Abschlussbericht Dena-Netzstudie III
Abschlussbericht Dena-Netzstudie III
Abschlussbericht Dena-Netzstudie III
dena-Netzstudie III
Stakeholderdialog zur Weiterentwicklung der
Planungsverfahren für Energieinfrastrukturen auf
dem Weg zum klimaneutralen Energiesystem
Impressum
Herausgeber:
Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)
Chausseestraße 128 a
10115 Berlin
Tel. +49 (0)30 66 777-0
Fax: +49 (0)30 66 777-699
E-Mail: [email protected]
Internet: www.dena.de
Hauptautorinnen und Autoren der dena: Beitragende Autorinnen und Autoren der dena:
Stefan Mischinger (Projektleitung) Friederike Berger
Pascal Hader Lea-Valeska Giebel
Dr. Tim Mennel Dr. Andreas Koch
Alexander R.D. Müller Hrvoje Brlecic Layer
Hannes Seidl Melina Lohmann
Yannick Severin dos Santos Johanna Meier
Ann-Katrin Schenk
Dr. Jakob Schieder-Hestermann
Katerina Simou
Laura Spies
Friederike Wenderoth
Stand: 01/22
Alle Rechte sind vorbehalten. Die Nutzung steht unter dem Zustimmungsvorbehalt der dena.
Executive Summary 5
Anhänge
1. Eine integrierte Planung von Energieinfrastrukturen ist 6. Zur Unterstützung der Regierung bei der Durchfüh-
erforderlich, um den Anforderungen eines klimaneutra- rung des SEP sollten ein Expertenkonsortium und eine
len Energiesystems gerecht zu werden. (Kapitel 1) Geschäftsstelle berufen werden. (Kapitel 2.4)
3. Die Ergebnisse des Systementwicklungsplans (SEP) 8. Auch die Infrastrukturplanung im Verteilnetz sollte
sind eine Empfehlung an die Politik und eine Orientie- integriert erfolgen. Die Ergebnisse des SEP sollten als
rung für Unternehmen. (Kapitel 2.1) Orientierung genutzt werden, um eine konsistente Ge-
samtstrategie für die Entwicklung der Transport- und
4. Die Ergebnisse des SEP müssen hinreichend politisch Verteilnetze sicherzustellen. (Kapitel 4)
legitimiert sein, damit er seine Leitwirkung für die darauf
aufbauenden Infrastrukturplanungsprozesse entfalten 9. Der SEP braucht einen zusätzlichen Innovationsdia-
kann. (Kapitel 2.2) log, um zukünftige Entwicklungen proaktiv aufzugrei-
fen und dadurch Infrastrukturen bei der effizienten
5. Gesellschaftliche Legitimation erfährt der SEP durch Planung zu unterstützen. (Kapitel 5)
eine breit angelegte öffentliche Beteiligung, die durch
eine prozessbegleitende Stakeholderplattform, einen 10. Einzelne Bereiche des Marktdesigns können einen
Bürgerdialog und eine öffentliche Konsultation zum großen Einfluss auf den Infrastrukturbedarf haben. Bei
ersten Leitbild umgesetzt wird. (Kapitel 2.2 und 2.3) der Ausgestaltung sollten daher auch netz- und system-
dienliche Aspekte geprüft und berücksichtigt werden.
(Kapitel 6)
Executive Summary 5
Zusammenfassung der Ergebnisse
Eine integrierte Planung von Energieinfrastrukturen ergänzt Der SEP kann die Akzeptanz für die Transformation des Ener-
Maßnahmen wie die Beschleunigung von Genehmigungsverfah- giesystems und den Infrastrukturausbau erhöhen, indem er
ren oder die höhere Auslastung von Kapazitäten im Stromnetz, Beteiligung und eine transparente Debatte zu einem Zeitpunkt
um die Energieinfrastrukturen insgesamt effizient weiterzuent- ermöglicht, zu dem noch große Einflussmöglichkeiten auf die
wickeln. Die Vorteile einer integrierten Planung können heute Ausgestaltung des zukünftigen Energiesystems bestehen. Der
nicht genutzt werden, da die Infrastrukturplanungsprozesse SEP muss deshalb in einem partizipativen Prozess unter Einbe-
nicht ausreichend zeitlich aufeinander abgestimmt sind und die ziehung von Fachakteuren und Gesellschaft erstellt werden, der
Abstimmung wesentlicher Eingangsgrößen aufgrund des fehlen- die Ergebnisse legitimiert und auf eine breite gesellschaftliche
den gemeinsamen Zielbildes eine Herausforderung ist. Basis stellt.
SEP
Transport- Verteil-
netzplanung netzplanung Bedarfsplanung
Strom Strom Trassenkorridore
SYSTEM- Konkrete Trassen
ENTWICKLUNGS- Transport- Verteil- Bau / Umsetzung
PLAN netzplanung netzplanung Betrieb
Gas Gas
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14
ARCHETYPISCHE ZUKUNFTSBILDER
ZIELE
KRITERIEN
UMFELDSZENARIEN
WEICHENSTELLUNGEN
ROBUSTHEITSPRÜFUNG
ERSTES LEITBILD
GESCHÄRFTE ZUKUNFTSBILDER
ZUKUNFTSBILDER
BESCHREIBUNG DER GESCHÄRFTEN
ROBUSTHEITSPRÜFUNG
VALIDIERTES LEITBILD
ANKERPUNKTE
STRATEGIE
GRUNDLAGEN SCHAFFEN LÖSUNGSRAUM LÖSUNGSRAUM EMPFEHLUN-
AUFSPANNEN VERDICHTEN GEN ABLEITEN
!
1. Phase 2. Phase
Ein SEP-Prozess sollte alle vier Jahre durchgeführt werden, SEP sollte sehr zeitnah von der neuen Regierung gestartet werden,
damit die Rahmenbedingungen für die Infrastrukturplanung damit die Ergebnisse für die ab 2024 startenden NEP-Prozesse
konsistent weiterentwickelt und an aktuelle Zielvorgaben und zur Verfügung stehen.
Entwicklungen angepasst werden. Da die NEP-Prozesse in
einem zweijährigen Turnus stattfinden, sollte zwei Jahre nach Abbildung 3 zeigt die zeitliche Abfolge eines Mitte 2022 startenden
Durchführung eines SEP eine Aktualisierung einzelner Anker- SEP-Prozesses im Zusammenspiel mit den kommenden NEP-
punkte erfolgen. In welchem Umfang dafür ein zusätzlicher SEP- Prozessen. Damit die Ergebnisse eines solchen SEP als Grund-
Durchlauf erforderlich ist, ist zu prüfen. Durch eine politische lage für beide Szenariorahmen der Netzentwicklungspläne
Entscheidung werden die Ankerpunkte verbindliche Grundlage dienen können, sollten die NEP-Prozesse für Strom und Gas ab
für die Szenariorahmen der folgenden NEP-Prozesse. Ein erster 2024/2025 synchronisiert werden.
STATUS QUO
2022 2023 2024 2
J F M A M J J A S O N D J F M A M J J A S O N D J F M A M J J A S O N D
Szenariorahmen Szenariorahmen
NEP Gas
NEP-Prozess NEP Gas 2022 – 2032 NEP Gas 2024 – 2034
WEITERENTWICKLUNG
Szenariorahmen Szenariorahmen
NEP Gas
NEP-Prozess NEP Gas 2022 – 2032 NEP Gas 2024 – 2034
GESCHÄFTSSTELLE
Ressortabstimmung mit
FEDER-
anderen Ministerien
FÜHRENDES
MINISTERIUM
EXPERTENKONSORTIUM
Temporär
unterstützende
Arbeitsgruppen
PLENUM AG
NETZ-
BETREIBER
Ad-hoc-AG
AG AG
AG BUNDES- GESELL- AG INNOVATION
? LÄNDER SCHAFT
STAKEHOLDERPLATTFORM
Abbildung 4: Organigramm der SEP-Gremien
Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) und Fernleitungsnetzbetrei- Auf Verteilnetzebene wird die integrierte Planungsaufgabe
ber (FNB) sollten sich im Zuge der NEP-Erstellung eng aus- noch vielfältiger, da auch Wärmenetze mit zu berücksichtigen
tauschen, damit Annahmen und Ergebnisse zu gemeinsamen sind. Lösungen und Ansätze können daher sehr individuell sein
Größen (z.B. Allokation von Elektrolyseuren) konsistent sind. und müssen passend für die jeweilige Region gestaltet werden.
Hierfür ist eine zeitliche Synchronisierung der bisher um ein Auf Verteilnetzebene und im Bereich der Wärmenetze ist die
Jahr versetzt laufenden Prozesse von NEP Strom und NEP Gas Akteurslandschaft sehr heterogen, was je nach Region zu sehr
sinnvoll. Der NEP Gas sollte um ein t+15-Szenario erweitert unterschiedlichen Konstellationen aus Akteuren und betroffe-
werden, um die gleichen Zeithorizonte wie der NEP Strom ab- nen Netzgebieten führt. Integrierte Planung auf lokaler Ebene
zubilden. Auch die Betrachtung des Zieljahres 2045 in der Netz- muss bei Konkurrenz verschiedener Geschäftsmodelle an die
planung, beispielsweise im Rahmen des vom Koalitionsvertrag lokale Akteurskonstellation angepasste Strukturen schaffen, die
geforderten Klimaneutralitätsnetzes, sollte durch Strom- und in der Lage sind, für einen Ausgleich der Interessen zu sorgen,
Gasnetzbetreiber abgestimmt erfolgen. und die im Falle der Stilllegung von Gasverteilnetzen Fragen der
Daseinsvorsorge lösen können.
Für das t+15-Szenario des NEP Gas sollte eine szenariobasierte
Planung erfolgen, die die aktuellen Klimaziele berücksichtigt. Die lokalen Akteure sollten bei der Identifikation von Lösungen
Die Szenarien mit kurzfristigeren Zeithorizonten (t+5, t+10) beispielsweise durch die Schaffung von Austauschformaten und
sollten weiterhin ausgehend von einer Bedarfsabfrage geplant die Verbreitung von Best-Practice-Ansätzen unterstützt werden.
Netzzustandsüberwachung und Möglichkeit zur Netz- Einzelne Bereiche des Marktdesigns können
steuerung (Kenntnis des tatsächlichen Netzzustands mit einen großen Einfluss auf den Infrastruktur-
dem Ziel der Bewertung des Netzzustands unter bedarf haben. Bei der Ausgestaltung sollten
thermischen sowie dynamischen (Stabilitäts-)Aspekten) daher auch netz- und systemdienliche Aspekte
geprüft und berücksichtigt werden.
Bestandsnetzoptimierung (Höherauslastung) und Erhöhung
der Transportkapazität für Strom
Die starke Zunahme fluktuierender erneuerbarer Strom-
Netzbildende bzw. netzunterstützende Fähigkeiten (inhärente erzeugung stellt das System insgesamt vor erhebliche Heraus-
Sicherstellung von Netzfrequenz und Spannung bzw. forderungen. Aus diesem Grund muss der Stromnetzausbau
Sicherstellung durch schnelle Regelung) beschleunigt und darüber hinaus müssen bestehende und neue
Flexibilitäten in- und außerhalb des Stromsektors in Zukunft
Qualitätsüberwachung in Gas- und entstehenden Wasser-
stärker systemdienlich genutzt werden. Eine effiziente Alloka-
stoffnetzen im Rahmen des Netzbetriebs zur Sicherstellung
tion von Lasten und Erzeugungsanlagen kann dabei auch zur
der Gasqualität/-reinheit
Entlastung der Stromnetze beitragen. Das aktuelle Marktdesign
Effiziente und sichere Kommunikation im Netz und reizt das nicht ausreichend an. In der dena-Netzstudie III wur-
zwischen Akteuren für einen schnellen Datenaustausch über den hierzu folgende Ansätze diskutiert:
entsprechende Kommunikationswege
Netzentgeltstruktur
Eine AG Innovation sollte zudem den zugehörigen regulatori- Erweiterung des Energy-Only-Marktes zur Gewährleistung
schen Rahmen hinsichtlich der Innovationsfreundlichkeit be- der Versorgungssicherheit (beispielsweise in Form von
werten, Lösungen identifizieren und dazu beitragen, bestehende Kapazitätsmechanismen)
und potenziell entstehende Hemmnisse zu beseitigen.
Im Energiesektor insgesamt:
Zusätzlich sollte eine grundsätzliche Beurteilung von Reife und
Potenzial bekannter Innovationen durchgeführt werden, um Steuern/Abgaben/Umlagen
eine Einschätzung zu deren Einsatzfähigkeit und zur möglichen
Optimierung des Infrastrukturbedarfs zu geben.
Die dena-Netzstudie III war ein von Oktober 2018 bis Dezember Der zentrale Auftrag war es, Weiterentwicklungsvorschläge für
2021 durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klima- die Energieinfrastrukturplanung in einem breit angelegten
schutz (ehemals: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie) Stakeholderdialog mit der Branche zu entwickeln. Daher
gefördertes Zuwendungsprojekt mit dem Ziel, Vorschläge für die wurden im Rahmen der dena-Netzstudie III drei Gremien, das
Weiterentwicklung der Energieinfrastrukturplanung zu machen. Projektteam sowie Board und Beirat, ins Leben gerufen. Das
Unterstützt wurde die dena bei der Durchführung des Projekts Organigramm der dena-Netzstudie III mit Gutachter und Gre-
durch den Gutachter BET Büro für Energiewirtschaft und mien ist in Abbildung 5 dargestellt.
technische
Grafik 5Planung GmbH. Eine Beratung in juristischen Fragen
der Netzplanung erfolgte durch die Kanzlei Boos Hummel &
Wegerich.
Im Board und im Beirat der dena-Netzstudie III wurden Vertre- Neue Energiewirtschaft e.V. (bne), Bundesverband WindEnergie
terinnen und Vertreter zentraler Institutionen für den Energie- e.V. (BWE), ENERTRAG AG, EWE NETZ GmbH, Forum Netztechnik/
infrastrukturausbau versammelt und die Zwischenschritte und Netzbetrieb im VDE (FNN), Hitachi ABB Power Grids, Mitteldeut-
Ergebnisse im Projekt diskutiert. Das Projektteam stand der sche Netzgesellschaft Strom mbH, Netze BW GmbH, Siemens
dena beratend bei der Projektdurchführung zur Seite. Folgende AG, Siemens Energy AG, Stromnetz Berlin GmbH, TenneT TSO
Institutionen waren über die gesamte Projektlaufzeit in Board, GmbH, TransnetBW GmbH, VDMA Verband Deutscher Maschi-
Beirat und Projektteam vertreten. nen- und Anlagenbau e.V., Verband kommunaler Unternehmen
e.V. (VKU), Vereinigung der Fernleitungsnetzbetreiber Gas e.V.,
Board: 50Hertz Transmission GmbH, Amprion GmbH, BayWa r.e. VGB PowerTech e.V., ZVEI e.V.
renewable energy GmbH, BDEW Bundesverband der Energie-
und Wasserwirtschaft e.V., BDI Bundesverband der Deutschen Beirat: Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Energie
Industrie e.V., BET Büro für Energiewirtschaft und technische und Technologie, Bündnis 90 / Die Grünen – Bundestagsfraktion,
Planung GmbH, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Deutsche Umwelthilfe (DUH), Europäische Kommission, FDP-Bun-
nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, Bundesministe- destagsfraktion, Fraktion DIE LINKE im Bundestag, Germanwatch
rium für Wirtschaft und Klimaschutz, Bundesnetzagentur für e.V., Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und
Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen, Wohnen, Ministerium für Energie, Infrastruktur und Landesent-
Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE), Bundesverband wicklung Mecklenburg-Vorpommern, Ministerium für Energie-
6. 2.
Naturschutz, WWF Deutschland
AG Marktdesign: 50Hertz Transmission GmbH, Amprion Nach der Entwicklung der Methodik wurden Teile davon im
GmbH, Bayernwerk AG, BayWa r.e. renewable energy GmbH, Rahmen einer Pilotierung getestet. Für diese Pilotierung wurde
BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V., eine Kooperation mit dem vom BMWi geförderten Projekt
BDI Bundesverband der Deutschen Industrie e.V., Bundesmi- Langfristszenarien 3 eingegangen, was eine Vorabverwendung
nisterium für Wirtschaft und Klimaschutz, Bundesnetzagentur von Teilergebnissen der Langfristszenarien 3 im Projekt dena-
für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisen- Netzstudie III ermöglicht hat.2 Die Ergebnisse der Pilotierung
bahnen, Bundesverband Neue Energiewirtschaft e.V. (bne), wurden in einem weiteren Zwischenbericht veröffentlicht.3 Der
Bundesverband WindEnergie e.V. (BWE), Bündnis 90 / Die Grü- letzte Arbeitsschritt im Projekt waren die Überarbeitung der
nen – Bundestagsfraktion, ENERTRAG AG, E.ON SE, EWE NETZ Methodik aufgrund der im Rahmen der Pilotierung gesammel-
GmbH, Germanwatch e.V., Innogy SE, Ministerium für Energie, ten Erfahrungen sowie die Formulierung der finalen Empfeh-
Infrastruktur und Landesentwicklung Mecklenburg-Vorpom- lungen für die Weiterentwicklung der Energieinfrastruktur. Dies
mern, Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft geschah im Austausch mit Board und Beirat der dena-Netzstu-
Baden-Württemberg, Ministerium für Wirtschaft, Innovation, die III. Alle Arbeitsschritte und eine zeitliche Einordnung sind
Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen, in Abbildung 7 dargestellt.
Grafik 7
Oktober 2018 bis Februar 2020 bis November 2020 bis September 2021 bis Dezember 2021
2 https://www.langfristszenarien.de/enertile-explorer-de/index.php
3 Deutsche Energie-Agentur (dena) (2021b)
Konsultation Entwurf
des des Bundes- Beschluss
Erstellung Konsultation Überprüfung 2. Entwurfs, bedarfsplans des BBP
PROZESS- des Konsultation Erstellung des und Über- des Erstellung (BBP) auf durch den
PHASEN Szenario- Szenariorahmen 1. Entwurfs arbeitung des 2. Entwurfs eines Um- Basis von Bundes-
rahmens 1. Entwurfs weltberichts, NEP und gesetzgeber
Bestätigung Umwelt-
NEP bericht
PROZESS-
VERANT- ÜNB BNetzA ÜNB BNetzA BNetzA
WORTUNG
4 www.netzentwicklungsplan.de/de/netzentwicklung/prozessphasen
5 Bei dem sogenannten NOVA-Prinzip wird geprüft, ob Engpässe auch durch Netzoptimierung behoben werden können.
VNB (60 bis 110 kV) Erzeugungs-/Last- Grobplanung = 10 Jahre Trassenplanung innerhalb Landesministerien,
Hochspannung szenarien, konkrete Projektplanung = 1 bis des Bundeslandes Kabel/ regionale Planungs-
Anmeldung von PV- und 5 Jahre Freileitung Ersatz/Ver- ämter, Kommunen,
Windanlagen stärkung Bürgermeister, BNetzA
VNB (10 bis 30 kV) Kurzfristige konkrete 0,5 bis 1 Jahr Kabel, teilweise Kommunen, regionale
Mittelspannung Anmeldung von PV- und Freileitung und kommunale Pla-
Windanlagen nungsämter, BNetzA
VNB ( < 1 kV) Sehr kurzfristige kon- 3 bis 12 Monate Kabel, teilweise Freileitung Kommunen, kommu-
Niederspannung krete Anmeldung von nale Planungsämter
PV-Anlagen
Das Gesetz gibt noch kein national einheitlich geregeltes Ver- 1. Netzkarten des Hochspannungsnetzes und der Umspann-
fahren vor, sondern ermöglicht eine individuelle Umsetzung der stationen auf Mittelspannung mit den Engpassregionen des
jeweiligen Hochspannungsnetzbetreiber. Während die meisten jeweiligen Netzes
Hochspannungsnetzbetreiber jährlich ihre Planung einzeln ver-
2. Planungsgrundlagen einschließlich gesonderter Angaben
öffentlichen, publizieren diejenigen der Regelzone von 50Hertz
zum Anschluss neuer dezentraler Erzeugungskapazitäten
im Osten Deutschlands ihre Ergebnisse seit 2013 zusammen in
sowie von Lasten und Ladepunkten für Elektrofahrzeuge für
einem gemeinsamen Netzausbauplan.9 Darin werden abge-
die in den nächsten fünf Jahren, im Hochspannungsnetz in
stimmte Planungsgrundsätze genutzt. Aus diesem Prozess lässt
den nächsten zehn Jahren zu erwartenden Ein- und Aus-
sich ein Grundgerüst des Planungsprozesses für die Hochspan-
speisungen
nungsebene extrahieren.
3. Geplante Optimierungs-, Verstärkungs- und Ausbaumaß-
Neue Veröffentlichungspflichten für Verteilnetzbetreiber nahmen, insbesondere diejenigen Maßnahmen, für die die
nach § 14d EnWG notwendigen öffentlich-rechtlichen Planungs- oder Geneh-
Im Juni 2021 wurde vom Gesetzgeber beschlossen, dass Ver- migungsverfahren bereits eingeleitet wurden. Dabei ist zu-
teilnetzbetreiber zukünftig alle zwei Jahre Netzausbaupläne sätzlich anzugeben, ob und zu welchem Zeitpunkt durch den
(NAP) vorlegen, die mit den benachbarten Netzbetreibern für Betreiber eines Elektrizitätsverteilernetzes bereits Investi-
sogenannte Planungsregionen entwickelt werden. Von dieser tionsentscheidungen bezüglich dieser Maßnahmen getroffen
Veröffentlichungspflicht betroffen sind alle Netzbetreiber, die wurden und bis zu welchem Zeitpunkt der Betreiber des Elek-
mittelbar und unmittelbar mehr als 100.000 angeschlossene trizitätsverteilernetzes von der tatsächlichen Durchführung
Kunden haben, und Netzbetreiber, die die Stromerzeugung der einer Maßnahme ausgeht.
im Netz angeschlossenen Anlagen im letzten Jahr um mehr
4. Detaillierte Darlegung der engpassbehafteten Leitungsab-
als 5 Prozent gekürzt haben. Um den regionalen Austausch zu
schnitte und der jeweilig geplanten Optimierungs-, Verstär-
stärken, sollen Verteilnetzbetreiber Deutschland in geografisch
kungs- und Ausbaumaßnahmen
abgrenzbare und räumlich zusammenhängende Gebiete
(Planungsregion) aufgeteilt werden. § 14d EnWG sagt dazu: 5. Bedarf an nicht frequenzgebundenen Systemdienstleistun-
„Betreiber von Elektrizitätsverteilernetzen einer Planungsregion gen und geplante Deckung des Bedarfs
stimmen unter Einbeziehung der Übertragungsnetzbetreiber 6. Umfang, in dem von dem Instrument der Spitzenkappung
ein Regionalszenario ab, welches gemeinsame Grundlage der nach § 11 Abs. 2 EnWG Gebrauch gemacht werden soll
jeweiligen Netzausbaupläne der Betreiber von Elektrizitätsver-
teilernetzen in der Planungsregion ist.“ Der Netzausbauplan
sollte nach § 14d EnWG zudem folgende Angaben enthalten:
PROZESS- SZENARIO
ENTWURF BESTÄTIGTER KONSULTATIONS- ÄNDERUNGS- FINALER
PHASEN RAHMEN für ENTWURF UMSETZUNGS-
SZENARIO- SZENARIO- DOKUMENT VERLANGEN NEP
die öffentliche NEP BERICHT
RAHMEN RAHMEN NEP NEP
Konsultation
PROZESS-
VERANT- FNB BNetzA FNB BNetzA FNB BNetzA
WORTUNG
KONSULTIERTE
Öffentliche Öffentliche Öffentliche Öffentliche
INTERESSEN-
Konsultation Konsultation Konsultation Konsultation
TRÄGER
alle 2 Jahre
10 https://fnb-gas.de/netzentwicklungsplaene/verfahren/
MARKT-
KONSULTATION ENTWURF EnWG-NOVELLE H2-NEV
NWS
Regulierung EnWG-NOVELLE Regulierung (November
(Juni 2020)
von Wasser- (Februar 2021) reiner Wasser- 2021)
stoffnetzen stoffnetze
(Oktober 2020) (Juni 2021)
Grafik 11
11 Wasserstoffnetzbetreiber, die sich der Regulierung unterwerfen bzw. die eine Erklärung nach § 28j Absatz 3 EnWG abgegeben haben
12 Wasserstoffnetzbetreiber, die sich der Regulierung unterwerfen bzw. die eine Erklärung nach § 28j EnWG Absatz 3 abgegeben haben. Betreiber von Wasserstoffnetzen, die keine
Regulierung ausgewählt haben, sind verpflichtet, in dem Umfang zusammenzuarbeiten, insbesondere die erforderlichen Informationen unverzüglich zur Verfügung zu stellen.
SAMMLUNG KOSTEN –
BEDARFS- UND IDENTIFI- NUTZEN-
SZENARIEN
ERMITTLUNG ZIERUNG VON ANALYSE DER
PROJEKTEN PROJEKTE
TYNDP-Prozess
14 ENTSO-E (2021)
15 ACER (2020)
16 ACER (2021)
17 Siehe dazu „Connecting Europe Facility“ der Europäischen Kommission: https://ec.europa.eu/inea/en/connecting-europe-facility
Modellie-
Update
rungsinput
Methodik
Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4
2021 2022
21 Energinet (2018)
22 Energinet (2020)
?
Transport- jeweilige Infrastruktur effizient geplant werden kann, braucht
SEKTORÜBER- es Leitplanken, die nur eine langfristige Gesamtbetrachtung
bedarf
GREIFENDE unseres Energiesystems liefern kann.
OPTIMIERUNG
Technische
Planung vom Ziel her
Grenzen
Der Netzentwicklungsplan Strom blickt alle zwei Jahre jeweils
OPTIMIERUNG 10 bis 15 Jahre in die Zukunft und wird um ein Langfristsze-
DER NETZE nario ergänzt, das in der Regel 20 Jahre in die Zukunft reicht.
Akzeptanz Im Netzentwicklungsplan Gas wird ein 5- und ein 10-jähriger
Planungshorizont betrachtet. Diese Zieljahre ergeben sich aus
den Anforderungen an die folgende Planung und aus Unsicher-
heiten mit Blick auf Entwicklungen, die sehr weit in der Zukunft
liegen. Durch diesen sich schrittweise erweiternden Horizont
können jedoch Potenziale einer vorausschauenden Planung
nicht genutzt werden, da spätere zusätzliche oder wegfallende
Transportbedarfe nicht berücksichtigt werden können. So kann
NETZAUSBAU
es passieren, dass Leitungen unterdimensioniert werden, da
Abbildung 14: Zusätzliche Potenziale für die Stromnetzplanung durch sektorübergreifende sich ein höherer Übertragungsbedarf erst in späteren Netzent-
Optimierung
wicklungsplänen zeigt, oder auch umgekehrt, dass Leitungen
gebaut werden, die nur kurzfristig benötigt werden.
Die Schwierigkeit, Innovationen angemessen und übergreifend Der gemeinsame Szenariorahmen der europäischen Ten-Year
in allen Planungsprozessen zu berücksichtigen, besteht jedoch Network Development Plans (TYNDP) für Strom und Gas
darin, dass die langfristige Entwicklung von Innovationen schafft eine gemeinsame Basis für die Entwicklung der transna-
auf technologischer, prozessualer und marktlicher Ebene nur tionalen Energieinfrastrukturen in Europa und garantiert so die
schwer vorherzusehen ist. Diese Unsicherheiten sind sowohl Konsistenz der Planungsannahmen auf europäischer Ebene.
Erzeugungspark
Erzeugungspark
EU- EU-Ausland
Ausland
Lasten Lasten
Strommarkt Strommarkt
NEPs INTEGRIERTE
Innovationen PLANUNGSPROZESSE Innovationen
Gas und Wärme Gas und Wärme
Ausgestaltung eines
Systementwicklungsplan-
Prozesses in Deutschland
Der SEP dient als sektorübergreifend optimierte und gemeinsa- 2.1. Methodik zur Erstellung eines System-
me Planungsgrundlage für die Infrastrukturplanung. Er soll die entwicklungsplans
gemeinsame Basis für die Netzentwicklungspläne Strom, Gas
und perspektivisch auch Wasserstoff bilden. Diese gemeinsame Der SEP beantwortet die Frage, auf welche Zukunft die Energie-
Planungsgrundlage setzt konsistente Ausgangspunkte für alle infrastrukturen vorbereitet werden müssen. Um den in Kapitel
weiteren Infrastrukturplanungsprozesse und kann daher dazu 1.3.2 identifizierten gesellschaftlichen Diskussions- und Infor-
beitragen, systemische Optimierungspotenziale zwischen den mationsbedarf zu decken, müssen die Analysen im SEP einen
Infrastrukturen (Strom, Gas, Wärme) zu heben. großen Lösungsraum aufspannen, der eine vergleichende Ana-
lyse verschiedener Transformationspfade zulässt. Gleichzeitig
Neben der reinen Synchronisation und Integration von Pla- müssen am Ende des SEP konkrete Ankerpunkte stehen, um die
nungsprozessen durch die Etablierung einer vorangehenden in Kapitel 1.3.1 geforderte konsistente Grundlage für die NEPs zu
Planung ist es die Aufgabe des SEP, die gesellschaftliche und bilden. Um diesen beiden zentralen Anforderungen zu genügen,
politische Beratung zu verschiedenen Lösungspfaden („Was wurde durch das BET im Rahmen der dena-Netzstudie III eine
wäre, wenn …?“) im Vorfeld der Netzentwicklungspläne zu leis- Methodik für den SEP entwickelt, die aus 14 Teilschritten be-
ten und dabei auch die Akzeptanz für Infrastrukturausbau durch steht. Abbildung 16 gibt eine Übersicht zu den 14 Teilschritten,
Beteiligung und Erläuterung erhöhen. die im Folgenden kurz erläutert sind. Eine ausführliche Beschrei-
bung der Methodik sowie eine Diskussion der Auswirkungen des
Kern des SEP ist eine modellgestützte Analyse des gesamten SEP auf die Folgeprozesse findet sich im Methodik-Gutachten
Energiesystems. Kapitel 2.1 erläutert, wie die Methodik konzi- des BET in Anhang I.
piert sein muss, um den Anforderungen der Systemplanung zu
genügen. Damit ein Systementwicklungsplan seine Leitwirkung
hinsichtlich der darauf aufbauenden Infrastrukturplanungspro-
zesse adäquat erfüllen kann, müssen die daraus resultierenden
Empfehlungen hinreichend legitimiert sein. Warum eine Gover-
nance in diesem Kontext wichtig ist und welche Governance-
Strukturen anderer Prozesse hier als Vorlage dienen könnten, ist
in Kapitel 2.2 dargelegt. Kapitel 2.3 und Kapitel 2.4 beschreiben
die Governance-Struktur des SEP. Ob die Ergebnisse eines SEP
einer Strategischen Umweltverträglichkeitsprüfung unterzogen
werden müssen oder nicht, wird in Kapitel 2.5 diskutiert.
Grafik 2 / 16
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14
ARCHETYPISCHE ZUKUNFTSBILDER
ZIELE
KRITERIEN
UMFELDSZENARIEN
WEICHENSTELLUNGEN
ROBUSTHEITSPRÜFUNG
ERSTES LEITBILD
GESCHÄRFTE ZUKUNFTSBILDER
ZUKUNFTSBILDER
BESCHREIBUNG DER GESCHÄRFTEN
ROBUSTHEITSPRÜFUNG
VALIDIERTES LEITBILD
ANKERPUNKTE
STRATEGIE
!
1. Phase 2. Phase
2.2.1. Theoretischer Hintergrund Die Input-Legitimation beantwortet die Fragen nach Akteuren
und ihrer entsprechenden Legitimation. Die Rolle des Parlaments
Begriffsklärung Governance als Gremium mit der direktesten Legitimationskette (vom Volk
Um eine adäquate Governance für den SEP zu definieren, ist es gewählt) genießt hier besondere Aufmerksamkeit. Einherge-
zunächst wichtig, den Begriff „Governance“ zu verstehen und hend mit der Legitimation durch Wahlen ist die Rechenschafts-
zu definieren. Der Begriff der Governance wird insbesondere pflicht gegenüber anderen institutionellen und nicht institutio-
seit den 1990er Jahren in der Europaforschung benutzt. Eine nellen Akteuren in einem demokratischen System. Eine hohe
deutsche Entsprechung existiert nicht. Er steht im Gegensatz Input-Legitimation ist außerdem verbunden mit der Inklusion
zum traditionellen Top-down-Regieren („Government“) für die aller von der Entscheidung Betroffenen (etwa die Berücksich-
Koordination der Interaktionen zwischen verschiedenen Akteu- tigung von möglichst vielen Perspektiven und sozialen wie
ren in einem Mehrebenensystem. Ein Merkmal der Governance wirtschaftlichen Interessen bei der Ausweisung bestimmter
ist dabei die breite Partizipation von nicht staatlichen Akteuren Nutzungsgebiete oder etwa eines Naturschutzgebiets). Dies
(Zivilgesellschaft).33 Die Governance beschreibt verschiedene überschneidet sich damit etwas mit der Throughput-Legitimati-
Formen politischer Koordination und Steuerung in komplexen on. Zentral für die Gewährleistung der Input-Legitimation ist die
institutionellen Gefügen und fokussiert üblicherweise mehr auf angemessene und demokratisch legitimierte Entscheidungsebe-
Prozesse als auf Strukturen. ne. Ins Konkrete übersetzt bedeutet dies, dass Entscheidungen
mit zunehmendem Einfluss auf das Zusammenleben und die
gesamte Gesellschaft eine höhere Legitimation benötigen. Die
Entscheidungsinstanz des Deutschen Bundestages besitzt dabei
die höchste demokratische Legitimation.
Der Legitimationsbedarf des SEP Bei der Betrachtung der Verfahrensgerechtigkeit wird in der Ak-
Prinzipien zur Erhöhung der Legitimation wurden im vorangehen- zeptanzforschung davon ausgegangen, dass eine möglichst frühe
den Abschnitt genannt. Relevant ist dies, da in einem demokra- Beteiligung die Wahrscheinlichkeit eines akzeptierten Resultats
tischen System für jeden politischen Prozess und damit auch für erhöht, da dann mehr Handlungsspielraum für alle Beteiligten
den SEP eine hohe Legitimation unerlässlich ist. bleibt.39 Meist steigt jedoch erst mit zunehmender Konkretisierung
eines Projekts die Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürger, sich zu
Der Systementwicklungsplan stellt die Grundlage für alle beteiligen, weil die Auswirkungen sichtbarer werden. Dann ist es
nachfolgenden Infrastrukturplanungen dar. In dieser Funktion jedoch meist zu spät, grundlegende Entscheidungen zu beeinflus-
werden Aussagen bezüglich eines Zielbildes für die Energie- sen. Diese Entwicklung wird auch als Beteiligungsparadoxon be-
wende getroffen. Damit besteht für den SEP ein besonderer zeichnet und ist in Abbildung 17 skizziert.40 Das kann zu Frustration
Legitimationsbedarf, der über die rein technische Betrachtung der Beteiligten führen, da zum Zeitpunkt der tatsächlichen Beteili-
hinausgeht. Richtungsentscheidungen des SEP haben mittel- und gung grundsätzliche Entscheidungen bereits getroffen sind. Daher
langfristig Auswirkungen auf die Energiewirtschaft sowie auf ist die Aufgabe für eine Erhöhung der prozeduralen Gerechtigkeit
die Verbraucherinnen und Verbraucher. Weiterer Legitimations- auch darin zu sehen, den betroffenen Bürgerinnen und Bürgern
bedarf ergibt sich aus dem Legitimationsdefizit der bisherigen auch tatsächlich die Möglichkeit zur Teilnahme einzuräumen.
Netzentwicklungsplanung. Diese wird von den Netzbetreibern
BETEILIGUNGSPARADOXON
hoch Engagement
und Interesse
SPIELRAUM
Möglichkeiten der
niedrig Einflussnahme
!
Abbildung 17: Das Beteiligungsparadoxon
Das Beteiligungsparadoxon wird beispielsweise bei der Konsul- keiten). Dies macht proaktive und von Beginn an geplante und
tation zum ersten Entwurf des NEP Strom deutlich. Hier können institutionalisierte Beteiligungsmöglichkeiten umso wichtiger.
nur Beiträge inhaltlich berücksichtigt werden, die sich auf die Gleichzeitig besteht die Chance, dass grundsätzliche Fragen an
Bestimmung der Maßnahmen oder die Methodik des NEP be- das Energiesystem der Zukunft, die der SEP beantworten soll,
ziehen, nicht aber grundsätzliche Erwägungen zur Ausgestaltung leichter zu verstehen und auch potenziell mit höherem Interesse
des Energiesystems, da diese bereits im Rahmen der Ziele, die für verbunden sind als die technisch komplexen Netzentwicklungs-
den Szenariorahmen berücksichtigt werden, festgelegt wurden. pläne. Die Hürden für eine Beteiligung wären beim SEP daher
In den nachgelagerten Raumordnungs- und Planfeststellungsver- niedriger als bei den NEPs.
fahren ist die energiewirtschaftliche Notwendigkeit der Maß-
nahmen dann bereits festgestellt, sodass nur noch Einfluss auf Bürgerbeteiligung
Rahmenbedingungen genommen werden kann, nicht aber auf Die Notwendigkeit von proaktiven Beteiligungsmöglichkeiten und
die grundsätzliche Entscheidung für oder wider. Dadurch kann bei einer umfassenden Partizipation gehen aus den Anforderungen
Betroffenen der Eindruck entstehen, mit ihren Anliegen ignoriert der Legitimation und der Akzeptanz und dem damit verbundenen
zu werden, keine adäquaten Beteiligungsmöglichkeiten zu be- Beteiligungsparadoxon wie oben ausgeführt hervor.
sitzen oder immer einen Schritt zu spät zu kommen.
Neben der Einbindung von Stakeholdern der Zivilgesellschaft in
Der Systementwicklungsplan als den NEPs Strom und Gas vor- Konsultationsverfahren zur Infrastrukturplanung (wie beispiels-
gelagerter Prozess bietet die Gelegenheit, das Beteiligungspara- weise Verbraucher- und Umweltschutzverbände oder Bürger-
doxon zu adressieren und Beteiligung dort zu ermöglichen, wo sie initiativen) ist eine breite Bürgerbeteiligung eine weitere Option
Effekte auf grundsätzliche Richtungsentscheidungen entfalten der Partizipation der Gesellschaft. Bürgerbeteiligung geht dabei
kann. Die sich hier ergebende Herausforderung für die Governan- über die reine Einbindung von Stakeholdern hinaus, da hierdurch
ce ist die aktive Ansprache und Einbindung von Stakeholdern und neben den bereits organisierten Interessenvertretungen weitere
der Gesellschaft, da der SEP teils sehr abstrakte Fragen behandelt sonst nicht berücksichtigte Perspektiven einbezogen werden
und daher in Teilen der Logik des Beteiligungsparadoxons folgt können.
(im frühen Stadium noch sehr abstrakte Beteiligungsmöglich-
Kernelemente eines gelungenen Bürgerdialogs als Form der Weitere Kernelemente eines gelungenen Bürgerdialogs sind
Bürgerbeteiligung Kompetenz, Legitimation und Effizienz. Kompetenz bedeutet,
Formen der Bürgerbeteiligung sind komplementäre Elemente dass den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der notwendige
repräsentativer Demokratie. Sie ersetzen damit nicht die Ent- Sachverstand für die Bearbeitung und Beurteilung der Entschei-
scheidungshoheit und politische Legitimität der gewählten dungsoptionen zugänglich gemacht werden muss. Handlungs-
Entscheidungsträger. Eine Bürgerbeteiligung ist umso effektiver, spielräume für die Bürgerinnen und Bürger ergeben sich aus
je früher im Prozess sie stattfindet und je größere Entschei- einem Vertrauenszuschuss durch die politisch Verantwortlichen
dungsspielräume vorhanden sind. Der Bottom-up-Einbezug von Legitimation. Die Wahrung von Effizienz im Prozess verlangt
Bürgerinnen und Bürgern in einem Bürgerdialog kann Stakehol- nach einem klar abgesteckten Mandat, das innerhalb eines be-
der- und Entscheidungsprozessen eine zusätzliche Dimension grenzten Zeitraums erfüllt werden kann. Dabei sollte auch der
der Legitimation verschaffen. Aufwand der Beteiligten mit der erwarteten Einflussmöglichkeit
in einem akzeptablen Verhältnis stehen.45
Formate der Bürgerbeteiligung sind besonders dort von Nutzen,
wo gesellschaftlich relevante, umstrittene Entscheidungen zu Auf diese Punkte wäre in der Ausgestaltung eines Bürgerdialogs
treffen sind, die in hohem Maß auf Rückhalt und Akzeptanz in zu achten, wenn der SEP verankert und implementiert wird. In
der Bevölkerung angewiesen sind. Insbesondere für konfliktuöse diesem Projekt wird nur in groben Zügen skizziert, wie dieser im
Prozesse sind zufallsbasierte Verfahren der Bürgerbeteiligung Rahmen des SEP arbeiten könnte.
ein zielführendes Mittel. Indem teilnehmende Bürgerinnen und
41 Heer (2020)
42 Bertelsmann Stiftung (2017)
43 Renn (2015)
44 Prognos (2017)
45 Renn (2015)
46 BMWi (2021a)
47 BMWi (2019a)
ab 14. September 14. November bis Dezember 2015 Januar 2016 bis März 2016 Herbst 2016 Ende 2016 Dezember 2016
ABSCHLUSS-
BÜRGER TAG DES ONLINE- BÜRGERREPORT BÜRGER- FEEDBACK KLIMA- KONFERENZ
EINLADEN BÜRGERDIALOGS DIALOG DELEGIERTE SCHUTZPLAN (mit Bürger-
2050 delegierten)
Das Bundesum- 500 zufällig Alle Bürgerinnen Alle Ergebnisse aus Bürgerdelegierte Das Ministerium Die Bundesregierung Rückblick
weltministerium ausgewählte und Bürger dem Tag des adressieren die prüft die verabschiedet den auf den Prozess,
wirbt um die Bürgerinnen und können die Bürgerdialogs Bürgerempfehlungen Empfehlungen und Klimaschutzplan Ausblick auf
Teilnahme am Bürger diskutieren Ergebnisse der und dem Online- persönlich an gibt Feedback, 2050 und stellt ihn künftige Dialoge.
Bürgerdialog. in fünf Städten Veranstaltungen Dialog fließen Entscheidungsträger. was in den vor.
über den kommentieren. in den Klimaschutzplan
Klimaschutzplan. Bürgerreport ein. einfließt.
48 Prognos (2017)
49 BMU (2017b)
AG
Netzentwicklungs- AG
AG plan Planungs- und
BEIRAT Transformations- GESCHÄFTSSTELLE
Genehmigungs-
offensive
verfahren
PLENUM
AG
Systemsicherheit
AG
AG Neue Technologien
Speicher
Die Plattform Energienetze des BMWi beleuchtet (siehe Abbildung 19). Heute existieren noch die AG
Die Plattform Energienetze wurde 2011 ins Leben gerufen, um Intelligente Netze und Zähler sowie die AG Systemsicherheit.
die Regierung zu Fragen von Netzausbau und Modernisierung In einem Plenum unter Vorsitz des Ministeriums wurden die
der Stromnetze zu unterstützen und Impulse zur Politikentwick- Ergebnisse zusammengetragen und es wurde jeweils ein
lung zu geben. Die Plattform Energienetze war damit exekutiv Positionspapier entwickelt. Das Plenum bestand aus rund
aufgesetzt und wurde durch das Ministerium koordiniert. In zu 40 hochrangigen Externen. Im Gegensatz zu den Arbeitsgruppen
Beginn neun Arbeitsgruppen wurden unter Vorsitz des thema- war die Teilnahme im Plenum beschränkt. Mitglieder wurden
tisch geeigneten Referats aus dem zuständigen Ministerium einzeln selektiert. Größere Akteursgruppen haben entsprechend
(zu Beginn BMWi und BMU, später nur BMWi) mit rund 80 bis Vertretungen organisiert. Die Bundesländer haben insgesamt
90 Externen (Verbände, Unternehmen, Netzbetreiber, Bundes- vier Vertreter entsendet.
ländervertreter etc.) verschiedene Aspekte im Bereich Stromnetze
Zweck Vorschlag für Kohle- Begleitung und Beratung der Regie- Erstellung der im Gemeinsames
ausstieg Beratung zur rung zur Nachhal- Pariser Abkommen ge- Erarbeiten von Lö-
Maßnahmen bzgl. Umsetzung der tigkeitspolitik forderten Klimaschutz- sungen zum Netz-
Entwicklung der Nationalen Was- langfriststrategie ausbau und zur
Braunkohleregionen serstoffstrategie Modernisierung
der Stromnetze
Thematischer Eng: Kohleausstieg Mittel: Umset- Weit: Nachhaltigkeit Weit: Klimaschutz Mittel:
Fokus / Weite zung Wasserstoff- Stromnetze
strategie
Exekutiv / Nicht exekutiv, Nicht exekutiv, Nicht exekutiv, Exekutiv, geführt durch Exekutiv, Vorsitz
nicht exekutiv 2018 durch die 2018 durch die Seit 2001 alle BMU BMWi
Bundesregierung Bundesregierung 3 Jahre durch die 2011 ins Leben
berufen berufen Regierung berufen 2015 gestarteter Dia- gerufen, damals
logprozess Doppelvorsitz
BMWi/BMU
Mandat Empfehlungen an Beratung und Umsetzung eige- Definition politi- Beratung des
Bundesregierung Unterstützung ner Projekte zur scher Ziele zum Ministeriums
Verbindlichkeit des Staats- Förderung der Klimaschutz
erst durch Kohle- sekretärs- Nachhaltigkeit
ausstiegsgesetz ausschusses
Wasserstoff
Politische Leitung durch Ver- Ressortverant- Vorsitzende des Gesteuert durch Gesteuert durch
Einbindung treter/-innen der wortliche und Parlamentari- Exekutive (BMU) Exekutive
Regierungsparteien Ländervertre- schen Beirats Bundesländer in
bzw. der Landes- ter/-innen als (Dauer-)Gast AGs eingebun-
politik; Leitung hat Gäste (evtl. Vertretung) den und eine
kein Stimmrecht Vertreter/-innen Vertretung der
MdBs mit Rede-, der Bundes- Bundesländer in
aber ohne Stimm- regierung mit Plenum
recht Rede-, aber ohne Beirat aus Poli-
Begleitet durch Stimmrecht tik und weiteren
Staatssekretärsaus- Gruppen
schuss
Eine rechtliche Stellungnahme der Boos Hummel & Wegerich Eine zum Kabinettsbeschluss zusätzliche Verankerung kann der
Rechtsanwälte PartGmbB kommt zu dem Schluss, dass der SEP durch eine einfache Anpassung des § 12a EnWG erfahren, in-
SEP als Rahmen für die nachfolgenden Netzentwicklungspläne dem dort nicht nur die „langfristigen energiepolitischen Ziele der
ebenfalls als Bundesgesetz verankert werden sollte. Durch eine Bundesregierung“ die Basis bilden, sondern auch die „Ergebnisse
gesetzliche Regelung im Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) er- des Systementwicklungsplans berücksichtigt werden sollen“.
fährt der SEP die gleiche Legitimation und Sichtbarkeit wie die Außerdem sollte dies in § 15 EnWG aufgenommen und damit
Netzentwicklungspläne.50 auch für die Gasinfrastruktur zur Planungsgrundlage werden.
Im Gesetz sollte dabei der SEP als vorgelagerter Planungsschritt Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass der SEP im
zu den NEPs eindeutig definiert werden. Darüber hinaus ist die EnWG verankert sein sollte als ein neuer Planungsprozess. Die
Periodizität des SEP zu definieren (z.B. Wiederholung alle vier Ergebnisse werden durch einen Kabinettsbeschluss zum Teil der
Jahre) und der Zeithorizont zu verankern, beispielsweise das energiepolitischen Zielsetzung der Bundesregierung und damit
Zieljahr 2045. Durch die Festschreibung im EnWG sollte der klare Basis für den Szenariorahmen. Dies wird durch einen Verweis
Auftrag an die Regierung hervorgehen, aus den Ergebnissen des auf den SEP in § 12a EnWG und § 15 EnWG zusätzlich verstärkt.
SEP verbindliche Ankerpunkte für die darauf aufbauenden Infra-
strukturplanungsprozesse abzuleiten.
50 Eine detaillierte Betrachtung und Argumentation findet sich in der rechtlichen Stellungnahme von BH&W im Anhang.
Grafik 4 / 20
GESCHÄFTSSTELLE
Ressortabstimmung mit
FEDER-
anderen Ministerien
FÜHRENDES
MINISTERIUM
EXPERTENKONSORTIUM
Temporär
unterstützende
Arbeitsgruppen
PLENUM AG
NETZ-
BETREIBER
Ad-hoc-AG
AG AG
AG BUNDES- GESELL- AG INNOVATION
? LÄNDER SCHAFT
STAKEHOLDERPLATTFORM
Abbildung 20: Organigramm der SEP-Gremien
Relevanz, vermutetes
Lösungspotenzial aus
Sicht der Bevölkerung BETRACHTETE
THEMEN IM SEP
• Lösungspotenzial
beschreiben
• Nicht-Lösungen
erklären
51 Prognos (2017)
Die Methodik gibt vor, welche Schritte zur Erarbeitung des SEP
essenziell sind. In der Governance wird skizziert, welche Akteure
in welchen Formaten beteiligt sein sollten. Im Folgenden wer-
den diese beiden Elemente zusammengeführt und dargelegt,
wie das Zusammenspiel zwischen den in Kapitel 2.1 erläuterten
Methodikschritten und den in diesem Kapitel eingeführten
Gremien aussehen sollte. Abbildung 22 bildet das geplante
Zusammenspiel ab, wobei die Wechselwirkungen mit der AG
Innovation in Kapitel 5 erläutert und dargestellt werden.
VORBEREITUNG STAKEHOLDERPLATTFORM
Bundesländer
6
konsortium bei Berechnung der archetypischen Zukunftsbilder
BESCHREIBUNG DER ARCHETYPEN P • Archetypen werden anhand definierter Kriterien beschrieben
• Ergebnisse werden durch Expertenkonsortium schriftlich
dokumentiert
KONSULTATION 7 ROBUSTHEITSPRÜFUNG • Plenum kommentiert Ergebnisse
• Expertenkonsortium und Ministerium erstellen erstes Leitbild
• Das erste Leitbild wird im Plenum diskutiert
Bürgerdialog
8 ERSTES LEITBILD B P • AG Bundesländer analysiert regionale Implikationen des Leitbildes
• Es startet ein breiter und öffentlicher Konsultationsprozess
Stellungnahmen
12 VALIDIERTES LEITBILD P
• Validiertes Leitbild wird im Plenum diskutiert und ergänzt
13 STRATEGIE
P
EMPFEHLUNGEN ABLEITEN
!
• Auf Basis des validierten Leitbildes formuliert Ministerium die
FOLGEPROZESSE
Gremieninteraktion bei der Schaffung der Grundlagen Konsultationsprozess und Bürgerdialog zum ersten Leitbild
Das federführende Ministerium startet den Prozess, indem es Zum ersten Leitbild startet neben der Konsultation des Ple-
diejenigen Größen benennt, die im SEP als Zielgrößen gesetzt nums ein breiter, öffentlicher Diskussionsprozess. Ziel dieses
sind, das heißt in allen betrachteten Szenarien erreicht werden Diskussionsprozesses ist es, die im Leitbild vorgeschlagenen
sollen. Das Expertenkonsortium erarbeitet Kriterien, Umfeld- Weichenstellungen und Entscheidungen im öffentlichen Dialog
szenarien, Weichenstellungen und Boundary Conditions und zu verifizieren und gegebenenfalls weiterzuentwickeln. Unter-
stimmt sie mit dem Ministerium ab. Dazu führt das Experten- schiedliche Beteiligungsprozesse müssen an dieser Stelle von
konsortium eine Abfrage zu Planungen und Prognosen der der Geschäftsstelle koordiniert werden.
Bundesländer durch und berücksichtigt die Planungen der NEPs
sowie zentrale Studien zur Entwicklung des Energiesystems. Der Bürgerrat befasst sich mit zentralen Fragen des Leitbil-
des, diskutiert Weichenstellungen und Implikationen und er-
Zeitgleich müssen die vorbereitenden Arbeiten für den Bürger- arbeitet daraus Empfehlungen. Diese Empfehlungen werden
dialog gestartet werden. Die Geschäftsstelle organisiert die in einem Bürgerreport festgehalten und in einer gemeinsa-
zufällige Auswahl der Bürgervertreterinnen und -vertreter, men Sitzung mit dem Plenum diesem vorgestellt und mit
während das Expertenkonsortium die inhaltliche Vorberei- ihm gemeinsam diskutiert.
tung übernimmt. Erste Aufgabe der Bürgervertreterinnen und
Die AG Bundesländer analysiert regionale Implikationen des
-vertreter, die den Bürgerrat bilden, ist die Beantwortung eines
Leitbildes. Das Leitbild enthält potenziell Aussagen über die
Online-Fragebogens zu Weichenstellungen.
regionale Verteilung von Elektrolyseuren und DAC-Anlagen
(Direct Air Capture) oder gibt regionale Korridore für den
Die Ergebnisse dieser Befragung im Bürgerrat werden der AG Ge-
Transport bestimmter Energiebedarfe an. Ein robustes und
sellschaft zur Verfügung gestellt. Diese prüft vor diesem Hinter-
zukunftsträchtiges Leitbild kann erst dann entstehen, wenn
grund die Weichenstellungen und macht Ergänzungsvorschläge.
diese regionalen Komponenten auch mit der entsprechen-
Außerdem beginnt die AG Netzbetreiber ihren Austausch mit
den Expertise und der Kenntnis der regionalen Gegebenhei-
dem Expertenkonsortium und stellt ihrerseits die notwendigen
ten abgeglichen werden.
Daten für die SEP-Modellierung zur Verfügung. Spätestens nach-
Gremieninteraktion bei der Ausarbeitung der Kommunikation zur Nachvollziehbarkeit der Prozessschritte
SEP-Empfehlungen Der Umgang mit den Empfehlungen des Bürgerrats markiert
Auf Basis des validierten Leitbildes formuliert das federfüh- einen zentralen Pfeiler: die Nachvollziehbarkeit der Prozess-
rende Ministerium die Strategie und legt die Ankerpunkte fest. schritte. Da dies insbesondere bei der Beteiligung von Bürge-
Aufgrund der besonderen Bedeutung der Ankerpunkte für die rinnen und Bürgern wichtig für Motivation und Akzeptanz ist,
sich anschließenden NEP-Prozesse ist die AG Netzbetreiber müssen diese stets darüber informiert sein, was mit ihren Posi-
gefordert, die Ankerpunkte zu kommentieren und gegebenen- tionen geschieht. Das bedeutet auch, dass die Annahme oder
falls Anpassungsvorschläge zu machen. Abschließend werden die Ablehnung der Empfehlungen gut begründet geschehen
Strategie und Ankerpunkte im Plenum zur Diskussion gestellt. muss. Bürgerinnen und Bürgern müssen Möglichkeiten echter
Danach beginnt der Teil des politischen Prozesses, in dem sich Einflussnahme gewährt werden. Dies könnte sich auch in einer
die Regierung mit den SEP-Empfehlungen auseinandersetzt und Berichtspflicht zum Umgang mit den Empfehlungen, beispiels-
ein Kabinettsbeschluss auf Basis der SEP-Empfehlungen herbei- weise durch eine öffentliche Veranstaltung zu einer definierten
geführt wird. Zeit nach der Übergabe des Bürgergutachtens, äußern. Die
öffentliche Resonanz des Prozesses wird erhöht,
54 BMU (2017a)
Nach Meinung der dena und der Boos Hummel & Wegerich
Rechtsanwälte PartGmbB wäre es sachgerecht, wenn im Rah-
men des SEP keine Strategische Umweltprüfung durchgeführt
würde. Die Umweltprüfungen haben vielmehr (erst) in nach-
gelagerten Verfahren einen sinnvollen Platz. In einer Erörterung
mit den Ministerien und der BNetzA wurde keine abschließende
Klärung dieser Rechtsfrage erzielt. Es sei denkbar, dass nach den
letztlich europarechtlich bestimmten Vorgaben auch für den
SEP eine Strategische Umweltprüfung durchzuführen ist. Dabei
hänge die abschließende Klärung der SUP-Pflicht auch ab von
der weiteren Entwicklung der Rechtsprechung des Europäischen
Gerichtshofs zu dieser Frage.
55 Stellungnahmen BH&W
Für eine konsistente und integrierte Infrastrukturplanung Für eine integrierte Planung der Transportnetzinfrastrukturen
braucht es eine Verbesserung der Schnittstellen und kohärente ist es aber dennoch essenziell, dass sich ÜNB und FNB bei der
Annahmen bei den Planungsprozessen. Im Rahmen der AG Erstellung der jeweiligen Szenariorahmen bezüglich gemein-
Schnittstelle der dena-Netzstudie III wurden daher die sechs samer Größen und Schnittstellen eng abstimmen. Daher sollte
in Abbildung 23 gezeigten Schnittstellen identifiziert und diese Anforderung an die Netzbetreiber in § 12 EnWG und § 15
analysiert. Aufgrund des Fokus der dena-Netzstudie III auf der EnWG aufgenommen werden, um eine integrierte Planung auch
Transportnetzebene wurde aber in den Stakeholderdialogen in den dem SEP nachfolgenden Planungsprozessen besser zu
Grafik 23
schwerpunktmäßig die Schnittstelle (1) zwischen den Transport- verankern.
netzinfrastrukturen genauer untersucht.
Ein Beispiel für Größen, zu denen eine Abstimmung zwischen
STROM GAS der Netzentwicklungsplanung Strom und Gas erforderlich ist,
ist die Allokation von Gaskraftwerken und Elektrolyseuren.
Wegen seiner zonalen Betrachtung kann der SEP nur Aus-
TRANSPORTNETZ
VNB1 VNB4 der NEPs notwendig. Es ist zu prüfen, inwieweit eine Output-
orientierte Regulierung (OOR) flankierend hilfreich ist, um
5 6
4 systemische Faktoren bei der Allokationsentscheidung besser
VNB2 VNB3 zu betonen.
STÜTZ- UND
STARTJAHR ZIELJAHR ZIELJAHR
bspw. 2023 bspw. 2038 bspw. 2045 2048 2050
NEP STROM
NEP GAS/H2*
NAP
SYSTEMENTWICKLUNGSPLAN (SEP)
*NEP Gas und NEP H2 werden zur Visualisierung als ein Prozess dargestellt. Getrennte Planungsprozesse sind jedoch möglich.
werden könnten. Dies hätte den Vorteil, dass auch Eingaben Die Diskussionen im Rahmen der dena-Netzstudie III haben
zur integrierten Planung und Synergien zwischen Strom- und zudem gezeigt, dass es im NEP Gas auch weiterhin die bedarfs-
Gasinfrastruktur direkt in beiden Prozessen aufgenommen und orientierte Planung t+5 und t+10 braucht, um kurzfristig auf
verarbeitet werden könnten. Bedarfe reagieren zu können. Es muss daher eine Methodik
entwickelt werden, wie mit möglichen Inkonsistenzen im Trans-
Die Abstimmung von ÜNB und FNB zu gemeinsamen Größen ist formationspfad zwischen einem rein von Zielen abgeleiteten
zwingend notwendig, wenn die NEPs auf den Ankerpunkten des t+15-Szenario und mit Bedarfsanalysen gestützten t+5- und
SEP aufsetzen, weil es sonst trotz des durch den SEP gesetzten t+10-Szenarien umgegangen werden soll. Da im aktuellen NEP
konsistenten Rahmens zu Inkonsistenzen in den Annahmen der Gas die Bedarfsabfragen eine Zunahme des konventionellen
NEP-Prozesse kommen könnte. Aber auch ohne einen vorge- Gasbedarfs zeigen, mittelfristig die Dekarbonisierung aber zu
schalteten Systementwicklungsplan macht die Forderung nach einem Rückgang führen müsste, sind solche Inkonsistenzen
Abstimmung Sinn, da sie für konsistente Planungsannahmen nicht auszuschließen.
sorgt. Eine gemeinsame Abstimmung von ÜNB und FNB sowie
die dafür notwendige zeitliche Synchronisierung der NEP-Pro- Eine genauere Darstellung, wie die Planungsprozesse zukünftig
zesse sollte daher nicht auf die Einführung und Fertigstellung parallel ablaufen könnten, ist in Abbildung 24 zu sehen. Dabei
eines ersten SEP warten, sondern kurzfristig umgesetzt werden. blicken die parallelen Infrastrukturprozesse Strom, Gas und
Wasserstoff auf ein gemeinsames Zieljahr t+15. Für die NAPs in
Anpassung der Szenarien den Verteilnetzen ist dies jedoch nicht zwingend notwendig, da
Integrierte Planung kann über den SEP hinaus auch durch eine Infrastrukturprojekte in den unteren Spannungsebenen in der
bessere Abstimmung zwischen den Infrastrukturprozessen Regel deutlich schneller umgesetzt werden können (siehe Kapi-
erfolgen. Um dies zu gewährleisten, wäre es nicht nur sinn- tel 1.1.2 Stromnetzausbauplanung). Eine Abstimmung der Top-
voll, wenn die Planungsprozesse parallel stattfinden würden, down- und Bottom-up-Planung zwischen Transportnetzebene
sondern wenn sie auch den gleichen Zielhorizont hätten. Ein und Verteilnetzebene würde darüber hinaus auch nur zu einem
kürzerer Zielhorizont von t+10 wie im NEP Gas ist aufgrund der gewissen Teil über den SEP erfolgen. Es wird weiter Aufgabe der
langen Planungsdauer im Übertragungsnetz Strom jedoch nicht Transportnetzbetreiber sein, die Annahmen zu koordinieren und
möglich. Es wird daher empfohlen, ein zusätzliches Szenario abzustimmen. Es ist zu prüfen, ob – wie im NEP Strom geplant –
t+15 im NEP Gas einzuführen, das sich an den Zeithorizont des mittelfristig noch ein Langfristszenario fürs Jahr 2045 gebraucht
NEP Strom anpasst. Dieses neue t+15-Szenario sollte auch im wird, wenn dies bereits im SEP berücksichtigt wird.
NEP Gas top-down aus den politischen Zielvorgaben bzw. den
Ankerpunkten des SEP abgeleitet werden.
56 https://www.innosys2030.de/
57 https://www.gesetze-im-internet.de/bbplg/BJNR254310013.html
58 BNetzA (2021)
59 50Hertz et al. (2021)
60 Abgeleitet unter anderem aus Guidehouse et al. (2021), BDEW (2021a), TransnetBW (2021), Amprion 2021 und 50Hertz et al. (2021)
61 Guidehouse et al. (2021) und Amprion 2021
62 Guidehouse et al. (2021)
63 50Hertz et al. (2021)
64 Guidehouse et al. (2021)
65 Guidehouse et al. (2021) und Amprion 2021
66 Guidehouse et al. (2021)
67 Guidehouse et al. (2021)
68 https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Downloads/V/vorausschauendes-controlling-des-netzausbaus.pdf?__blob=publicationFile&v=6
69 TransnetBW (2021), 50Hertz et al. (2021)
Empfehlungen zur
Förderung von Innovationen
in der Infrastrukturplanung
78 https://www.sinteg.de/
79 https://www.innosys2030.de/
80 https://www.entsoe.eu/Technopedia/
81 https://www.iea.org/reports/innovation-gaps
82 https://www.kopernikus-projekte.de/
83 http://mission-innovation.net/
84 Diese Veröffentlichungen stellten im Rahmen der dena-Netzstudie III neben Erkenntnissen weiterer Fachpublikationen wesentliche Diskussionsgrundlagen dar (siehe
dazu T&D Europe (2020) und E-Bridge (2018))
86 Die genannten Ziele werden auch im Papier von T&D Europe beschrieben und zugeordnet, siehe dazu T&D Europe (2020)
Alle genannten Infrastrukturfunktionalitäten erfordern eine lastungen oder Fehlern in Bezug auf die thermische und dyna-
digitalisierte Infrastruktur. Deshalb kann die Netzzustands- mische Stabilität benötigt und eine entsprechende Anpassung
überwachung und -steuerung im Rahmen des Netzbetriebs als der Netzkomponenten muss möglich sein, um die Leitungskapa-
grundsätzliche Voraussetzung für alle Infrastrukturfunktiona- zitäten optimiert und sicher nutzen zu können.
litäten gesehen werden. So werden aktuelle Daten zu Netzüber-
Wie beschrieben, meint eine Systemfunktionalität etwas, das Hierzu zählen beispielsweise die volatile Erzeugung aus erneuer-
im Zusammenspiel der Infrastruktur mit verschiedenen Netz- baren Energien oder ein Verbrauch durch neue flexible Lasten,
nutzern entsteht, um im systemischen Sinne zu wirken bzw. die stromnetzseitig jeweils zu integrieren sind, bzw. eine volatile
dadurch etwas Neues zu ermöglichen. Dies erweitert den Aspekt Wasserstofferzeugung mittels Elektrolyseuren (aus EE-Strom),
der Infrastrukturfunktionalität: Unter den Begriff der System- die gasnetzseitig absehbar integriert werden muss. Die Funktio-
funktionalität kann die netzseitige Integration verschiedener nalität ist in Tabelle 4 dargestellt.
angeschlossener Anlagen bzw. Netznutzer gefasst werden.
Netzseitige Integration volatiler Erzeugung (Strom: aus er- Spitzenkappung und Engpassmanagement
neuerbaren Energien, Gas: aus Elektrolyseuren) und flexibler Spitzenglättung (§ 14a EnWG)
Lasten Lokale Flexibilitätsmärkte
Virtuelle Kraftwerke
Nutzung verschiedener Technologien, Prozesse oder Konzepte Demand Side Management; Lademanagement
bzw. auch durch den Einsatz innovativer Netzbetriebsmittel bei Elektrifizierung von Wärme und Verkehr
(siehe Infrastrukturfunktionalitäten) …
Bereitstellung von Flexibilität aus unteren Netzebenen für die
Transportnetzebene
Bestimmte Leistungen lassen sich nicht konkret zwischen den muss, oder auch Eigenschaften, die sowohl Infrastruktur als
Funktionalitäten für Infrastrukturen und im Wechselspiel mit auch Endgeräte aufweisen müssen, wie im Falle einer H2-Rea-
Netznutzern einordnen. Das betrifft insbesondere eine Kommu- diness. Die möglichen Funktionalitäten in diesem Bereich sind
nikationsinfrastruktur, die beide Welten miteinander verbinden in Tabelle 5 dargestellt.
Kommunikationslayer als Querschnitt: effiziente und sichere Smart-Meter-Infrastruktur / Smart Meter Gateway
Kommunikation im Netz und zwischen Akteuren zu schnel- 450-MHz-Frequenz
lem Datenaustausch über entsprechende Kommunikations- …
wege
Flexibler und temporärer Einsatz von Betriebsmitteln in Abhängigkeit vom tatsächlichen Netzzustand (z.B. durch mobile Ausführung
von aktiven Betriebsmitteln)
infache Integration dezentraler Anlagen in Lastmanagement-Angebote
Erhöhte Aufnahmekapazität für dezentrale Einspeisung durch Spannungsregelung (bzw. künftig alle intelligenten Verbraucher und
Erzeuger)
…
Schneller (administrativer) Anschluss neuer, dezentraler Einspeiser (betrifft vor allem Solar-Dachanlagen)
Engpassmanagement auf Verteilungsebene auf Basis von Betriebsinformationen
…
Schneller und durchgängig automatisierter Lieferantenwechsel bei der Belieferung von Verbrauchern durch unter anderem entspre-
chende Technik und entsprechende Schnittstellen
Anpassbarkeit der Infrastrukturen auf Basis von Verän- Mobile Trafostationen, Schaltanlagen etc.
derungen in der Erzeugungs- und Verbrauchsstruktur zur Digitalisiertes Umspannwerk UW2030
effizienten und schnellen Integration von Netznutzern, z.B. Verlegung von Leerrohren
aufgrund neuer Standorte oder Repowering …
Auf Basis des dargestellten Funktionalitätsbegriffs und zur Identifikation von Lösungen
ausführlichen Debatte von Innovationen für Energieinfrastruk- Den einzelnen definierten Funktionalitäten sollten verschie-
turen sollte ein Innovationsdialog im Systementwicklungsplan denste Technologien, Prozesse und Konzepte zugewiesen
angesiedelt werden. Im Zuge der gesellschaftlichen, energie- werden, die auf die beschriebenen Leistungen einzahlen. Die
wirtschaftlichen und politischen Debatten im SEP fungiert der damit zu erstellende Sammlung sollte dabei neue Ansätze und
Innovationsdialog als ein zentraler Ort für die Identifikation und in Entwicklung oder auch bereits in erster Anwendung befindli-
ein Nachhalten von Innovationen. Das durchführende repräsen- che Technologien, Prozesse und Konzepte, aber auch bestehen-
tative Fachgremium kann auf dieser Grundlage Handlungsemp- de Lösungen, die sich unabhängig vom Zeithorizont bereits
fehlungen ableiten. Ein solches Fachgremium, das transparent im Einsatz befinden, umfassen. Diese Zusammenfassung führt
arbeitet und aus einer Vielzahl verschiedener Akteure besteht, somit auf, welche Lösungen für die definierten wichtigen Funk-
hat damit die Möglichkeit, dem Themenfeld von Innovationen tionalitäten wesentlich sind. Auf Basis einer Einordnung, welche
rund um die Infrastrukturen mit großer Expertise eine hohe Lösungen bereits sicher im Einsatz sind und welche neu sind
Schlagkraft für neue Technologien, Prozesse und Konzepte im und welches Potenzial diese mit sich bringen, lassen sich grund-
Rahmen der Infrastrukturplanung für das Energiesystem zu sätzlich Handlungsfelder für die kommenden Jahre ableiten.
verleihen. Das geeignete Vorgehen, um diese Bewertung vorzunehmen,
sollte durch das Fachgremium je Infrastruktur und Anwendungs-
5.4.1. Grundsätzlicher Ablauf des fall definiert werden, da ein einheitliches Schema der Aufgabe
Innovationsdialogs voraussichtlich nicht gerecht wird.
Im Kern sind folgende Schritte zur Gestaltung eines solchen Mit der Platzierung des Innovationsdialogs im Zuge der System-
Innovationsdialogs wesentlich: entwicklungsplanung ist sichergestellt, dass diesem Prozess
eine große Sichtbarkeit verliehen wird und er transparent er-
Ableitung notwendiger Infrastruktur- und Systemfunktio- folgt. Das verschafft gerade neuen, kleinen oder vergleichsweise
nalitäten aus der Energiesystemanalyse disruptiven Ansätzen Aufmerksamkeit, die an anderen Stellen
nicht immer gegeben sein kann.
Identifikation bestehender, in erster Anwendung oder
Entwicklung befindlicher Ansätze oder neuer Ideen und
Ableitung von konkreten Handlungsfeldern
entsprechende Einordnung, auf welche Funktionalitäten
Infolge der Sammlung der vielen Entwicklungen und neuen
diese einzahlen; dabei Einschätzung der Reifegrade und
Ideen sollten die Expertinnen und Experten des Fachgremiums
des absehbaren Potenzials
Handlungsfelder ableiten, die als Empfehlungen für den SEP-
Ableitung von konkreten Handlungsfeldern für die Weiter- Prozess und folglich für die politische Kommunikation formu-
entwicklung im Rahmen der Funktionalitäten liert und in diese eingespielt werden. Auf Basis einer Beurteilung
von Reifegrad und Potenzial der verschiedenen Lösungen oder
Monitoring bzw. Nachhalten der Entwicklungen von
auch des Horizonts für einen notwendig werdenden Einsatz neu
Funktionalitäten und Innovationen
benötigter Funktionalitäten wird sichtbar, ob ein Bedarf besteht
für unter anderem:
Ableitung notwendiger Infrastruktur- und
Systemfunktionalitäten Weitere Forschung und Entwicklung (wenn beispielsweise
Wie in Kapitel 5.2 und 5.3 gezeigt, lassen sich verschiede- nicht ausreichend Lösungen auf eine Funktionalität ein-
ne Funktionalitäten aus den notwendigen Leistungen von zahlen)
Infrastrukturen bzw. aus deren Zusammenspiel mit weiteren
Durchführung von Pilotprojekten (bei fortgeschritteneren
Akteuren ableiten. Während eine Vorarbeit zu möglichen Funk-
Reifegraden)
tionalitäten (und zugehörigen Innovationen) vom Expertenkon-
sortium im Rahmen der Systementwicklungsplanung geleistet Verschiedene Stakeholderprojekte (wenn beispielsweise eine
werden sollte, ist die umfassende Ergänzung und Bewertung Vielzahl unterschiedlicher Lösungen auf eine Funktionalität
seitens des Fachgremiums vorzunehmen. Dieses kann die Dis- oder eine Unterkategorie einzahlen und weitere Expertengre-
kussion vertiefen, um die in Tabelle 3 bis Tabelle 6 gegebenen mien sie untersuchen sollten), beispielsweise ähnlich dem
Beispiele für Themenfelder in den Infrastrukturen Strom und Projekt InnoSys 2030
Gas zu erweitern, zu ergänzen und vollständig zu definieren.
Weiterentwicklung rechtlicher bzw. regulatorischer
Für jede thematisierte Infrastruktur sollten hier verschiedene
Regelungen
Grafik 25
GESCHÄFTSSTELLE
Ressortabstimmung mit
FEDER-
anderen Ministerien
FÜHRENDES
MINISTERIUM
EXPERTENKONSORTIUM
Temporär
unterstützende
Arbeitsgruppen
PLENUM AG
NETZ-
BETREIBER
Ad-hoc-AG
AG AG
AG BUNDES- GESELL- AG INNOVATION
? LÄNDER SCHAFT
STAKEHOLDERPLATTFORM
1 ZIELE
GRUNDLAGEN SCHAFFEN
2 KRITERIEN
P
Monitoring
ABFRAGE 3 UMFELDSZENARIEN
FUNKTIONALITÄTENDEFINITION
NEP-Daten
4 WEICHENSTELLUNGEN G
Bundesländer
5 ARCHETYPISCHE ZUKUNFTSBILDER N
LÖSUNGSRAUM
6
AUFSPANNEN
BESCHREIBUNG DER ARCHETYPEN P
BEWERTUNG LEITBILD
Bürgerdialog
8
VON LÖSUNGEN
ERSTES LEITBILD B P
ZUKUNFTSBILDER P
11 ROBUSTHEITSPRÜFUNG
12 VALIDIERTES LEITBILD P
13 STRATEGIE
EMPFEHLUNGEN
EMPFEHLUNG
INNOVATION
STRATEGIE-
ABLEITEN
P
14 ANKERPUNKTE
Bei der ersten Durchführung des Innovationsdialogs ist die starten. Mit einer solchen Auswertung und Beurteilung von
Reihenfolge der in der AG Innovation durchgeführten Aktivi- stattgefundenen Weiterentwicklungen, veränderten Rah-
täten wie in Kapitel 5.4.1 beschrieben. Sobald die AG Innova- menbedingungen oder auch neuen Herausforderungen wird
tion bei einem zweiten SEP-Durchlauf ins Leben gerufen wird, sichergestellt, dass die bereits erzielten Erkenntnisse der AG
sollte der Prozess des Nachhaltens bzw. Monitorings der beim Innovation weitergeführt und mit einem höheren Level fort-
vergangenen Mal festgehaltenen Lösungen und Handlungs- gesetzt werden.
empfehlungen mit Beginn der Systementwicklungsplanung
Gebotszonenkonfiguration Deutschland hat weiterhin ein einheitliches Großhandelsgebiet. Durch die strukturellen Engpässe im
Übertragungsnetz gibt es jedoch aufgrund der EU-Strommarktverordnung 2019/943 vonseiten der
EU-Kommission Überlegungen, eine Aufsplittung in verschiedene Handelsgebiete anzuweisen. Als
Begründung wird eine effizientere Bewirtschaftung der Engpässe angegeben. Neben der Aufsplittung
der Marktzone gibt es jedoch auch Alternativen zur Engpassbewirtschaftung: Als solche werden nodale
Preise und Flexibilitätsmärkte in diesem Themengebiet identifiziert und diskutiert.
Netzentgelte und Angesichts der anstehenden Beschleunigung des Ausbaus erneuerbarer Energien einerseits und der
-anschlussgebühren Zunahme neuer Lasten andererseits stellt sich die Frage nach einem effizienten Netzausbau, und –
damit verbunden – nach der effizienten räumlichen Allokation der Netzanschlussnehmer. In diesem
Themengebiet werden unterschiedliche Ansätze zur Anreizung einer solchen Allokation diskutiert:
1. Netzentgelte, die sich an den langfristigen Grenzkosten der lokalen Netznutzung orientieren; 2. „tiefe“
Netzanschlussgebühren (engl. „Deep Charging“), bei denen –im Gegensatz zum Status quo – dem
Anschlussnehmer nicht nur die unmittelbaren Kosten für den Netzanschluss, sondern auch die für die
erforderlichen Netzerweiterungen in Rechnung gestellt werden; 3. flexible Verträge („Smart Contracts“),
bei denen der Netzbetreiber und der Anschlussnehmer einen individuellen Vertrag aushandeln, der
netzdienliche Ein- bzw. Ausspeise-Profile finanziell belohnt.
Erweiterung des Aufgrund der Verschärfung der Klimaziele auf EU-Ebene ist mit einem starken Anstieg der CO2-Preise
Energy-Only-Marktes und damit mit einem vorzeitigen Kohleausstieg zu rechnen. Dies wird absehbar auch Auswirkungen
auf die Reservemechanismen haben, die mit gegenwärtig 4,8 GW aus Kohlekraftwerken bestehen. Dies
führt zur Frage nach der zukünftigen Gewährleistung der Versorgungssicherheit bzw. der Erzeugungs-
adäquanz im deutschen Strommarkt. Eine Möglichkeit wäre die Einführung einer klimaneutralen Strate-
gischen Reserve, das heißt von Reservemechanismen, deren Einsatz ohne Emissionen auskommt. Dem
gegenüber steht die Forderung mancher Marktakteure nach der Einführung eines Kapazitätsmarktes.
Steuern, Umlagen und Die Energieversorgung unterliegt einer ganzen Reihe von Steuern, Umlagen und Abgaben, die sich von
Abgaben Energieträger zu Energieträger unterscheiden. In der öffentlichen Debatte wird zunehmend kritisiert,
dass diese staatlich induzierten Preisbestandteile (SIP) zu ineffizienten Verzerrungen führen, insbe-
sondere beim Strom, der besonders stark durch Abgaben belastet ist. Andererseits sollen die externen
Kosten des Energieverbrauchs eingepreist und die Infrastrukturkosten in effizienter Weise umgelegt
werden. In dem Themengebiet wurden diese Anforderungen konkretisiert und Ansätze für die Umset-
zung diskutiert.
Marktliche Einbindung von Der Aufbau der Wasserstoffwirtschaft ist eine der zentralen Herausforderungen der Energiewende. Er
Wasserstoff umfasst mehrere Aspekte, die in diesem Themengebiet beleuchtet werden, wobei der Fokus auf der
Infrastruktur liegt. Im Einzelnen geht es dabei um Fragen nach der Planung, Investitionen und den
Betrieb sowie der Finanzierung. Dabei sind sowohl zentralplanerische als auch marktliche Ansätze
möglich, die jeweils unterschiedliche regulatorische Voraussetzungen und Anforderungen für die Markt-
akteure bedeuten.
84 Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Marktdesigns für einen optimierten Energieinfrastrukturausbau
Auf der Basis dieser Auswahl hat die Jacobs University Bremen Analysen auszusprechen. Dies erfolgt vor dem Hintergrund
(JUB) das in Anhang IV beigefügte Begleitgutachten erstellt. Es des Gesamtprojekts und der dort erarbeiteten Leitlinien für die
erläutert für die fünf Themengebiete jeweils den Hintergrund Netzentwicklung, aber auch mit Blick auf den Systembedarf
der Reformdiskussion und die vorgeschlagenen alternativen insgesamt.
Maßnahmen. Darüber hinaus wurden die Auswirkungen der
Maßnahmen auf den Strom- und Gasnetzausbau untersucht
und die möglichen Hürden bei der Umsetzung diskutiert. In den 6.2. Diskussion der Themengebiete
sich anschließenden Diskussionen der AG Marktdesign wie auch
im vorliegenden Kapitel findet eine Fokussierung auf die ersten 6.2.1. Änderung der Gebotszonen-
vier Themengebiete statt. Hintergrund ist die hohe Dynamik im konfiguration – Chance für Netzbewirtschaftung
Themengebiet „Marktliche Einbindung von Wasserstoff“, die eine und Systemeffizienz?
Diskussion und Bewertung aufgrund sich während der Projekt-
zeit ändernder Rahmenbedingungen nicht möglich gemacht hat. Die Konfiguration der Gebotszonen im deutschen Stromgroß-
handel hat einen direkten Einfluss auf den Bedarf an Transport-
Methodik der Erarbeitung von Empfehlungen infrastruktur, da sie die geografische Allokation von Erzeugung
In diesem Abschnitt wird auf das methodische Vorgehen in die- und Nachfrage mitbestimmt. Gegenwärtig gibt es eine gesamt-
sem Kapitel eingegangen. Es ist für jedes der vier ausgewählten deutsche Gebotszone, das heißt, der Großhandelspreis für
Themengebiete gleich und besteht aus fünf Schritten: Strom ist unabhängig vom Ort des individuellen Erzeugers und
Nachfragers. Für den Stromtransport auf der Übertragungsnetz-
1. Am Anfang steht die Beschreibung des Hintergrunds des ebene wird ein Netznutzungsentgelt erhoben, das seinerseits un-
Themas, das heißt eines Grundproblems mit verschiedenen abhängig von den Distanzen zwischen Erzeuger und Nachfrager
Lösungsvorschlägen auf Basis der Analyse im Begleitgutachten ist (von den verschiedenen Verteilnetzbetreibern Deutschlands
der JUB. Insbesondere wird die dort untersuchte Frage nach werden unterschiedliche Entgelte erhoben, die jedoch inner-
der Auswirkung von Veränderungen auf den Infrastrukturbedarf halb eines Verteilnetzes ebenfalls einheitlich sind). Netzeng-
aufgegriffen. pässe, die der physischen Erfüllung von marktlich vereinbarten
2. Die Beschreibung der unterschiedlichen Modelle (d.h. der Stromhandelstransaktionen entgegenstehen, werden durch
alternativen Lösungsvorschläge) folgt ebenfalls der Dar- technische Eingriffe der Übertragungsnetzbetreiber überwunden
stellung im Gutachten der JUB, wobei im Einzelfall Erweite- (sogenannter Redispatch): Die ÜNB weisen Kraftwerke dies- und
rungen mit Blick auf die spätere Bewertung vorgenommen jenseits des Engpasses an, ihre Leistung herauf- bzw. herunterzu-
werden. fahren, sodass die physische Erfüllung der Transaktion erreicht
wird (für die Teilnehmer an der Transaktion ist der Redispatch
3. Eine Multikriterienanalyse (MKA) der dena erfolgt in tabel-
„unsichtbar“, das heißt, für sie ist das Übertragungsnetz eng-
larischer Form. Die Bewertungskriterien folgen bei allen
passfrei). Die betroffenen Kraftwerksbetreiber werden mit einer
vier Themengebieten demselben Muster, werden jedoch
administrativ festgelegten Vergütung für den Eingriff in ihre
fallbezogen unterschiedlich präzisiert: Erstes Kriterium ist
Fahrpläne entschädigt. Die hiermit verbundenen Kosten sind im
die statische Effizienz, das heißt die Kostenminimalität des
Laufe des letzten Jahrzehnts stark gestiegen, sodass – angesichts
Systembetriebs, zweites Kriterium die dynamische Effizienz,
des schleppenden Netzausbaus – von verschiedenen Seiten der
das heißt die Kostenminimalität der Weiterentwicklung des
Ruf nach einer anderen Form des Umgangs mit Netzengpässen
Systems, drittes Kriterium die Systemstabilität und viertes
laut geworden ist. Das formulierte Ziel dieser Forderungen
die Umsetzung, wobei mit diesem Sammelbegriff die Kom-
lautet, dass geeignete Anpassungen des Marktdesigns dazu
plexität des regulatorischen und praktischen Anpassungsbe-
führen sollen, die Engpass-Situationen zu verringern und damit
darfs und mögliche politische Widerstände gemeint sind.
auch den Netzausbaubedarf. Angesichts der ehrgeizigen Ziel der
4. In einem weiteren Schritt werden die Kommentare der neuen Bundesregierung zum Ausbau der erneuerbaren Energien
Partner zu der MKA vorgestellt. Die Beschreibung ist eine Zu- erscheint diese Frage besonders dringlich.87
sammenfassung der Beiträge, die im Rahmen der Diskussion
im jeweiligen Workshop eingebracht wurden, sowie der In diesem Abschnitt werden drei alternative Ansätze zur Gebots-
nachfolgenden schriftlichen Beiträge. Sie sind jeweils nach zonenkonfiguration vorgestellt, die grundsätzlich geeignet sind,
den Modellen geordnet und geben das vorgestellte Mei- den Netzausbaubedarf beim Strom zu reduzieren. Die Folgen
nungsspektrum wider. für den Gasnetzausbau sind schwer abzuschätzen: Tendenziell
5. Am Ende steht die Ableitung des Fazits aus der Diskussion wird der Bedarf an Gasinfrastruktur in Regionen mit hohen
des Themas. Hierbei geht es nicht darum, finale Empfeh- Strompreisen erhöht, wenn dort neue Gaskraftwerke entstehen.
lungen für einzelne Modelle zu geben, sondern den Diskurs- Anderswo überlagern sich die Effekte und können den Gasbe-
fortschritt zusammenzufassen und Empfehlungen für weitere darf in beide Richtungen beeinflussen.
87 Der Koalitionsvertrag „Mehr Fortschritt wagen“ der Bundesregierung vom 24.11.2021 sieht u.a. einen Anteil von erneuerbaren Energien bei der Stromerzeugung von 80% vor,
bei einem gleichzeitigen Anstieg des Bruttostromverbrauchs.
86 Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Marktdesigns für einen optimierten Energieinfrastrukturausbau
nicht aber im konkreten Einzelfall zur Auflösung eines Netzeng- Im Folgenden wird für jede Tabelle kurz die Bewertung zu-
passes beiträgt. sammengefasst. Für mehr Details bzw. Hintergründe sei im Fall
von Tabelle 9 und Tabelle 10 auf das zitierte BMWi-Gutachten
Multikriterienanalyse zu nodalen und zonalen Preisen, im Fall von Tabelle 11 auf das
Die Multikriterienanalyse (MKA) für die drei vorgestellten ebenfalls zitierte dena-Gutachten zur Erschließung netzdien-
alternativen Maßnahmen im Themengebiet „Gebotszonen- licher Flexibilität verwiesen.
konfiguration“, also Nodale Preisbildung, Zonale Preisbildung
und Flexibilitätsbewirtschaftung, wird in den nachfolgenden Nodale Preisbildung
Tabellen vorgestellt. Hierzu wurden die beiden bereits zitierten Die nodale Preisbildung ist grundsätzlich sehr gut geeignet,
Gutachten sowie ein weiteres Kurzgutachten zu nodalen und innerhalb des bestehenden Netzes eine effiziente und geo-
zonalen Gebotszonen im Auftrag des BMWi herangezogen.89 grafisch präzise Nutzung zu ermöglichen. Allerdings können
Die hier angewendeten Kriterien sind: Marktmachtprobleme auftreten, wenn einzelne Erzeuger an
einem Knoten einen dominierenden Marktanteil halten. Die
dynamische Effizienz ist hingegen kritisch zu beurteilen, da die
Statische Effizienz: Dieser Begriff bezieht sich auf den
Preisentwicklung über die Zeit großer Unsicherheit ausgesetzt
kosteneffizienten, das heißt kostenminimalen Betrieb des
ist. Letzteres gilt vor allem aufgrund des schrittweisen Netzaus-
Systems. Im Einzelnen wird die effiziente Netznutzung positiv
baus, der direkte, aber eben schwer prognostizierbare Auswir-
bewertet, ebenso die Aktivierung von Flexibilität. Markt-
kungen auf das Preisniveau hat. Die Einführung eines nodalen
macht bzw. -manipulation werden negativ angerechnet,
Preissystems würde aufgrund des hohen Aufwands und der
ebenso der häufige Einsatz von (technischen) Netzschaltun-
Komplexität der Software-Anforderungen tendenziell zu Heraus-
gen.
forderungen für die Systemstabilität führen, wobei zu konzedie-
Dynamische Effizienz: Mit diesem Begriff werden die mittel- ren ist, dass nodale Preissysteme in verschiedenen US-Märkten
und langfristigen Effekte des Modells auf die Kosteneffizienz erfolgreich und stabil angewendet wird. Das Hauptproblem bei
bzw. -minimalität der Stromversorgung erfasst. Im Einzel- einer möglichen Einführung stellen aber die politischen und
nen geht es um die geografischen Allokationsanreize für regulatorischen Veränderungen dar: Nodale Preissysteme basie-
Erzeugung und Last, die Preissetzung (Orientierung an der ren auf einem fundamental anderen Paradigma des Strommark-
jeweiligen Knappheit und langfristige Verlässlichkeit bzw. tes, in dem zum Beispiel die Trennung von Marktoperator und
Prognostizierbarkeit) und die Anreize für den Netzausbau. Übertragungsnetzbetreiber, die in der EU gängig ist, aufgehoben
werden müsste. Auch die enormen Umverteilungseffekte sind
Systemsicherheit: Hierbei geht es um verschiedene Aspekte,
problematisch, da sie zur Unwirtschaftlichkeit bestehender An-
die die Sicherheit der Versorgung beeinflussen, darunter die
lagen führen könnten („Stranded Assets“). Die Rechtskonformi-
Automatisierung (hier werden neue und komplexe Ansätze
tät einer solchen Umstellung ist aus diesen Gründen keineswegs
negativ bewertet) und die Koordinierungsanforderungen
sicher.
zwischen ÜNB und VNB (Komplexität wird negativ bewertet).
Statische Effizienz Netznutzung Bei optimaler Implementierung ist die Netznutzung optimal, da
die Engpässe als echte Knappheiten eingepreist werden.
Einsatz KW und Flex Der Kraftwerkseinsatz richtet sich präzise am geografischen Bedarf
aus; die Aktivierung von Flexibilität im Verteilnetz wird aber er-
schwert.
Dynamische Effizienz Allokationsanreize Die Allokationsanreize für Erzeugung und Last sind grundsätzlich
effizient – werden jedoch durch die Instabilität der Preise konter-
kariert.
Preissetzung Die Preise sind tendenziell sehr veränderlich, vor allem bei Netzaus-
baumaßnahmen, was das Risikomanagement sehr erschwert.
Netzausbau Die Preissignale zeigen den Bedarf an Netzausbau auf; für den Netz-
betreiber gibt es aber keine intrinsischen Anreize hierzu.
Systemsicherheit Automatisierung Der Softwarebedarf für die Umsetzung ist umfangreich und
komplex, manuelle Eingriffe in das Geschehen sind nicht mehr
denkbar.
Koordination ÜNB/VNB Die Verantwortung für die Verteilnetze muss zumindest teilweise bei
den ÜNB liegen, damit die knotenscharfe Preisbildung umsetzbar ist.
Umsetzung Politik/Regulierung Der regulatorische (und damit auch der politische) Aufwand ist
immens, da die Änderung für den deutschen Strommarkt funda-
mental ist.
Produkte Großhandel Das Modell ist nicht geeignet, zusätzliche Flexprodukte zu induzie-
ren, da die Flexibilität im Prinzip durch die Preise bewirtschaftet
werden soll.
Markt- und Netzorganisation Es ist eine komplett neue Organisation erforderlich: Die Rolle des
ÜNB und des Marktoperators muss zum ISO verschmolzen werden.
EE-Erzeuger Nach Ablauf der Förderung oder bei PPA sind EE-Erzeuger der
nodalen Preisfluktuation ausgesetzt; das führt zu Gewinnern und
Verlierern.
Zonale Preisbildung
Tabelle 10 zeigt die MKA für die zonale Preisbildung, das heißt wendung – also in geringerem Maße als zuvor. Die Gefahr einer
konkret die Aufsplittung des deutschen Marktgebiets in mindes- Ausübung von Marktmacht entsteht dann, wenn innerhalb einer
tens zwei oder sogar mehr Gebotszonen. Im Grundsatz ist zu Gebotszone eine Konzentration von Erzeugungskapazitäten
erwarten, dass die statische Effizienz hierdurch steigt: Netzeng- bei einem oder wenigen Anbietern besteht. Auch die Alloka-
pässe zwischen den Zonen werden durch die Versteigerung der tionsanreize für Erzeugung und Last verbessern sich im Prinzip
Kuppelstellen bewirtschaftet; bei verbleibenden Engpässen durch eine Aufsplittung – so rentiert sich etwa die Investition
innerhalb der Gebotszonen kommt weiterhin Redispatch zur An- in eine Erzeugungsanlage vor allem dort, wo die Preise hoch
88 Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Marktdesigns für einen optimierten Energieinfrastrukturausbau
sind (also Bedarf besteht). Häufige Änderungen des Zuschnitts tiges Bild: Die regulatorische Umsetzung ist vergleichsweise
der Gebotszonen untergraben dies jedoch, da die Preisstruktur unkompliziert, da das Grundmodell keine Neuerung gegenüber
sich jeweils ändert. In Bezug auf die Sicherheit des Systembe- dem Status quo bedeutet. Aufgrund der erheblichen Vertei-
triebs gibt es – zumindest nach erfolgreicher Umsetzung – keine lungseffekte, die durch absehbare Preisdifferenzen entstehen,
grundsätzlichen Veränderungen gegenüber dem Status quo, gibt es jedoch große Widerstände. Auch die praktische Umset-
insbesondere ist der Automatisierungsbedarf der gleiche wie zung eines Gebotszonensplits bedeutet einen nicht vernachläs-
derzeit. In Bezug auf die Umsetzung ergibt sich ein mehrschich- sigbaren Aufwand.
Statische Effizienz Netznutzung Bei Ausrichtung der Gebotszonen an Netzengpässen steigt die Effizienz
der Netznutzung (für verbleibende Engpässe bleibt es beim Redispatch).
Einsatz KW und Flex Innerhalb einer Gebotszone ist der Kraftwerkseinsatz effizient; bei dem
verbleibenden Redispatch bleibt es bei den bekannten Effizienzproble-
men.
Dynamische Effizienz Allokationsanreize Die Allokation von Erzeugung und Nachfrage zwischen den Gebotszonen
ist dann effizient, wenn die Zonen langfristig stabil erhalten bleiben.
Koordination ÜNB/VNB Der Koordinationsbedarf bleibt wie bislang (Trend geht zur stärkeren
Koordination).
Umsetzung Politik/Regulierung Der regulatorische Aufwand ist begrenzt, da das Modell sich nicht
grundlegend verändert; die Verteilungseffekte führen zu politischem
Widerstand.
Produkte Großhandel Es erfolgt keine grundsätzliche Änderung des Modells, sodass die Ent-
wicklung neuer Produkte prinzipiell möglich ist.
Markt- und Netzorganisation Es gibt keine fundamentale Änderung gegenüber dem gegenwärtigen
Modell, die praktische/technische Umsetzung ist jedoch aufwendig.
EE-Erzeuger EE-Erzeuger sind – nach Ablauf der Förderung oder bei PPA-Inves-
titionen – Preisveränderungen ausgesetzt; das kann sich positiv oder
negativ auswirken.
Statische Effizienz Netznutzung Bei effizienter Implementierung des jeweiligen Konzepts kann die Netz-
nutzung gegenüber dem Status quo deutlich verbessert werden.
Einsatz KW und Flex Bei einer effizienten Implementierung werden die Flexibilitäten in vol-
lem Maße aktiviert, das verbessert auch den KW-Einsatz.
Netzschaltungen Netzschaltungen erfolgen auf Basis des jeweiligen Konzepts der Flexibi-
litätsbewirtschaftung und damit effizienter als im Status quo.
Dynamische Effizienz Allokationsanreize Je nach Konzept verbessern sich die Allokationsanreize durch zusätz-
liche Vergütung für Last und Erzeugung mehr oder weniger stark.
Systemsicherheit Automatisierung Eine neue Marktplattform (Flexmarkt) erfordert neue Software und
Sensorik; der direkte Zugriff des Netzbetreibers auf Flexibilität stellt eine
geringe technische Herausforderung dar.
Koordination ÜNB/VNB Die Koordination zwischen den Netzbetreibern muss verstärkt werden,
vor allem bei dem Betrieb eines Flexmarktes, in geringerem Maße auch
bei anderen Konzepten.
Umsetzung Politik/Regulierung Die Flexibilitätsbewirtschaftung ist eine Ergänzung des bestehenden Modells
mit begrenztem regulatorischen Aufwand; der politische Aufwand ist unklar.
Produkte Großhandel Flexmärkte umfassen neue Produkte und ebenso marktliche Alternati-
ven (mittel- bis langfristige Kontrakte). Für Konzepte mit administrativer
Vergütung gilt dies nicht.
Markt- und Netzorganisation Bei Flexmarkt Einführung neuer Marktpla ttformen auf ÜN- und VN-Ebene;
bei anderen Konzepten keine fundamentalen Veränderungen
90 Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Marktdesigns für einen optimierten Energieinfrastrukturausbau
Diskurs die Preisentwicklung an einem bestimmten Standort kaum
In der Diskussion wurde die MKA unterschiedlich aufgenommen; noch prognostizierbar sei. Darüber hinaus sei marktliche Liqui-
bei einigen Aspekten gab es eine allgemeine Zustimmung, bei dität in den fünf bis sechs Preiszonen, die zur Engpassbeseiti-
anderen Ablehnung oder Dissens. Wichtig war es den Teilneh- gung erforderlich seien, höchst fraglich, sodass Marktmacht-
mern, zu betonen, dass angesichts der ambitionierten Klimapoli- probleme real seien. Darüber hinaus wurde die Einschätzung
tik keines der diskutierten Modelle eine Umsetzung der Pläne des geäußert, dass eine Beschleunigung des Netzausbaus in
Netzausbaus überflüssig machen würde. Darüber hinaus wurden Deutschland die Diskussion über neue Marktgebiete bald
bei den ersten beiden Modellen die zu erwartenden großen Um- überflüssig machen werde. Ein Teilnehmer äußerte jedoch
setzungsschwierigkeiten hervorgehoben, die sowohl technischer eine abweichende Auffassung: Bei einer sinnvollen Umsetzung
als auch politischer Natur seien: Ein nodales Modell würde die könne eine Aufsplittung des Marktgebiets sehr wohl zu einer
komplizierte Einführung einer gänzlich neuen Marktplattform um- Entlastung der Netze beitragen.
fassen, aber auch die Aufsplittung des deutschen Marktgebiets in Flexibilitätsbewirtschaftung: Die Diskussion zeigte hier ein
zwei oder mehr neue Zonen würde zu erheblichen Umsetzungs- breites Spektrum unterschiedlicher Ansichten. Allgemein wur-
problemen führen, wie das Beispiel des Marktsplits Deutschland/ de ein kurzfristiger Flexibilitätsmarkt als zu leicht manipulier-
Österreich zeige. Darüber hinaus werde der im Prinzip regelmäßig bar bewertet. In Bezug auf andere Konzepte zeigte sich jedoch
erforderliche Neuzuschnitt der Gebotszonen zu erheblichen bei mehreren Vertretern eine Offenheit mit Blick auf eine Fort-
Verzerrungen der Investitionsanreize führen. Politisch sei die setzung der Diskussion. Betont wurde dabei vor allem, dass
Umsetzung durch die Verteilungseffekte infolge unterschiedlicher eine Schärfung der Definitionen erforderlich sei: Die Aktivie-
Preise schwierig. In den Reihen der Teilnehmer gab es jedoch rung von Flexibilität sei nur auf bestimmten Netzebenen sinn-
auch eine positivere Sicht auf die Folgen eines Marktsplits für den voll. Im Übertragungsnetz reichten die vorhandenen Elemente
Fall, dass dieser in einer sinnvollen Weise umgesetzt werde. Mit des Marktdesigns zur Anreizung des Flexibilitätseinsatzes aus
Blick auf die Einführung einer Flexibilitätsbewirtschaftung wurde (u.a. Spotmarkt, Regelleistungsmarkt, weitere Systemdienst-
angemahnt, dass eine genaue Ausarbeitung erforderlich sei, die leistungen), in der Niederspannung hingegen seien die Proble-
zwischen den Netzebenen differenziere. Grundsätzlich gebe es me zu unterschiedlich und die Zahl der möglichen Anbieter sei
hier aber das Potenzial, durch die Aktivierung von Flexibilität zu zu klein, um eine marktliche Bewirtschaftung zu ermöglichen.
einer verbesserten Netzbewirtschaftung beizutragen. Potenzial gebe es hingegen auf der Mittelspannungsebene,
wobei die Flexibilitätsprodukte aber klar einzugrenzen seien.
Im Einzelnen wurden die Modelle wie folgt bewertet: Bislang fehle es allerdings an den Voraussetzungen für eine
solche Flexibilitätsbewirtschaftung – die Digitalisierung des
Nodale Preisbildung: Es fanden sich keine Befürworter einer Verteilnetzes (Smart Grid) sei in Deutschland unterentwickelt.
kurz- bis mittelfristige Einführung. Wie in der MKA wurde es als In der Diskussion wurde schließlich die Auffassung ge-
zu komplex und mit Blick auf die gegenwärtigen Probleme der äußert, dass die Bewirtschaftung von Flexibilität unter Um-
deutschen Stromversorgung als wenig zielführend bewer- ständen dazu beitragen könne, die von der EU vorgesehene
tet. Ein Teilnehmer äußerte jedoch die Auffassung, dass das zwangsweise Aufsplittung des deutschen Marktgebiets zu
nodale Preismodell langfristig sinnvoll sein könnte, um Netz- verhindern.
engpässe in einem von fluktuierenden erneuerbaren Energien
dominierten Stromsystem zu bewirtschaften.
Fazit
Zonale Preisbildung: Bezüglich einer Aufsplittung des deut- Das nodale Preismodell stößt auf allgemeine Ablehnung; es
schen Marktgebiets herrschte bei vielen Teilnehmern der AG sollte also in der weiteren Diskussion um die Gebotszonen
Marktdesign eine starke Skepsis. Sollte die EU-Kommission nicht mehr verfolgt werden. Eine Aufsplittung des deutschen
Deutschland tatsächlich zur Aufsplittung des Großhandels- Marktgebiets wird hingegen schon allein wegen der Vorgaben
gebiets in verschiedene Marktzonen zwingen, würde die der EU-Regulierung weiter in Betracht gezogen werden müssen,
praktische Umsetzung ausgesprochen schwierig. Auch seien auch wenn viele (allerdings nicht alle) Branchenvertreter und
die Auswirkungen neuer Gebotszonen auf die Gesamtwirt- das Bundeswirtschaftsministerium sie ablehnen. Einigkeit
schaftlichkeit der Versorgung relativ gering, insbesondere herrscht in Bezug auf die Notwendigkeit des weiteren Netzaus-
mit Blick auf die effiziente Allokation von Elektrolyseuren. Als baus, der eine von der EU-Kommission erzwungene Aufsplittung
Beispiel wurde auf Italien verwiesen, wo es trotz der Auf- abwenden könnte. Hierzu kann auch die marktliche Aktivierung
splittung in drei Marktgebiete nicht zum erhofften Zubau an von Flexibilität beitragen. Deshalb sollte hierfür ein Konzept
Erzeugungskapazität im unterversorgten Süden gekommen ausgearbeitet werden, das den absehbaren Erfordernissen der
sei. Außerdem wurde hervorgehoben, dass die Preiszonen mit Energiewende entspricht und zugleich mögliche Probleme der
fortschreitendem Netzausbau regelmäßig neu zugeschnitten Manipulierbarkeit vermeidet. Insgesamt hat das Thema auf-
werden müssten, um die Engpässe zu reflektieren. Das führe grund der Zielverschärfung beim Ausbau erneuerbarer Energien
aber unweigerlich zur Verzerrung von Investitionsanreizen, da durch die neue Bundesregierung eine hohe Dringlichkeit.
90 BDEW (2019)
92 Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Marktdesigns für einen optimierten Energieinfrastrukturausbau
Dynamische Effizienz: Mit diesem Begriff werden die mittel- als schwierig bewertet. Neue Netznutzer am Netzanschluss-
und langfristigen Effekte des Modells auf die Kosteneffizienz punkt könnten jederzeit die Netzentgelte Dritter beeinflussen.
bzw. -minimalität der Stromversorgung erfasst. Im Einzelnen Der langfristige Effekt des Modells auf die Kosteneffizienz wird
geht es in diesem Themengebiet um geografische Alloka- daher als schwach bewertet. Ein weiterer Punkt der bei dem
tionsanreize für Erzeugung und Last durch eine effiziente Modell LRIC als negativ beurteilt wird, ist, dass die LRIC auch auf
Preissetzung (Orientierung an der jeweiligen Knappheit und bestehende Netznutzer angewendet werden. Bestandsanlagen
langfristige Verlässlichkeit bzw. Prognostizierbarkeit). haben aber keinerlei Möglichkeit, die Netzkosten zu beeinflus-
sen, weder durch eine Allokation noch durch eine netzdienliche
Umsetzung: Unter dem Begriff der Umsetzung werden
Fahrweise. Gerade bei EE-Anlagen wird dies als besonders
verschiedene Aspekte zusammengefasst: Politische und re-
kritisch gesehen, da sie sehr preissensibel sind und ein stabiles
gulatorische Hürden wurden genauso als Nachteil bewertet
Investitionsumfeld brauchen. Darüber hinaus ist es mit dem
wie fundamentale Anpassungen der Netz- und Marktorgani-
Modell nicht möglich, Anlagen im Verteilnetz so zu allokieren,
sation.
dass sie den strukturellen Nord-Süd-Engpass beseitigen. Die
Auswirkungen von Anlagen im Verteilnetz auf das Übertragungs-
Long-Run Incremental Cost (LRIC) netz werden nicht berücksichtigt. Der Umsetzungsaufwand wird
Das Modell ist aus Sicht der dena nur bedingt dazu geeignet, wegen des Eingriffs in Bestandsanlagen und der komplexen
eine effiziente und netzdienliche Allokation von Netznutzern Netzkostenberechnung als politisch und operativ schwierig
anzureizen. Insbesondere die geringe Investitionssicherheit wird angesehen.
Statische Effizienz Bestandsanlagen Auch Bestandsanlagen würden unter das neue Netzentgelt fallen. Die
Belastung von bestehenden EE-Anlagen durch eine neue Netzentgelt-
komponente sollte jedoch vermieden werden.
Netzdienlich Netzdienliches Verhalten wird durch das Modell nicht angereizt, da die
(operativ) Berechnung des Entgelts ex ante erfolgt. Das Nutzerverhalten hat somit
keinen Einfluss auf das Entgelt.
Dynamische Effizienz Investitionssicherheit Das Entgelt ist abhängig von externen Netznutzern und wird jährlich
angepasst (5-Jahres-Prognose). Die Investitionssicherheit für Neuanla-
gen kann daher als gering bewertet werden. Die Belastung von EE-Be-
standsanlagen würde zudem das Vertrauen in Investitionen nachhaltig
gefährden.
Umsetzung Politisch Ein Eingriff in die Netzentgeltstruktur von Bestandsanlagen wird politisch bei
(Erzeuger) Erzeugern besonders schwer sein.
Statische Effizienz Bestandsanlagen Nein, bei dem Modell müssen nur Neuanlagen (theoretisch Erzeuger und
Verbraucher) eine Anschlussgebühr zahlen.
Dynamische Effizienz Investitionssicherheit Hohe Investitionssicherheit, da die Kosten beim Anschluss von neuen
Netznutzern transparent sind
Allokationsanreize in den Starker Allokationsanreiz auf allen Netzebenen, da beim Deep Charging
Spannungsebenen auch die Auswirkungen auf „tiefere“ Netzebenen berücksichtigt werden.
Die Anschlussgebühr für Netznutzer im Verteilnetz berücksichtigt nicht
allein die Verstärkungskosten im Verteilnetz, sondern auch die im Über-
tragungsnetz.
Umsetzung Politisch Eine Beteiligung der Erzeuger an den Netzentgelten ist politisch problema-
(Erzeuger) tisch.
Operativ Aufgrund der sehr komplexen Berechnungen, die unter anderem Auswir-
kungen von Netznutzern aus dem Verteilnetz auf das Übertragungsnetz
berücksichtigen, wird das Modell als operativ sehr komplex bewertet.
Smart Connection Agreement Netznutzern aber eine relativ bedarfsgerechte Lösung bieten,
Das Modell hat viele Ausgestaltungsmöglichkeiten. Es kann für die den Netzausbaubedarf insbesondere beim Anschluss von
Verbraucher und Erzeuger angewendet werden. Die Netzentgel- neuen Netznutzern im Verteilnetz reduziert. Eingriffe in die Fahr-
te können bei der Anschlussgebühr oder dem Arbeitspreis (ähn- weise von Lasten gerade in höheren Spannungsebenen werden
lich § 14a EnWG) variieren. Der Netznutzer könnte gegenüber jedoch als schwieriger bewertet. Größere Verbraucher sind in
dem Netzbetreiber in umfangreiche Eingriffe in sein Nutzerver- der Regel deutlich heterogener und abhängiger von Industrie-
halten einwilligen oder sich auf bestimmte Zeitfenster festlegen. prozessen. Die Kontrahierung der Netznutzer durch ein Smart
Eine der prominentesten Ausgestaltungvarianten ist wohl die Connection Agreement könnte zudem deren marktliche Flexibi-
nach § 14a EnWG, bei der der Verbraucher in der Niederspan- lität begrenzen. Es sollte überlegt werden, das Modell zunächst
nungsebene dem Netzbetreiber für niedrigere Netzentgelte (Ar- auf Verbraucher in unteren Spannungsebenen wie Elektroautos
beitspreis) Eingriffe in sein Verbrauchsverhalten ermöglicht. Der und Wärmepumpen anzuwenden. Das Modell ist theoretisch mit
Allokationsanreiz bei diesem Modell wäre jedoch gering. Die vie- den anderen Modellen kombinierbar und könnte insbesondere
len verschiedenen Ausprägungsvarianten machen es schwierig, Synergien mit dem Modell „Deep Charging“ aufweisen, da so
das Modell umfassend zu bewerten, die Vielzahl an Möglichkei- auch die Auswirkungen auf höhere Spannungsebenen besser
ten erhöht aber die Flexibilität des Modells und ist daher grund- berücksichtigt werden. Nach Betrachtung der unterschiedlichen
sätzlich positiv zu bewerten. Insgesamt sollte das Modell den Kriterien wurde das Modell als zielführend bewertet.
94 Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Marktdesigns für einen optimierten Energieinfrastrukturausbau
Hauptkriterium Ausprägung Bewertung
Statische Effizienz Bestandsanlagen Bestandsanlagen könnten optional an einem Smart Connection Agree-
ment teilnehmen.
Netzdienlich Im Rahmen des Vertrags könnte ähnlich zum § 14a EnWG ein Eingriffsrecht
(operativ) beim Erzeuger oder Verbraucher mit dem Netzbetreiber vereinbart werden.
Alternativ könnten auch zeitliche Kapazitätsgrenzen vereinbart werden.
Dynamische Effizienz Investitionssicherheit Hohe Investitionssicherheit für Netznutzer, da bei Vertragsabschluss die
Anschlussbedingungen bekannt sind. Für den Netzbetreiber gegebenen-
falls nur geringe Investitionssicherheit, da die Teilnahme der Netznutzer
auf Freiwilligkeit beruht.
Umsetzung Politisch Das Modell würde Netzentgelte für Erzeuger voraussetzen, was politisch wohl
(Erzeuger) mit einem hohen Umsetzungsaufwand verbunden wäre.
6.2.3. Erweiterung des Energy-Only-Marktes 1. Strategische Reserve: Das Grundkonzept besteht darin,
dass systemrelevante Anlagen, für die aufgrund mangelnder
In diesem Kapitel werden Maßnahmen zur Sicherung der Erzeu- Rentabilität eine Stilllegung geplant ist, vom Übertragungs-
gungsadäquanz und ihre Rückwirkungen auf den Infrastruktur- netzbetreiber als Notfallreserve kontrahiert und im Bedarfsfall
bedarf erörtert. Gegenwärtig verfügt Deutschland über verschie- außerhalb des Marktes zentral abgerufen werden. Dies
dene Reservemechanismen mit unterschiedlichen Funktionen: entspricht dem gegenwärtigen System der Kapazitäts- und
Netzreserve, Kapazitätsreserve und Sicherheitsbereitschaft. Die Netzreserve in Deutschland. Da die gegenwärtig genutzten
Netzreserve (siehe § 13d EnWG) dient der Aufrechterhaltung Kraftwerke aus den oben geschilderten Gründen in Zukunft
der Netzstabilität: Auf Basis der genaueren Spezifikation in der nicht mehr genutzt werden können, müssten zukünftige Aus-
96 Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Marktdesigns für einen optimierten Energieinfrastrukturausbau
schreibungen einer Strategischen Reserve auf den Neubau kann den Netzausbaubedarf verringern, wenn er eine regional-
von dann zumindest perspektivisch klimaneutralen steuer- spezifische Komponente enthält, die Erzeugungsinvestitionen in
baren Kraftwerken ausgerichtet sein. Solche Ausschreibun- den Regionen mit entsprechender Knappheit anreizt: Zum Beispiel
gen wären gegebenenfalls für Speicher und DSM zu öffnen, könnte also der bekannte Nord-Süd-Engpass zusätzlich entlastet
wobei die technische Präqualifizierung der Ausschreibung werden, wenn der Kapazitätspreis im Süden höher wäre als im
sich natürlich an dem identifizierten Bedarf der Leistungs- Norden. Schließlich kann man grundsätzlich auch im Rahmen ei-
sicherung ausrichten müsste. nes fokussierten Kapazitätsmarktes regionalspezifische Ausschrei-
bungen organisieren, die auf den jeweiligen Bedarf hin ausgerich-
2. Umfassender Kapazitätsmarkt (dezentral): In einem
tet sind. Kernproblem bei allen diesen ökonomisch sinnvollen
umfassenden Kapazitätsmarkt sind – zur Sicherstellung
regionalspezifischen Ausprägungen von Kapazitätsmechanismen
ausreichender Kapazitätsreserven – Energieversorger und
ist das EU-Recht: Es ist unklar, ob es regionale Differenzierungen
Großkunden verpflichtet, Kapazitätszertifikate in festgelegter
eines Kapazitätsmarktes innerhalb eines Marktgebiets zulässt.
Höhe zu erwerben. Der Preis für die Zertifikate bestimmt die
Sollte es diese untersagen, wären die geschilderten Regionalisie-
Kapazitätserlöse, die unabhängig von den Strommarkterlösen
rungen nur im Rahmen einer Marktaufsplittung umsetzbar.
gezahlt werden und die den Kraftwerksbetreibern zugutekom-
men. Es wird somit ein separater Markt neben dem bestehen-
Der Bedarf an Gasinfrastruktur kann gegebenenfalls ansteigen
den Energy-Only-Markt geschaffen. Dies kann zentral über
(Substitutionseffekt von Strom durch Gas/H2), soweit die Kapazi-
Ausschreibungen der ÜNB erfolgen oder dezentral über einen
tätsmechanismen zusätzliche Investitionen in Gaskraftwerke im
Marktmechanismus. Erfahrungen zum dezentralen System
Süden anreizen oder diese in Betrieb halten. Wenn diese Kraftwerke
finden sich insbesondere in den USA und auch in Frankreich.
perspektivisch mit Wasserstoff betrieben werden, dann kann sich so
Wichtig: Auch hier partizipieren DSM und Speicher; auch An-
ein Anreiz für zusätzliche Investitionen in Elektrolyseure ergeben.
lagen auf Basis fluktuierender erneuerbarer Erzeugung dürfen –
auf Grundlage einer Einschätzung ihrer Verfügbarkeit – in
Multikriterienanalyse
begrenztem Maße Zertifikate emittieren.
Die MKA zum Themengebiet „Erweiterung des Energy-Only-Mark-
3. Fokussierter Kapazitätsmarkt: In einem fokussierten tes“ wird in den folgenden Tabellen vorgestellt. Dabei geht es um
Kapazitätsmarkt werden nur zusätzlich benötigte Erzeu- die Gewährleistung der Versorgungssicherheit und die Bewertung
gungskapazitäten ausgeschrieben und durch die in der der drei Optionen, die hierfür diskutiert werden: „Strategische
Ausschreibung ermittelte Transferzahlung begünstigt. Anders Reserve“, „Umfassender Kapazitätsmarkt“ und „Fokussierter
als bei der Strategischen Reserve werden sie jedoch nicht Kapazitätsmarkt“. Es werden die folgenden Kriterien angewandt:
außerhalb des Marktes vorgehalten und in Notsituationen
durch den ÜNB aktiviert; vielmehr nehmen sie nach der In- Statische Effizienz: Im Zusammenhang mit der gesicherten
betriebnahme ohne Einschränkungen am Energy-Only-Markt Leistung sind hiermit vor allem zwei Dinge gemeint: die Kos-
teil. Wichtig: Neben den Erzeugungskapazitäten sind auch tenminimalität des Mechanismus bzw. der Stromversorgung
bei diesem Konzept DSM und Speicher in geeigneter Form unter dessen Einbeziehung und die Effizienz des Kraftwerks-
einzubeziehen.92 einsatzes bei Einführung des Mechanismus.
92 Ein solches Konzept wurde beispielsweise im Fraktionsbeschluss vom 20. April 2021 der Grünen Bundestagsfraktion „Strommarktdesign
für eine sichere und kostengünstige Stromversorgung auf dem Weg hin zu 100 % Erneuerbaren Energien“ vorgeschlagen.
93 Vgl. hierzu DNV KEMA (2012)
Statische Effizienz Kosten Die zu erwartenden Kosten sind niedrig bei der Kontrahierung von Kraft-
werken, die von einer Stilllegung bedroht sind, bei Ausschreibung neuer
Kapazität sind sie unter Umständen hoch.
Einsatz Kapazitäten Die Effizienz hängt von der Einsatzregel der Strategischen Reserve ab;
wird sie schnell aktiviert, droht eine Verzerrung im Strommarkt.
Kapazitätsbestimmung Bei einer regelmäßigen Überprüfung ist die Bestimmung der notwendigen
Kapazität effizient; bei Neubauten von Kraftwerken ist allerdings eine länger-
fristige Kontrahierung unausweichlich.
Versorgungssicherheit Erzeugung Bei einer korrekten Beurteilung der Bedarfe und einer geeigneten Aus-
schreibung kann eine SR die Versorgungsicherheit gewährleisten.
Netzstabilität In Form einer Netz- oder einer übergeordneten Systemreserve kann die
SR zur Netzstabilität beitragen.
Umsetzung Politisch Politische Hürden erscheinen eher niedrig, da gegenwärtig bereits Reserve-
mechanismen eingesetzt werden.
Transformation Die SR ist kompatibel mit der Transformation zu einem klimaneutralen Ener-
giesystem, sofern Anforderungen an zu kontrahierende Leistung gestellt wird.
98 Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Marktdesigns für einen optimierten Energieinfrastrukturausbau
Umfassender Kapazitätsmarkt zugleich nicht in ihren Einsatzentscheidungen eingeschränkt
Ein umfassender Kapazitätsmarkt (UKM, siehe Tabelle 16) gilt sind (mit einer Ausnahme: der grundsätzlichen Verfügbarkeit
im Allgemeinen als besonders kostenträchtiger Mechanismus der Anlagen). Die Investitionsanreize im UKM sind hoch. Ist die
zur Erhaltung der Versorgungssicherheit, da auch solche Kraft- Bestimmung der Zielkapazität korrekt, sind sie auch effizient,
werkskapazitäten (oder auch DSM und Speicher) Vergütungen fällt sie jedoch zu großzügig aus, kann es auch zu Überkapazi-
erhalten, die sich ohne Mechanismus im Spotmarkt hätten täten kommen. Problematisch sind verschiedene Aspekte der
refinanzieren lassen. Die Befürworter des UKM verweisen jedoch Umsetzung eines UKM: In Deutschland gibt es große politische
darauf, dass den Kosten für die Kapazitätsvergütung geringere Widerstände dagegen, anders als etwa in Frankreich, das –
Preise im Sportmarkt und damit auch geringere Kosten für die letztlich mit dem Segen der EU-Kommission – 2014 einen UKM
Verbraucher gegenüberstünden. Angesichts der Vernetzung eingeführt hat. Auch wäre der regulatorische Aufwand einer
der Stromwirtschaften, die einen UKM nutzen, mit solchen, Einführung enorm. Vor allem aber gäbe es angesichts des an-
die ihn nicht nutzen, ist eine empirische Überprüfung dieser stehenden Kohleausstiegs erhebliche Schwierigkeiten, die Kon-
Behauptung ausgesprochen schwierig, da die Spotmarktpreise sistenz eines UKM durchzuhalten, in dem alle Kraftwerke, die
grenzübergreifend bestimmt werden. Zweifellos ist jedoch die gesicherte Leistung bereitstellen, vergütet werden müssen – ein
Effizienz des Kraftwerkseinsatzes unter einem UKM gewähr- kaum zu lösender Zielkonflikt auf dem Weg zu einer klimaneut-
leistet, da alle Anbieter eine Kapazitätsvergütung erhalten, aber ralen Stromwirtschaft.
Statische Effizienz Kosten Die Kosten werden generell als hoch angesehen aufgrund von Mitnahme-
effekten von bestehenden und bereits geplanten Kapazitäten; ein Aus-
gleich findet gegebenenfalls über niedrigere Preise am Spotmarkt statt.
Einsatz Kapazitäten Der Einsatz der Kapazität im Markt ist effizient; die Vergütung im UKM ist
zusätzlich und unabhängig. Das gilt auch für Speicher und DSM.
Kapazitätsbestimmung Bei einer geeigneten Beurteilung durch den Regulator ist die Kapazitäts-
bestimmung effizient; im dezentralen Kapazitätsmarkt wirken Marktakteure
direkt mit.
Dynamische Effizienz Geografische Grundsätzlich kann man durch Einführung von geografischen Kapazi-
Allokationsanreize tätsfaktoren die Allokation entsprechend den Bedarfen steuern.
Netzausbaubedarf Wenn Kapazitäten für Redispatch genutzt werden, kann eine Netzentlas-
tung erfolgen. Notwendig ist aber eine geografisch günstige Allokation.
Versorgungssicherheit Erzeugung Bei einer geeigneten Bestimmung der Kapazitätsmenge kann ein UKM
die Versorgungssicherheit gewährleisten.
Umsetzung Politisch Gegen einen UKM sind in Deutschland massive Widerstände zu erwarten.
Regulatorisch Der administrative Aufwand bei Einführung des UKM ist sehr hoch;
dauerhaft gilt das auch für das notwendige Monitoring der Energiever-
sorger.
EU-Beihilferecht UKM wurden bereits von der EU-Kommission genehmigt, insofern sind
keine größeren Hürden zu erwarten. Ausnahme: geografische Alloka-
tionsfaktoren.
Transformation Ein UKM wird für die Transformation dann problematisch, wenn er die
Förderung fossiler Kraftwerke (v. a. Kohle) beinhaltet.
Statische Effizienz Kosten Die Kosten des FKM sind niedriger als die der beiden Alternativen: Anders
als bei der SR erfolgt eine teilweise Finanzierung der Kapazität über den
Spotmarkt.
Einsatz Kapazitäten Der Kraftwerkseinsatz ist effizient: Nach dem Zubau neuer Kapazität
(bzw. Aktivierung von Flexibilität) gelten die üblichen Regeln des Spot-
markts.
Kapazitätsbestimmung Die Effizienz der Kapazitätsbestimmung ist abhängig vom Aufwand des Regu-
lierers und der Periodizität der Anpassung.
Dynamische Effizienz Geografische Grundsätzlich können bei einem FKM geografische Allokationsanreize
Allokationsanreize gesetzt werden; dies gilt vorbehaltlich EU-rechtlicher Einschränkungen.
Investitionen in Erzeugung Verzerrungen der Investitionsanreize sind möglich, vor allem bei einer
Antizipation späterer neuer Ausschreibungsrunden.
Netzausbaubedarf Ein FKM kann den Netzausbaubedarf dann senken, wenn er eine geeig-
nete geografische Allokation beinhaltet.
Versorgungssicherheit Erzeugung Die Erzeugungsadäquanz kann gewährleistet werden, wenn die Aus-
schreibung eine angemessene Kapazität umfasst.
Netzstabilität Bei geeigneter geografischer Allokation kann der FKM den Zubau von
Anlagen auch für den Redispatch gewährleisten.
EU-Beihilferecht Bislang sind in der EU keine FKM zum Einsatz gekommen; insofern sind
Verhandlungen mit der Kommission erforderlich.
Transformation Die Kompatibilität mit der Transformation kann bei geeigneten Präqua-
lifikationsanforderungen gewährleistet werden.
100 Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Marktdesigns für einen optimierten Energieinfrastrukturausbau
Diskurs deutschen Stromsystem nur durch einen FKM kosteneffi-
Die Diskussion zum Themengebiet „Erweiterung des Energy- zient zu gewährleisten sei.
Only-Marktes“ und der zugehörigen MKA wurde sehr kontro-
vers geführt. Einige Teilnehmer stellten die Notwendigkeit von Fazit
Kapazitätsmechanismen grundsätzlich in Frage – sie gehen Angesichts des offenkundigen Dissenses im Diskurs können an
davon aus, dass der bestehende Energy-Only-Markt aus- dieser Stelle nur wenige Schlussfolgerungen gezogen wer-
reichende Anreize für Investitionen in Kraftwerke, DSM und den. Die Frage, wie in Zukunft im deutschen Stromsystem die
Speicher setzt. Wichtig erschien ihnen dabei vor allem, dass Erzeugungsadäquanz und die Redispatch-Fähigkeit des Kraft-
hohe Preisspitzen am Spotmarkt zugelassen werden müssen, werksparks angesichts eines beschleunigten Kohleausstiegs
die die Refinanzierung von Anlagen mit nur wenigen Volllast- sichergestellt werden können, bleibt also offen. Ihre Beantwor-
stunden erlauben. Einigkeit herrschte hingegen darüber, dass tung ist nach Ansicht der Autorinnen und Autoren aber dring-
ein sorgfältiges Monitoring der Versorgungssicherheit erforder- lich. Einigkeit herrscht darüber, dass die Versorgungssicherheit
lich sei. Im Falle einer Reform der Reservemechanismen, wie eines gründlichen Monitorings bedarf. Außerdem zeichnet
sie im Rahmen der MKA vorgeschlagen wurde, oder auch eines sich ab, dass es keine Unterstützung für einen umfassenden
Kapazitätsmarktes wurden geografische Allokationsanreize Kapazitätsmarkt nach dem Vorbild Frankreichs oder einiger
von vielen Teilnehmern als ökonomisch und technisch sinn- US-Strommärkte gibt.
voll erachtet. Zweifel wurden aber an der Kompatibilität mit
den Vorgaben solcher Allokationsanreize im EU-Beihilferecht 6.2.4. Steuern, Abgaben und Umlagen – Wie kann
geübt. Demnach seien sie nur im Rahmen einer Aufsplittung die Sektorenkopplung gestärkt werden?
des einheitlichen deutschen Marktgebiets zulässig. Außerdem
wurde betont, dass die Technologieneutralität in Bezug auf Das letzte Themengebiet „Steuern, Abgaben und Umlagen“
die gesicherte Leistung bei jedem Kapazitätsmechanismus zu unterscheidet sich deutlich von den bisherigen Themengebie-
gewährleisten sei. Einschränkend wurde jedoch hinzugefügt, ten. Während die Modelle in den vorherigen Themengebieten
dass Kohlekraftwerke aufgrund einer EU-Bestimmung zu den in der Regel eine netzorientierte Allokation anreizen, geht es
maximalen THG-Emissionen pro Kilowattstunde nicht mehr in dem letzten Themengebiet vielmehr um die Stärkung der
förderfähig seien. Sektorenkopplung, die effiziente Finanzierung der Sektoren,
regulatorische Anreize zur sektorübergreifenden bzw. Output-
Die Bewertungen im Einzelnen: orientierten Planung und die Schaffung eines Level-Playing-Field
klimaneutraler Energieträger. Aufgrund der deutlich unter-
Strategische Reserve: Einige Teilnehmer signalisierten schiedlichen Zielsetzung der Modelle sind – anders als in den
deutliche Unterstützung für das gegenwärtige Modell ver- vorherigen Themengebieten – die Modelle kaum miteinander
schiedener Reservemechanismen und befürworteten eine vergleichbar, sondern adressieren unterschiedliche Aspekte
Fortführung, gegebenenfalls mit neuen Kraftwerkskapazi- des Themengebiets.
täten (sowie DSM und Speichern). Dabei wurde betont,
dass hierbei keine EU-rechtlichen Hürden zu erwarten seien Beschreibung der Ansätze
(abgesehen von dem eingangs erörterten Thema der geo-
grafischen Allokation). Außerdem greife der gegenwärtige 1. Einführung eines wirksamen sektorübergreifenden
Kapazitätsmechanismus nicht in das Marktgeschehen ein CO2-Preises und entsprechende Entlastung der Strom-
und gewährleiste so das Auftreten der notwendigen Preis- preise: Die primäre Lenkungswirkung für die Transfor-
spitzen im Sportmarkt. mation zu einem klimaneutralen Energiesystem kommt
aus dem CO2-Preis. Um Verzerrungen zwischen Strom und
Umfassender Kapazitätsmarkt: Dieser Mechanismus
anderen Energieträgern zu vermeiden, werden Umlagen
wurde von den Teilnehmern als kostenträchtig und wenig
über den Haushalt finanziert und die Stromsteuer wird auf
zielführend bewertet.
das zulässige Minimum reduziert. Sowohl der sinkende
Fokussierter Kapazitätsmarkt: Bei diesem Instrument Strompreis als auch der steigende CO2-Preis (bei entspre-
gingen die Meinungen am weitesten auseinander. Die chender Lenkungswirkung) erhöhen Anreize zur Investition
Kritiker bezweifelten die Kosteneffizienz des Instruments – in Elektrolyseure, Wärmepumpen, Elektroautos und andere
es würden nur ohnehin geplante Investitionen begünstigt. Sektorkopplungstechnologien. Dies erhöht zwar den Bedarf
Außerdem sei zu erwarten, dass Kraftwerksneubauten in an Strominfrastruktur, aber gleichzeitig auch das Flexibili-
Deutschland nur noch im Rahmen von FKM-Ausschreibun- tätspotenzial, das dann netzdienlich gehoben werden sollte
gen erfolgen würden. Befürworter des Instruments teilten (siehe Themengebiete „Gebotszonenkonfiguration“ oder
hingegen die Ansicht, dass die Versorgungssicherheit im „Netzentgelte“).
Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Marktdesigns für einen optimierten Energieinfrastrukturausbau 101
2. Sektorübergreifende Finanzierung der Infrastrukturen:
Statt die Infrastrukturkosten sektorspezifisch zu erheben, Effektivität: Wie wirksam ist das Modell dabei, sein Ziel zu
werden sie in diesem Modell über die Energieinfrastruk- erreichen?
turen verteilt. Grundlage eines solchen Ansatzes könnte
Effizienz: Wie wirtschaftlich wird das Ziel kurzfristig
das Ramsey-Prinzip sein, in dem der Grenzkostenaufschlag
(statisch) oder langfristig (dynamisch) erreicht?
umgekehrt proportional zur Preiselastizität der Nachfra-
ge erhoben wird. Das bedeutet: Je schlechter die Nutzer Kompatibilität: Wie kompatibel ist das Modell mit den be-
ausweichen können (geringe Elastizität), desto höher fällt stehenden Märkten, den aktuellen gesetzlichen Regelungen,
der Aufschlag aus. Die Infrastrukturabgabe im Stromsektor der Regulatorik oder internationalen Vereinbarungen?
wäre daher voraussichtlich höher als bei den Gasen, da die
Verteilungseffekte: Dieses Kriterium beschreibt, welche
Preiselastizität der Nachfrage im Strombereich geringer ist.
Akteure bei der Einführung der Modelle am meisten profitie-
Das Modell der sektorübergreifenden Finanzierung wird
ren und welche Akteure voraussichtlich schlechter gestellt
heute insbesondere im Zusammenhang mit der Wasserstoff-
werden. Dabei wird zwischen Konsumenten, Produzenten
regulierung diskutiert. Der Gassektor könnte auf diese Weise
und dem Staat unterschieden.
den Wasserstoffsektor, der eine höhere Preiselastizität hat,
querfinanzieren. Akzeptanz: Welche Chance werden bei den Modellen ge-
sehen, dass sie einen politischen Konsens finden und auch
3. Output-orientierte Regulierung (OOR) als Koordinations-
umgesetzt werden? Abgesehen von den monetären Effekten,
instrument bei der Infrastrukturentwicklung: Ziel der
die unter „Verteilungseffekte“ analysiert werden: Welche
OOR ist die gezielte Anreizung vorgegebener Leistungsziele
soziale Wirkung haben die Modelle?
(Outputs), die im Rahmen einer ansonsten vorwiegend auf
Kosteneffizienz ausgerichteten Anreizregulierung nicht im
Sektorübergreifende CO2-Bepreisung und Entlastung der
gesellschaftlich erwünschten Maße gefördert werden. Dabei
Strompreise
ersetzt die OOR nicht die bestehende Erlösobergrenze der
Die Einführung einer sektorübergreifenden CO2-Bepreisung und
Anreizregulierung, sondern ergänzt sie um Erlöselemente,
die gleichzeitige Entlastung der Strompreise durch die Abschaf-
die an das Erreichen regulatorisch vorgegebener Output-Zie-
fung der EEG-Umlage und die Senkung der Stromsteuer führen
le gekoppelt sind. Im vorliegenden Zusammenhang würde
zu einer effizienteren und verzerrungsfreien Finanzierung und
die OOR die Abstimmung der Infrastrukturen als Output-Ziele
zu einem fairen Wettbewerb der Technologien. Aktuell wird
definieren und das Bestreben einer besseren Abstimmung
Strom in der Regel deutlich höher durch sogenannte staatlich
zwischen den Infrastrukturen anreizen. Unter der Annahme,
induzierte Preisbestandsteile belastet als andere Energieträger.
dass die Regulierung Anreize für die effiziente und sektor-
Mit der Verringerung der Strompreise wird die Sektorenkopp-
übergreifende Optimierung der Infrastrukturentwicklung
lung gestärkt und somit potenziell auch der Infrastrukturbedarf
setzt, würde sich der gesamte Infrastrukturbedarf reduzieren.
reduziert. Dadurch, dass die neuen Verbraucher in der Regel
sehr flexibel sind, können sie netzdienlich gefahren werden und
Aufgrund der sehr unterschiedlichen Themen, die die Modelle somit potenziell das System entlasten. Die Umsetzung wird als
behandeln, sind sie theoretisch alle miteinander kombinierbar. relativ einfach angesehen. Eine Herausforderung wäre, dass die
Abschaffung der EEG-Umlage eine Finanzierung über den Bun-
Multikriterienanalyse deshaushalt bedeuten würde. Darüber hinaus muss bei einer
Die drei vorgestellten Modelle im Themengebiet „Steuern, Ab- Einführung beachtet werden, dass mit geringeren Strompreisen
gaben und Umlagen“ werden nach den Kriterien, die bereits im auch die Anreize zur effizienten Nutzung von Strom sinken.
Rahmen eines Gutachtens der JUB für die dena-Leitstudie „Auf- Insgesamt wird das Modell im Rahmen der MKA als sehr positiv
bruch Klimaneutralität“94 identifiziert wurden, analysiert: bewertet. Mittelfristig sollte die CO2-Bepreisung sektorübergrei-
fend vereinheitlicht werden.
102 Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Marktdesigns für einen optimierten Energieinfrastrukturausbau
Hauptkriterium Ausprägung Bewertung
Kompatibilität Mit bestehenden Märkten Das Modell ist mit den bestehenden Märkten grundsätzlich kompati-
bel, die Marktsignale bleiben bestehen und werden sogar potenziell
gestärkt.
Regulatorischer Aufwand Dem kurzfristigen Aufwand steht der Wegfall für die Administration der
Abgaben und Umlagen entgegen. Eine Steuersystematik besteht ohne-
hin und muss nicht eingeführt werden.
Internationale Einbindung Es muss geprüft werden, ob die Steuerabschaffung im Konflikt mit den
Mindeststeuersätzen aus der Energiesteuerrichtlinie steht und somit
eventuell im Konflikt mit dem EU-Beihilferecht.
Produzenten Betreiber von EE-Anlagen würden von der höheren Nachfrage bei Sekto-
renkopplungstechnologien profitieren.
Akzeptanz Politisch Die Besserstellung von EE-Produzenten und -Konsumenten ist politisch
populär und der Ausgleich für die CO2-Bepreisung bereits im Regel-
rahmen vorgesehen. Ein hoher CO2-Preis könnte in einzelnen Sektoren
gegebenenfalls zu politischem Widerstand ähnlich der Gelbwestenbe-
wegung führen.
Tabelle 18: Multikriterienanalyse im Themengebiet „Steuern, Abgaben und Umlagen“ – Sektorübergreifende CO2-Bepreisung und Entlastung der Strompreise
Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Marktdesigns für einen optimierten Energieinfrastrukturausbau 103
Einführung einer Infrastrukturabgabe Das Modell ist zwar in der Theorie effizient, verhindert aber vor-
Die Einführung und Umsetzung einer sektorübergreifenden aussichtlich die gewünschte Lenkungswirkung und diskriminiert
Infrastrukturabgabe als Ersatz für die heutigen Netzentgelte einzelne Sektoren oder Technologien. Aufgrund der geringen
wird als komplex bewertet. Die Bestimmung des Finanzierungs- Elastizität im Stromsektor sollte dieser der Theorie nach bei-
bedarfs anhand der Elastizität ist nicht einfach und politisch spielsweise besonders hohe Abgaben zahlen. Dies würde die
schwer zu kommunizieren. Die Monopolkommission sieht die gewünschte Sektorenkopplung jedoch erschweren. Die Einfüh-
Querfinanzierung einzelner Infrastrukturen aufgrund der feh- rung einer übergeordneten Infrastrukturabgabe wird aufgrund
lenden Kostenreflexivität zudem kritisch, darüber hinaus wären der schwierigen Umsetzung und der gegebenenfalls falschen
eine Vielzahl von Gesetzen von dem Modell betroffen. Lenkungswirkung daher als nicht sinnvoll betrachtet.
Effektivität Effektivität Die Erhebung nach Elastizität ist nach dem Ramsey-Prinzip in der Theorie
ökonomisch ideal.
Effizienz Kurzfristig Es gibt keine breite Basis zur Erhebung der Abgabe, aber immerhin breiter,
(statisch) als wenn sie beispielsweise nur auf Strom bezogen wird.
Kompatibilität Mit bestehenden Märkten Die Infrastrukturabgabe ist grundsätzlich mit den bestehenden Märkten
kompatibel, das Marktsignal wird mit einer Umlage kombiniert, dies
könnte zu Verzerrungen führen.
Regulatorischer Aufwand Die Zuordnung zu den Sektoren nach Elastizität ist schwierig und dis-
kussionsintensiv. In der Vergangenheit wurde mit diesem Ansatz zudem
wenig Erfahrung gesammelt.
Produzenten Siehe oben. Ein höherer Strompreis würde wohl zu einem Rückgang der
Stromnachfrage führen, aufgrund der geringen Elastizität jedoch nur in
einem geringen Umfang.
Staat Es gibt kaum Auswirkungen auf den Staat, die Abgaben lägen im Auf-
gabenbereich der Netzbetreiber.
Tabelle 19: Multikriterienanalyse im Themengebiet „Steuern, Abgaben und Umlagen“ – Einführung einer Infrastrukturabgabe
104 Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Marktdesigns für einen optimierten Energieinfrastrukturausbau
Output-orientierte Regulierung (OOR) ob der Transportbedarf eventuell durch einen anderen Sektor
Die Umsetzung einer OOR wird als sehr komplex eingeschätzt. besser erfüllt werden kann. Im Rahmen der MKA wird die OOR
Grundsätzlich hat die OOR das Potenzial, zu einem effizienteren deshalb als durchaus positives Modell bewertet, das allerdings
System zu führen, das systemische Optimierungspotenziale der Ausarbeitung bedarf. Eine Reform der Anreizregulierungs-
besser ausnutzt. Netzbetreiber würden durch die Anreizwirkung verordnung (ARegV) ist aufgrund der zunehmenden Bedeutung
im eigenen Interesse agieren. Um diese Optimierungspotenziale und der fehlenden Anrechnung der Betriebskosten (OPEX) in der
über die Sektorengrenzen hinweg zu heben, braucht es jedoch ARegV ohnehin notwendig. In den nächsten Jahren sollte ge-
eine integrierte Netzplanung über den SEP hinaus. Der SEP als prüft werden, ob die Anreizregulierung im Strom- und Gassektor
ein den Infrastrukturprozessen vorgelagerter Prozess unter- schrittweise um Elemente einer Output-orientierten Regulie-
nimmt keine Infrastrukturplanung. Dies würde bedeuten, dass rung weiterentwickelt werden kann. Dafür bedarf es jedoch
es im Rahmen der Netzentwicklungspläne einen weiteren inte- einer intensiveren Beschäftigung mit dem Modell und weiterer
grierten Planungsschritt bräuchte. Dieser müsste dann prüfen, Forschung.
Effektivität Effektivität Es ist ein Schritt in die richtige Richtung, eine quantitative Bewertung ist
jedoch schwer möglich. Das Modell ist stark abhängig von der Höhe der
Anreize und den Klassen von Fällen.
Effizienz Kurzfristig
(statisch)
Langfristig Die Effizienzsteigerung der Netzbetreiber ist zentrales Ziel einer Reform
(dynamisch) der Anreizregulierung.
Kompatibilität Mit bestehenden Märkten Anreizregulierung zielt primär auf die Netzbetreiber, nicht primär auf
den Markt bzw. die Netznutzer.
Regulatorischer Aufwand Es ist bislang völlig unklar, wie eine OOR umgesetzt werden soll.
Es gibt keine nennenswerten praktischen Erfahrungen. Eine OOR ver-
stärkt zudem das Potenzial für strategisches Verhalten bei den
Netzbetreibern.
Internationale Einbindung Es wäre voraussichtlich nur eine geringe Einbindung und Berücksichti-
gung von internationalen Regeln nötig.
Verteilungseffekte Konsumenten Durch ein effizienteres Gesamtsystem sollten Netznutzer von geringeren
Kosten profitieren.
Staat
Sozial Die Anreizregulierung ist kein Thema für das große Publikum und sollte
(nicht monetär) daher mit hoher sozialer Akzeptanz verbunden sein.
Tabelle 20: Multikriterienanalyse im Themengebiet „Steuern, Abgaben und Umlagen“ – Output-orientierte Regulierung
Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Marktdesigns für einen optimierten Energieinfrastrukturausbau 105
Diskurs der Flexibilität als eine wichtige Komponente zum Erhalt des
In der Diskussion der AG Marktdesign wurde den Bewertungen deutschen Marktgebiets. Diese sind durch die Zielverschärfung
der MKA grundsätzlich zugestimmt. Allein das Modell „Output- beim Ausbau erneuerbarer Energien durch die neue Bundes-
orientierte Regulierung“ sahen die Teilnehmer etwas skepti- regierung noch dringlicher geworden als zuvor; die Debatte wird
scher. Durch die relativ knappe Darstellung und die geringe deshalb kaum vermieden werden können.
Ausarbeitungstiefe sei es schwer, das Modell umfangreich zu
bewerten. Anreize über die Sektorengrenzen hinaus langfristig Hierzu bedarf es jedoch eines Gesamtkonzepts, das sowohl eine
quantitativ und qualitativ festzulegen, ist sehr aufwendig. Es neue Netzentgeltsystematik als auch eine Bewirtschaftung der
wurden zudem noch keine Erfahrungen mit diesem regulato- Flexibilität umfassen sollte. Dabei sind die unterschiedlichen
rischen Ansatz gemacht. Sollten die Anreize bzw. Outputs zu Anforderungen bzw. Gegebenheiten der verschiedenen Netz-
gering gesetzt werden, könnte dies eventuell den Infrastruktur- ebenen zu berücksichtigen. Das Konzept ist so auszugestalten,
ausbau verzögern. Sollten sie jedoch zu hoch gesetzt werden, dass DSM und Speicherlösungen verstärkt zur Netzunterstüt-
könnte dies zu einer Überfinanzierung der Netzbetreiber führen. zung herangezogen werden können. Beim Design der Bewirt-
Es bräuchte eine weitere wissenschaftliche Aufarbeitung und schaftung der Flexibilität sollte darauf geachtet werden, dass
erste Erfahrungen für eine Umsetzung. Gefahren von Marktmacht bzw. -manipulation vermieden oder
zumindest minimiert werden. Voraussetzung für die Umsetzung
Fazit eines Flexibilitätskonzepts ist der Fortschritt bei der Einführung
Die EEG-Umlage sollte abgeschafft und die Stromsteuer unter von Smart-Grid-Elementen, die ein verbessertes Monitoring
Berücksichtigung der EU-Energiesteuer-Richtlinie reduziert des Netzes sowie die Steuerung von Anlagen ermöglichen. Dies
werden, um die Sektorenkopplung zu stärken. Die Finanzierung beinhaltet unter anderem eine kritische Masse an verfügbaren
sollte über den Bundeshaushalt erfolgen. Gleichzeitig sollte digitalen Geräten zur Datenerfassung sowie ein umfassendes
CO2 EU-weit sektorübergreifend bepreist werden. Hingegen Sicherheits- und Schutzkonzept.
sollte eine sektorübergreifende Infrastrukturabgabe aufgrund
der schwierigen Umsetzung und der gegebenenfalls falschen Ebenso wichtig wie die Aktivierung von Flexibilität ist die Ent-
Lenkungswirkung nicht eingeführt werden. Darüber hinaus wicklung einer Nachfolgeregelung für die bestehenden Reserve-
sollte geprüft werden, ob die Anreizregulierung im Strom- und mechanismen, die aufgrund der erwarteten Beschleunigung des
Gassektor schrittweise um Elemente einer Output-orientierten Kohleausstiegs in der gegenwärtigen Form nicht fortbestehen
Regulierung weiterentwickelt werden kann. Dabei sollte der können. Zunächst sollte die mittel- bis langfristige Versorgungs-
Fokus zunächst nicht auf der sektorübergreifenden Optimie- sicherheit im Strommarkt, einschließlich Erzeugungsadäquanz
rung liegen, sondern es sollten besser Erfahrungen mit weniger und Netzstabilität, unter Berücksichtigung der Vorgaben des
komplexen Outputs gesammelt werden. Es bedarf weiterer Bundes-Klimaschutzgesetzes 2021 (KSG) geprüft werden. Auf
Forschung, um das Modell weiter zu konkretisieren. der Basis eines solchen Gutachtens sollte ein geeigneter Kapazi-
tätsmechanismus entwickelt werden, der die Versorgungs-
sicherheit gewährleisten kann. Dabei sind die Vorgaben des
6.3. Schlussfolgerungen zum Marktdesign EU-Beihilferechts zu berücksichtigen.
Die obigen Überlegungen lassen einige grundsätzliche Schluss- Um die langfristige Kosteneffizienz des Energieträgereinsatzes
folgerungen zu. Zunächst ist festzuhalten, dass Entlastungen sicherzustellen, sollte die Bundesregierung eine grundsätzliche
der Stromnetzinfrastruktur durch Anpassungen am Marktdesign Reform der Steuern, Abgaben und Umlagen auf Energieträger
möglich und darüber hinaus angesichts der Verzögerungen durch geeignete Vorschläge anstoßen. Effizienzkriterien sind
des Netzausbaus auch grundsätzlich wünschenswert sind. dabei erstens die möglichst gleichmäßige Belastung der Ener-
Angesichts der weit verbreiteten Skepsis von Branchenvertre- gieträger entsprechend ihren THG-Emissionen und zweitens
tern und dem BMWK gegenüber einer zonalen Aufteilung des kostenreflexive Infrastrukturabgaben. Natürlich sind auch in
Stromgroßhandels einerseits und der von der EU angestrebten diesem Falle EU-Vorgaben und darüber hinaus haushalspoliti-
Überprüfung andererseits erscheinen Ansätze zur Aktivierung sche Erwägungen einzubeziehen.
106 Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Marktdesigns für einen optimierten Energieinfrastrukturausbau
Kapitel
VII
STATUS QUO
2022 2023 2024 2
J F M A M J J A S O N D J F M A M J J A S O N D J F M A M J J A S O N D
Szenariorahmen Szenariorahmen
NEP Gas
NEP-Prozess NEP Gas 2022 – 2032 NEP Gas 2024 – 2034
WEITERENTWICKLUNG
Szenariorahmen Szenariorahmen
NEP Gas
NEP-Prozess NEP Gas 2022 – 2032 NEP Gas 2024 – 2034
Abbildung 27: Beispielhafter zeitlicher Ablauf des SEP-Prozesses und der NEP-Prozesse
Im Rahmen eines Zwischenberichts der dena-Netzstudie III im Ok- Diese Richtungsentscheidungen richten sich an die politischen
tober 2021 wurden ein Leitbild sowie Strategieempfehlungen für Entscheidungsträger und verdeutlichen, wo Entscheidungen
eine integrierte Energieinfrastrukturplanung veröffentlicht.95 Der kurz- bis mittelfristig gefällt werden müssen, um nicht zuletzt die
Zwischenbericht enthält wesentliche Richtungsentscheidungen, Infrastrukturplanung zu unterstützen. Das Handeln der Politik in
die im Sinne einer integrierten Planung der Energieinfrastrukturen den in Tabelle 21 und Tabelle 22 genannten Feldern ist für eine
getroffen werden sollten. Sie wurden mit den Stakeholdern in den integrierte Infrastrukturplanung von besonderer Bedeutung, da
Gremien der dena-Netzstudie III zusammen erarbeitet. Infrastrukturbetreiber ihre Netze so planen, dass sie die Bedarfe
Energiebedarf im Industrie- Lastmanagement und Die Anpassung von Steuern, Abgaben und Umlagen an Volatilität und
sektor Energieeffizienzpoten- Flexibilität des zukünftigen klimaneutralen Energiesystems ist entscheidend
ziale für die Ausschöpfung von Lastmanagement- und Energieeffizienzpotenzia-
len. Die Weiterentwicklung der aktuellen Regelungen (Abbau bestehender
Hürden, Setzung von Anreizen) ist dringend notwendig.
Energiebedarf im Verkehrs- Flexibilitätsnutzung Eine Weiterentwicklung des regulatorischen Rahmens (u.a. § 14a EnWG)
sektor sowie von Instrumenten zur Flexibilitätsnutzung ist notwendig, um die Flexi-
bilitätspotenziale der Elektromobilität netzorientiert zu nutzen.
Wärmebedarf im Gebäude- Energetische Stan- Die heutigen energetischen Standards im Gebäudesektor reichen mit Blick
sektor dards auf das Ziel Klimaneutralität nicht aus. Aufgrund langer Sanierungszyklen ist
es jedoch notwendig, dass Sanierungen heute bereits Standards genügen, die
langfristig auf dieses Ziel einzahlen. Bestehende Effizienzstandards müssen
daher überprüft und mit Blick auf das Ziel angepasst und verschärft werden.
Wärmebedarf im Gebäude- Wärmenetze Wärmenetze sollten vor allem in urbanen und verdichteten Räumen aus-
sektor gebaut werden.
Wärmebedarf im Gebäude- Rolle klimaneutraler Die Diskussion über die Rolle von Wasserstoff und anderen klimaneutralen
sektor Gase Gasen in Gebäuden dauert an. Weitere Analysen sind erforderlich, bevor
man diese Rolle genauer beschreiben und entsprechende Planungsschritte
durchführen kann. Aufgrund der langen Investitionszyklen im Gebäudebe-
reich ist eine Klärung jedoch möglichst zeitnah in den nächsten ein bis zwei
Jahren herbeizuführen.
Die Frage der Verfügbarkeit ist auf nationaler Ebene zu klären, während
die Wahl des passenden Energieträgers bzw. Energieträgermix eine lokale
Planungsaufgabe ist.
Wärmebedarf im Gebäude- Flexibilitätsnutzung Eine Weiterentwicklung des regulatorischen Rahmens (u.a. § 14a EnWG)
sektor sowie von Instrumenten zur Flexibilitätsnutzung ist notwendig, um die Flexi-
bilitätspotenziale von insbesondere Power-to-Heat netzorientiert zu nutzen.
Stromerzeugung Nutzung versiegelter Für bereits bebaute bzw. versiegelte Flächen sollten stärkere Anreize gesetzt
Flächen und gleichzeitig Hürden abgebaut werden, um bislang nicht gehobene
Potenziale für EE-Erzeugungsanlagen (beispielsweise Aufdach-PV) zu heben
und Flächen weiterhin effizient zu nutzen.
Strominfrastruktur Flexibilitätseinsatz Der regulatorische Rahmen für die netzorientierte Integration von Flexibi-
litäten sollte weiterentwickelt werden und verbrauchsseitige Restriktionen
berücksichtigen.
Strominfrastruktur Digitalisierung Das Smart Meter Gateway in Verbindung mit intelligenten Messsystemen
stellt für die Netzintegration von unter anderem EE-Anlagen und flexiblen Ver-
brauchern einen wesentlichen Pfeiler dar. Eine kontinuierliche flächendecken-
de Ausweitung dieser Technologien muss vorangetrieben werden. Gleichzeitig
ist es notwendig, neue Lasten im Verteilernetz durch Smart-Grid-Readiness
(Datenschnittstelle) auf anstehende Veränderungen vorzubereiten.*
*Gegenüber einer früheren Version der Studie wurde ein in Teilen missverständlicher Absatz an dieser Stelle entfernt.
Gasinfrastruktur Vorbereitung mög- Rechtliche Folgefragen, aber auch die Vorbereitung und Durchführung von
licher Stilllegungen Stilllegungen sollten diskutiert und entsprechende Szenarien vorbereitet
werden.
Industriebedarf Nutzung von CCU/CCS Die Abscheidung und Nutzung von Kohlenstoff sollte aus heutiger Sicht
nicht ausgeschlossen werden. Weitere Analysen und Diskussionen sind hier-
zu erforderlich und sollten jetzt angestoßen werden.
Industriebedarf CO2 als Rohstoff Weitere Untersuchungen der zukünftigen Optionen und Bedarfe sowie
die Schaffung eines dafür erforderlichen rechtlichen Rahmens für einen
CO2-Transport und -Handel sind notwendig. Auch andere Gase (z.B. O2, N2)
sollten in diese Analyse einbezogen werden.
Bedarf des Verkehrssektors Schwerlastverkehr Eine europaweite Entscheidung über die Dekarbonisierung des Schwer-
lastverkehrs ist notwendig, um den grenzüberschreitenden Güterverkehr
zu gewährleisten. Abhängig von dieser Entscheidung sind die Bedarfe für
Strom- und Gasnetze zu justieren.
Wärmebedarf im Gebäude- Wärmequellen Um auch die Industrie als Ein- und Ausspeiser in Wärmenetzen in der Breite
sektor zu gewinnen, ist ein grundsätzlich diskriminierungsfreier Netzzugang er-
forderlich. Die Notwendigkeit eines zugehörigen rechtlichen Rahmens sollte
geprüft werden.
Stromerzeugung Wind-Offshore Zur optimalen Nutzung von Seegebieten für die Energieerzeugung aus
Offshore-Windparks und zur Schaffung eines passenden rechtlichen
Rahmens ist eine europäische Abstimmung notwendig.
Stromerzeugung Back-up-Kraftwerke Im Zuge einer Diskussion um Back-up-Kraftwerke sollten auch Optionen zur
Weiterentwicklung des regulatorischen Rahmens geprüft werden.
Erzeugung/Bereitstellung Rahmen für Elektro- Im Zuge des Markthochlaufs für Wasserstoff sollten bei der Gestaltung der
H2 & Gas: Elektrolyseure lyseure Rahmenbedingungen für Elektrolyseure eine netzorientierte Allokation und
ein wirtschaftlicher Betrieb sichergestellt werden.
Gasnetze Zukünftiger Umgang Weitere Analysen und Diskussionen sollten durchgeführt sowie erste Markt-
mit der Gasinfra- entwicklungen abgewartet werden, bevor grundsätzliche Entscheidungen
struktur zur bestehenden Gasinfrastruktur getroffen werden. Auf Verteilnetzebene
sollte die kommunale Energieleitplanung zu einem zentralen Element
weiterentwickelt werden. Unter Berücksichtigung lokaler Gegebenheiten
in Konkurrenz mit dem überlagerten Energiesystem sollte sie die optimale
Deckung des Energiebedarfs bestimmen.
Wasserstoffnetze Planungsprozess Ein Planungsprozess für die Wasserstoffinfrastruktur sollte etabliert werden.
Er sollte vorwärtskompatibel bei der Umstellung von Gasleitungen ansetzen
und mit den bestehenden Planungsprozessen für Strom und Gas im Hinblick
auf ein systemisches Optimum interagieren.
Abbildung 27: Beispielhafter zeitlicher Ablauf des SEP-Prozesses und der NEP-Prozesse 108
112 Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Tabellenverzeichnis 113
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118 Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis 119
H2-NEV Wasserstoffnetzentgeltverordnung
HGÜ Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung
HTLS High Temperature Low Sag
IEA International Energy Agency
IEC International Electrotechnical Commission
ISO Independent System Operator
JUB Jacobs University Bremen
KNA Kosten-Nutzen-Analyse
KSG Bundes-Klimaschutzgesetz
kV Kilovolt
KW Kraftwerk
MHz Megahertz
LImSchG Landes-Immissionsschutzgesetz
LNG Liquified Natural Gas (Flüssigerdgas)
LRIC Long-Run Incremental Cost
LUP Langsigtet Udviklingsplan (Langfristiger Entwicklungsplan Dänemarks)
MdBs Mitglieder des Deutschen Bundestages
MKA Multikriterienanalyse
MSPS Multi-Sectoral Planning Support
MTE Ministère de la Transition écologique (französisches Ministerium für den ökologischen Wandel)
NABU Naturschutzbund Deutschland e.V.
NAP Netzausbaupläne
NECP National Energy and Climate Plan
NEP Netzentwicklungsplan
NGO Nichtregierungsorganisation
NOVA Netzoptimierung vor Verstärkung vor Ausbau
NWR Nationaler Wasserstoffrat
NWS Nationale Wasserstoffstrategie
O-NEP Offshore-Netzentwicklungsplan
OOR Output-orientierte Regulierung
OPEX Operating Expenses (Betriebskosten)
PCI Projects of Common Interest
PGSO-IP Power and Gas Sector Outlook for Infrastructure Planning (Ausblick auf den Strom- und Gassektor für die
Infrastrukturplanung in Dänemark)
PH Photovoltaik
PPA Power Purchase Agreement
PPE Programmation pluriannuelle de l’énergie (mehrjährige Programmplanung für Energie in Frankreich)
PV Photovoltaik
RNE Rat für Nachhaltige Entwicklung
SEP Systementwicklungsplan
SINTEG Schaufenster intelligente Energie – Digitale Agenda für die Energiewende
SIP Staatlich induzierte Preisbestandteile
SNBC Stratégie Nationale Bas-Carbone (Dekarbonisierungsstrategie Frankreichs)
SR Strategische Reserve
STATCOM Static Synchronous Compensator
StromNEV Stromnetzentgeltverordnung
SUP Strategische Umweltprüfung
TA Lärm Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm
THG Treibhausgase
TWh Terawattstunde
TYNDP Ten-Year Network Development Plan
UKM Umfassender Kapazitätsmarkt
ÜNB Übertragungsnetzbetreiber
UoS Use of System
120 Abkürzungsverzeichnis
UVPG Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung
VCI Verband der Chemischen Industrie e.V.
VDE Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik e.V.
VDE-FNN Forum Netztechnik/Netzbetrieb im VDE
VDMA Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V.
VKU Verband kommunaler Unternehmen e.V.
VNB erteilnetzbetreiber
WSB Kommission „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“ (Kohlekommission)
WWF World Wide Fund For Nature
ZVEI ZVEI e.V. Verband der Elektro- und Digitalindustrie
Abkürzungsverzeichnis 121
www.dena.de