Grundlagen Erdung 1 Von 2
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Grundlagen Erdung
Erdung ist ein zentraler Begriff in der Elektrotechnik, den es genau zu definieren gilt. Die Methoden des Erdens gehren zum Basiswissen des Elektroinstallateurs, die dieser fach- bzw. normengerecht in der Berufspraxis umzusetzen hat. Eine korrekt installierte Erdungsanlage leistet einen wesentlichen Beitrag zu einer sicheren Elektroinstallation, die weder Personen noch Sachen gefhrdet. Was muss besonders beachtet werden bei den blichen elektrischen Anlagen, d. h. im Niederspannungsbereich bei einem Wechselstrom von 50 Hz?
(Teil 1 von 2)
Anforderungen Folgende Punkte mssen bei der Erstellung einer Erdungsanlage beachtet werden, damit sie die Auflagen an den sicheren Betrieb einer elektrischen Anlage erfllt: Der Erdbergangswiderstand muss permanent die Schutz- und Betriebsfunktion gewhrleisten. Bei Erdfehler- oder Erdableitstrmen darf es zu keiner thermischen, mechanischen oder elektrischen Gefhrdung aufgrund der erhhten Strombelastung (Spannungstrichter) kommen. Verwendung von widerstandsfhigen, d. h. auch korrosionsbestndigen Materialien. Die Erder drfen andere metallische Konstruktionen nicht beeintrchtigen (z. B. elektrolytische Zerstrung von Wasser- und Gasleitungen oder metallenen Tankanlagen). Elektrochemische Einflsse Im Erdboden oder im Wasser liegende metallene Teile knnen korrodieren durch: Gleichstrme (nur in der Nhe von Gleichstrombahnen) Chemische Substanzen Galvanische Elemente aufgrund des Zusammenschliessens von Erdern aus verschiedenen Metallen Kupfer ist als Erdungsmaterial sehr korrosionsbestndig, was auch seine lange Lebensdauer von ber 40 Jahren erklrt. Eine korrodierte Erdung entsteht am hufigsten aufgrund der Bildung galvanischer Elemente, etwa wenn Betonbewehrungen von Gebuden zur Kathode eines galvanischen Prozesses werden. Dies hat ungnstige Oberflchenverhltnisse zur Folge, nmlich zwischen den grossen Stahlbetonflchen und den relativ kleinen Metalloberflchen von Band- und Fundamenterdern sowie Rohrleitungen. Dadurch kann ein Erder aus verzinktem Stahlband in weniger als 20 Jahren zerstrt werden.
*Josef Schmucki
Definition Mit dem Begriff Erdung meint man die Gesamtheit aller metallisch miteinander verbundenen Erder, Erdungsund Schutzleiter. Dazu zhlen Fundament- und Tiefenerder, Erdseile und -bnder, metallische Umhllungen von Kabeln sowie gegebenenfalls andere metallische Leitungen. Beim Erden werden elektrisch leitfhige Teile ber Erdungsanlagen mit der Masse der Erde verbunden, die hier als grosser und bedeutender Potenzialausgleich dient.
Zweck Erdungsanlagen sind ein unerlsslicher Bestandteil des Sicherheitsdispositivs einer elektrischen Anlage. Dieses hat zum Ziel den Schutz von Personen, Nutztieren oder Einrichtungen gegen das Auftreten von gefhrlich hohen Spannungen. Ebenso stellen sie das strungsfreie Funktionieren einer Anlage sicher, was wiederum der Sicherheit von Personen oder Sachen dient. Erdungsanlagen drfen gleichzeitig fr Sicherheits- und fr Betriebszwecke verwendet werden. In manchen Anlagen werden sie je nach Zweck separat angeordnet.
Spezifischer Erdwiderstand.
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Fliesst im Erdreich Strom, bezeichnet man den spezifischen Widerstand als den Widerstand des Einheitswrfels mit 1 m Kantenlnge.
von einer Wrfelflche zur anderen 1 A, ergibt dies zwischen den beiden Flchen eine Spannung von 100 V. Das Erdreich leitet somit um mehr als den Faktor 1 Milliarde schlechter als Leiterwerkstoffe, d. h. fr den Ersatz eines 1,5 mm2 Cu-Draht mit feuchtem Humus braucht man ungefhr einen Querschnitt, welcher der Flche eines Fussballfeldes entspricht. Trockenes Erdreich leitet zudem wesentlich schlechter als feuchtes. Im gefrorenen Zustand ist die Erde fast ein Isolator, deshalb sollten Erder mind. 70 cm tief oder tiefer als die sogenannte Gefriertiefe verlegt werden. Das Erdreich hat einen fast unvorstellbaren grossen Querschnitt nur verfgt es ber keine einfachen Anschlusspunkte. Die Haupt-
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schwierigkeit bei der Ausfhrung von Erdungen besteht dementsprechend darin, die gewnschten niedrigen Erdbergangswiderstnde zu erreichen (Bild 1 und Tabelle). Die Erdungsleitung Die Erdungsleitung verbindet den Erder mit der Haupterdungsschiene oder mit dem PEN-Leiter der Anschlussleitung. Der Minimalquerschnitt der Erdungsleitung richtet sich nach dem eingesetzten Schmelzeinsatz im Hausanschlusskasten. Dies entspricht dem halben Aussenleiterquerschnitt, jedoch 16 mm2 Cu und in der Regel 50 mm2. Direkt im Erdreich oder im Beton verlegte Erdungsleiter erfordern einen Minimalquerschnitt 50 mm2 Cu wegen der bentigten mechanischen und elektrochemischen Festigkeit. Erderspannungen/Schrittspannungen Fliesst ein Strom ber einen Erder ins Erdreich, so fliesst der Strom rumlich
nach allen Seiten gleichmssig vom Erder weg. Die Stromdichte ist umgekehrt proportional zum Erderquerschnitt, sie ist deshalb am Erder am grssten und nimmt mit zunehmender Entfernung ab. Die Spannung verhlt sich proportional zu den Widerstnden der eigentliche Erdungswiderstand ist im unmittelbaren Bereich des Erders zu suchen und ist bei einem Staberder kugelfrmig. Denkt man sich Schalen gleicher Dicke, ergeben sich Ersatzwiderstnde, welche mit zunehmendem Abstand immer kleiner werden. Der Querschnitt dieser Schalen nimmt mit der Entfernung quadratisch zu und der Widerstand quadratisch ab. Eine neutrale Zone ist im Abstand von > 20 m zu erwarten, da der Querschnitt riesig ist und der Widerstand sehr klein ist. Man nennt diesen Bereich Bezugserde oder neutrale Erde. Den Widerstand zwischen Erder und neutraler Erde (Bezugserde) nennt man Ausbreitungsoder Erdbergangswiderstand.
Erdungsspannung: Darunter versteht man die Spannung zwischen einem Erder und einer Bezugserde (neutrale Erde, Distanz (20 m), wenn Strom durch den Erder fliesst. Schrittspannung: Teil der Erdungsspannung, welchem man sich mit einem Schritt von 1 m aussetzen kann. Der Stromweg verluft von Fuss zu Fuss. Die Schrittspannung wird durch den Standort des Menschen wesentlich beeinflusst. Eine weitere Rolle spielt auch, wie die Spannung geometrisch zu den Poten ziallinien abgegriffen wird (Bild 2).
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