durchführung
der Polizei, der Feuerwehr und den Hilfsorganisationen obliegt. Sobald abzusehen ist, dass die
Sicherheit der Deiche und Dämme aufgrund von Unterspülungen, Durchweichungen und den
physikalischen Belastungen nicht mehr flächendeckend gewährleistet werden kann oder sobald
andere Umstände die Entscheidung rechtfertigen, wird in den betroffenen Gebieten
Katastrophenalarm ausgelöst. Verstärkt werden Einsatzkräfte und Material (insb. Sandsäcke) aus
nicht betroffenen Nachbargemeinden und -kreisen angefordert.
Aufgrund der sich schnell verschlechternden Lage werden die Evakuierungen im Verlauf des
Ereignisses ausgedehnt. Personen, die sich der Evakuierung entziehen wollen, die hilflos sind
oder die von den behördlichen Anordnungen nicht erreicht wurden, werden durch die Polizei in
Sicherheit gebracht. Wo in leicht- bzw. teilüberschwemmten Wohngebieten eine Eigenversorgung
nicht mehr möglich ist, wird die Versorgung der Betroffenen durch Hilfskräfte sichergestellt. Auf
dem Wege der Amtshilfe werden die Bundespolizei, weitere Kräfte des T HW und die Bundeswehr
zur Unterstützung in besonders stark betroffenen Gebieten angefordert. Hierbei werden auch
Lufttransportmittel eingesetzt, um Personal, Gerät und Hilfsgüter in Einsatzgebiete zu bringen bzw.
um Rettungsmaßnahmen zu unterstützen. Krisenstäbe auf Länderebene helfen bei der
Koordinierung der Einsätze. Das Gemeinsame Melde- und Lagezentrum (GMLZ) von Bund und
Ländern stellt Lagebilder zur Verfügung und vermittelt auf Anfrage der Länder
Engpassressourcen. Schon nach wenigen Tagen sind Einsatzkräfie aus dem gesamten
Bundesgebiet andauernd im Einsatz. Mit der zunehmenden Überflutung bestehender Deiche und
Dämme werden Schutz- und Sicherungsmaßnahmen im bislang nicht betroffenen Hinterland
notwendig. Des Weiteren wird ein Schwerpunkt auf die Schutz- und Sicherungsmaßnahmen von
Anlagen der Kritischen Infrastruktur in den betroffenen Gebieten gelegt. Um die deutschen
Einheiten zu entlasten und einen ausreichenden Nachschub an Material (speziell Sandsäcken) zu
gewährleisten, werden über bilaterale Hilfeleistungsabkommen und über das Monitoring and
Information Center (MIC), im Rahmen des EU-Gemeinschaftsverfahrens für den
Katastrophenschutz, Kräfte anderer (EU-)Staaten angefordert. Die Einbindung ausländischer Kräfte
auf lokaler Ebene geschieht, im Rahmen der bilateralen Abkommen, bereits frühzeitig.
Drucksache 17/12051 — 34 Dcutschcr Bundcstag — 17. Wahlpcriodc
Vorbemerkung:
Die nachstehend aufgeführten kritischen Infrastrukturen sind komplexe Systeme, von denen eine
Vielzahl von Versorgungsfunktionen abhängt. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass die
Beeinträchtigung einzelner Infrastruktursektoren und -branchen auch Einfluss auf andere
Infrastrukturen und ihre Versorgungsleistungen haben wird. 8 Dieser Umstand kann in seiner
Komplexität hier nicht abgebildet werden. Da die Risikoanalyse aus der übergeordneten
Perspektive des Bundes erfolgt, werden die zu erwartenden Auswirkungen auf den Bereich
KRITISNersorgung nachfolgend in generalisierter, qualitativer Weise dargestellt. Auf wesentliche
Verflechtungen wird in den Erläuterungen zu den einzelnen Branchen eingegangen.
Grundannahme für das in diesem Szenario beschriebene Hochwasserereignis ist, dass die
Bevölkerung der besonders stark von der Überflutung betroffenen Gebiete, in denen auch von
einem Ausfall der Versorgung auszugehen ist, evakuiert wird. Folglich muss innerhalb dieser
Sektor ENERGIE
Branche Erläuterungen
Im unmittelbaren Überschwemmungsgebiet wird der Strom aus
Verteilernetz aus.
sich häufig in der Nähe großer Flüsse, um die Versorgung mit Kühlwasser zu
8 Mit Blick auf die Gefahr „Hochwasser" kann beispielsweise der Ausfall von IT-/TK-Systemen die Behebung
von Störungen in anderen Bereichen erschweren/verzögern und sich auch auf das Krisenmanagement der
Behörden auswirken. Beeinträchtigung von Transport- und Verkehrsinfrastrukturen können die
Erreichbarkeit weiterer Versorgungseinrichtungen für Personal und Zulieferer behindern und alternative
Lösungen erfordern.
9 Grundlage hierfür sind begründete Annahmen und Experteneinschätzungen. Für quantitative Aussagen
wären zusätzliche, tiefergehende Analysen notwendig, die auch die Komplexität der vielfältig miteinander
verflochtenen Infrastrukturen berücksichtigen müssten. Entsprechend detaillierte Hintergrundinformationen
liegen zuständigkeitsbedingt für viele Bereiche nicht auf Ebene des Bundes vor.
Dcutschcr Bundestag - 17. Wahlpcriodc -35 Drucksache 17/12051
über die Flüsse mit Brennstoffen versorgt werden, können häufig nicht in
ausreichendem Maße über Landwege versorgt werden. Da die Binnenschifffahrt
bei Hochwasser eingestellt werden muss, ist die Versorgung bspw. von
Kohlekraftwerken unterbrochen. Landseitige Versorgung und der Rückgriff auf
die kraftwerkseigenen Bunkerreserven können diese Unterbrechung nicht über
den vollen Zeitraum des Ereignisses kompensieren.
X Mineralöl Gleiches gilt für die straßen- und schienengebundene Versorgung, da ufernahe
10 Neben der Gefahr eines Stromausfalls durch den Ausfall von Infrastrukturkomponenten könnte durch ein
Hochwasser auch von einzelnen Infrastrukturen der Stromversorgung Gefahr für die Bevölkerung ausgehen.
Insbesondere die Gefährdung durch Kernkraftwerke im Hochwassergebiet wäre in diesem Zusammenhang
zu untersuchen. Dies ist im Rahmen des EU-Stresstests und der Sicherheitsüberprüfung der Reaktor-
Sicherheitskommission, die nach dem Zwischenfall in Fukushima durchgeführt wurden, geschehen. Hierbei
wurde ermittelt, dass sämtliche Kernkraftwerke in Deutschland Hochwassern von einem mindestens
10.000jährlichen Wiederkehrintetvall standhalten würden. Somit sind Störfälle bei einem 200jährlichen
Hochwasserereignis in Kernkraftwerken in Deutschland nicht zu befürchten (vgl. hierzu: EU Stresstest -
National Report of Germany, BMIJ 2011), Anlagenspezifische Sicherheitsüberprüfung (RSK-SÜ) deutscher
Kernkraftwerke unter Berücksichtigung der Ereignisse in Fukushima-l (Japan), Reaktor-
Sicherheitskommission 2011, kritisch hierzu: Stellungnahme zum „Stresstest" der
Reaktorsicherheitskommission vom 17.05.2011, Büro für Atomsicherheit 2011, Bewertung der
anlagenspezifischen Sicherheitsüberprüfung (RSK-SÜ) deutscher Kernkraftwerke durch die
Reaktorsicherheitskommission (RSK) vom 16. Mai 2011, Greenpeace 2011).
Drucksache 17/12051 -36 Dcutschcr Bundcstag — 17. Wahlpcriodc
Erläuterungen
Von den internationalen und regionalen Flughäfen in Deutschland liegen
Frankfurt a.M. und Düsseldorf in Teilen im Überflutungsbereich. Der Flughafen
Bremen liegt komplett im Überflutungsbereich. Von den regionalen Flughäfen ist
X Luftfahrt
Karlsruhe/Baden-Baden betroffen. Vor diesem Hintergrund ist zwar mit
Einschränkungen, aus Bundessicht allerdings nicht mit gravierenden
Auswirkungen auf den Luftverkehr zu rechnen.
11 Es ist davon auszugehen, dass das im Szenario beschriebene Hochwasserereignis gravierende
Auswirkungen auf den gesamten Sektor „Transport und Verkehr" hat, insbesondere dort, wo
Binnenschifffahrt, Schienen- und Straßenverkehr zeitgleich ausfallen.
Dcutschcr Bundestag — 17. Wahlpcriodc -37 Drucksache 17/12051
fallen einige Schiffe und Teile von Hafenanlagen auch noch nach dem
Hochwasser aus.
Neben ihrer Bedeutung für die Energie- und die Ernährungswirtschaft ist die
Binnenschifffahrt auch für die Logistik und andere Bereiche von großer
Wichtigkeit, so dass hier mit erheblichen Auswirkungen zu rechnen ist.
durch Unterspülung bedroht sind. Dies führt zur Streichung einer Vielzahl von
über die Schiene kompensiert werden muss. Generell ist die Disponierung von
Sektor GESUNDHEIT
Branche Erläuterungen
x Versorgung
aus (z. B. solche zur Behandlung von Schwerbrandverietzten), wird durch die
zu schaffen.
Eine zusätzliche Belastung des Gesundheitssystems durch Ausbrüche von
Arzneimitteln und
x Impfstoffe
Erreger Oberhaupt in Betracht kommen, die Temperaturen niedrig sind und die
ihren Betrieb einstellen. Sind hiervon auch solche Betriebe betroffen, die eine
Hersteller im In- und Ausland ggf. nicht möglich. Apotheken verfügen nur über
Sektor WASSER
Branche
Erläuterungen
den überfluteten Gebieten und z.T. auch darüber hinaus lokal beeinträchtigt und
- Der Eintrag von remobilisierten oder durch die Überflutung von Fabriken, Betrieben,
verursachen, sowie der Ausfall bzw. die Überflutung von Kläranlagen lassen
Öffentl. Abwasser- größere Mengen von nicht behandeltem Abwasser in die Umgebung
Sektor ERNÄHRUNG
Branche Erläuterungen
Im Bereich der Lebensmittelproduktion besteht eine besonders starke
Abhängigkeit von der Verfügbarkeit von Verkehrs- und Kommunikations-
dienstleistungen. Produktionsstätten im Überflutungsgebiet müssen ihre Arbeit
einstellen. Hiervon sind auch einige große Mühlen betroffen. Damit kommt der
Logistik eine besondere Bedeutung zu. Da auch in der Emährungs- und
Futtermittelwirtschaft vielfach Just-in-time-Produktion angewendet wird, ist sie
in besonderem Maße auf ein funktionierendes Verkehrsnetz angewiesen.
Gerade der Transport von verderblichen Lebensmitteln zum Verkauf oder zur
Weiterverarbeitung, aber auch der Transport von länger haltbaren
Lebensmitteln ist punktgenau getaktet, wobei oft lange Strecken zurückgelegt
gesichert.
13 Saaten verarbeitende Betriebe wie Mühlen und Mischfutterbetrieben haben in der Regel Vorräte an
Rohstoffen mit Herkunft Europa von zwei- bis vier Wochen und bei Herkunft aus Übersee von vier bis acht
Wochen.