Naturschutz Info 2005 3
Naturschutz Info 2005 3
Naturschutz Info 2005 3
Naturschutz-Info
Ankündigungen
Die Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg (LfU) und das Umweltzentrum für Umweltmessun-
gen, Umwelterhebungen und Gerätesicherheit (UMEG) fusionieren zum 01. Januar 2006 zur
Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW), Postfach 10 01 63, 76231 Karlsruhe.
Tel.: 07 21 / 5600 - 0
Fax : 07 21 / 5600 - 14 56
Internet: www.lubw.baden-wuerttemberg.de
Intranet: www.lubw.bwl.de
e-mail: [email protected]
Schwerpunktthemen
Für die nächsten Naturschutz-Infos sind folgende Themen vorgesehen
• 1/06 Novelle Naturschutzgesetz Baden-Württemberg mit Kommentaren – Redaktionsschluss 20. 03. 06
• 2/06 Artenschutz- und Planungsrecht – Redaktionsschluss 24. 07. 06
Die Aktualisierung des „Verzeichnises der Behörden für Natur- und Umweltschutz, von Fachstellen und der
Beauftragten für Naturschutz“ wird bis Ende Januar 2006 in`s NafaWeb eingestellt.
Impresssum
Herausgeber Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg (LfU)
Postfach 21 07 52, 76157 Karlsruhe, Tel.: 0721/983 -0, Fax: 0721 / 983 -1456
http://www.lfu.baden-wuerttemberg.de
ISSN 1434 - 8764
Redaktion, LfU BW, Abteilung 2 „Ökologie, Boden, Naturschutz“
Bearbeitung Fachdienst Naturschutz - Michael Theis, Tania Kaltenbach
und Gestaltung e-mail: [email protected] (neu)
Umschlag und Titelbild Stephan May, Karlsruhe
Druck Greiserdruck, Rastatt
gedruckt auf 100 % Recyclingpapier
Vertrieb Verlagsauslieferung der Naturschutzverwaltung B.-W. bei der JVA Mannheim - Druckerei -
Herzogenriedstr. 111, 68169 Mannheim, Fax: 0621/398 -370, e-mail: [email protected]
Preis Jahresabonnement: 12,00 € inkl. Porto
Einzelpreis: 3,00 € + 3,00 € Versandkostenpauschale
Karlsruhe, Dezember 2005
Namentlich gekennzeichnete Fremdbeiträge stimmen nicht in jedem Fall mit der Meinung des Herausgebers überein. Für die inhaltliche
Richtigkeit von Beiträgen ist der jeweilige Verfasser verantwortlich. Nachdruck unter Quellenangabe gestattet.
Inhalt Seite
Schwerpunktthema
Geotopschutz und Naturschutz
• Geotopschutz und Naturschutz – Zwei Seiten einer Medaille 5
• Was sind Geotope? 6
- Gesteinskunde 7
- Überblick über die Erdzeitalter 8
• Geotopschutz als Teil des Naturschutzes 9
• Geotopschutz in Deutschland 11
• Geologische Aspekte des Naturschutzes 12
• Tag des Geotops 13
• Entwicklung des Geotopschutzes in Deutschland 14
• Geotopschutz und seine rechtlichen Grundlagen in Baden-Württemberg 16
• Geotopschutz in Baden-Württemberg 18
• Geotope im Themenpark Umwelt – Informationsangebot im Internet 21
• Bedeutende Geotope in Baden-Württemberg 22
• Geotop als Naturschutzgebiet – Beispiel der „Goldshöfer Sande“ 24
• Bergrutsch am Kirchsteig bei Urbach 26
• Der Böttinger Marmor – ein für Deutschland einzigartiger Geotop 27
• Geotop Kiesgrube „Ingelfinger“ – einzigartiges „Eiszeitfenster“ für Südwestdeutschland 28
• Geotope in ihrer Vielfalt 30
• Biotop- und Geotopschutz im Stadtkreis Heilbronn 32
• Geotourismus und Geoparks 35
• Weitere Literaturhinweise zu Geotopen 38
• Links zu Geotopen 42
• Veranstaltungen zu Geotopen 42
Landschaftsplanung / Eingriffsregelung
• Ökokonto in Baden-Württemberg 43
Landschaftspflege
• Billigsaftimporte zerstören heimische Streuobstwiesen 49
• Neuste Erkenntnisse aus langjährigem Magerrasenversuch 49
Naturschutz – Übergreifendes
• MELAP-Statustagung 2005 51
• Landschaftszerschneidung senkt Lebensqualität 52
• Gelungene Abschlussveranstaltung des Modellprojekts Freudenstadt 53
• Markenzeichen „Nationale Naturlandschaften“ 53
• Übergabe des „Schwenkel-Bildarchivs“ an das Landesmedienzentrum Baden-Württemberg 54
• Moore als Archiv 55
• Landschaftsmanagement und Verwaltungspraxis 56
• Stiftung Naturschutzfonds schreibt Landesnaturschutzpreis aus 56
• Objekte des Jahres 2006 56
Literatur
• Umweltforschung – Journal 2005 68
• Sturmwurf-Erlebnis auf dem Lotharpfad 68
• Streuobst im Alpenraum 68
• Donau, der europäische Fluss 68
• Natura 2000 und mehr 69
• Agrarumweltprogramme und Vertragsnaturschutz weiter entwickeln 69
• Neue BfN-Skripten 69
Faltblätter
• Naturschutzgebiet Essigberg 70
Buchbesprechung
• Grundlagenwerk – Die Schmetterlinge Baden-Württembergs 70
• „Umweltindikatoren – Mythos oder Wirklichkeit?“ 71
• „Klettern und Naturschutz in Baden-Württemberg“ 71
• Landschaftselemente aus Menschenhand 72
Von tausenden von Mineralien sind nur ca. 20 an der Gesteinsbildung beteiligt. Diese sind wichtig für die tech-
nischen Eigenschaften eines Steines, nebst der Struktur des Gefüges und der Dichte.
Quelle: http://www.stein.ch/Firmen%20CH/Kuhn/Gesteinskunde.htm
in der Verordnung mit den explizit genannten Schutz- AD-HOC-ARBEITSGRUPPE als Naturschutzgebiet
zwecken einerseits, sowie den aus den jeweiligen ausgewiesen (STEINMETZ & JUNKER 2000).
fachlichen Notwendigkeiten sich ergebenden Ge- Nun steht im Regierungsbezirk Stuttgart erneut ein
und Verboten, Pflege- und Erhaltungsmaßnahmen, Geotop zur Unterschutzstellung an: der „Bergrutsch
Betretungsrechten etc. andererseits (vgl. JUNKER am Kirchsteig bei Urbach“ im Rems-Murr-Kreis.
1997). Auch hier führten die im Gutachten des damaligen
Dies setzt aber eine eigenständige geowissenschaft- LGRB, jetzt Abt. 9, RP Stuttgart, (WAGENPLAST
liche Bestandsaufnahme schutzwürdiger Objekte 2003) berücksichtigten Bewertungskriterien wie all-
voraus; SCHÖTTLEs Zusammenstellung von 1984 gemeine geowissenschaftliche Bedeutung, regional-
für den Regierungsbezirk Karlsruhe beispielsweise geologische Bedeutung, Bedeutung für Bildung, For-
zeigte aber, dass die als geologische Naturdenkmale schung und Lehre, Erhaltungszustand, Vorkommen
ausgewiesenen Objekte im Wesentlichen subjektiv gleichartiger Geotope und regionale Repräsentanz
nach morphologischen und ästhetischen Gesichts- aufgrund des geowissenschaftlichen Wertes und der
punkten ausgewählt worden waren und der Vielfalt Schutzbedürftigkeit zur Feststellung der besonderen
der erdgeschichtlichen Entwicklung und ihrer Doku- Schutzwürdigkeit des Geotops.
mentation bei weitem nicht gerecht wurden.
So fehlen vor allem wichtige Schichtfolgen, die für die Literatur
stratigraphische (Alters-Abfolge der Gesteinsschich- AD-HOC-AG GEOTOPSCHUTZ (1996): Arbeitsanleitung Geo-
topschutz in Deutschland. Leitfaden der Geologischen Dienste
ten) und fazielle (Ausbildung der Gesteinsschichten) der Länder der Bundesrepublik Deutschland. – Angew. Land-
Dokumentation eines Ablagerungsraumes von Be- schaftsökologie 9, 105 S., Bundesamt f. Naturschutz (Hrsg.);
deutung sind – sowie spezielle Gesteinstypen, be- Bonn/Bad Godesberg.
sondere Sedimentgefüge, Karsterscheinungen, Fos-
BURGMEIER, G. u. M. SCHÖTTLE (2002): Geotope im Regie-
silfundpunkte, erhaltenswerte Erscheinungen von rungsbezirk Stuttgart. Bodenschutz 12, 348 S., Landesanstalt f.
und an vulkanischen Gesteinskörpern, tektonische Umweltschutz (Hrsg.); Karlsruhe.
Deformationen oder geomorphologische Strukturen
und Formen zur Dokumentation aktueller Vorgän- ERZ, W. (1980): Naturschutz – Grundlagen, Probleme und Pra-
xis. – In: Buchwald, K. u. W. Engelhardt (Hrsg.): Handbuch für
ge bei Entstehung und Wandel unserer Landschaft. Planung, Gestaltung und Schutz der Umwelt Bd. 3: 560–637;
SCHÖTTLE (1984) schlägt deshalb für sämtliche im München, Bern, Wien.
Untersuchungsgebiet vorkommenden geologischen
Formationen weitere schutzwürdige Beispielsobjekte ETZOLD, A. (1996): Geowissenschaftliche Stellungnahme zur
Schutzwürdigkeit zweier Flächen mit Goldshöfer Sanden auf
vor, die gleichzeitig repäsentative und stratigraphisch TK 25 Blatt 7126 Aalen. – Geolog. Landesamt Bad.-Württ. (Az.:
wichtige Aufschlüsse darstellen. Als Schutzwürdig- 2277.01/95-4762 v. 23.02.1996); 9 S., 2 Anl.; Freiburg.
keitskriterien nennt er Wertklasse und Aussagekraft
eines Aufschlusses, seine Seltenheit und Eigenart, JUNKER, B. (1997): Unterschutzstellungsverordnungen für
schutzwürdige Geotope in Baden-Württemberg. – In: Geotop-
die Notwendigkeit der Erhaltung für Forschung und schutz und seine rechtlichen Grundlagen. Schr. Reihe d. Dt.
Lehre und nicht zuletzt die Bedeutung für die Lan- Geolog. Ges., H. 15: 49–55, Hannover (= Veröff. Niedersächs.
deskunde; als Schutzbedürftigkeitskriterien gelten Akad. d. Geowiss. H 12).
absolute Seltenheit und / oder Eigenart des Objekts.
MEIBURG, P. (1979): Geologische Naturdenkmale in Hessen.
– Naturschutz u. Landschaftspflege in Hessen 1977/78: 49–62;
Eine breite und intensive Diskussion um den Stel- Wiesbaden.
lenwert des Geotopschutzes im Naturschutz begann
erst Anfang der 1990er Jahre (vgl. Kurzüberblick bei SCHOENICHEN, W. (1954): Naturschutz, Heimatschutz: ihre
Begründung durch Ernst Rudorff, Hugo Conwentz und ihre Vor-
BURGMEIER & SCHÖTTLE 2002, S. 8) und gipfel- läufer. X + 311 S.; Stuttgart.
te in der von der AD-HOC-ARBEITSGRUPPE GE-
OTOPSCHUTZ 1996 vorgelegten „Arbeitsanleitung SCHÖTTLE, M. (1984): Geologische Naturdenkmale im Regie-
Geotopschutz in Deutschland – Leitfaden der Ge- rungsbezirk Karlsruhe. Beih. Veröff. Naturschutz Landschafts-
pflege Bad.-Württ. 38:1–171; Karlsruhe.
ologischen Dienste der Länder der Bundesrepublik
Deutschland“. Damit liegen nun einheitliche Definiti- STEINMETZ, M. (1997): Zum Konfliktbereich Geotopschutz/Na-
onen für die Begriffe „Geotop“, „schutzwürdiger Ge- turschutz. Ein Beitrag zur Versachlichung der Diskussion. – In:
otop“ und „Geotopschutz“ sowie Anweisungen zur Geotopschutz und seine rechtlichen Grundlagen. Schr. Reihe d.
Dt. Geolog. Ges., H. 15: 80–83, 1 Tafel; Hannover (= Veröff. Nie-
Erfassung und Bewertung von Geotopen vor. dersächs. Akad. d. Geowiss. H. 12).
In der naturschutzfachlichen Praxis hat sich die Ar- STEINMETZ, M. u. B. JUNKER (2000): Die Ausweisung eines
beitsanleitung Geotopschutz indes bewährt. Mit den Geotops als Naturschutzgebiet am Beispiel der Goldshöfer San-
de, Baden-Württemberg. – In: Geotop 2000 – Geotope im Spie-
„Goldshöfer Sanden“ im Regierungsbezirk Stuttgart gelbild der geowissenschaftlichen Landesforschung. Geowiss.
wurde erstmals in Deutschland ein Objekt mit rein Mitt. Thüringen, Beih. 10: 99–102, 1 Abb.; Weimar 2000.
geowissenschaftlichem Schutzzweck (Typlokalität,
Fossilhöffigkeit) entsprechend den Vorgaben der WAGENBRETH, O. (1970): Entwurf eines Systems geologischer
Geotopschutz in Deutschland
An ihnen kann man Schichtungsmerkmale und in- Bereits in früheren Jahren sind geologische Einzel-
terne Strukturen von Gesteinen oder Schichtfolgen schöpfungen der Natur, meist Felsen mit kulturhisto-
erkennen, die Rückschlüsse auf Transport- und Ab- rischer Bedeutung, aber auch größere Landschafts-
lagerungsprozesse, fossile biologische Aktivitäten teile mit besonderer erdgeschichtlicher Bedeutung,
sowie chemische und klimatische Prozesse gestat- unter Schutz gestellt worden. Als Beispiel sei der
ten. „Drachenfels“ bei Bonn-Bad Godesberg genannt,
Sie sind Belege für geologische Zeitabschnitte, Ab- der bereits im Jahre 1836 einen Schutzstatus erhielt.
lagerungs- oder Bildungsvorgänge und Grundla- Diesen frühen Maßnahmen lag allerdings keine sys-
ge für die Erforschung der Erdgeschichte und der tematische und umfassende geowissenschaftliche
Entwicklung des Lebens. Landschaftsformen und Erfassung und Bewertung zugrunde. Vielmehr wa-
Einzelbildungen an der Erdoberfläche sind unter ren sie als vorrangig biologisch motivierte Unter-
der Einwirkung von fließendem Wasser, Verwit- schutzstellungen häufig das Resultat der Arbeit von
terung, Schwerkraft, Wind oder durch chemische Naturschutz- und Heimatverbänden, aber auch von
Lösungsvorgänge entstanden, wie Schichtstufen, hauptsächlich auf lokaler Ebene tätigen interessier-
Flussterrassen, Inselberge, Einzelfelsen, Muren ten Gruppen oder Einzelpersonen (LOOK, 2000).
(Hangrutschungen), Kliffs, Dünen, Erdfälle, Dolinen,
Karsthöhlen. Der Stellenwert des Geotopschutzes in Deutschland ist
Auch die unter Einfluss von Klimaveränderungen in seit der Gründung der „Arbeitsgemeinschaft Geotop-
den Eiszeiten entstandenen Formen wie Endmorä- schutz in deutschsprachigen Ländern“ im Rahmen des
nen, Gletscherschliffe auf harten Gesteinsuntergrün- Berufsverbandes Deutscher Geowissenschaftler (BDG,
den, Findlinge, Gletschermühlen und Schmelzwas- damals Berufsverband Deutscher Geologen, Geophysiker
sersandbänke sind landschaftsformende Geotope. und Mineralogen) in Mitwitz im Jahre 1992 (WIEDENBEIN,
Ebenso gehören Einschlagkrater von Meteoriten wie 1992; 1993; WEYER, 1992; GRUBE & WIEDENBEIN,
z. B. das „Nördlinger Ries“, „Steinheimer Becken“ 1992, LÜTTIG, 1993) und den Jahrestagungen in Otzen-
sowie durch vulkanische Aktivitäten oder das Ein- hausen, 1993; Gerolstein, 1994; Wien, 1995 (KREUTZER
dringen von Magmen in die Erdkruste entstandene et al. 1995); und Koblenz, 1996 (FISCHER, 1997), stark
Landschaftsformen und Einzelbildungen wie Vulkan- angestiegen.
kegel, Vulkankrater, Maare und Basaltsäulen zu die- Nach Überführung der Arbeitsgemeinschaft in die Fach-
sen erdgeschichtlichen Zeugnissen . sektion Geotopschutz im Rahmen der Deutschen Geo-
Für das Leben im System Erde haben örtlich be- logischen Gesellschaft (DGG), der Herausgabe der Ar-
grenzte Austritte von Grundwasser wie Schichtquel- beitsanleitung Geotopschutz in Deutschland, Leitfaden
len, Karstquellen, Mineralquellen, Thermalquellen, der Geologischen Dienste der Länder der Bundesrepublik
Solequellen, eine herausragende Bedeutung. Des- Deutschland (AD-HOC-AG GEOTOPSCHUTZ, 1996) und
halb werden am „Tag des Geotops“ auch Quellen der weiteren Tagungen in Clausthal-Zellerfeld 1997 (LOOK,
Öffentlichkeit vorgestellt. 1997), Freiberg 1998, Wiesbaden 1999 (HOPPE & ABEL,
1999), Weimar 2000 (THÜRINGER LANDESANSTALT
Die Geotope, die in den „Tag des Geotops“ mitein- FÜR GEOLOGIE, Hrsgb., 2000), Krefeld 2001 (GEOLO-
bezogen sind, werden in der örtlichen Presse und im GISCHER DIENST NRW, Hrsgb., 2001), Viechtach 2002
Internet bekannt gegeben. (KRUHL et al., Hrsgb. 2002), Bad Ragaz 2003 (JORDAN
et al., Hrsgb. 2003), Stralsund 2004 (SCHÜTZE, Hrsgb.
Literatur 2004) sowie Lorsch 2005 (Geopark Bergstraße-Oden-
LOOK, E. R. & B. JUNKER (2003): „Tag des Geotops“ – wald Hrsgb. 2005) hat sich die Aufmerksamkeit und die öf-
Präsentation geologischer Sehenswürdigkeiten. – Schrif- fentliche Wertschätzung für Geotope weiter erhöht, aber
tenreihe der Dt. Geol. Ges., 25, 24–30; Hannover.
auch offene Fragen aufgerührt zwischen Geotopschutz
und dem klassischen Naturschutz, dem Biotopschutz, der
Priv.-Doz. Dr. habil. Manfred Schöttle Flächennutzung, der Regional- und Landesplanung und
LfU, Ref. 22
dem Rohstoffabbau, um nur einige Felder zu nennen.
Hinweis So ist es erklärlich, dass Strategien zur Öffentlichkeitsar-
Beiträge im Naturschutz-Info 3/02 –1/03, Seite 55 –57 beit einen immer größer werdenden Anteil einnehmen, um
die Resonanz und die Zustimmung zum Schutz des ge-
owissenschaftlichen Naturerbes in der Öffentlichkeit als
gesellschaftliche Verpflichtung weiter zu steigern. Der im
Jahr der Geowissenschaften 2002 neu eingeführte und
sich jährlich wiederholende bundesweite „Tag des Geo-
tops“ (LOOK & JUNKER, 2003) trägt dazu bei, allen Inte- Literatur
ressierten das geologische Naturerbe nahe zu bringen EICHHORN, R., GLASER, S., LAGALLY, U. & J. ROHRMÜLLER
(1999): Geotope in Oberfranken. - Erdwiss. Beiträge z. Natur-
und weiter zu verbreiten.
schutz 2, 175 S., München (Bayer. Geol. Landesamt).
In den letzten Jahren sind in den einzelnen Bundesländern FISCHER, H. Hrsgb. (1997): GTS – 4. Jahrestagung Geotop-
zahlreiche Publikationen erschienen, welche die Erhe- schutz. – Zentralbl. f. Geol. u. Paläont., Teil I, Heft 7/8, 249 S.;
Stuttgart.
bung der Geotope auf Landesebene zum Ziel hatten. Eine
Zusammenstellung ausgewählter Literatur zur Thematik FREY, M. L. (2003): Vulkaneifel European Geopark –langjährige
und der Erfassung in den Ländern findet sich in LAGAL- geotouristische Erfahrungen. – In: QUADE, Hrsgb., Schriftenr.
LY, FREYER, GÖLLNITZ, JAHNEL, JUNKER, KARPE, Dt. Geol. Ges., 25, 61–67; Hannover.
KAUFMANN, LOOK, PUSTAL, ROSS & SCHULZ (1997).
GEOLOGISCHER DIENST NORDRHEIN-WESTFALEN [Hrs-
Weitere Untersuchungen auf Bundes-Länderebene sind gb.] (2001): Geotopschutz im Ballungsgebiet. – Scriptum 8, 115
z. B. MEIBURG (1979, 1993); EICHHORN et al. (1999); S.; Krefeld.
GÖLLNITZ (1999); GLA Rheinland-Pfalz (1999); Thürin-
GLA Rheinland-Pfalz Hrsgb. (1999): Geotope in Rheinland-
ger Landesanstalt für Geologie (1999, 2000); MORGEN-
Pfalz. Begleitheft zum Poster, 35 S.; Mainz.
ROTH (1995); PUSTAL et al. (1995); WREDE (1997);
GLASER et al., (2001). Der Aufbau eines Geotopkatasters GLASER, S., LAGALLY, P., SCHENK, P., EICHHORN, R. &
ist bei LAGALLY et al. (2000) beschrieben. Für weitere Li- BRANDT, S. (2001): Geotope in Mittelfranken. – Erdwiss. Beitr.
Naturschutz, 3, 127 S.; Bayer. GLA München.
teratur siehe auch die Internet-Literaturdatenbanken „Ge-
otope“ des Bayerischen Geologischen Landesamts sowie GÖLLNITZ, D. (1999): Liste der Geotope im Landkreis Potsdam-
der Fachsektion Geotop der Deutschen Geologischen Mittelmark einschließlich Brandenburg und Potsdam. – Branden-
Gesellschaft. Für Österreich sei KREUTZER & SCHÖN- burger geowiss. Beitr. 6 (1), 102–112.
LAUB 1995; KRIEG 1996, HOFFMANN et al., 2003 sowie
GRUBE, A. & F. W. WIEDENBEIN (1992): Geotopschutz – ei-
der Schweiz HEITZMANN, 1995; JORDAN 1999, STÜRM ne wichtige Aufgabe der Geowissenschaften. – Die Geowissen-
2003 erwähnt. schaften, 10 (8): 215–219; Weinheim.
er kraft Gesetzes in das Eigentum des Landes über- lichem Schutzzweck (Typlokalität, Fossilhöffigkeit)
geht“. Die Naturschutzbehörde hingegen würdigte entsprechend den Vorgaben der AD-HOC-AR-
den Stein als „einzigartiges Anschauungsstück für BEITSGRUPPE als Naturschutzgebiet ausgewiesen
die Kräfte bei der Entwicklung der Erde“. (STEINMETZ & JUNKER 2000).
Das erst in einem späteren Verfahrensstadium einge- Nun steht im Regierungsbezirk Stuttgart erneut ein
schaltete damalige Geologische Landesamt sprach Geotop zur Unterschutzstellung an: Der „Bergrutsch
dem Findling internationale Bedeutung zu, nicht nur am Kirchsteig bei Urbach“ im Rems-Murr-Kreis. Auch
als Belegstück der Glazialgeschichte, sondern dar- hier führten die im Gutachten des Landesamtes für
über hinaus auch der Genese der Alpen. Stellt der Geologie, Rohstoffe und Bergbau (LGRB, jetzt Abt.
Findling doch ein Stück Ozeanboden dar, das bei 9 RP Freiburg) berücksichtigten Bewertungskriteri-
der Auffaltung der Alpen in die Höhe des heutigen en wie allgemeine geowissenschaftliche Bedeutung,
Julierpasses gelangte und während der Würmeis- regionalgeologische Bedeutung, Bedeutung für Bil-
zeit mit einem Seitenarm des Rheingletschers in das dung, Forschung und Lehre, Erhaltungszustand,
Bodenseegebiet transportiert wurde und dort nach Vorkommen gleichartiger Geotope und regionale
Abschmelzen des Gletschers liegen blieb. Repräsentanz aufgrund des geowissenschaftlichen
Dieser einzigartige Fund zeugt somit von Vorgän- Wertes und der Schutzbedürftigkeit zur Feststellung
gen der Kontinentalverschiebung mit Vulkanismus der besonderen Schutzwürdigkeit des Geotops.
und Gebirgsbildung und von der Tätigkeit der Glet-
scher und ist somit aus wissenschaftlicher als auch Geotopschutz im Sinne der Geowissenschaften, d. h.
naturgeschichtlicher und landeskundlicher Sicht von Unterschutzstellungen schutzwürdiger Geotope mit
herausragender Bedeutung. Inzwischen ist der 12 t Regelungen der Pflegemaßnahmen zum Erhalt des
Block nach dem NatSchG als ND ausgewiesen. So- Schutzzwecks sowie Freistellungen und Gestattun-
mit zeigt sich, wie wichtig die Zusammenarbeit der gen wie Betretungsrecht und Probennahme, ist so-
Behörden ist. mit nur dann angemessen durchführbar, wenn die-
Somit kommt in Baden-Württemberg in der Praxis ser auch namentlich gesetzlich festgeschrieben und
bis auf wenige Ausnahmen nur das Naturschutzge- danach von der Naturschutzverwaltung angeordnet
setz für die Unterschutzstellung von schutzwürdigen wird.
Geotopen infrage. Unerlässlich ist bei schutzwürdigen Aufschlüssen in
Steinbrüchen in jedem Fall auch Überzeugungsar-
Rechtliche Defizite beim Geotopschutz beit in persönlichen Gesprächen vor Ort, wobei im
Im BNatSchG sind die Begriffe „Geotop“ und „Geo- Falle von Unterschutzstellungen von Steinbrüchen
topschutz“, die den abiotischen Teil der Natur bein- und Steinbrucharealen auch Verständnis für die
halten und damit zu einem umfassenden Naturschutz wirtschaftlichen Belange des Besitzers gewiss nicht
beitragen, nicht aufgeführt. schaden kann, so dass in aller Regel am Ende ein
Leider fand der Begriff „Geotop“ keinen Eingang in brauchbarer Kompromiss erzielt werden kann.
die Novelle des BNatSchG vom 25. 03. 2002 und Gleiches gilt im Übrigen auch für den Geologischen
auch das neue des baden-württembergische Natur- Dienst und die Naturschutzbehörden untereinander
schutzgesetzes kennt diesen in Fachkreisen inzwi- (zum Konfliktbereich Geotopschutz / Naturschutz
schen etablierten Terminus technicus nicht. Lediglich siehe auch STEINMETZ, 1997). Nur durch Zugehen
im neuen Landes-Bodenschutz- und Altlastengesetz des Geotopschützers auf den Biotopschützer und
von 2004 wird wie bereits oben erwähnt in Zusam- aufklärende Gespräche mit Darlegung der Ziele des
menhang mit dem Schutz von Flächen der Begriff Geotopschutzes ist dort zu vermitteln, dass Natur-
Geotop erwähnt. Der Begriff „landschaftsgeschicht- schutz nicht nur auf den Biotopschutz beschränkt ist,
liche Urkunde“ umfasst im weiteren Sinn ja alle Ge- sondern auch der Geotopschutz ein Teil des Natur-
otoptypen. schutzes ist und erst beide zusammen einen umfas-
senden Naturschutz ermöglichen.
Seit die „Arbeitsanleitung Geotopschutz in Deutsch- Hierbei muss sichergestellt sein, dass sich unabhän-
land“ (AD-HOC-AG GEOTOPSCHUTZ 1996) der gig von der Bio- oder Geo-Ausbildung des zustän-
Geologischen Dienste vorliegt, haben die Geowis- digen Bearbeiters Biotopschutz und Geotopschutz
senschaften ein Instrument in der Hand, mit dem die zum Wohle des Ganzen für einen umfassenden Na-
obere und mittlere Ebene der Naturschutzverwal- turschutz ergänzen.
tung zunehmend für die Anliegen des Geotopschut-
zes gewonnen werden können. Auszug aus JUNKER, Baldur 1997, verändert
Nach STEINMETZ (2005) hat sich in der naturschutz-
fachlichen Praxis die Arbeitsanleitung Geotopschutz Literatur
indessen bewährt. Mit den „Goldshöfer Sanden“ AD-HOC-AG GEOTOPSCHUTZ (1996): Arbeitsanleitung Geo-
topschutz in Deutschland. Leitfaden der Geologischen Dienste
im Regierungsbezirk Stuttgart wurde erstmals in der Länder der Bundesrepublik Deutschland. – Angew. Land-
Deutschland ein Objekt mit rein geowissenschaft-
chung der Geotope des Regierungsbezirks Tübin- fundpunkten nach dem Denkmalschutzgesetz als
gen. Damit soll in einheitlicher Form eine Zusammen- Grabungsschutzgebiet oder Kulturdenkmal. Das neu
stellung der in Baden-Württemberg vorkommenden geschaffene Landes-Bodenschutzgesetz (LBod-
schutzwürdigen Geotope erfolgen. SchAG) kann ebenfalls hilfreich hinzugezogen wer-
den, da es den Boden im weiteren Sinne, also die
Geosphäre, als Archiv der Naturgeschichte und als
landschaftsgeschichtliche Urkunde sieht.
GEYER, M. (2003): Vulkane im Hegau – ein erster Baustein SCHIEBER, M. (1997): Das Nördlinger Ries, ein schützenswer-
zum grenzüberschreitenden (Geo)tourismus in der Geo Regio tes Großgeotop. –Aachener Geowiss. Beitr., 21, 119–129; Aa-
Bodensee. In: JORDAN et al., Hrsgb., Schriftenr. Dt. Geol. Ges., chen.
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GRUBE, A. (1993): Die „World heritage list“ der UNESCO. In: gierungsbezirk Stuttgart. – Reihe Bodenschutz der LfU Baden-
Materialien Naturschutzzentrum Wasserschloß Mitwitz, 1, 25– Württemberg, 12, 348 S.; Karlsruhe.
27; Mitwitz.
SCHÖTTLE, M. (1984): Geologische Naturdenkmale im Regie-
HEIZMANN, E. P. & W. REIFF (2002): Der Steinheimer Mete- rungsbezirk Karlsruhe. – Eine Zusammenstellung geschützter
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- (1993): Geotopschutz in Baden-Württemberg. – Materialien
HEIZMANN, E. P. (1998): Vom Schwarzwald zum Ries. –288 S., Naturschutzzentrum Wasserschloß Mitwitz 1, 109–114; Mitwitz.
Pfeil Verlag München - (1999): Geotopschutz in Baden-Württemberg. In: HOPPE &
ABEL Hrsgb., Schriftenr. Dt. Geol. Ges. 7, 95–96; Hannover.
HUTH, T. & B. JUNKER (2003): Geotouristische Karte Natio- - (2000): Geologische Naturdenkmale im Regierungsbezirk
naler Geopark Schwäbische Alb mit Umgebung 1:200 000 mit Karlsruhe. – Neuauflage inkl. interaktiver CD-ROM. – Reihe Bo-
Erläuterungen. LGRB Hrsgb., 165 S.; Freiburg. denschutz der LfU Baden-Württemberg, 5, 159 S.; Karlsruhe.
(2004): Geotouristische Karte von Baden-Württemberg 1: 200 - (2003): Neues zum Geotopschutz in Baden-Württemberg. – In:
000 – Schwarzwald mit Umgebung und Erläuterungen. LGRB JORDAN et al., Hrsgb., Schriftenr. Dt. Geol. Ges., 31, 75–79;
Hrsgb. , 440 S; Freiburg. Hannover.
- (2005): Geotope im Regierungsbezirk Freiburg: mit Beiträgen
HUTH, T. (2002): Erlebnis Geologie – Streifzüge über und unter von G. BURGMEIER, K. BUSCH, H. GENSER, Th. HUTH, P.
Tage. Besucherbergwerke, Höhle, Museen und Lehrpfade in Ba- SPATZ. – Reihe Bodenschutz der LfU Baden-Württemberg 18,
den-Württemberg. – LGRB Baden-Württemberg Hrsgb., 470 S.; 387 S.; Karlsruhe.
Freiburg.
STEINMETZ, M. & B. JUNKER (2000): Die Ausweisung eines
JÄGER, M. (1997): Das Fossilienmuseum im Werkforum von Geotopes als Naturschutzgebiet – am Beispiel der Goldshöfer
Rohrbach Zement in Dotternhausen bei Balingen. – Aachener Sande, Baden-Württemberg. – Geowiss. Mitt. Thüringen, 10,
Geowiss. Beitr., 21, 130–138; Aachen. 99–102; Weimar.
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LfU, Ref. 22
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Hannover.
Unsere Umwelt
Die hier aufgeführten Themenbereiche Bodenland-
schaften, Geotope, Moore und Schutzgebiete prä-
sentieren ausgewählte Landschaftselemente Ba-
den-Württembergs und geben Gelegenheit, diese
auch persönlich zu erkunden, kennen und schätzen
zu lernen.
Umweltthemen
Der Zugang Umweltthemen erklärt Grundsätzliches
zum Thema Boden, Böden, Bodenschutz mit spezi-
ellen Einzelthemen wie z. B. die allgemeinen Funk-
tionen des Bodens sowie den Bodenverbrauch und Internetportal
http://themenpark-umwelt.baden-wuerttemberg.de
die Bodengefährdung.
Aufgrund ihrer ökologischen Wertigkeit sind zahl- Die Begriffe (Einzel-) „Geotop“, „Geotop-Ensemble“„
reiche Geotope als Naturdenkmale ausgewiesen und „Geotop-Landschaft“ sind wie folgt definiert:
und stehen damit auch gesetzlich unter Schutz. In
solchen Fällen kann dieser Sachverhalt ggf. auf das Geotope sind einzelne klein- oder großflächige Do-
Besucherverhalten vor Ort Einfluss nehmen (z. B. kumente der Entwicklung der Erde und des Lebens
Lenkungsmaßnahmen). auf ihr. Sie umfassen natürliche und künstliche Frei-
legungen von Gesteinen, Lockerablagerungen und
Die fachlichen Aufgaben der Erfassung und Be- Fundstellen von Fossilien, Mineralien, Erzen, Land-
wertung von Geotopen sowie die Begründung für schaftsformen und Wasserquellen.
Schutz-, Pflege- und Erhaltungsmaßnahmen für
schutzwürdige Geotope werden in Baden-Württem- Geotop-Ensembles repräsentieren Anhäufungen
berg vom Landesamt für Geologie, Rohstoffe und von Geotopen, die zueinander in enger räumlicher
Bergbau (LGRB) beim Regierungspräsidium Frei- und genetischer Beziehung stehen. Dabei handelt
burg wahrgenommen. Das LGRB ist neben dem es sich um Objekte, die sich im internationalen Ver-
Forschungszentrum Karlsruhe (FZK) ein wichtiger gleich durch außergewöhnliche geowissenschaft-
Partner des Themenparks, das seit 2001 sowohl an liche Bedeutung, Anschaulichkeit oder Schönheit
der Planung und als auch an der Realisierung des auszeichnen. Sie müssen besondere erdgeschicht-
Internetportals beteiligt ist. liche, geologische und landschaftsgeschichtliche
Prozesse oder Ereignisse oder Entwicklungen ver-
Dr. Michael Linnenbach anschaulichen.
LfU, Ref. 22
Nachfolgend sind die aus Baden-Württemberg aus- letzten 160 Mio. Jahre ablesen. Vom Jurameer über
gewählten bedeutenden Geotope mit Bild und Be- die Abtragung der Kalksteine bis zum Kampf um das
schreibung aufgelistet Wasser zwischen Rhein und Donau ist hier das Buch
der Geologie aufgeschlagen. Weiße Felsenkränze
• Der Feldberg und die Wutachschlucht im aus Kalkgestein begleiten das tief eingeschnittene
Schwarzwald (zusammen mit: Die Eiszeit Flusstal. Von einzelnen Felsen aus, die als Aus-
am Feldberg im sichtspunkte frei
Schwarzwald) zugänglich sind
• Der Meteorkra- – wie der Knopf-
ter „Steinheimer macherfels, der
Becken“ auf der „Rauhe Stein“
Schwäbischen Alb und der „Eich-
• Der Vulkan Kaiser- felsen“ geht der
stuhl im Oberrhein- Blick wie aus
tal einem Flugzeug
• Das „Randecker über einer Cany-
Maar“ auf der on-Landschaft.
Schwäbischen Alb Das heute eher
• Die Fossilienfund- kümmerlich
stätte „Holzmaden“ wirkende Do-
(als UNESCO-Welt- nauflüsschen
erbestätte zu emp- hat wohl kaum
fehlen) diese imposan-
• Donauversickerung te Naturkulisse
und Aachtopf zwi- herauspräpa-
schen Immendingen riert. Vielmehr
und Möhringen am war es die ehe-
Südrand der Schwä- malige Urdonau,
bischen Alb die vor 3–5 Mio.
• Karstlandschaft Jahren (im Pli-
„Blaubeurer Alb - ozän des aus-
Panorama vom Eichfelsen bei Irndorf oberhalb Beuron auf das tief in die
Urdonautal“ westliche Schwäbische Alb eingeschnittene Donautal mit Felsenkranz aus gehenden Ter-
• Vulkanlandschaft im Schwammriffen des ehemaligen Weißjurameeres. Der Blick fällt auf den tiärs) ein ge-
Hegau (zusammen Festungsbau der Burg Wildenstein, auf Schloss Werenwag und die gegenü- waltiger Strom
mit: Die Vulkanruine ber liegenden Felsen des Oberen Donautals. war, der auch
Höwenegg im He- Foto: M. Schöttle / R. Steinmetz als Aare-Donau
gau, 171_Der Vul- bekannt ist und
kan Hohentwiel im große Gebiete
Hegau) der Nordschweiz und der Feldbergregion entwässert
• Der „Isteiner-Klotzen“ und die Isteiner-Schwelle hat. Später hat der Urrhein durch rückschreitende
am Oberrheintalrand Erosion aus dem Gebiet des heutigen Oberrheintals
• Die „Hessigheimer Felsengärten“ im Neckartal die Donau angezapft und ihr den Quellfluss Aare ge-
• Der Donaudurchbruch bei Kloster Beuron raubt.
• Der „Mössinger Bergrutsch“ Das Flussbett hat sich bis zu 200 m in den Jurafels
eingegraben. Heute liegt die geringe Wasserführung
Einen Sonderpreis der Akademie erhält die NatWor- der Donau auch in den ausgeprägten Karsterschei-
king-AG des Robert-Bosch-Gymnasiums in Lange- nungen. Die zerklüfteten und porösen Kalksteine
nau für die Einsendung des regional bedeutenden lassen das Wasser in unterirdischen Spalten versin-
Geotop Vorschlages ken. Ganz in der Nähe liegen auch die weltberühm-
• Die Lonetal Karstlandschaft am Rand der ten Donau-Versickerungsstellen bei Immendingen
Schwäbischen Alb und Fridingen. Hier verliert die Donau an etwa 200
Tagen im Jahr ihr gesamtes Wasser, das dann nach
Nachfolgend wird der von der Jury als bedeutende einer unterirdischen Laufstrecke im 12 km entfern-
Geotop-Landschaft ausgewählte „Donaudurchbruch ten Aachtopf wieder austritt und über den Bodensee
bei Beuron“ näher besprochen. dem Rhein zufließt.
Die riesigen Massenkalkfelsen der Schwäbischen Alb
Donaudurchbruch bei Beuron entstanden während der Zeit des Oberen Weißjura
Im Oberen Donautal lässt sich die Erdgeschichte der (Malm). Der Zeitraum, als dieses warme und flache
Meer Süddeutschland überdeckte, liegt etwa 140 bis Geotop als Naturschutzgebiet
160 Mio. Jahre zurück. Die Schichtenfolge aus Kalk- Beispiel der „Goldshöfer Sande“
steinen und Kalkmergelsteinen ist 400 bis 600 m
mächtig. Das warme und flache Meer, das mit dem
heutigen Arabischen Golf oder dem Great Barrier Reef In Südwestdeutschland ist die Landschaftsgeschich-
Australiens vergleichbar ist, bot zahlreichen Meeres- te etwa ab dem späten Tertiär unmittelbar verbun-
tieren Lebensraum wie Muscheln und Kopffüßlern den mit der Entwicklung der Flusssysteme von Do-
(Ammoniten), Schnecken, Seeigeln, Seelilien und nau und Rhein. Entscheidende Auswirkungen hatten
Schwämmen. In dem feinen Kalkschlamm am Mee- hierbei die tektonischen Veränderungen in der Erd-
resgrund konnten sich die Schalen und Skelette der kruste mit der Einsenkung des südlichen Oberrhein-
Tiere gut erhalten. grabens und der gleichzeitig starken Hebung und
Die hoch aufragenden und durch die Erosion heraus- Aufkippung von Schwarzwald und südwestdeut-
präparierten Felsen sind die zu Stein gewordenen schem Schichtstufenland (GROSCHOPF & VILLIN-
Schwammriffe, die über den Meeresgrund hinaus- GER (1998). Hierbei kam es im frühen Altpleistozän
wuchsen und heute aufgrund ihrer größeren Härte zu erheblichen Flussumlenkungen zu Gunsten des
wiederum herausragen. Zahlreiche Fossilien sind Rheins. Diese Flussgeschichte ist beispielhaft in
in den kalkigen Gesteinen erhalten und bieten den Ostwürttemberg dokumentiert (SIMON 1988).
Fossiliensammlern eine Eldorado-Landschaft.
Die dort im Raum Aalen/Ellwangen auf den Höhen
In der Kreidezeit, die der Ablagerungszeit der Kalk- des Schwarzen Jura und des Opalinuston vorkom-
steine folgte, lag Süddeutschland trocken. Die Ver- menden „Goldshöfer Sande“ (ETZOLD 1994) sind
witterung und Abtragung setzte ein und schuf ein Ablagerungen eines danubischen Flussnetzes, das
von Klüften, Spalten und Hohlräumen verbundenes im Pleistozän durch den Kocher-Brenz-Einschnitt in
unterirdisches Netzwerk. Die oberirdisch zugängli- die Donau entwässerte und dessen Einzugsgebiet
chen Höhlen bieten vielen Tieren und auch dem frü- südlich des heutigen Keuperstufenrandes zu suchen
hen Mensch Schutz und Lebensraum. So wurden im ist. Dementsprechend bestehen die Ablagerungen
Gebiet in Höhlen vor- und frühgeschichtliche Reste aus umgelagerten Keupersedimenten, überwiegend
des Menschen gefunden, die bis zu 40.000 Jahre alt Mittel- und Grobsanden des Stubensandstein.
sind. Das Gebiet war und ist aufgrund seines Pflan-
zen- und Tierreichtums ein lohnender Lebensraum
für Jäger und Sammler. Neben Greifvögeln und Fle-
dermäusen, die die zahlreichen Höhlen bewohnen,
sind an den steilen und felsigen Hängen auch zahl-
reiche Trockenstandorte mit seltenen Pflanzen, da-
runter auch botanische Raritäten zu finden.
Künstlich reduziert und zerschnitten wurden die Vor- in den Sandgruben unter detaillierten Auflagen wei-
kommen der „Goldshöfer Sande“ in den letzten Jahr- terhin zugelassen; dem Referat 56, Regierungs-
zehnten durch Sandgewinnung und Überbauung; präsidium Stuttgart, dem Landesamt für Geologie,
die fossilführenden Vorkommen z. B. im Stadtgebiet Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg sowie
von Aalen sind zwischenzeitlich durch vollständige dem Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart
Überbauung der wissenschaftlichen Erkundung ent- ist jederzeit Zutritt zu den Arbeitsstellen zu gewäh-
zogen. ren; ebenso sind Fossilfunde in situ zu belassen und
Hinsichtlich ihrer Ablagerungsform und -geschichte unverzüglich einer der drei Institutionen zu melden.
stellen die „Goldshöfer Sande“ ein einzigartiges erd- Die Verordnung enthält ferner Anweisungen zur
und landschaftsgeschichtliches Dokument in Baden- Behandlung von Fundstellen, Angaben zu den
Württemberg im Bereich der heutigen europäischen Bergungsberechtigten und zur wissenschaftlichen
Wasserscheide dar. Zeugnisse aus dem Altquartär Auswertung. In weiteren Bestimmungen werden
sind äußerst selten; ein vergleichbarer Geotop mit Zuständigkeiten und Beteiligungen an Schutz- und
Schutzstatus existierte bislang nicht. Pflegemaßnahmen geregelt, die Anlage von Auf-
Die Unterschutzstellung zweier Vorkommen wurde schlüssen für Lehr- und Forschungszwecke garan-
1995 von einem Mitarbeiter des Amtes für Wasser- tiert sowie deren Zugänglichkeit für Exkursionen und
wirtschaft und Bodenschutz Ellwangen angeregt. Untersuchungen gewährleistet.
Zur Beurteilung der Schutzwürdigkeit der „Goldshö- Für die wichtigsten potenziellen Konfliktfelder sind
fer Sande“ aus geowissenschaftlicher Sicht wurden demnach Regelungen und Beteiligungen vereinbart,
dann vom ehemaligen Geologischen Landesamt die auch bei unvorhergesehenen Situationen Hoff-
(GLA) sämtliche Bewertungskriterien herangezo- nung auf gegenseitiges Verständnis für die Belange
gen, wie sie der Leitfaden der Geologischen Dienste der jeweils anderen Fachrichtung und einvernehmli-
der Bundesrepublik Deutschland „Arbeitsanleitung che Lösungen geben.
Geotopschutz in Deutschland“ (AD-HOC-ARBEITS- Damit sind sämtliche Belange des Geotopschutzes
GRUPPE GEOTOPSCHUTZ 1996) vorgab. Dabei im geowissenschaftlichen Sinne in der Schutzverord-
wurde für die Fläche II eine weitergehende wissen- nung eindeutig geregelt. Mit der Unterschutzstellung
schaftliche Bedeutung ermittelt (ETZOLD 1996), der landschaftsgeschichtlichen Urkunde „Golds-
da diese als einziges größeres Restvorkommen mit höfer Sande“ wurde somit erstmals in Deutschland
Kalkschotterdecke fossilhöffig ist. Auch wurde emp- ein Objekt mit geowissenschaftlichem Schutzzweck
fohlen, im Bereich einer ehemaligen Abbaustelle ei- entsprechend den Vorgaben der „Arbeitsanleitung
nen künstlichen Aufschluss zu schaffen und diesen Geotopschutz“ als Naturschutzgebiet ausgewiesen.
für Exkursionen sowie für künftige Forschungen of-
fen und uneingeschränkt zugänglich zu halten. Auszug aus STEINMETZ, M. & B. JUNKER 2000
Literatur
Die ehemalige Bezirksstelle für Naturschutz und AD-HOC-ARBEITSGRUPPE GEOTOPSCHUTZ (1996): Ar-
Landschaftspflege Stuttgart (BNL) als zuständige beitsanleitung Geotopschutz in Deutschland -
Naturschutzbehörde machte sich nach gemeinsa- Leitfaden der Geologischen Dienste der Länder der Bundesre-
men Geländebegehungen mit dem ehemaligen GLA publik Deutschland. – Angewandte Landschaftsökologie Heft 9,
Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.); Bonn/Bad Godesberg.
(jetzt LGRB, Abt. 9 RP Freiburg) dessen Beurteilung
der Schutzwürdigkeit zu eigen und untersuchte die ETZOLD, A. (1994): Geologische Karte 1 : 25 000 von Baden-
beiden vorgeschlagenen Gebiete zusätzlich unter Württemberg, Blatt 7126 Aalen mit Erläuterungen, 248 S., 20
biotischen Gesichtspunkten. Wegen teilweise in- Abb., 9 Tab., 3 Taf., 7 Beil., 2. verbesserte Auflage; Stuttgart.
tensiver landwirtschaftlicher Nutzung sind auf den ETZOLD, A. (1996): Geowissenschaftliche Stellungnahme zur
Sandflächen zwar keine floristischen Besonderhei- Schutzwürdigkeit zweier Flächen mit Goldshöfer Sanden auf TK
ten zu verzeichnen, jedoch gewährt die Struktur der 25, Blatt 7126 Aalen, 9 S., 2 Anl.- Geologisches Landesamt BW,
vorhandenen Landschaftselemente im Umfeld einer (Az. 2277.01/95-4762 vom 23.02.1996); Freiburg i. Br.
vielfältigen Avifauna mit zahlreichen Arten der Roten GROSCHOPF, R. & E. VILLINGER (1998): Geologische Schul-
Liste Lebensraum. karte von BW 1 : 1 000 000 mit Erläuterungen, 12. überarbeitete
Um die Bedeutung der „Goldshöfer Sande“ hervor und erweiterte Auflage, VI + 142 S., 27 Abb., 2 Tab. – Landesamt
zu heben, hat die BNL deshalb 1998 einen Verord- für Geologie, Rohstoffe und Bergbau BW; Freiburg i. Br.
nungsentwurf erarbeitet, in dem dieser flächenhafte SIMON, T. (1988): Flußgeschichte von Kocher und Jagst.- In
Geotop als Naturschutzgebiet und dessen nähere HAGDORN, H. (Hrsg.): Neue Forschungen zur Erdgeschich-
Umgebung als Landschaftsschutzgebiet vorge- te von Crailsheim. - Sonderbände Ges. Naturkde. Württ., 1, S.
schlagen wurden. Besonderes Augenmerk galt da- 241–254, 7 Abb.; Stuttgart.
bei der Definition des Schutzzwecks, der in einem STEINMETZ, M. & B. JUNKER (2000): Geowiss. Mitt. Thürin-
abiotischen und biotischen Teil beschrieben wurde gen, Beih. 10, 99–102; Weimar.
sowie der Festlegung von Zuständigkeiten, Rechten Priv.-Doz. Dr. Manfred Schöttle
und zulässigen Handlungen. Dabei wird der Abbau LfU, Ref. 22
Teil eines größeren EU-Vogelschutzgebiets zum Be- Der Böttinger Marmor – ein für
stand der Natura 2000-Kulisse mit folgenden wert-
Deutschland einzigartiger Geotop
gebenden Arten: Mittelspecht, Halsbandschnäpper,
Wendehals und Grauspecht.
Mit dem Bergrutsch am Kirchsteig soll ein wissen- Der „Böttinger Marmor“ findet sich in einem kleinen,
schaftlich und naturgeschichtlich bedeutendes re- verlassenen Steinbruch am nordöstlichen Orts-
zentes, geologisch-geomorphologisches Großereig- rand von Böttingen bei Münsingen auf der Mittleren
nis in seiner Eigenart, Besonderheit und Seltenheit Schwäbischen Alb. Das rot-weiß gebänderte Ge-
gewürdigt und einer interessierten Öffentlichkeit stein ist eine der erdgeschichtlichen Besonderheiten
erläutert werden. In seiner frischen und geradezu Baden-Württembergs und des Nationalen Geoparks
lehrbuchhaften Formenausprägung eignet sich der „Schwäbische Alb“.
Geotop hervorragend als Anschauungsobjekt für
auch gegenwärtig im Keuperbergland ablaufende Der „Böttinger Marmor“ ist kein Marmor im petrogra-
Landschaftsgestaltungsprozesse wie die Rückver- phischen Sinne (Petrographie = Gesteinskunde, Be-
lagerung der Keuperschichtstufe. Im Gegensatz zu schreibung der am Aufbau der Gesteine beteiligten
den nur schwer zu beobachtenden, schleichenden Minerale), sondern ein Travertin (Sedimentgestein).
Denudationsvorgängen verdeutlichen solche gra-
vitativen Massenbewegungen großer Augenblicks-
leistung die Gestaltungskräfte der Erdoberfläche auf
eindrucksvolle Weise und demonstrieren augenfällig
Werden und Wandel der Landschaft.
Vorträge und Exkursionen zum Bergrutsch am Tag
des Geotops 2002 in Urbach waren denn auch sehr
gut besucht; Erläuterungstafeln sollen Interessierten
auch künftig die Besonderheiten des Geotops erläu-
tern.
mit dem Ausbau des Stuttgarter Residenzschlosses Seit 1994 hat die Arbeitsgemeinschaft Höhle und
(Neues Schloss) von 1760–1762 zu herrschaftlichen Karst Grabenstetten e. V. die 1960 am Steinbruch-
Ehren. Er wurde für Wandverkleidungen in Sälen rand errichteten Arbeiterunterkünfte als Vereinsheim
und repräsentativen Treppenaufgängen verwendet. gepachtet und kümmert sich auch um das Natur-
Mit der gestiegenen Nachfrage vergrößerte sich denkmal „Böttinger Marmor“.
auch der Steinbruch in Böttingen. Zum Tag des Geotops veranstaltet der Höhlenver-
1872 war das Vorkommen aber bereits größten- ein jährlich sein Steinbruchfest, zu dem auch Stein-
teils erschöpft. Eine Wiederbelebung des Abbaues bruchführungen angeboten werden.
erfolgte zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Ein neu- Zudem war der Verein in 2003 maßgeblich an der
er Steinbruch wurde angelegt sowie ein Kran, eine Herausgabe einer Broschüre zur natur- und Kultur-
Lorenbahn und eine Bandsägen- und Schleifanlage geschichte des Böttinger Marmors (ROSENDAHL et
errichtet. In diese Abbauphase fällt die Entdeckung al. 2003) beteiligt.
des „Böttinger Marmors“ als bedeutende Fossilfund-
stelle. Zahlreiche Reste von Pflanzen, Insekten, Tau- Literatur
sendfüßlern, Schnecken, Spinnen und verschiede- Rosendahl, W., López Correa, M., Gruner, C. & Müller, T. (Hrsg.
2003): Der Böttinger Marmor. Bunter Fels aus heißen Quellen,
nen Wirbeltieren sind aus dem „Böttinger Marmor“ 56 S.; Staatsanzeiger Verlag; Stuttgart.
bekannt.
Die Entstehung des „Böttinger Marmors“ aus einer
Dr. Wilfried Rosendahl
Thermalquelle bringt es mit sich, dass die Fossilien Reiss-Engelhorn-Museen
in außergewöhnlicher Form überliefert sind. Die Kör- Mannheim
per sind nicht flachgedrückt, wie z. B. bei den Fun-
den aus der Grube „Messel“, sondern als Abgüsse
bzw. Hohlformen räumlich erhalten. In Fledermaus-
Hohlformen finden sich z. B. Abdrücke von Teilen Geotop Kiesgrube „Ingelfinger“ –
der Flughaut oder der Ohrenpartie. Der Erhaltung
einzigartiges „Eiszeitfenster“ für Süd-
wegen, wurden die Fossilfunde aus dem „Böttinger
Marmor“ in Wissenschaftskreisen schnell national westdeutschland
und international bekannt.
Auf die Bedeutung der Kiesgrube „Ingelfinger“ bei
Bereits in den 1930er Jahren führten geowissen- Heilbronn-Frankenbach als quartärpaläontologische
schaftliche Vereinigungen wie die Deutsche Geo- Fundstelle und Forschungsobjekt sowie als Geotop
logische Gesellschaft und die Oberrheinische Ge- wurde erstmals im Jahr 2000 sowohl auf einer Ta-
ologische Vereinigung Exkursionen nach Böttingen. gung der Heidelberger Akademie der Wissenschaf-
Auf die herausragende Bedeutung des Böttinger ten als auch im Rahmen der Eiszeit-Ausstellung im
Marmorbruchs als „Lehrstück für die Erdgeschichte“ Naturhistorischen Museum Heilbronn hingewiesen.
machten aber auch immer wieder Heimat- und Na- Über diese Veranstaltungen entstand eine enge Zu-
turschutzverbände aufmerksam. sammenarbeit zwischen den Autoren, die seither al-
Diese Bemühungen führten zu einem Privatvertrag le Aktivitäten um die Grube koordinieren.
zwischen dem Steinbruchbetreiber und dem Schwä-
bischen Albverein. Der Betreiber verzichtete auf die Weitere Impulse ergaben sich über die Geotopta-
Abbaurechte eines Teils der Ostwand des Stein- gung 2001 in Krefeld, auf der erstmals auf die Be-
bruchs und vermachte sie in einem Erbpachtvertrag deutung der Kiesgrube „Ingelfinger“ als Geotop bzw.
dem Albverein. Gemeinsam mit dem Landesamt für letztes Fenster in den cromerzeitlichen Neckar auf-
Landeskunde und Heimatschutz gelang es 1934 die- merksam gemacht wurde.
sen Teil in die offizielle Liste der staatlich geschütz-
ten Naturdenkmale aufzunehmen. Im Jahr 2002 konnten die Koordinatoren Vertreter
Mit Beginn des 2. Weltkrieges endete die erfolgrei- aller wichtigen Behörden und Institutionen aus Bio-
che Phase des Steinbruchbetriebes wieder. top- und Geotopschutz in einem Arbeitskreis zusam-
Zu Beginn des Jahres 1947 wurde versucht, an die menbringen. Als erklärtes Ziel wurde der Schutz, die
Vorkriegsphase anzuknüpfen, der Erfolg war aber Erforschung und eine Präsentation des letzten noch
mäßig. Der Einsturz einer Lorenbrücke über den Ab- offenen „Fensters“ in Neckarablagerungen aus der
baubereich im Winter 1963/64 brachte das endgülti- Zeit des „Homo heidelbergensis“ vereinbart. Von
ge Aus für die Wirtschaftsgeschichte des „Böttinger Beginn an entstand im Arbeitskreis eine vertrauens-
Marmors“. Der Steinbruch wurde in den Folgejahren volle Zusammenarbeit, die noch im Jahr 2002 die
sich selbst überlassen und teilweise als Schrottplatz Notwendigkeit des Schutzes der Grube als Biotop
benutzt. und Geotop bestätigte.
Literatur
Die Schichtenfolge in der Kiesgrube Ingelfinger bei Heil- Rosendahl, W. (2000): Die Frankenbacher Sande – zur
bronn-Frankenbach. Die obere Einheit sind Deckschich- Geologie und Paläontologie der cromerzeitlichen Neckar-
ten aus Löß und Bodenbildungen der letzten 400.000 ablagerungen von Heilbronn. – In: Hansch, W. (Ed.): Eis-
Jahre. Die unteren Schichten sind mittelpleistozäne san- zeit - Mammut, Urmensch und wie weiter?. – Museo, 16,
dige und kiesige Neckarablagerungen, die so genannten 42–51; Heilbronn.
„Frankenbacher Schotter“.
Fotos: W. Rosendahl Dr. Wilfried Rosendahl
Reiss-Engelhorn-Museen
Mannheim
Das Feldsee-Kar ist wohl das bekannteste und schönste seiner Art
im Südlichen Schwarzwald. Die „Lehnstuhlform“ ist typisch ausge-
bildet mit sehr steilen felsigen Wänden. Der übertiefte Boden des
Kars wird vom Feldsee eingenommen.
Ostwärts schließen sich zwei Endmoränenwälle an. Der innere,
steilgeböschte Wall wird aufgrund von Tuff-Funden des Alleröd im
Moor zwischen beiden Wällen in die Jüngere Dryas gestellt; der
äußere, flache Wall ist älter (mindestens Ältere Dryas).
Literatur: LIEHL & SICK (1980), WIMMENAUER & SCHREINER
(1981), GROSCHOPF et al. (1981).
Foto: Ritter
Das Heldenfinger Kliff ist die einzige Stelle auf der Schwäbischen
Alb, an der die Nordküste des Burdigalmeeres (jungtertiäres
Meer zwischen Alpen und Schwäbischer Alb; Obere Meeresmo- Vulkanschlot Hohenbol bei Owen, einer der zahlreichen Schlote
lasse) gut aufgeschlossen ist. Die aus Massenkalk bestehende des „Schwäbischen Vulkans“. Deutlich aus dem umgebenden
Steilküste (Kliff) wurde im unteren, jetzt noch erhaltenen Bereich Gestein herauspräpariert
von Bohrmuscheln und -würmern angebohrt. Dieses oberfläch- Foto: M. Schöttle
lich löcherige Gestein ist hier lokal aufgeschlossen. Der von der
Felsküste flach nach Süden abfallende ehemalige Meeresboden
(Brandungsplattform) ist morphologisch noch zu erkennen.
Literatur : REIFF et al. (1980).
Foto: M. Schöttle
Im als Naturschutzgebiet ausgewiesenen aufgelassenen Steinbruch Schattige Klingen und feuchte Wälder bieten dem Feuer-
steht der bis zu 27 m mächtige Schilfstandstein an. salamander optimale Lebensbedingungen im NSG Köp-
fertal.
bauen letztendlich auf abiotischen Ökofaktoren auf. tung (siehe Bild 2). Die Stratigraphie des Jura wurde
Geoparks eignen sich für Landschaften, die geolo- hier entwickelt: Einige Abschnitte der Erdgeschichte
gisch-paläontologische, archäologische, ökologi- sind weltweit nach Orten auf der Schwäbischen Alb
sche und/oder geschichtliche Besonderheiten auf- benannt wie das Aalenium oder das Pliensbachium.
weisen. Im Rahmen von Konzepten zur nachhaltigen Diese und andere Sachverhalte und Besonderheiten
Wirtschaftsentwicklung und zur Nutzung des Land- der Alb geben innerhalb eines Geoparks gute Mar-
schaftspotenzials sollen diese für (geo-)touristische ketingmöglichkeiten und dienen der Profilierung der
und (geo-)pädagogische Zwecke erschlossen wer- Schwäbischen Alb im Rahmen eines Regionalmar-
den. Damit wird ein Geopark dem Naturschutz-Leit- ketings.
bild „Schutz durch Nutzung“ grundsätzlich gerecht. Organisiert ist der 2001 ins Leben gerufene Geopark
Das einzige offizielle Geopark-Zertifizierungssys- Schwäbische Alb bis vorerst Ende 2006 als eigen-
tem in Deutschland ist das System „Nationale Geo- ständiger Geopark-Ausschuss innerhalb des Tou-
Parks“. Dieses Prädikat wird von der GeoUnion mit rismusverbandes Schwäbische Alb. Die Geschäfts-
Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung stelle ist in den Räumen des Tourismusverbandes in
und Forschung und der UNESCO für die Dauer von Bad Urach untergebracht.
fünf Jahren verliehen. Basis der Prädikatisierung
sind besondere Richtlinien (BUND-LÄNDER-AUS-
SCHUSS BODENFORSCHUNG 2003).
Literaturhinweis
Geotourismusführer „Erlebnis Geologie“ –
Streifzüge über und unter Tage.
Eine Neuauflage ist seitens des LGRB vorerst
nicht geplant. Der Geotourismusführer ist aber
in Bibliotheken einsehbar.
Geopark Bergstraße-Odenwald
Ein kleinerer Teil im Nordwesten von Ba-
den-Württemberg (Unteres Neckartal, Hei-
delberg) gehört zu einem weiteren Geopark,
dem Geopark „Bergstraße-Odenwald“. Wie
die „Schwäbische Alb“ ist auch dieser Ge-
opark als Weltgeopark zertifiziert. Ähnlich-
keiten gibt es auch bei der Art der Projekte.
So spielt die Ausbildung von Multiplikatoren
Bild 4: Geotouristische Karte des Nationalen Geoparks Schwäbische Alb
(z. B. Ranger, Gewässerführer etc.) eine
(Aussschnitt, ©LGRB BaWü 2003). Der Ausschnitt zeigt den Erlebnisbe-
reich um die Geopark-Infostelle Zwiefalten („i“, rechts unten die Donau), ebenso große Rolle wie die Eröffnung von
(A=Aufschluß 59) und weiteren geotouristischen Sehenswürdigkeiten Geopark-Infozentren oder Geopark-Pfa-
(F=Formen, H=Höhlen, Q=Quellen) den. Auch die netzwerkähnliche Zusam-
menarbeit im Geopark ist von Bedeutung
und der Gemeinde Nusplingen im westlichen Teil (WEBER 2005).
des Nationalen Geoparks „Schwäbische Alb“. Im Ge- Unterschiede gibt es bei der Organisation (der Ge-
otopschutzkonzept für die zum Teil weltbedeutsame opark „Bergstraße-Odenwald“ ist im Gegensatz zur
Fossilienfundstelle „Nusplinger Plattenkalke“ (Bild „Schwäbischen Alb“ gleichzeitig Naturpark) und der
Ausstattung mit Geotopen. Fossilien spielen im Ge-
opark „Odenwald“ eine im Vergleich zur „Schwäbi-
schen Alb“ geringere Rolle. Eine gewisse Bedeutung
hatte der Bergbau (z. B. um Reichelsheim). Über
Inszenierungen (Events, Feste, thematische Erleb-
nistage, „Lange Nacht der Museen“, Kampagnen
wie „Geotop des Jahres“, etc.), einer professionellen
Landschaftsinterpretation sowie über eine intensive
und kreative Kommunikation mit der Öffentlichkeit
soll die Besonderheit dieser Landschaft auch geolo-
gischen Laien näher gebracht werden. Dazu gehört
die enge Verknüpfung der Geothemen mit anderen
Themen wie Geschichte, regionalen Produkten (z. B.
Apfelwein) sowie die enge Kooperation mit anderen
Regionalakteuren, zum Beispiel den Welterbestätten
Lorsch und Grube Messel.
Eines der längerfristigen Ziele ist der Aufbau eines
Besucherinformations-Netzwerkes (ECKHARDT &
Bild 5: Tafelentwurf für den Erlebnispfad „Rund um die Lagune“ WEBER 2005).
der Nusplinger Plattenkalke
Konzept und Bild: © Armin Scherzinger 2004
JUNKER, B.; HUTH, T. (2005): Was und wie kann der Staatliche In der vorliegenden Un-
Geologische Dienst zur nachhaltigen Entwicklung eines Geo- tersuchung erfolgte eine
parks beitragen? Am Beispiel Nationaler GeoPark Schwäbische
Alb, in: Schütze, K.; Niedermeyer, R.-O. (Hrsg.): Geotopschutz
Überprüfung und Bewer-
– Chancen zur nachhaltigen Entwicklung von Regionen in Euro- tung vorhandener geolo-
pa, 8. Internationale Tagung der Fachsektion GeoTop der Deut- gischer Naturdenkmale,
schen Gesellschaft für Geowissenschaften, 11.–15. 05. 2004 in also der geschützten
Stralsund, S. 43–47; Hannover (=Schriftenreihe der Deutschen
Gesellschaft für Geowissenschaften, H. 36).
Geotope, und eine Zu-
sammenstellung weiterer
MEGERLE, A.; MEGERLE, H. (2002): Geotourismus? Geotou- schutzwürdiger Geotope
rismus, in: attempto!, H. 13, S. 16–17. als Grundlage für eine
MEGERLE, A. (2004): Huth, Thomas und Baldur Junker: Ge-
Unterschutzstellung und
otouristische Karte Nationaler GeoPark Schwäbische Alb mit Ausweisung als geologi-
Umgebung 1:200.000, in: Geogr. Rundschau, 56 (2004), H. 6, sche Naturdenkmale er-
S. 56. folgte jeweils getrennt für
MEGERLE, A. ; PAULS, K. (2004) : Geotourismusnetzwerke am
die einzelnen Stadt- und Landkreise.
Beispiel Netzwerk Erdgeschichte, in: Kruhl, J.H. et al. (Hrsg.):
Geowissenschaften und Öffentlichkeit. 6. Internationale Tagung Neben der Beschreibung der einzelnen Geotope wird
der Fachsektion GeoTop der Deutschen Geologischen Gesell- ein Überblick über die geologische Entwicklung, die
schaft, 10.–13.4.2002 in Viechtach. – Schriftenreihe Deutsche
Geologische Gesellschaft, H. 29, S. 59–65; Hannover.
Schichtenfolge und die wichtigsten Gesteinstypen
der verschiedenen Landschaftsräume im Untersu-
MEGERLE, A.;SPEIDEL, W. (2005): Systemisch orientierter Ge- chungsgebiet gegeben.
otopschutz im Nationalen GeoPark Schwäbische Alb, in: Schüt- In die Untersuchung einbezogen wurden 283 be-
ze, K.; Niedermeyer, R.-O. (Hrsg.): Geotopschutz – Chancen zur
nachhaltigen Entwicklung von Regionen in Europa, 8. Internati-
reits als geologische Naturdenkmale unter Schutz
onale Tagung der Fachsektion GeoTop der Deutschen Gesell- stehende Geotope. Als schutzwürdig mit der Prädi-
schaft für Geowissenschaften, 11.–15. 05. 2004 in Stralsund, S. katsbezeichnung „Geotop“ werden 437 weitere Na-
55–59; Hannover (=Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft turbildungen vorgeschlagen. Diese Geotope sind
für Geowissenschaften, H. 36).
teilweise bereits in der Kartierung nach § 24a des
MEGERLE, A.; SPEIDEL, W. (2004a): Nationaler GeoPark Landesnaturschutzgesetzes (LNatSchG) als Biotope
Schwäbische Alb: Auf dem Weg zum größten Geopark Eu- bzw. § 30a Landeswaldgesetz (LWG) als Waldbio-
ropas?, in: Jordan, P. et al. (Hrsg.): Geotope – wie schützen / tope erfasst. Sie besitzen daher bereits einen pau-
Betrachtet man die regionale Verteilung der Geo- Geologische Naturdenkmale im Regierungsbe-
tope im Regierungsbezirk Freiburg, so zeigen sich zirk Karlsruhe
entsprechend dem geologischen Aufbau und der
Morphologie der Landschaft deutlich zahlenmäßige Man könnte sie fast so
Schwerpunkte im gesamten Nord- und Südschwarz- etwas wie die Stiefkinder
wald, dem Westteil der Schwäbischen Alb, dem He- des Naturschutzes be-
gau, der Vorbergzone und dem Kaiserstuhl. Während zeichnen, wenn man den
im Schwarzwald je nach Untergrund (Granit, Gneis, Anteil der geologischen
Buntsandstein) die „geomorphologische Struktur und Naturdenkmale an der
Form“, also meist Felsen sowie „besonderer Gestein- Gesamtzahl der bislang
styp“ vorherrscht, sind es in den Kalkstein-Gebieten nach § 24 Landesnatur-
des Muschelkalks und des Jura meist Auschlüsse schutzgesetz (NatSchG)
von „wichtigen Schichtfolgen“, aber auch „Karster- ausgewiesenen „Ein-
scheinungen“. In den tertiären Vulkangebieten des zelbildungen der Natur“
Kaiserstuhls und des Hegaus sind „vulkanische Er- misst.
scheinungsformen“ vorherrschend, während das Dreijährige Feldarbeit
Merkmal „tektonische Deformation“ auf das Gebiet war notwendig, um eine
des Oberrheingrabens entlang der Grabenrandver- repräsentative Auswahl gefährdeter und somit po-
werfung beschränkt ist. Häufig vertreten sind auch tenziell schutzbedürftiger geologischer Einzelobjek-
quartäre glazial-morphologische Formen. te im Regierungsbezirk Karlsruhe mittels eines um-
fangreichen Erhebungsbogens vor Ort zu erfassen
Bezogen auf die einzelnen Stadt- und Landkreise und auszuwerten. Berücksichtigt wurden u. a. fol-
ergibt sich folgende Zusammenstellung geschützter gende Kriterien: Geographische Lage, erdgeschicht-
und in Klammern „neuer“ als schutzwürdig vorge- liche Einheit, geologische Merkmale, Wertklasse der
schlagener Geotope: LK Ortenau 77 (34), Lk Rott- Merkmale, Schutzwürdigkeit, gegenwärtiger und
weil 30 (35), Lk Emmendingen 6 (34), Sk Freiburg zukünftiger Status, Erhaltungszustand bzw. Pflege-
3 (7), Lk Breisgau-Hochschwarzwald 29 (94), Lk maßnahmen, Foto, Beschreibung und Literatur. Was
Schwarzwald-Baar 16 (37), Lk Tuttlingen 23 (55), Lk den vorliegenden Band auch für den interessierten
Lörrach 29 (41), Lk Waldshut 38 (65), Lk Konstanz Laien so attraktiv macht, sind die 66 teils ganzseiti-
32 (35). gen Farbbilder, spiegeln sie doch das ganze Spek-
trum des vom Autor angewandten Typisierungskata-
Die Publikation enthält einen ausführlichen Glossar loges wider.
zu geowissenschaftlichen Begriffen zum Geotop- Handelte es sich bei den bislang fast ausschließlich
schutz. Die Broschüre enthält außerdem – ohne unter dem Gesichtspunkt der „geomorphologischen
Anspruch auf absolute Vollständigkeit – eine Zu- Struktur und Form“ ausgewiesenen 88 Naturdenk-
sammenstellung der im Regierungsbezirk Freiburg male überwiegend um Naturfelsen, Blockhalden und
vorkommenden bedeutenden Geotope. Diese Publi- Felsblöcke, „die der Vielfalt der erdgeschichtlichen
kation wird unter der Internetadresse www.xfaweb. Entwicklung und Dokumentation nur in beschei-
baden-wuerttemberg.de/bofaweb im Menüpunkt denem Maße Rechnung trägt“, so werden bei den
„Berichte“ als digitale Druckvorlage eingestellt. neu vorgeschlagenen Objekten vor allem „wichtige
Eine interaktive Kartenübersicht mit Zugriff auf die Schichtfolgen, spezielle Gesteinstypen, besondere
Datenbank der Geotope in Baden-Württemberg ist Sedimentgefüge, Karsterscheinungen, Fossilfund-
im Internetangebot „Umwelt-Datenbanken und -Kar- punkte, erhaltenswerte Erscheinungsformen von
ten online“ der Landesanstalt für Umweltschutz unter und an vulkanischen Gesteinskörpern sowie tektoni-
aktuell www.lubw.baden-wuerttemberg.de in Kürze sche Deformationen“ eindrucksvoll dokumentiert.
zu finden. Die Karten wurden aus dem Räumlichen Das Verdienst dieser Arbeit liegt daher nicht so sehr
Informations- und Planungssystem (RIPS) des Um- im Aufbereiten der bereits unter Schutz stehenden
weltinformationssystems BW entnommen. geologischen Naturdenkmale, sondern in der Erhe-
Bezugsadresse
Geologische Naturdenkmale im Regierungsbezirk Karls- Wasserfeste Karte mit Erläuterungsheft, 6,50 € zzgl. Ver-
ruhe, Manfred Schöttle: Bodenschutz 5, 164 S., Hrsg. sandkosten, Schwäbische Alb Tourismusverband, Bad
Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württ.; Karlsruhe Urach; www.schwaebischealb.de
2000 (2. unveränderte Aufl.). Geschäftsstelle des Netzwerks Geopark Schwäbische
Nachdruck mit CD-ROM inklusive interaktiver Karten- Alb, Münsingen; www.geoparkalb. de
übersicht. Bezug nur noch über: Naturschutzzent- Regierungspräsidium Freiburg, Abt. 9, Landesamt für
rum Karlsruhe-Rappenwört, Hermann-Schneider-Allee Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg
47, 76189 Karlsruhe, Tel.: 07 21 / 95 047 -0, Fax: -47, (LGRB); www.lgrb.uni-freiburg.de
e-mail: [email protected]
Lagerstätten und Bergbau im Schwarzwald Die z. T. ungewöhnlich gut und vollständig erhaltenen
Der Schwarzwälder Bergbau besitzt eine sehr lange Reste von Pflanzen und Tieren geben einen Einblick
Tradition. Die frühesten Zeugnisse eines auf Eisen in die Lebensverhältnisse nach dem Ereignis und er-
und Buntmetalle ausgerichteten, systematischen möglichen es, die Seegeschichte und die damaligen
Metallerzbergbaus in Südwestdeutschland stammen klimatischen Bedingungen zu rekonstruieren. Der
aus der keltischen Zeit vor rund 2.600 bis 2.400 Jah- Steinheimer Meteorkrater ist eines der bedeutends-
ren. Das vorliegende Buch stellt keine wissenschaft- ten Dokumente der Erd- und Lebensgeschichte in
liche Spezialabhandlung für Geologen, Bergleute Mitteleuropa.
oder Historiker dar, sondern richtet sich vielmehr an
alle, die an den Grundzügen der Lagerstättengeolo- Der Steinheimer Meteorkrater, Dr. Elmar P.J. Heizmann,
gie und Geschichte des Bergbaus interessiert sind Prof. Dr. Winfried Reiff, 160 S., Hrsg. Gemeinde Stein-
und nach Befahrung eines für die Öffentlichkeit zu- heim am Albuch, Verlag Dr. Friedrich Pfeil; München
2002. ISBN 3-89937-008-2
gänglichen Bergwerks mehr über die natürlichen und
geschichtlichen Hintergründe wissen wollen. Fachdienst Naturschutz
Bezugsadresse
Regierungspräsidium Freiburg, Abt. 9, Landesamt für Ge- Im Geopark Schwäbische Alb
ologie, Rohstoffe und Bergbau (LGRB), Albertstraße 5, Die schönsten Ziele für Familien
79104 Freiburg, Tel.: 07 61 / 208 -30 00, Fax.: -30 29,
e-mail: [email protected]; www.lgrb.uni-freiburg.de Die typische Verkars-
tungserscheinung machen
die Schwäbische Alb zu
Das gleiche Kartenwerk für Nord-Baden-Württem- einer der höhlenreichsten
berg kommt voraussichtlich Anfang 2006 heraus. Landschaften Deutsch-
lands. Höhenzüge bis
zu 1.000 m, sanfte Berg-
rücken, verschlungene
Vom Schwarzwald zum Ries - mitteleuropäischer Täler, Wacholderheiden,
Regionen (2) erloschene Vulkanschlo-
Meeresüberflutungen, Vulkanausbrüche und Me- te oder Meteorkrater sind
teoriteneinschläge haben die Landschaft zwischen Beispiele für markante
Schwarzwald und Ries geformt. Fachleute haben Naturerscheinungen, die
wissenschaftliche Erkenntnisse in einer reich be- die immense geologische,
bildert Publikation dem naturkundlich interessierten erdgeschichtliche und ar-
Leser zugänglich gemacht. chäologische Vielfalt zeigen.
Der Autor versteht es, jede Menge Ziele für den ge-
Vom Schwarzwald zum Ries, Dr. Elmar P.J. Heizmann meinsamen Ausflug der Familie unter einen Aspekt
(Hrsg. 1998), Staatliches Museum für Naturkunde Stutt- zu stellen. Dabei kommen Spaß und Staunen nicht
gart, Verlag Dr. Friedrich Pfeil; München.
ISBN 3-931516-33-4 zu kurz. Und was die UNESCO bewahren möchte,
soll Kindern nahe gebracht, erläutert und im geologi-
Fachdienst Naturschutz schen Zusammenhang erklärt werden. Ausführliche
Info-Teile zu jeder Tour erleichtern die Planung. An-
sprechende Farbfotos machen schon zu Hause neu-
Steinheimer Meteoritenkrater gierig auf Fossilien, Vulkane, Höhlen und Burgen.
Selten sind die durch Me-
teoriteneinschläge ent- Im Geopark Schwäbische Alb, Die schönsten Ziele für
standenen Hohlformen Familien, Gerrit-Richard Ranft, 168 S., Fleischhauer &
Spohn Verlag, 2004. ISBN 3-87230-592-1
so gut erhalten wie das
„Nördlinger Ries“ und das Bezugsadresse:
„Steinheimer Becken“. Schwäbische Alb Tourismusverband, Marktplatz1, 72574
Besonders das kleine- Bad Urach, Tel. 0 71 25 / 94 81 06;
www.schwaebischealb.de
re „Steinheimer Becken“ Fachdienst Naturschutz
zeigt die Kraterstruktur
auch heute noch sehr
anschaulich und gibt uns
eine Vielzahl von geolo- Bodenloser See und Schickhardt-Stollen
gischen Hinweisen auf Natur- und Kulturgeschichte im Kalktuff von Seeburg
seine Entstehung und die bei Bad Urach
ungeheure Energie des Einschlages. In Seeburg gibt es viel zu entdecken: unter ande-
Fachdienst Naturschutz
Bezugsadresse
Staatsanzeiger für Baden-Württemberg GmbH; Breit-
scheidstr. 69; 70176 Stuttgart; Tel. 07 11 / 66 60 10;
www.staatsanzeiger-verlag.de
Die Begrüßung der Anwesenden übernahm Lothar Anschließend stellten alle beteiligten Partner der Ar-
Quast, Bürgermeister der Stadt Mannheim, die eine beitsebene des Projektes die von ihnen entwickelten
der 24 Modellkommunen im Projekt ist und die Ver- Arbeitshilfen in kurzen Statements vor. Dies waren
anstaltung auch finanziell unterstützte. Martin Scherrer (Gesellschaft für Angewandte Hy-
Entwicklungsplan bis 2012 umzusetzen. Offene, be- Während der sechsjährigen Projektlaufzeit sollen
wirtschaftete Flächen sollen naturverträglich genutzt insgesamt über 150 Einzelmaßnahmen durchge-
und gepflegt werden, der Anteil naturnaher Wälder führt werden. Ergänzt würden diese Maßnahmen
erhöht und Besucherströme gelenkt werden. durch Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche
Die Kosten für die bevorstehenden Maßnahmen sind mit der Einrichtung eines „Natura 2000-Klassenzim-
mit rund 5 Mio. € veranschlagt, von denen das BMU mers“ und im Tourismusbereich durch die Ausbil-
rund zwei Drittel übernimmt. Knapp 500.000 € hatte dung von „LIFE-Guides“, beides spezielle Projekte
das BMU bereits in der ersten Projektphase zur Ver- der Stiftung Naturschutzfonds.
fügung gestellt. Die Europäische Kommission habe das 1,7 Mio. €
umfassende Projekt Ende September genehmigt
Mit dem Förderprogramm für Naturschutz-Großprojek- und übernehme die Hälfte der Gesamtkosten. Rund
te unterstützt der Bund die Bundesländer mit dem Ziel, 30 % trage die Naturschutzverwaltung des Landes,
großflächige und besonders wertvolle Lebensräume für die weiteren Mittel steuerten die Projektpartner Stif-
bedrohte Tiere und Pflanzen langfristig zu sichern. Die tung Naturschutzfonds, Landesforstverwaltung,
Flächen aller 63 seit 1979 laufenden und bereits abge- Landratsamt Waldshut sowie die Gemeinden Dachs-
schlossenen Förderprojekte betragen über 200.000 Hekt- berg und Ibach bei.
ar, für die bislang insgesamt über 300 Mio. € aus Bundes-
mitteln bereitgestellt wurden. In Baden-Württemberg wurden zusammen mit dem
„Oberen Hotzenwald“ bislang 10 LIFE Natur-Projekte
von der EU gefördert. Durch diese werden nach Ab-
Quelle: UMWELT, 11/2005
schluss über 16 Mio. € zusätzliche Naturschutzmittel
Fachdienst Naturschutz in die beteiligten Raumschaften geflossen sein, da-
von die Hälfte direkt von der EU.
Natura 2000 zahle sich aus, in der Region und für
die Region. Denn dieses Geld werde unmittelbar
Start des LIFE Natur-Projekts in die Regionen investiert, beispielsweise in den
Dienstleistungssektor, in Handwerk und Gewerbe
„Oberer Hotzenwald“ sowie in die Land- und Forstwirtschaft. Grundvor-
aussetzung hierfür waren die Natura 2000-Gebiete
„Wenn alle Beteiligten kräftig anpacken und gemein- des Landes. „Mit der Meldung von zukünftig rund
sam an einem Strang ziehen, dann wird das LIFE 17 % der Landesfläche als Natura 2000-Gebiete ist
Natur-Projekt „Oberer Hotzenwald“ ein weiteres Baden-Württemberg gut aufgestellt beim Wettbe-
Glanzlicht der baden-württembergischen Natur- werb um europäische Naturschutzmittel“, sagte Mi-
schutzpolitik“, sagte der baden-württembergische nister Hauk.
Minister für Ernährung und Ländlichen Raum und
Vorsitzende der Stiftung Naturschutzfonds, Peter
Hauk MdL. Mit dem Naturschutzkonzept Natura 2000 haben es sich
die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten zur Auf-
Mit der Entnahme von Bäumen und Gehölzen sollen gabe gemacht, in Europa charakteristische Lebensräume
hochwertige und europaweit bedeutsame Lebens- sowie gefährdete Tier- und Pflanzenarten zu schützen.
räume im Oberen Hotzenwald (Dachsberg, Kreis Kernstück von Natura 2000 ist ein Netzwerk von Ge-
Waldshut/Südschwarzwald) erhalten und erweitert bieten, die nach der europäischen Fauna-Flora-Habitat-
werden. Wenn der Mensch hier nicht lenkend ein- (FFH-) Richtlinie und der Vogelschutzrichtlinie geschützt
greife, würden die offenen Bereiche zuwachsen. Für sind. Auch Baden-Württemberg, mit seinen vielgestaltigen
diese Erstpflegemaßnahmen würden die örtlichen Landschaften und einer reichen Artenausstattung, trägt
Land- und Waldwirte intensiv eingebunden. durch die Meldung von derzeit rund 13 % der Landesflä-
Das 2.100 Hektar große Projektgebiet „Oberer Hot- che zum Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000 und damit
zenwald“ sei Lebensraum für seltene Tier- und Pflan- zum Erhalt der Biodiversität im Land und in der Europäi-
zenarten, die nicht nur in der Region, sondern auch schen Union bei.
europäisch bedeutsam seien. Über 20 kleinräumig LIFE-Natur (L‘ Instrument Financier pour l‘Environnement
verzahnte Lebensraumtypen der FFH-Richtlinie, – Finanzierungsinstrument für die Umwelt) ist ein För-
144 Pflanzenarten der „Roten Liste für gefährdete derprogramm der Europäischen Union ausschließlich
Arten in Baden-Württemberg“, 14 Brutvogelarten für Natura 2000-Gebiete, in denen durch verschiedenste
der Europäischen Vogelschutzrichtlinie sowie weite- Maßnahmen Lebensräume erhalten und entwickelt sowie
re zahlreiche gefährdete Wirbeltier- und Insektenar- bedrohte Tier- und Pflanzenarten auch für kommende Ge-
ten machten das Projektgebiet zu einer Plattform der nerationen bewahrt werden sollen.
europäischen Artenvielfalt, betonte Minister Hauk.
Die Broschüre zur Naturschutz- ten (41 %) nahmen zu, davon 14 deutlich (Zunahme
konzeption „Oberer Hotzenwald“ > 50 %). Bei 32 Arten (41 %) lässt sich kein genauer
kann bezogen werden über die
JVA Mannheim, Herzogen- Trend festlegen. Dreizehn Arten (17 %) nehmen in
riedstraße 111, 68169 Mann- ihrem Bestand mehr oder weniger deutlich ab.
heim, Fax: 06 21 / 398 -370, Die Gründe für diese Entwicklungen sind gleich ge-
e-mail: [email protected] blieben und verschiedenen Kategorien zuzuordnen:
anthropogen und klimatisch bedingte Lebensraum-
Ein Faltblatt zu diesem Projekt
ist bei den beteiligten Gemein- veränderungen (mit Arealveränderungen), verrin-
den Dachsberg und Ibach er- gerte Verfolgung und intensive Schutzmaßnahmen.
hältlich. Zu den Arten mit Bestandszunahme zählen einige
traditionelle Zielarten des Naturschutzes, deren Be-
stände durch spezielle Schutzmaßnahmen gestützt
Weitere Informationen und gefördert werden, z. B. Seeadler, Fischadler,
Regierungspräsidium Freiburg, Re- Wanderfalke (weitere Bestandszunahme in Baden-
ferat 56, Naturschutz und Land- Württemberg) und Schwarzstorch (erste Brutnach-
schaftspflege, Friederike Tribukait,
Tel.: 07 61 / 208 -41 36, e-mail: Frie- weise in Baden-Württemberg).
[email protected]. Eine Reihe von Arten sind Nutznießer der zuneh-
menden Eutrophierung und des beschleunigten
www.stiftung-naturschutzfonds.de Stoffwechsels in der offenen Landschaft oder in Ge-
wässern, z. B. Kormoran, der in Baden-Württem-
Nach Pressemitteilung 428/2005 berg neue Brutplätze gründet und im Bestand zu-
des Ministeriums für Ernährung und Länd- nimmt. Allerdings gibt es auch Bestandszunahmen
lichen Raum Baden-Württemberg durch verringerte Nährstoffeinfuhr in Gewässer, z. B.
Fachdienst Naturschutz Gänsesäger (Wiederansiedlung in Baden-Württem-
berg) und Kolbenente (Bestandszunahme und Aus-
breitung in Baden-Württemberg).
-auffüllung verbunden. Betroffen hierbei sind beson- angelegte Intensität und die Vielseitigkeit des He-
ders Wiesenvögel wie der Große Brachvogel, der in rangehens, die zu einer wertvollen Grundlage für
Baden-Württemberg vom Aussterben bedroht ist, den Schutz nicht nur dieser Vogelart, sondern bei-
aber auch der in Baden-Württemberg vor wenigen spielhaft für den Naturschutz generell führt.“
Jahren verschwundene Brachpieper. Bei den 93 be-
trachteten Arten ist in 17 Fällen ein Arealverlust und Herzlichen Glückwunsch zur Preisverleihung und
in 25 Fällen eine Arealausbreitung bzw. -auffüllung Dank für die gute Zusammenarbeit.
und Wiederbesiedlung festzustellen. Für Baden-
Württemberg sind hier insbesondere Bienenfresser Fachdienst Naturschutz
und Alpensegler (die bis dahin einzigen Brutplätze
liegen in unserem Bundesland) zu nennen.
Purpurreiher, Wanderfalke, Kolbenente, Bienenfres-
ser, Halsbandschnäpper oder Zaunammer besitzen Lebensraum Brache – Paradies für die
in Baden-Württemberg für Deutschland entschei-
heimische Vogelwelt
dende Vorkommen.
Boschert, M. (2005): Vorkommen und Bestandsentwick- Über 50 % der Fläche Deutschlands wird landwirt-
lung seltener Brutvogelarten in Deutschland 1997 bis
2003. Vogelwelt 126: 1–51. schaftlich genutzt. Somit prägen die Landwirte den
Lebensraum vieler Vogelarten, insbesondere der
Dr. Martin Boschert Feldvögel maßgeblich. In ganz Europa leiden Kie-
Institut für angewandte Biologie und Planung bitz, Feldlerche, Rebhuhn und Co. an dramatischen
77815 Bühl
Bestandsrückgängen. Heute stehen 65 % aller Vo-
gelarten der Agrarlandschaften auf der „Roten Liste
Auszeichnung für Dr. Martin Boschert der bedrohten Brutvögel Deutschlands“. Der Rück-
gang hält mit steigender Tendenz unvermindert an.
In Anerkennung seiner langjährigen integrativen
Untersuchungen zum Großen Brachvogel am Ober- Um diesem negativen Trend entgegenzuwirken,
rhein erhielt Dr. Martin Boschert den Förderpreis der startete 2003 das Projekt „Lebensraum Brache“.
Werner-Sunkel-Stiftung der Deutschen Ornitholo- Durch die Ansaat strukturreicher Buntbrachen1 auf
gen-Gesellschaft 2005. In der Würdigung heißt es: mittlerweile über 2.600 Hektar landwirtschaftli-
„Die Arbeit von Herrn Boschert widmet sich den wis- chen Stilllegungsflächen sind viele attraktive Brut-
senschaftlichen Grundlagen für einen umfassenden und Nahrungsräume für Feldlerche, Neuntöter und
und nachhaltigen Schutz des Großen Brachvogels. Wachtelkönig in den bayerischen und hessischen
Dabei berücksichtigt er auf breiter methodischer Untersuchungsgebieten und darüber hinaus ge-
Grundlage Aspekte der Autoökologie, Physiologie, schaffen worden. Die ersten Erfolge stellten sich ein.
Ethologie, Populationsbiologie und Synökologie. His- Im Durchschnitt zählten die Vogelkundler auf den
torische und aktuelle Verbreitungsmuster, Bestand- Buntbrachen bis zu 66 % mehr Brutvogelarten als
sentwicklung, Brutbiologie und Nahrungsökologie, auf üblichen landwirtschaftlichen Nutzflächen. So-
Raum- und wohl die hohe Anzahl von Brutvogelarten als auch
Habitatnut- die Tatsache, dass auf den Buntbrachen bis zu 6-mal
zung der Fa- mehr Tiere ihre Brut durchführten als auf anderen
milien, Gele- landwirtschaftlichen Nutzflächen, zeigen deutlich,
geverluste, dass Buntbrachen einen wichtigen Beitrag zur Erhal-
m ens c h l i c he tung dieser betroffenen Arten leisten.
Störwirkungen Die Ergebnisse aus dem Projekt „Lebensraum Bra-
und stoffliche che“ weisen darauf hin, dass Ackerbrachen ganz-
Einwirkungen jährig von besonderer Bedeutung für die heimische
auf den Bru- Vogelwelt sind.
terfolg sind nur
die wichtigsten 1
Buntbrache: 6–12 m breiter Streifen im Ackerland, die für max.
6 Jahre angelegt werden. Es wird eine Samenmischung mit ein-
Themenbe-
und mehrjährigen Ackerkräutern eingebracht.
reiche eines Quelle: M. Boschert
beeindruckend
integrativ angelegten Konzeptes. Mit seinen Arbei- Nach einer Pressmitteilung der Deutschen Wildtier-Stiftung
ten trägt Herr Boschert ganz wesentlich zur Ent-
wicklung eines umfassenden Schutzkonzeptes für Weitere Informationen
diesen heute vielerorts so hochgradig gefährdeten www.Lebensraum-Brache.de
Wiesenvogel bei. Bemerkenswert ist die langfristig Fachdienst Naturschutz
Claus Wurst
Gutachter
Die Bedeutung des abgestorbe-
Prachtkäfer an Schlupfloch
nen, stehenden Eichenstammes Foto: T. Tolasch
konnte schnell durch die Begut-
achtung nachgewiesen werden. Nicht der allgemein
seltene, in Karlsruhe jedoch verbreitetere Heldbock,
sondern der äußerst seltene, vom Aussterben be-
drohte Eckschildige Glanzprachtkäfer oder Goldgrü-
bergt jedoch besonders lichtbedürftige Spezies wie phor-Kalium-Düngung) etwas höher gedüngten, erst
Frühlingsenzian, Deutscher Enzian und Augentrost. 1991 dazugenommenen Versuchsglieder, kommen
Diese kommen auf den anderen Versuchsparzellen floristisch dem grasreicheren Typ der Salbei-Glatt-
entweder gar nicht oder nur in Spuren vor. Hinsicht- haferwiese bzw. -Goldhaferwiese zwar näher, errei-
lich der Biodiversität liegt die Variante „Mulchen“ chen aber weder dessen soziologische Ausstattung
zwischen den leicht gedüngten und der Nulldün- noch Trophiestufe.
gungsvariante. Die vergleichsweise lange Versuchslaufzeit erlaubt
Die Sukzessionsparzelle bildet in dieser Hinsicht auch eine Bewertung der allgemein vorherrschen-
mit nur 30 Pflanzenarten das Schlusslicht in diesem den Meinung, durch die Stickstoff-Einträge aus der
Freilandversuch. Die mit NPK 40/16/64 (Stickstoff- Atmosphäre käme es zu einer Eutrophierung nähr-
Phosphor-Kalium-Düngung) bzw. PK 16/64 (Phos- stoffarmer Ökosysteme. Dem ist offenbar nicht so.
Denn Hinweise auf
eine Eutrophierung
durch NOx-Einträge
aus der Luft sind bei
der für solche Fra-
gen prädestinierten
Nulldüngungsparzelle
weder an Bodenwer-
ten, Ertragsverlauf
noch Zeigerpflanzen
erkennbar.
Dipl.-Ing. Dr.
Gottfried Briemle
Bildungs- und Wissens-
zentrum für Viehhaltung,
Grünlandwirtschaft, Wild
und Fischerei
Aulendorf (LVVG)
Entwicklung der Artenzahlen (Gefäßpflanzen) auf dem Versuchsfeld im Laufe von 22 Jahren
Quelle: E. Briemle
Quelle: E. Briemle
Naturschutz – Übergreifendes Konkret heißt das, dass seit Oktober 2003 155 priva-
te Baumaßnahmen bewilligt und mit den Bauarbei-
ten in den Modellgemeinden begonnen wurde, ers-
te Maßnahmen sind bereits abgeschlossen. Dabei
entstehen ca. 150 neue oder modernisierte Wohn-
MELAP-Statustagung 2005 einheiten. Vom gesamten verfügbaren Mittelrahmen
von 10,43 Mio. € wurden bereits 59 % der Förder-
gelder bewilligt (Stand Oktober 2005). Damit werden
Am 20. Oktober 2005 fand die Statustagung 2005 31 ehemals landwirtschaftliche Gebäude umgenutzt
zum Modellprojekt „Eindämmung des Landschafts- und 59 alte Gebäude modernisiert.
verbrauchs durch Aktivierung des innerörtlichen
Potenzials (MELAP)“ in der Gemeinde Schopfloch
statt.
Nach der anschließenden Aussprache zum Fortgang Ausführliche Tagungsunterlagen können voraus-
des Modellprojekts schloss sich ein Rundgang durch sichtlich ab Februar 2006 bei der Evangelischen
den Teilort Schopfloch-Unteriflingen an. Die Bilder Akademie Bad Boll bezogen werden. Akademieweg
zeigen hierzu ein Beispiel eines Gebäudes, welches 11, 73087 Bad Boll, Tel. 0 71 64 / 79 225, Fax: 79 22
auf zeitgemäßen Standard gebracht werden konnte 55, e-mail: anna-maria-haehnchen@ev-akademie-
und ein Beispiel, das jetzt nach jahrelangem Leer- boll.de. 7,50 € zzgl. Versandkosten.
stand in Angriff genommen werden kann.
Weitere Informationen
Weitere Informationen LNV-Geschäftsstelle, Tel.: 07 11 / 24 89 55 -20, Fax -30,
www.melap-bw.de e-mail: [email protected]
Weitere Informationen
Bei der Abschlussveranstaltung des Modellprojekts www.modellprojekt-freudenstadt.de
Freudenstadt am 14. Oktober 2005 konnte der Land-
kreis Freudenstadt eine durchweg positive Bilanz Fachdienst Naturschutz
ziehen.
Das Projekt startete 2001 mit dem Ziel, Aktivitäten im
Bereich Regionalvermarktung, nachhaltiger Landbe-
wirtschaftung, sanfter Tourismus und Wissenstrans- Markenzeichen
fer zu unterstützen. Projektträger war der Landkreis „Nationale Naturlandschaften“
Freudenstadt mit Unterstützung durch die Stiftung
Naturschutzfonds, die sich die Kosten in Höhe von
540.000,- € teilten. Start der Kampagne
Projekte im Bereich der Regionalvermarktung, des für Deutschlands wertvollste Landschaften
Tourismus und des Naturschutzes waren z. B.
• die Erzeugergemeinschaft Schwarzwald/Nord
zur Vermarktung von Rind-, Lamm-, Wild- und
weiteren regionalen Produkten,
• die Streuobst-Initiative Calw-Enzkreis-Freuden-
stadt e. V. Natur erleben in Deutschland. Aber wo? Ab sofort
zur Vermarktung von regionalem Apfelsaft un- ist das ganz einfach. Die wertvollsten Landschaf-
ter der Marke „Schneewittchen“, ten Deutschlands treten jetzt unter einem Dach auf.
• LandErleben, Damit die Bürger auf einen Blick wissen, wo sie zu
ein Projekt zur Entwicklung von agro-touristi- finden sind, gibt es ein neues Markenzeichen: „Na-
schen Angeboten, tionale Naturlandschaften“. Ein gemeinsames Lo-
• die Schwarzwald-Guides, go (Dreifarbiger Punkt) weist künftig den Weg zu
ein Ausbildungsgang zur Qualifizierung von Deutschlands Naturschätzen.
Natur- und Landschaftsführern und Der bundesweite Start erfolgte am 21. November
• der Grünlandselbstevaluierungsschlüssel, 2005 im Berliner Bundespresseamt durch den hes-
mit dessen Hilfe Grünlandbesitzer selbst die sischen Ministerpräsidenten, Roland Koch, den Ge-
ökologische Wertigkeit ihrer Wiesen ermitteln neralsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt
und verbessern können. (DBU), Dr. Fritz Brickwedde, und die Dachverbände
EUROPARC Deutschland und Verband Deutscher
Naturparke (VDN).
Verantwortlich für die Umsetzung der Dachmarke „Diese Fotografien sind ein Fenster, das uns in die
sind EUROPARC Deutschland und der Verband Vergangenheit unserer Landschaft blicken lässt“,
Deutscher Naturparke (VDN). Die Deutsche Bun- sagte Margareta Barth und würdigte bei der Über-
desstiftung Umwelt (DBU) sowie das Bundesministe- gabe der Negative, Glasplatten und Papierabzüge
rium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit deren Bedeutung für Naturschutz, Denkmalpflege
(BMU) und das Bundesamt für Naturschutz (BfN) und Heimatgeschichte im Land. Dr. Susanne Pacher,
unterstützen die Bemühungen finanziell. Direktorin des LMZ, hob neben der Aussagekraft
Auf der gemeinsamen Internetseite der Schutzge- der Bilder die präzisen schriftlichen Unterlagen zur
biete www.nationale-naturlandschaften.de findet Sammlung hervor, die bei den meisten Aufnahmen
man einen Überblick über die Parks in Deutschland, die Rekonstruktion von Aufnahmegegenstand, Ort
ihre unterschiedlichen Zielstellungen, Hinweise zu und Datum ermöglichen werden.
Veranstaltungen, Aktivitäten und Erholungsmöglich-
keiten für Jung und Alt in den Regionen. Besondere Freude löste beim LMZ die Übergabe
eines Kartons mit Originalaufzeichnungen zu 2.200
Nach einer Pressemitteilung des Verbands Deutscher Na- Aufnahmen von Otto Feucht aus, die dieser vor
turparke e.V. (VDN) Jahrzehnten der ehemaligen Landesstelle für Na-
EUROPARC Deutschland / Dr. Christine Kolmar, Fried- turschutz zur Verfügung gestellt hatte, und die mit
richstr. 60, 10117 Berlin, Tel.: 030 / 288 788 2 -0, Eingliederung dieser Dienststelle 1974 zur LfU ge-
Fax. -16, e-mail: christine.kolmar@europarc-deutschland. kommen waren. Da das LMZ die Glasnegative des
de; www.europarc-deutschland.de Forstwirtes Otto Feucht, einem der führenden Natur-
schutzbeauftragten seiner Zeit, in seinem Bestand
VDN - Verband Deutscher Naturparke e.V., Dahlmannstra- aufbewahrt, lassen sich die Aufnahmen jetzt datie-
ße 5-7 / 53113 Bonn, Tel.: 0 228 / 921 286 -0 / Fax: -9 ren und beschreiben.
e-mail: [email protected]; www.naturparke.de
Das fotografische Material wird künftig in Stuttgart
Fachdienst Naturschutz im Fotoarchiv des LMZ in einem speziell klimatisier-
ten Kühlraum bei 17° C und 40 % Luftfeuchtigkeit ge- und fossilisiert werden. Torfe sind folglich exzellente
lagert. Es ist in Metallschränken untergebracht, die Archive der Vegetation- (und daraus abgeleitet der
– anders als die bisherige Aufbewahrung in Holzkäs- Klima- und Kulturgeschichte) des Moores und seiner
ten und säurehaltigen Pappkartons – eine unschädli- Umgebung. Der zeitliche Ablauf ist mit der Radio-
che Lagerung gewährleisten. carbon-Methode absolut rekonstruierbar.
Im Intranet der Naturschutzverwaltung sind Vorträge Bewerben können sich Verbände, Vereine, Perso-
abrufbar nengruppen sowie Einzelpersonen. Bis zum 1. Au-
gust 2006 läuft die Bewerbungsfrist für den Lan-
• „Was ist neu im Naturschutzgesetz? Einführung desnaturschutzpreis 2006. Die Bewerbungen sollen
in die Novelle“; Dr. Dietwalt Rohlf, MLR unter Verwendung der Bewerbungsvordrucke über
• „Regionale Mindestdichte, Biotopverbund, Um- die Naturschutzbehörden der Stadt- und Landkreise
weltbeobachtung, Landschaftsplanung – ers- sowie die vier Regierungspräsidien vorgelegt wer-
te Überlegungen des Ministeriums“; Marcus den. Die Verleihung des Naturschutzpreises ist im
Lämmle, MLR Frühjahr 2007 vorgesehen.
• „Neue Wege zur Flexibilisierung der Eingriffsre- Mit dem Preis sollen richtungsweisende Leistungen
gelung - Eingriff/Ausgleich, Ökokonto und Kom- von Ehrenamtlichen zum Erhalt der natürlichen Um-
pensationsverzeichnis“; Dr. Dietrich Kratsch, welt ausgezeichnet werden.
MLR
• „Instrumentarien zur Umsetzung der Eingriffs- Bewerbungsvordrucke und weitere Informationen
regelung in der Bauleitplanung“; Prof.Dr. Chris- sind im Internet unter www.stiftung-naturschutz-
tian Küpfer, Nürtingen bw.de bei „Projekte“ abrufbar sowie bei der Stiftung
• „Informationssystem Zielartenkonzept Ba- Naturschutzfonds beim Ministerium für Ernährung
den-Württemberg – Planungswerkzeug zur und Ländlichen Raum, Kernerplatz 10, 70182 Stutt-
Erstellung eines kommunalen Zielarten- und gart erhältlich.
Maßnahmenkonzepts Fauna“; Dr. Sabine Stiftung Naturschutzfonds
Geissler-Strobel, Tübingen
• „Cross Compliance - Information und Diskussi-
on“; Dr. Helmuth Zelesny, MLR
Objekte des Jahres 2006
Weitere Informationen
http://naturschutzverwaltung.bwl.de/linktabelle_aktuell.
html Baum des Jahres
Fachdienst Naturschutz Die Schwarzpappel (Populus nigra)
Im Jahr 2006 wird der
Schwarzpappel deshalb
mehr Aufmerksamkeit ge-
Stiftung Naturschutzfonds schreibt schenkt, weil nur noch 3.000
Landesnaturschutzpreis aus Exemplare dieser Baumart
in Deutschland existieren.
Die Ursachen sind unter
Unter dem Motto „Konsequent anderem die leichte Kreuz-
dabei – Langjährige Natur- barkeit mit amerikanischen
schutzarbeit“ schreibt die Stif- Pappelarten, aus denen die
tung Naturschutzfonds den weit verbreiteten Hybride
Landesnaturschutzpreis 2006 hervorgehen. Der Mensch
aus. Es sollen Leistungen von Foto: I. Maass
zerstört den Lebensraum
Ehrenamtlichen gewürdigt wer- der in natürlichen Flussauen
den, die durch ihren jahrelan- heimischen Schwarzpappel durch Veränderung der
gen Einsatz zu einem nachhalti- Flusslandschaften. Daher gilt es diese zu schützen,
gen Naturschutz beitragen. Für damit der Baum, der am meisten Kohlenstoffdioxid
eine Auszeichnung kommen aus der Luft bindet, erhalten werden kann.
Vorhaben aus allen Bereichen
des Naturschutzes in Betracht, Weitere Informationen: www.baum-des-jahres.de
Heilpflanze des Jahres Der noch wenig bekannte Jura soll der Öffentlich-
Die Zitronenmelisse (Melissa officinalis) keit vorgestellt werden, um dort einen umweltver-
Namensgebend träglichen und
für eine der äl- nachhaltigen
testen bekann- Tourismus zu
ten Heilpflanzen etablieren. Ziel
ist ihr charakte- ist es, die Kul-
ristischer, zitro- tur- und Natur-
nenartiger Ge- landschaft als
ruch. Schon die Lebensraum für
Römer wussten Tiere, Pflanzen
die positiven Foto: R. Steinmetz und Menschen
Foto: NABU Wirkungen die- zu schützen. Da-
ser Pflanze auf zu gehört auch, alternative Arbeitsplätze zu schaffen
den Körper zu schätzen. Die Zitronenmelisse kommt und Abwanderungstendenzen zu stoppen.
nicht nur bei Erkältungen und Kopfschmerzen zum
Einsatz, sondern auch bei Herzbeschwerden, Ma- Weitere Informationen: www.nfi.at
gen-Darm-Leiden und Depressionen. Ein weiteres
Einsatzgebiet des Lippenblütlers ist die Küche, wo
sie zur Verfeinerung von Getränken und Süßspeisen
verwendet wird. Moos des Jahres
Das Quellmoos (Fontinalis antipyretica)
Weitere Informationen: www.forum-naturheilkunde.de/ Das Moos
phytotherapie/melisse.html
kommt haupt-
sächlich an
Quellbächen,
Insekt des Jahres aber auch in
Der Siebenpunkt-Marienkäfer Flüssen und
(Conccinella septempunctata) Seen vor. Es ist
Derzeit existie- wegen seiner In-
ren rund 5.500 dikatorfunktion
Foto: Bostelmann
Arten des all- von enormer Be-
seits bekannten deutung, da die
M a r i e nk ä f e r s. Existenz des Quellmooses eine hohe Wasserqua-
Einer unter ih- lität anzeigt. Nach einem dramatischen Rückgang
nen ist der so des Bestandes in Folge von Wasserverschmutzung
genannte Sie- in den 70er Jahren erholte sich diese Moosart bis
benpunkt, des- heute leicht. Früher diente das mit Wasser bespreng-
sen Name von te Quellmoos den Menschen als feuerabweisende
Foto: M. Welling der Anzahl sei- Schutzvorrichtung, die man an Feuerstellen oder am
ner schwarzen Herd platzierte.
Punkte auf dem Rücken herrührt, weswegen er vom
Volksmund als Glücksbringer angesehen wird. Dar- Weitere Informationen: www.blam.privat.t-online.de
über hinaus ist er ein sehr nützliches Tier, da er sich
von Blattläusen ernährt, die Nutzpflanzen befallen
und zerstören. Aus diesem Grund werden die Insek- Weichtier des Jahres
ten gezüchtet und können den Einsatz chemischer Die Gemeine Flussmuschel (Unio crassus)
Pestizide verringern. Die in Europa
und in Vordera-
Weitere Informationen: www.bba.de unter „Presse“ sien beheima-
tete Muschel
war in der Ver-
Landschaft des Jahres 2005 / 2006 gangenheit die
Der Jura zahlreichste ih-
Der Jura, als Region zwischen Frankreich und der rer Art. Jedoch
Schweiz gelegen, verfügt über eine besonders ar- erfuhr sie einen
tenreiche Fauna und Flora und ist durch seine Karst- so dramatischen
phänomene geprägt. Foto: G. Falkner Rückgang, dass
Bis ins 20. Jahrhundert war es üblich, Seehunde zu Aus der Naturschutzverwaltung
jagen, da sie als Nahrungskonkurrent des Menschen
gesehen wurden. Folglich ging der Bestand in der
und von anderen Stellen
Ostsee auf 250 Tiere zurück.
Heute sind die Seehunde von der Überfischung der
Meere bedroht, die das Nahrungsangebot rar ma- Umstrukturierung der Naturschutzrefe-
chen. Hinzu kommen Epidemien, die Schutzmaß- rate in der LfU
nahmen erfordern.
Streuobstsorte des Jahres Im Zuge der Fusion von LfU und UMEG zur Lan-
Der Danziger Kantapfel desanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz
Die Kantigkeit seiner Früch- (LUBW) ist bereits vorab eine Neuorganisation der
te geben dem Danziger beiden Naturschutzreferate erfolgt.
Kantapfel seinen Namen. So wurden die Sachgebiete „Artenschutz“ und „Flä-
Er gehört zu den Rosen- chenschutz, Landschaftspflege“ wieder im Referat
äpfeln und hat durch sei- 25 „Arten- und Flächenschutz, Landschaftspflege“
ne kugelförmige Krone ein zusammengeführt.
charakteristisches Ausse- Im Gegenzug findet sich die Landschaftsplanung als
hen. Diese Streuobstsorte um das Integrierte Rheinprogramm (IRP) erweiterte
ist sehr bedeutend, da sie Sachgebiet im neu strukturierten Referat 24 „Land-
sehr ertragreich und gleich- schaftsplanung, Fachdienst Naturschutz“ wieder.
zeitig anspruchslos ist. Da-
her ist er auch sehr gut an Ziel der Umstrukturierung der Naturschutzrefera-
Foto: Landesverband für die Wuchsbedingungen in te ist angesichts knapper Personalressourcen die
Obstbau, Garten und Land-
schaft Baden-Württemberg
höheren Lagen angepasst. Optimierung von Synergieeffekten zur Bewältigung
e.V. (LOGL) von Natura 2000 sowie die Bündelung der Arbeiten
in der Öffentlichkeitsarbeit und die Entwicklung von
Weitere Iformationen: www.nabu.de
Kommunikationsstrategien im Naturschutz.
Die Organisationsreform der beiden Naturschutzre-
ferate trat zum 01. Dezember 2005 in Kraft.
Vogel des Jahres
Der Kleiber (Sitta europaea) Die neuen Regelungen für Telefon- und Faxnum-
Der Kleiber soll mern, Internet / Intranet und e-mail-Adresse der
als Repräsentant neuen LUBW – gültig ab 01. Januar 2006 – finden
des Buchen- und Sie auf Seite 2 unter Ankündigungen.
Eichenwaldes in
den Vordergrund Roland Heinzmann M.A.
LfU, Ref. 24
gerückt werden.
Dabei geht es
weniger um ei-
Foto: R. Steinmetz ne offenkundige
Gefährdung díe- 30. Naturschutztage am Bodensee
ser Vogelart als vielmehr um den Lebensraum, den
die 600.000 – 1,4 Mio. Kleiber-Brutpaare in Deutsch-
land bewohnen. Durch den Erhalt der Waldgebiete Radolfzell – Rund 600 Teilnehmer haben Anfang
mit höhlenreichen Altholzbeständen und die Ein- Januar die Naturschutztage im Milchwerk Radolfzell
gliederung in Vogelschutzparks wird versucht, auch besucht. Die größte regelmäßig stattfindende Natur-
viele andere Vogelarten wie zum Beispiel Spechte, schutz-Tagung im deutschen Sprachraum wurde in
Meisen und Greifvögel zu schützen. diesem Jahr zum 30. Mal von den baden-württem-
bergischen Landesverbänden des Bund für Umwelt
Weitere Informationen: www.nabu.de und Naturschutz Deutschland (BUND) und des Na-
turschutzbund Deutschland (NABU) veranstaltet. Ein
Quelle: Naturschutzbund Deutschland (NABU) Höhepunkt der Veranstaltung war der Besuch des
Ministerpräsidenten Günther Oettinger, der sich den
Fachdienst Naturschutz Fragen und der Kritik der Natur- und Umweltschützer
stellte. Dabei standen thematisch die Einrichtung des der einzige Naturwissenschaftler im Referat, ja mit
ersten Großschutzgebietes in Baden-Württemberg, nur Wenigen seinesgleichen im ganzen Naturschutz
dem Biosphärengebiet „Mittlere Schwäbische Alb“, beim Ministerium. Gerade im Bereich Landschafts-
die Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken, der pflege kam und kommt es ja darauf an, Theorie und
Flächenschutz, der Schutz vor gentechnisch verän- Praxis zu verbinden. Dies zu erreichen, war seine
derten Lebensmitteln sowie Förderung erneuerbarer Stärke. Sowohl bei der Fortschreibung der Pflege-
Energien im Mittelpunkt. Darüber hinaus verabschie- und Entwicklungspläne und in der Diskussion um
deten TeilnehmerInnen der Naturschutztage eine den Prozessschutz als auch bei der Fortschreibung
Resolution zum Schutz der Kormorane. der Landschaftspflegerichtlinie galt immer auch der
Bei zahlreichen Vorträgen, Seminaren und Diskus- Frage der Durchführbarkeit sein besonderes Inte-
sionsrunden konnten sich die TeilnehmerInnen über resse. Dass Hellmut Wagner „nebenbei“ nicht nur
neue Wege im Naturschutz informieren. Dabei wur- eingeschriebener, sondern praktizierender Landwirt
den unter anderem die Veränderungen aufgezeigt, ist, machte ihn nicht zuletzt auch bei der unter sei-
die sich durch das Schutzgebietssystem „Natura ner maßgeblichen Federführung erfolgten Notifizie-
2000“ ergeben. Weitere Themenfelder waren die rung der Landschaftspflege bei der EU-Kommission
Folgen der Klimaveränderung in Baden-Württem- zum absoluten Experten. Es war sein Verdienst, das
berg, die Landtagswahlen, neue Formen der Öffent- komplizierte Melde-, Abrechnungs- und Kontrollver-
lichkeitsarbeit im Naturschutz sowie aktuelle Ansätze fahren der EU in Erlass-Form zu bringen und – häu-
bei der Umweltbildung im Schul- und Vorschulalter. fig genug in Dienstbesprechungen und nicht selten
selbst vor Ort – umzusetzen.
Aus der Pressemitteilung des BUND vom 8.1.06
Dr. Wagner kann als der „Ziehvater“ der Landschafts-
Fachdienst Naturschutz erhaltungsverbände in Baden-Württemberg bezeich-
net werden und hat der Biotopkartierung wesentliche
Impulse verliehen. Die letzten Jahre seiner aktiven
Mitteilungen Berufslaufbahn waren durch die neuerliche Überar-
beitung und Neuformulierung der Landschaftspfle-
gerichtlinie und den Aufbau eines DV-gestützten Be-
Landschaftspfleger mit Leib und Seele
arbeitungs- und Auswertungssystems geprägt. Hier
Dr. Hellmut Wagner im Ruhestand hat er sich bleibende Verdienste erworben.
Seine Verbundenheit mit dem praktischen Natur-
Nach dem Studium der Biologie mit anschließender schutz zeigt sich auch darin, dass er den Ausweis
Promotion war Dr. Hellmut Wagner zunächst als wis- des Regierungspräsidiums als Naturschutzbeauf-
senschaftlicher Assistent an der Universität Hohen- tragter besitzt.
heim tätig, bevor er im Jahr 1974 an die Bezirkstel- Auch im Bereich der Lehre war er tätig. So gab er an
le für Naturschutz und Landschaftspflege Stuttgart der Universität Hohenheim Kurse zur Gräserbestim-
– und damit von der Theorie in die Praxis – wech- mung. „Privat“ ist er im Botanischen Arbeitskreis aktiv
selte. Während einer einjährigen Abordnung in den tätig, pflegt mit seinen Pferden Streuobstwiesen und
Jahren 1983/84 zu dem seinerzeitigen Ministerium beteiligt sich außerdem an Amphibienschutzmaß-
für Ernährung, Landwirtschaft, Umwelt und Forsten nahmen.
konnte er erstmals „Ministeriumsluft“ schnuppern,
bevor er dann 1993 in den Dienst des damaligen Für den
Umweltministeriums eintrat. nun folgen-
Als Biologe und zudem noch als Mann der Praxis den dritten
brachte Dr. Lebens-
Wagner ei- abschnitt
nen reichen wünschen
Erfahrungs- wir Dr.
schatz an Hellmut
Fachwissen Wagner
mit, der ihn Glück und Seinen Ruhestand scheint er offensichtlich zu
im Refe- G e s u n d - genießen. Foto: B. Nagel
rat Land- heit sowie
schaftspfle- die notwendige Muße für all jene Aktivitäten, die im
ge schnell Verlaufe der Berufslaufbahn zurückstehen mussten.
Die Verbindung mit Natur und Landschaft ist
unentbehr-
Dr. Eberhart Heiderich, 73614 Schorndorf
für Helmut Wagner unverzichtbar. lich machte. Manfred Fehrenbach
Foto: N. Wild War er doch Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum BW, Ref. 44
Veranstaltungen
Spectrum – Was tun und denken
die anderen?
Sonderausstellung „microscapes“
Das Naturschutzzentrum Schopflocher Alb zeigt von Das Karlsruher Ökomobil auf dem
26. Februar bis 23. April 2006 die Sonder-Ausstel- WEEC in Turin
lung „microscapes“. Die Ausstellung die von „Eye
of science“ umfasst fantastische Bilder von biologi-
schen Objekten in bis zu 4.000facher Vergrößerung. Naturschutz- und Umweltbildung international
Die bizarre Struktur einer Blattoberfläche, der Saug-
rüssel eines Schmetterlings und viele andere Motive Vom 2–6. Oktober 2005 fand unter der Schirmherr-
eröffnen Einblicke in die Welt, die das menschliche schaft des UNEP (United Nations Environment Pro-
Auge praktisch nicht mehr wahrnimmt und nur durch gramme) in Turin der 3. Weltkongress für Umwelt-
ein Raster-Elektronen-Mikroskop sichtbar gemacht bildung (World Environmental Education Congress
werden kann. – WEEC) statt.
Die Autoren dieser Ausstellung, der Fotograf Oliver
Meckes und die Biologin Nicole Ottawa, haben 1995 Das Ziel des WEEC ist es, den Austausch von „best
die Firma „Eye of science“ gegründet. Durch zahl- practice“ Projekten zwischen all denjenigen zu för-
reiche Ausstellungen und Publikation sowie durch dern, die in der Umweltbildung und im Bereich der
die Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Insti- nachhaltigen Entwicklung engagiert sind: Universitä-
tuten und Universitäten hat sich das Unternehmen ten, öffentliche Einrichtungen, Nichtregierungsorga-
auf dem Gebiet der Raster-Elektronen-Mikroskopie nisationen, Schulen, Parks, Themennetzwerke, terri-
einen Namen gemacht. toriale Netzwerke auf verschiedenen Ebenen (lokal,
regional, weltweit), Berufsverbände, Forschungsin-
stitute und -zentren, Massenmedien, Unternehmen
etc.
Der dritte
Kongress
nach Espin-
ho (Portugal,
2003) und
Rio de Janei-
ro (Brasilien,
2004) be-
endete eine
erste Aufbau-
„Schwungvolles“ Programm mit einer Turi- phase und
ner Schulklasse
eröffnet eine
Reihe von Kongressen, die alle zwei Jahre abge-
Foto: Eye of science
halten werden und die Weltdekade „Bildung für eine
nachhaltige Entwicklung“ der Vereinten Nationen un-
Die Ausstellung ist im genannten Zeitraum von terstützen sollen.
Dienstag bis Freitag von 14 bis 17 Uhr sowie an den
Sonntagen, 26. Februar, 05. März, 02. und 23. April Die Veranstalter des WEEC hatten die Arbeitsge-
2006 von jeweils 11 bis 17 Uhr zu besichtigen. Der meinschaft der Umweltmobile (AGUM) eingeladen,
Eintritt ist frei. Umweltmobile verschiedener Art zu präsentieren,
um Erfahrungen in der mobilen Naturschutz- und
Naturschutzzentrum Schopflocher Alb, Vogelloch 1, Umweltbildung weitergeben zu können. So kam das
73252 Schopfloch, Tel.: 0 70 26 / 95 012 -0, Fax: -10, Ökomobil des Regierungspräsidiums Karlsruhe zu
e-mail: Info@naturschutzzentrum-schopfloch.de;
www.naturschutzzentren-bw.de seinem ersten Auslandseinsatz seit Projektbeginn
1989 und stellte vor dem Kongresszentrum „Lingotto“
in Turin das baden-württembergische Mobilkonzept
Naturschutzzentrum für eine zielgruppenspezifische und handlungsorien-
Schopflocher Alb
tierte Naturschutzbildung vor. Baden-Württemberg
war auf Initiative des damaligen Leiters der Bezirks-
stelle für Naturschutz und Landespflege (BNL) Tü-
bingen, Dr. Winfried Krahl, 1987 das erste Bundes- ten Jahr führten die Tübinger Ökomobilistin Sabine
land, das ein Ökomobil ins Leben rief. Neben dem Reußink und Dietmar Schruck vom „Lumbricus“ eine
Ökomobil waren der Umweltbus „Lumbricus“ aus Fortbildung für Ökomobilisten in China durch – und
Nordrhein-Westfalen und die „Planaria“ aus Sach- das alte „Wald-i-mobil“ fährt mittlerweile bei der itali-
sen als Botschafter der erfolgreichen, von Bundes- enischen Naturschutzorganisation „Legambiente“.
ländern oder Verbänden getragenen Umweltmobile
vor Ort, so dass die Kongressteilnehmer verschie- Weitere Informationen
dene Fahrzeug- und Ausstattungsvarianten und die www.3weec.org
Lehrmaterialien besichtigen konnten. www.umweltmobile.de
www.dekade.org
Allein im Ökomobil Karlsruhe nahmen rund 300 Be-
sucherinnen und Besucher aus mindestens 26 Län- Dr. Daniel Baumgärtner, Tel. 0721 / 926 -43 47,
dern die Gelegenheit wahr, sich in Gesprächen mit Fax: -40 44, e-mai: [email protected];
Angelika Schwarz-Marstaller (Regierungspräsidium http://www.rp-karlsruhe
Freiburg) und Dr. Daniel Baumgärtner (Regierungs-
präsidium Karlsruhe) über die Organisation, Ausstat- Dr. Daniel Baumgärtner
Regierungspräsidium Karlsruhe
tung und Arbeitsweisen der Ökomobile zu informie- Referat 56 Naturschutz und Landschaftspflege
ren. Das pädagogische Konzept, didaktische und Karlsruhe
methodische Fragen standen neben vielen prakti-
schen Details und den Möglichkeiten der Finanzie-
rung im Fokus des Interesses. Aber auch spontane
Veranstaltungswünsche wurden im Rahmen der Bundesweit erste Studie zu Klimafolgen
innerstädtischen Möglichkeiten berücksichtigt: Ein für ein Bundesland vorgestellt
Lehrer einer Turiner Schule war von den Umwelt-
mobilen so begeistert, dass er am darauf folgenden
Tag mit zwei Schulklassen auftauchte und sich eine Massive Auswirkungen und hoher Anpassungs-
„typische“ Ökomobilveranstaltung wünschte – ein druck für Pflanzen, Tier und Mensch: „Es gibt
Ansinnen, dem dank der professionellen Überset- Chancen und Risiken.“
zungshilfe einer deutsch-italienischen Schülerin mit In Stuttgart fand im Juli 2005 ein Fachsymposium
einer Kurzveranstaltung im Lumbricus und im Öko- zu den Auswirkungen und Folgen des Klimawandels
mobil entsprochen wurde. für Baden-Württemberg statt. Experten aus Wissen-
schaft und Praxis diskutieren die Ergebnisse eines
Der weltweite Austausch des Mobilkonzeptes und vor drei Jahren vom Umweltministerium initiierten
die Bildung eines internationalen Netzwerks der Um- bundesweit einzigartigen Verbundprojekts ‚Klima-
weltmobile ist als Beitrag (Nr. 62) in den Nationalen wandel – Auswirkungen, Risiken, Anpassungen
Aktionsplan zur UN-Dekade „Bildung für eine nach- (KLARA)‘. „Wir müssen davon ausgehen, dass sich
haltige Entwicklung“ aufgenommen worden. Die die in den vergangenen 50 Jahren bereits festzustel-
dezentral ein- lenden Klimaveränderungen fortsetzen werden. Bis
setzbaren 2050 müssen wir nach Abschätzungen des Pots-
Umweltmobile dam-Instituts für Klimafolgenforschung mit einem
eignen sich jahresdurchschnittlichen Temperaturanstieg von bis
gerade auch zu 1,7 Grad in einigen Landesteilen rechnen“, erklär-
für die För- te Umweltministerin Tanja Gönner.
derung des
Umweltbe- „In der Detailauswertung sehen wir für die künftige
wusstseins in Entwicklung eine Art Zweiteilung im Land. Es ent-
infrastruktur- steht ein teils massiver Anpassungsdruck sowohl
Der Vorsitzende des Grünen Kreuzes,
schwachen für Pflanzen und Tiere wie auch die Menschen, der
Michail Gorbatschow, hält die Abschlussre- Ländern und aber regional sehr unterschiedlich sein wird“, erläu-
de des WEEC. Regionen. terte Gönner. So würden sich vom Oberrheingraben
Rückmeldun- ausgehend bis in den Nordwesten des Landes hi-
gen gibt es unter anderem bereits aus Südkorea, wo nauf im Mittel sowohl Temperaturen wie auch Nie-
ein mobiles Umweltbildungsprojekt mit Unterstüt- derschlagsmengen erhöhen, so die Ministerin. In
zung der Universität Cheongju aufgebaut werden der von der üblichen Wetterströmung abgewandten
soll, aus Griechenland („Können wir das Ökomobil Ostseite des Schwarzwaldes wie auch im Südosten
kaufen?“) und aus der Region Turin, wo die Orga- des Landes werde dagegen zwar der Temperaturan-
nisation Biosphere ebenfalls ein fahrzeuggestütz- stieg geringer ausfallen. „Kritisch aber ist, dass dort
tes Naturschutzbildungsprojekt plant. Bereits in der auch die Niederschlagsmengen zurückgehen und
Vergangenheit wurde Know-how exportiert: Im letz- die Trockenheit vor allem im Sommer zunehmen
wird“, mahnte Tanja Gönner. In Karlsruhe werde die 40. Jahrestagung der Arbeitsgemein-
Temperatur bis 2050 im Jahresmittel um etwa 1,7 schaft Wanderfalkenschutz
Grad und die Niederschlagsmenge um 34 Millime-
ter pro Jahr steigen. In Konstanz werde dagegen die
Temperatur um 1,4 Grad zunehmen und die Regen- Hochrangige Gäste waren erschienen – zur 40. Jah-
menge jährlich um 100 Millimeter und damit mehr als restagung der Arbeitsgemeinschaft Wanderfalken-
zehn Prozent zurückgehen. schutz (AGW) am 09.10. 2005 in Stuttgart. Unter ih-
nen auch der Minister für Ernährung und Ländlichen
Man müsse sich möglichst frühzeitig auf die sich Raum, Peter Hauk MdL.
ändernden Bedingungen einstellen, um potenzielle
negative Folgen abzumildern und sich ergebende
Chancen bestmöglich zu nutzen. Dies gelte beson-
ders für die Land- und Forstwirtschaft, aber auch für
den Naturschutz, den Tourismus, die Wirtschaft und
die Gesundheitsversorgung. Während die Landwirt-
schaft sich rascher beispielsweise auf neue Sorten
einstellen könne, müsse im Obstbau und beim Forst
schon heute die Sortenwahl auf die Zukunft ausge-
richtet werden. Besonders im Wintertourismus sei
mit Einbrüchen zu rechnen, während sich für den
Sommer durchaus attraktive Bedingungen ergeben
könnten.
Fachdienst Naturschutz
Ökomanager des Jahres 2005: v. l. n. r.: Hans-Olaf Henkel (Laudator), Kai Stepp
(Capital), Wolfgang Gutberlet (tegut), Bodo Wolf (Choren), Herbert Hainer (adidas-
Salomon AG), Detlev Drenckhahn (WWF)
Foto: T. Maelsa
Weitere Informationen
Regierungspräsidium Karlsruhe, Tel.: 0721 / 926 -43 511,
Umweltforschung – Journal 2005 e-mail: [email protected]; Naturschutzzentrum Ru-
hestein, Tel.: 0 74 49 / 91 020, e-mail: naz.ruhestein@nat
urschutzzentren-bw.de
Das Umweltforschung – Jour- Fachdienst Naturschutz
nal 2005 ist neu erschienen.
Für 2005 wurde der „Klima-
wandel“ als Schwerpunkt ge-
wählt. Beleuchtet werden vor Streuobst im Alpenraum
allem ökonomische Aspekte:
Gibt es neben zahlreichen Zukunft eines gefährdeten Spezialitätenpro-
„Verlierern“ der veränderten dukts – Band 34
Verhältnisse auch „Gewin- Wie landschaftsökologisch
ner“? Können sich Landwir- wertvolle Streuobstbestände
te und Winzer über höhere erhalten, für die gefährdete
Erträge freuen? Müssen wir Tier- und Pflanzenwelt fortent-
künftig mit häufigeren oder heftigeren Hagelschau- wickelt und zugleich als „Grü-
ern und Stürmen rechnen? ne Lungen“ (als Natur- und
Neben der Ökonomie finden sich Beiträge zu ökolo- Kulturerbe und Genreserven)
gischen und zu gesundheitlichen Folgen des Klima- erhalten und attraktiver ge-
wandels. Daneben werden über aktuelle Ergebnisse macht werden können, stand
der Umweltforschung Baden-Württemberg in den im Mittelpunk der internatio-
Bereichen „Luft“, „Wasser“, „Boden“, „Ökonomie“, nalen Alpen-Streuobsttagung
„Ökologie“ und „Gesundheit“ informiert. der Umweltakademie und des
Naturschutzbundes Deutschland (NABU).
Bezugsadresse Die Experten entwickelten auf der Konferenz ein Ak-
Die Broschüre ist kostenlos erhältlich bei der Verlagsaus- tionspapier, in dem sie konkrete Wege für die Unter-
lieferung der Landesanstalt für Umweltschutz Baden- stützung des Streuobstbaus aufzeigen.
Württemberg (LfU) bei der JVA Mannheim, Herzogen-
riedstraße 111, 68169 Mannheim, Fax: 06 21 / 398 -370, Die Veröffentlichung ist eine Dokumentation der in-
e-mail: [email protected] oder als pdf unter http:// ternationalen Fachtagung vom 28. bis 30. Septem-
www.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/9068/ (neu) ber 2001 in Stockach (Bodensee).
Fachdienst Naturschutz
Natura 2000 und mehr
Bezugesadresse
ELSEVIER Spektrum Akademischer Verlag; Heidelberg.
272 Seiten, 50,- €, im Buchhandel erhältlich;
www.elsevier.de. ISBN 3-8274-1554-3
Fachdienst Naturschutz