Physik Klangspiel
Physik Klangspiel
A1 Beispiele von Tagebchern zum Klangrhrenprojekt A2 Zur Physik von Klangrhren A3 Schlerprotokoll zur Untersuchung der Schwereempfindung
Dieter Plappert
Friedrich-Gymnasium
Freiburg
Sinne
Praktikum
Physik
0.1.
Problemstellung:
Einfhrung
Wenn jemand z.B. die linke Hand in heies Wasser, die rechte in kaltes taucht und daraufhin beide in lauwarmes, so hat er nicht in beiden Hnden dasselbe Wrmegefhl, d.h. fr ein und dieselbe Temperatur haben wir manchmal zwei ver-schiedene Wrmeempfindungen. Unser Wrmesinn ist unzuverlssig, er lsst sich leicht tuschen. Deshalb bentzen wir in der Physik Messgerte die vom Sinneseindruck des Menschen unabhngig sind. Thermometer stellen den Wrme-zustand eindeutig fest.
So oder hnlich beginnen viele Physikbcher der Sekundarstufe I das Kapitel Wrmelehre, vermutlich wird der oben beschriebene Versuch hufig als Einstieg im Unterricht eingesetzt. Die Botschaft dieses Versuches knnen wir folgendermaen beschreiben: Die Sinne des Menschen tuschen sich bzw. lassen sich tuschen; sie gaukeln uns eine nicht wirklich vorhandene sondern nur subjektiv empfundene Welt vor. Wir drfen ihnen nicht trauen, sondern nur den mit rationalem Verstand entwickelten Messgerten; nur auf diese Weise knnen wir die Welt objektiv erfahren. Durch diese Art der Betrachtungsweise wird unsere eigene Erfahrung abgewertet. Viel reizvoller und vermutlich viel zeitgemer wre es jedoch, das oben beschriebene Phnomen ernst zu nehmen, es zu problematisieren und den Zusammenhang von der Gleichheit des ueren Reizes (lauwarmes Wasser) und der unterschiedlichen Empfindung zu studieren. Dann wrde deutlich werden, dass sich nicht ein Sinn tuscht, sondern vielmehr derjenige, der die zum Verstndnis dieses Phnomens notwendigen Zusammenhnge nicht durchschaut. Die im folgenden beschriebenen Versuche sollen in erster Linie die Schlerinnen und Schler dazu anregen, ihre Sinne zu schulen, genauer wahrnehmen zu lernen. Sie sollen Vertrauen bekommen in das, was sie selber empfinden, sie sollen erleben, dass es im subjektiven Empfinden fr manche Fragestellungen objektive Gesetzmigkeiten gibt. Dies scheint mir gerade in der heutigen Zeit, in der die Heranwachsenden immer weniger eigene primre Erfahrungen machen knnen, besonders notwendig zu sein. Im ersten Tei wird das Klangrhrenprojekt beschrieben: um eine konkrete Aufgabe zu lsen, ein Windspiel zu bauen, mssen Gesetzmigkeiten aus verschiedenen Bereichen der Physik, Mathematik und Musik erarbeitet werden. Dieses fcherbergreifende Projekt kann, so wie dargestellt, in der Klasse 11 durchgefhrt werden; einzelne Praktikumsversuche zur Akustik knnen auch frher sinnvoll eingesetzt werden. Bei diesem Projekt wird exemplarisch die Tagebuchmethode angewendet. Im zweiten Teil stehen Versuche und Betrachtungen zum psycho-physikalischen Grundgesetz von Weber und Fechner im Mittelpunkt, das den Zusammenhang von einer Empfindungsgre (psychische Gre) mit einer physikalischen Gre beschreibt. Wir wissen zwar heute, dass der Gltigkeitsbereich dieser Beziehung im
Sinne
Praktikum
Physik
0.1.
Einfhrung
Gegensatz zum Stevenschen Ansatz beschrnkt ist. Das Weber-Fechnersche Gesetz spielt jedoch in vielen Bereichen der Technik (z.B. bei der Messung von Lautstrke etwa bei der Phon- und Dezibelskala und bei Helligkeitsmessungen) eine zentrale Rolle und kann durch Praktikumsversuche, die in der Schule durchgefhrt werden knnen, fr die Schlerinnen und Schler erlebbar gemacht werden. Ein Reiz der hier behandelten Fragestellungen ist auch, dass sie von sich aus weit ber die Naturwissenschaften hinaus fcherbergreifend sind. Neben Biologie, Chemie und Physik spielt besonders auch die Mathematik eine groe Rolle; ein Teil der hier dargestellten Inhalte kann im Mathematikunterricht im Rahmen der Lehrplaneinheit Mathematik in der Praxis gewinnbringend eingesetzt werden. In diesem Zusammenhang sei auch bemerkt, dass die im ersten Teil behandelten akustischen Untersuchen auch psycho-physikalische Untersuchungen sind, sofern es um Zusammenhnge wie etwa von Tonhhe (psychischer Gre) und z.B. Frequenz (physikalischer Gre) geht.
Literatur: Zur Tagebuchmethode: Getrost, Gabriele/ Wrker, Achim: Mathematik erzhlen; MNU 52/3 (15.4.99) S.146-151 Zur Sinnesphysiologie: Campenhausen von, Christoph: Die Sinne des Menschen; Thieme Verlag Stuttgart Schmidt, R.F.: Grundriss der Sinnesphysiologie; Springer-Verlag Berlin Schmidt, R.F./Thews,G.: Physiologie des Menschen; Springer-Verlag Berlin Hajos, Anton: Wahrnehmungspsychologie; Kohlhammer-Verlag Stuttgart
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Praktikum
Physik
1.0.
Bauen Sie ein Windklangspiel aus Aluminiumrhren, so dass ein von Ihnen vorbestimmter Klang zum Erklingen kommt! Diese ganz konkrete Aufgabenstellung kann von Schlerinnen u Schlern der 11. nd Klasse mehr oder weniger selbstndig durchgefhrt werden. Dabei erscheinen Gesetzmigkeiten, die im Physik-, Mathematik- und Musikunterricht behandelt worden sind, in einem neuen, fr die Schlerinnen und Schler ungewohnten Zusammenhang und mssen miteinander kombiniert werden. Eine Strke des Projektes ist, dass die Messungen und theoretischen berlegungen am Ende zu einem praktischen Ergebnis fhren und somit gnadenlos auf ihre Richtigkeit hin berprft werden knnen.
Es folgen Bemerkungen zu den einzelnen Abschnitten: 1.1.: Nicht das Ergebnis sondern der Weg ist oft das Entscheidente. Das von den Schlerinnen und Schlern selbstndig angefertigte Tagebuch gibt Zeugnis von den berlegungen, den Gefhlen und den Taten auf diesem Weg. Das Schreiben verlangsamt die Gedankenentwicklung und hilft dadurch zu einer tieferen eigenen Beschftigung. 1.3.: Der Bau des Monocords sowie die mit dem Monocord durchgefhrten Untersuchungen knnen in praktisch jeder Klassenstufe durchgefhrt werden. Bei der Durchfhrung der Versuche zum Auffinden der harmonischen Punkte sollte darauf geachtet werden, dass die Schlerinnen und Schler selbstndig diese besonderen Punkte finden und bei diesen Untersuchungen die Mglichkeit haben, unvoreingenommen die Qualitt der greren und kleineren Harmonie der Intervalle zu erleben. So wird vielleicht das Erstaunen der Pythagorer ein wenig nacherlebbar, dass das Tonerlebnis sich beim gleichmigen Verkrzen einer Saite sprunghaft, d.h. in Quanten, verndert und dass dies durch einfache Zahlenverhltnisse mathematisch beschrieben werden kann,. 1.5.: Je nach Mglichkeit und Interesse knnen hier musiktheoretische Grundlagen behandelt werden. 1.6.: Je nach der zur Verfgung stehenden Zeit knnen Rhren verschiedener Wandstrken aus unterschiedlichen Materialien oder massive Stbe untersucht werden.
Danksagung: Dieses Projekt geht auf Anregungen von Herrn StD U. Hocke vom Droste-HlshoffGymnasium Meersburg zurck; dafr mchte ich Herrn Hocke herzlich danken!
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1.1.
Ziele: Aus drei bis sechs Rhren oder Metallstben soll ein Klangspiel gebaut werden, so dass einen Klang erklingt, den Sie selbst gewhlt haben. Tagebuchmethode: Jedes Team fhrt whrend der Bearbeitung des Projekts eine Art Tagebuch, in dem nicht nur alle wesentlichen Schritte und Ergebnisse festgehalten werden sollen, sondern in dem auch auf Fragen der folgenden Art eingegangen werden soll: Welche Vorstellungen zum Thema gingen mir durch den Kopf? Wo ist mir das Thema bereits schon einmal begegnet? Welche Fragen haben sich mir zum Thema gestellt? Wie habe ich versucht, die Fragen zu beantworten? Welche Schwierigkeiten ergaben sich dabei? Wie bin ich mit diesen Schwierigkeiten umgegangen? Woran wurde ich whrend der Arbeit erinnert? Was habe ich dabei gelernt? Welche Fragen blieben offen, die ich in der nchsten Stunde in Angriff nehmen muss?
Jedes Team fhrt ein gemeinsames Tagebuch; jeder Mitarbeiter des Teams fertigt einzelne Teile des Tagebuchs selbstndig an, kennzeichnet sie mit seinem Namen. Die Verantwortung fr das entstandene Tagebuch trgt das Team gemeinsam, d.h. fr die Qualitt der Inhalte, des Layouts, ... Das Tagebuch muss sptestens am 21. Dezember 1999 abgegeben werden. Es soll soweit ausgearbeitet sein, dass es von der ueren Form her als wissenschaftlicher Artikel in einer Zeitschrift verffentlicht werden knnte. Aufgabe: Um das Ziel dieses Projektes zu erreichen, mssen verschiedene Fragestellungen und Teilaufgaben gelst werden. Erstellen Sie eine Liste der Arbeitsschritte, die Sie dabei bearbeiten mssen. Planen und beschreiben Sie, wie Sie die jeweiligen Schritte durchfhren wollen. Erstellen Sie eine Liste mit Informationen, die Sie bentigen. Geben Sie an, wie Sie sich die Informationen beschaffen wollen. Erstellen Sie eine Liste der Experimente, die Sie durchfhren wollen. Ermitteln Sie auch, welche Hilfsmittel Sie dazu bentigen.
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1.2.
Ziele: Es soll ein Monocord gebaut werden, das fr sptere Versuche als Experimentiergert dienen soll. Material: Holzlatte (z.B. Dachlatte), etwa 70 cm lang, mit vorgebohrten Wirbellchern (1) 2 Dreieckleisten aus Holz, etwa 4 cm lang (2) 2 dnne Gitarrensaiten (3) 2 Ngel (4) Hammer Lineal oder Meterstab 2 Zitterwirbel (5) Stimmschlssel bzw. 5er-Schraubenschlssel
Stecken Sie jeweils einen Nagel durch die sen einer Saite und schlagen Sie den Nagel so in eine der Stirnkanten der Holzlatte, dass die beiden Saiten am Ende einen Abstand von etwa 3 cm voneinander haben. Schlagen Sie mit dem Hammer die beiden Stimmwirbel in die vorgebohrten Lcher. Fdeln Sie die Saiten in die Wirbel ein und spannen Sie die Saiten mit dem Stimmschlssel leicht. Schieben Sie nun zwei Dreieckleisten als Steg unter die Saiten, dass ihre Oberkanten einen Abstand von genau 60 cm haben. Spannen Sie nun die erste Saite bis sie angezupft einen schnen Ton ergibt. Achtung: Spannen Sie die Saite behutsam, damit sie nicht reist! Stimmen Sie anschlieend die zweite Saite so, dass sie denselben Ton wie die erste Saite ergibt.
Bezugsquellen: Stahlsaiten, Stimmschlssel und Zitterwirbel sind in jedem Musikgeschft erhltlich oder auch bei
97232
Giebelstadt-
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1.3.
Ziele: Zunchst sollen nach der pythagoreischen Methode am Monocord die besonderen Tonintervalle gefunden und bestimmt werden. Danach soll der Zusammenhang der Intervalle und der Saitenlnge ermittelt werden Material: Monocord 5 Klebepunkte Meterstab 1 Dreieckleiste aus Holz, etwa 4 cm lang, (wie in 1.2.) Stimmschlssel bzw. 5er-Schraubenschlssel Der Zusammenhang von Saitenlnge und Tonhhe: Nehmen Sie den beweglichen Steg, schieben Sie ihn unter eine der Saiten und zupfen Sie den verkrzten Teil der Saite an! Bewegen Sie den Steg so, dass die Saite immer krzer wird. Zupfen Sie immer von Neuem an. Beschreiben Sie, wie sich die Hhe des Tons ndert, wenn die Lnge einer Saite krzer wird. Der Zusammenhang der Lnge zweier Saiten mit dem erklingenden Tonintervall: Stimmen Sie zunchst beide Saiten auf denselben Ton. Diesen Ton nennen wir im weiteren den Grundton. Nehmen Sie nun wieder den beweglichen Steg und schieben Sie ihn wieder unter eine der Saiten. Zupfen Sie den verkrzten Teil der Saite und gleichzeitig auch die zweite ungekrzte Saite (Grundton) mit an. Es werden Zweiklnge (=Intervalle) hrbar. Bewegen Sie wieder den Steg so, dass die Saite immer krzer wird. Die hrbaren Intervalle sind nicht nur verschieden gro, sondern haben verschiedene Qualitten. Versuchen Sie diese zu beschreiben? Ermitteln Sie die Punkte, an denen besonders harmonisch klingende Intervalle entstehen. Kennzeichnen Sie diese besonderen Stellen durch einen Klebestreifen (= harmonische Punkte). Die harmonischen Punkten ergeben besondere Intervalle; nennen Sie die Name dieser Intervalle. Messen Sie fr diese Intervalle die Lnge der verkrzten Saiten und vergleichen Sie diese mit der Lnge der ganzen Saite, die den Grundton ergibt. Welche Gesetzmigkeit ergibt sich? Stimmen Sie die Saiten so um, dass sich ein neuer Grundton ergibt. Suchen Sie wieder die Saitenlngen, bei denen sich die besonderen Intervalle ergeben. Formulieren Sie die Gesetzmigkeit, die den Zusammenhang der Intervalle und der Lnge zweier Saiten beschreibt (Lngen-Intervall-Gesetz).
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1.4.
Ziel: Es soll ein Vorsatzgert gebaut werden, damit in Praktikumversuchen mit einfachen Mitteln die Frequenz von hrbaren Tnen bestimmt werden kann. Material: Mikrofon (300004-11) Vorverstrker (114987-11) (3) Einbaubuchse rot (734926-11) (2) Einbaubuchse schwarz (734934-11) (1) Schalter (700924-11) (5) Gehuse (522120-11) Klinkensteckerbuchse (732931-11) (4) 9 V Block (626643-11) Batterieclip (615650-11) Multimeter (123900-11) Ltkolben mit Ltzinn Schraubenzieher Bohrmaschine mit 6mm und 8 mm Bohrer Filsstift Flachzange Kabel Zange zum Entisolieren beidseitig klebendes Teppichband zwei etwa 20 cm lange Experimentierkabel mit Bschelstecker Stimmgabel Weinflasche
Der Bau des Vorsatzgertes: Legen Sie die bentigten Bauteile auf das Gehuseoberteil, um die Bohrlcher mit dem Filsstift zu markieren. Bohren Sie die entsprechenden Lcher; entfernen Sie eventuell berstehende Reste mit dem Schraubenzieher. Stecken Sie die Buchsen und den Schalter laut Plan in das Gehuseoberteil hinein und schrauben Sie sie mit der Zange fest. Verbinden Sie die laut Plan vorgegebenen Anschlsse und lten Sie die Kabel fest. Kleben Sie mit dem Teppichklebeband den Vorstrker und den 9 V Block fest. Schrauben Sie das Gehuse zu. Der Anschluss des Messgertes: Stecken Sie den Klinkerstecker des Mikrophons in die entsprechende Buchse. Verbinden Sie mit den Experimentierkabeln das Vorsatzgert und das ausgeschaltete Multimeter, und zwar rot an V und schwarz an COM.
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1.4.
Das Erproben des Frequenzmessers: Schalten Sie das ausgeschaltete Multimeter auf Frequenzmessung .Die Einstellung des Multimeters darf nur im ausgeschalteten Zustand verndert werden! Schalten Sie Mikrophon, Vorsatzgert und Multimeter ein. Singen Sie einen gleichbleibenden Ton in das Mikrophon. Sie werden beobachten, dass das Multimeter nur sehr verzgert die Frequenz anzeigt, deshalb muss der zu messende Ton whrend der Verzgerungszeit gleich bleiben. ndern Sie die Frequenz des gesungenen Tones. Schlagen Sie eine Stimmgabel an, drcken Sie den Stimmgabelfu und das Mikrophon auf den Tisch. Messen Sie so die Frequenz der Stimmgabel. Erzeugen Sie einen Ton, indem Sie auf einem Reagenzglas oder einer Weinflasche blasen. Messen Sie die Frequenz. Fllen Sie Wasser in die Weinflasche, blasen Sie wieder an und messen Sie die Frequenz des entstehenden Tnes. Erzeugen Sie mit einem Musikinstrument einen Ton und messen Sie dessen Frequenz. Bei Saiteninstrumenten muss das Mikrophon zur Messung an den Korpus des Instrumentes gehalten werden.
Protokoll: Beschreiben Sie, wie Sie das Frequenzmessgert einsetzten knnen und worauf Sie bei den Frequenzmessungen achten mssen.
Bezugsquelle: Die in der Materialliste aufgefhrten Bauteile sind in jedem Elektronikladen erhltlich. In Klammern sind die Bestellnummern angegeben von
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Conrad Elektronik
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Klaus-Konrad-Str. 1
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92240 Hirschau
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1.5.
Ziele: Der Zusammenhang von Tonhhe und den Intervallen mit der Frequenzen soll ermittelt werden Material: Selbstgebautes Monocord mit beweglichem Steg und markierten harmonischen Punkten Frequenzmessgert Stimmschlssel Musikinstrumente, z.B. Blockflte
Der Zusammenhang der Tonintervalle mit den Frequenzen der Tne : Ermitteln Sie bei den verschiedenen Intervallen mit dem Frequenzmesser die Frequenzen der beteiligten Tne. Das Mikrophon muss hierzu auf das Holz des Monocords gedrckt werden, am besten in der Nhe des Steges. Vergleichen Sie die Messergebnisse mit den zuvor gefundenen Lngen-IntervallGesetz. Stellen Sie die fr die einzelnen Intervalle charakteristischen Verhltniszahlen in einer Tabelle zusammen (=Intervallverhltnis). Formulieren Sie das entsprechende Frequenz-Intervall-Gesetz. Spielen Sie verschiedene Intervalle auf einem Musikinstrument, z.B. auf einer Blockflte, messen Sie die dabei beteiligten Frequenzen und berprfen Sie so Ihr Frequenz-Intervall-Gesetz. Der Zusammenhang der Tonhhe mit der Frequenzen des Tones : Um die Frequenz eines Tones f1 zu erhalten, der um einen bestimmten Intervallschritt hher liegt als der Ton mit einer vorgegebenen Frequenz f0, muss f0 mit dem entsprechenden Intervallverhltnis multipliziert werden. Berechnen Sie auf diese Weise die Frequenzen der entsprechenden Tne, wenn a mit f = 440 Hz als Grundton gewhlt wird. Sie erhalten so die Frequenzen der reinen Stimmung. In der europischen Musik wird die Oktave in 12 elementare Intervalle, die Halbtne, unterteilt. In der temperierten Stimmung haben diese elementaren Intervalle alle dasselbe Intervallverhltnis. Begrnden Sie, dass dieses dann 12 2 betragen muss. Berechnen Sie mit diesem Verhltnis die Frequenzen der Tne, die mit a eine Quinte, Quarte, groe und kleine Terz ergeben und vergleichen Sie die Ergebnisse mit denen der reinen Stimmung.
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1.6.
Ziele: Zunchst soll die Frequenzen f von einiger Klangrhren verschiedener Lnge l durch Messung ermittelt werden. Danach soll mit Hilfe der Messwerte ein mathematischer Zusammenhang zwischen f und l gesucht werden. Material: Klangrhren verschiedener Lnge Frequenzmessgert
Meterstab
Die Ermittlung der Frequenz von Klangrhren verschiedener Lnge: Halten Sie die Klangrhren so, dass sie reibungsfrei schwingen knnen; schlagen Sie sie an, indem Sie sie z.B. an die Kante eines Tisches stoen. Richten Sie das Mikrophon auf die Mitte der Rhre. Beachten Sie, dass es einige Zeit dauert, bis das Messgert einen stabilen Messwert anzeigt. Fhren Sie die Messung fr jede Rhre so oft durch, bis Sie ein klares Messergebnis erkennen knnen. Messen Sie die Lnge der Rhre und stellen Sie Rohrlnge l und Frequenz f in einer Tabelle zusammen.
Die Suche nach dem mathematischen Zusammenhang von Frequenz und Rhrenlnge: Stellen Sie zunchst die gefundenen Messwerte in einem geeigneten FrequenzLngen-Diagramm dar. Der im Diagramm dargestellte Zusammenhang soll durch eine mathematische Funktion f(I) beschrieben werden. Welche Funktionstypen kommen in Frage? Begrnden Sie Ihre Auswahl! Geben Sie den allgemeinen Ansatz der von Ihnen gewhlten Funktion an. Bestimmen Sie die Parameter der Funktion mit Hilfe Ihrer Messwerte so genau Sie knnen! Verteilen Sie die Arbeit sinnvoll in Ihrem Team! Geben Sie die von Ihnen bestimmte Funktionsgleichung an, stellen Sie das zugehrige Schaubild graphisch dar und zeichnen Sie Ihre Messpunkte ein. Stellen Sie in einer Tabelle dar: gemessene Lnge; gemessene Frequenz; berechnete Frequenze; Abweichung in Prozent. Bewerten Sie Ihr Ergebnis.
Bezugsquelle:
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Alurhren mit Wandstrke 23/25 mm und 60 cm Lnge (808264) sowie Baustze fr ein Windklangspiel mit sechs vorgefertigten Alurhren (104553) sind erhltlich bei Opitec Sulzdorf Hohlweg 1 97232 Giebelstadt-
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1.7.
Ziele: Nachdem die Frequenz-Lngen-Funktion bestimmt wurde, soll nun eine Klangrhre hergestellt werden, die einen selbstgewhlten Ton bzw. ein Klangspiel, das einen selbstgewhlten Klang zum Erklingen bringt. Material: Alurhren Frequenzmessgert Gehrungsschneidlade Bohrmaschine mit 3 mm Bohrer Dbelholz
Die Wahl eines Tones: Whlen Sie sich einen Ton aus, den Sie erklingen lassen wollen. Berechnen Sie die Frequenz des Tones. (Anleitung: a habe die Frequenz 440 Hz; bei temperierter Stimmung erhalten Sie die Frequenz eines Halbtons hher jeweils durch Multiplikation mit dem Faktor 12 2 .) Bestimmen Sie mit Hilfe Ihrer Frequenz-Lngen-Funktion die fr Ihren gewhlten Ton bentigte Rhrenlnge.
Das Herstellen der Klangrhre: Damit der Schnitt rechtwinklig wird, bentzen Sie die Gehrungsschneidlade. Umwickeln Sie die Rhre mit Papier, um sie gegen das Verkratzen zu schtzen. Entgraden Sie die Rnder vorsichtig mit der Feile bzw. dem Schmirgelpapier. Suchen Sie die Stelle fr die Bohrungen, indem Sie die Rhre zwischen zwei Finger halten und sie mit dem Dbelholz anschlagen bis sie am besten klingt. Markieren Sie diese Stelle. Bohren Sie durch die Rhre hindurch und entgraden Sie anschlieend die Bohrlcher. Fdeln sie die Schnur durch die Bohrung und verknoten Sie die Enden der Schnur. Mit einem Stck Blumendraht knnen Sie eine Nadel zum Einfdeln biegen. Die Rhren knnen anschlieend mit sehr feiner Stahlwolle, Wasser und Seife zum Glnzen gebracht werden.
Das berprfen der Frequenz: Messen Sie die Frequenz Ihrer Klangrhre. Vergleichen Sie das Ergebnis mit Ihrer Voraussage. Bewerten Sie Ihr Ergebnis. Das Fertigstellen des Tagebuchs: Lesen Sie noch einmal alle Aufgabenbltter durch, insbesondere die Anleitung zum Erstellen des Tagebuches; prfen Sie Ihre Ausarbeitung auf Vollstndigkeit. Beenden Sie Ihre Ausarbeitung durch eine abschlieende Betrachtung und Bewertung des Projektes.
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2.0.
Problemstellung: Die Sinne sind das Tor, durch das die uere Welt in unsere innere Welt dringt. Dieser Satz kann Anlass zu tiefgreifenden erkenntnistheoretischen und philosophischen berlegungen sein. Darauf wollen wir an dieser Stelle verzichten und im Weiteren von den folgenden Grundannahmen ausgehen: Ein physikalischer Reize der Strke p erregt ein Sinnesorgan. Das hat beim Durch das Sinnesorgan S steht die innere mit der ueBeobachter eine Empfindung der Strke ren Welt in Verbindung E zur Folge. Die Strke des Reizes p knnen wir uerlich mit einem physikalischen Messinstrument bestimmen, die Strke E der Empfindung kann nur der jeweilige Beobachter selbst innerlich beobachten. Wie diese beiden Gren, die physikalische Gre p und die psychische Gre E zusammenhngen, wird seit etwa 150 Jahren in der Psychophysik untersucht. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass die Verfolgung der physikalischen Reize im Sinnesorgan selbst und in den daran anschlieenden Bahnen, immer uerlich bleibt und nichts wesentlich Neues zu der hier angesprochenen Fragestellung beitrgt: hier werden zwei grundstzlich verschiedene Grenarten miteinander in Beziehung gebracht, eine uerlich messbare physikalische Gre p und eine nur innerlich bestimmbare psychische Gre E, die ohne einen empfindenden Menschen keinen Sinn htte. Es gibt verstndlicherweise viele Zweifel, ob diese Fragestellung berhaupt sinnvoll ist. Die reproduzierbaren Ergebnisse, die jedoch durch diese Art der Fragestellung gefunden wurden, rechtfertigen nachtrglich dieses Vorgehen. Die Konstruktion der Empfindungsgre E: Das Problem, der Empfindung eines Menschen Zahlenwerte zuzuordnen, d.h. eine Empfindungsskala festzulegen, kann auf verschiedene Weise gelst werden. Wir wollen hier den Weg nachvollziehen, den G. T. Fechner 1850 eingeschlagen hat: Zunchst werden zwei Reize p0 und p1 gleicher Strke, d.h. p0 = p1, beobachtet. Diese Reize lsen zwei Empfindungen E1 und E2 derselben Strke aus, d.h. E1 = E2 . Dann wird die Strke des Reizes p 1 so lange vergrert, bis der Beobachter die Empfindung, die die beiden Reize auslsen, gerade unterscheiden kann, d.h. bis E 1 E2 erstmals erlebt wird. Die Differenz der beiden Reize p = p 1 - p0, die gerade einen wahrnehmbaren Unterschied in der Empfindungsstrke E auslst, wird Unterschiedsschwelle genannt. Experimentell kann nun untersucht werden, ob und gegebenenfalls wie diese Unterschiedsschwelle p von der absoluten Strke des Ausgangsreizes p0 abhngig ist. Auch kann die Reizschwelle p = p(0) ermittelt werden, die angibt, wie gro ein Reiz p mindestens sein muss, um erstmals eine Empfindung auszulsen. Sind diese verschiedenen Reizschwellen p ermittelt, so knnen wir die Skala der Empfindungsstrke E auf die folgende Weise konstruieren:
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2.0.
Eine Reiznderung um die gerade noch unterscheidbare Reizstrke (Unterschiedsschwelle) p hat eine nderung der Empfindungsstrke E = 1 zur Folge. Dieses Vorgehen ist sinnvoll, da wir kleinere Reizunterschiede durch unsere Empfindung nicht unterschieden knnen. Als Nullpunkt der Empfindung, d.h. E = 0 whlen wir die gerade noch wahrnehmbare Empfindung mit p = p(0). E = 1 gilt dann fr alle Reize, deren Strke grer als p(0) und kleiner als p(0) + p(1) = p(1) sind.... Allgemein gilt dann: E = n gilt fr alle Reize, deren Strke grer als p(n-1) und kleiner als p(n-1) + p(n) = p(n) sind.
Mit diesen Festlegungen erhalten wir je nach dem Verhalten der experimentell ermittelten Reizschwellen p(E) einen bestimmten Empfindungs-Reiz-Zusammenhang, d.h. mathematisch ausgedrckt, eine ganz bestimmte Empfindungs-Reiz-Funktion E(p). Haben die Untersuchungen z.B. erEmpfindungs-Reizdiagramm geben, dass die gerade noch unterscheidbare Reizschwelle p unab7 hngig von der Reizstrke p immer 6 denselben konstanten Wert z.B. p 5 = 20 hat, so ergibt sich der im ne4 benstehenden Schaubild dargestell3 te lineare Zusammenhang: 2 Eine gleichmige Steigerung des 1 ueren Reizes p nimmt der Beob0 achter als gleichmige Steigerung 0 20 40 60 80 100 120 der Empfindungsstrke E wahr. Reizstrke p / bel. Einheit Betrachten wir einen greren Zahlenbereich der Empfindungsgre E, so knnen wir E(p) als kontinuierliche Funktion darstellen.
Empfindungsstrke E
Das Weber-Fechnersche Gesetz: In 2.1. wird beschrieben, wie wir in einem Praktikumsversuch einige Reizschwellen fr den Schweresinn ermitteln knnen. Vermutlich ging E. H. Webers 1834 hnlich vor. Er stellte bei seinen Untersuchungen fest, dass bei allen Sinnesorganen, die er untersucht hatte, die Unterschiedsschwelle p nicht konstant ist, sondern von der absoluten Gre der Reizstrke p abhngig ist: je grer die Strke des Reizes p ist, desto grer muss der Unterschied p sein, damit zwei Reize verschieden stark empfunden werden. Webers experimentelle Untersuchungen fhrten ihn zu dem Schluss, dass p gleichmig mit p steigt, dass gilt p = c p, bzw. dass der Quotient p (1) = c p konstant ist.
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Dieser Quotient, der Weberquotient, ist, wie wir heute wissen, bei vielen Sinnesorganen in gewissen Bereichen annhernd konstant. Mit den von Weber ermittelten Zusammenhngen, leitete Fechner durch die folgenden berlegungen eine Reiz-Empfindungs-Funktion p(E) her: Aus der allgemeinen Bedingung bei der Festlegung der Empfindungsgre E (siehe vorige Seite), knnen wir folgern: (2) p(n) = p(n) - p(n - 1).
Damit knnen wir Gleichung (1) schreiben durch (3) p(E) p(E 1) = p(E) P(E 1) p(E 1) = p(E) 1 = p(E 1) c,
wobei p(E) den Reizunterschied angibt, der bei einer Empfindung der Strke E 1 notwendig ist, damit die Empfindungsstrke sich um eine Einheit, also auf E, vergrert. Aus (3) folgt also, dass der Reizzuwachs pro Empfindungsstrkeneinheit konstant ist. Dem Mathematikunterricht der 10. Klasse entsprechend wollen wir aus dieser Bedingung das zugehrige exponentielle Wachstumsgesetz die Reiz.-Empfindungs-Funktion p(E) herleiten. Dazu erinnern wir an die Herleitung der Kapital-Zeit-Funktion K(t), die fr Zinses-Zinsaufgaben bentzt werden kann: t sei die Zeit in z.B. Jahren seit einem gewhlten Nullpunkt t = 0. K(t-1) sei das Kapital zur Zeit t-1. K(t) sei die Kapitalzunahme whrend einer Zeiteinheit t, hier 1 Jahr. p sei der Prozentsatz, um den das Kapital in einer Zeiteinheit t wchst. Es gilt dann: (4) K( t ) K( t 1) = p 100 = c.
wobei K(0) das Kapital zum gewhlten Zeitpunkt t = 0 ist. Entsprechend erhalten wir die Empfindungs-Reiz-Funktion E(p): E sei die Empfindungsstrke oberhalb eines gewhlten Nullpunkt E = 0. p(E-1) sei die Strke eines Reizes, der zur Empfindung der Strke E notwendig ist.
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p(E) sei die Reizzunahme die fr die Empfindungszunahme E = 1 notwendig ist.. c sei der Faktor, um den der Reiz von einer zur nchsten Empfindungsstufe vergrert werden muss.
wobei p(0) die Reizstrke bei dem gewhlten Nullpunkt der Empfindungsstrke, z.B. die absolute Reizschwelle und c die Weberkonstante darstellen. Im nebenstehenden DiaReiz-Empfindungsdiagramm gramm ist dieser Zusam30,00 menhang fr willkrlich 27,57 gewhlte Werte fr p und c 25,00 dargestellt. Es wird deutlich, 21,21 dass p mit wachsender 20,00 Empfindungsstrke zunimmt. 16,31 Das hat zur Folge, dass bei 15,00 groen Empfindungsstrken, 12,55 der uere Reiz sehr stark 10,00 9,65 vergrert werden muss, um 7,43 5,71 eine weitere Zunahme der 5,00 4,39 3,38 Empfindungsstrke zu be2,00 2,60 wirken; soll beispielsweise die 0,00 0 2 4 6 8 10 12 Helligkeit in einem Zimmer Empfindungsstrke E vergrert werden, kann bei dmmriger Beleuchtung eine Kerze eine groe Wirkung haben; bei gleiend heller Beleuchtung wird der Beleuchtungsanteil einer Kerze dagegen berhaupt nicht bemerkt. In der Praxis spielt statt des oben dargestellten Reiz-Empfindungs-Zusammenhanges oft die Frage eine Rolle, wie gro die Empfindungsstrke E bei einer gegebenen Reizstrke p ist. Die hierfr bentigte E(p)Funktion ist die Umkehrfunktion der oben beschriebenen Funktion. Diese lautet : Empfindungs-Reizdiagramm 1 p 12 (7) E(p) = log , log(1+ c) p( 0) 10 10
Empfindungsstrke E
wobei p(0) die absolute Reizschwelle ist. Das Schaubild dieser Funktion ist im nebenstehenden Diagramm dargestellt. Der Verlauf des Schaubildes
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macht deutlich, dass bei kleinen Reizstrke die Sinnesorgane sehr empfindlich, bei groen Reizstrken dagegen sehr unempfindlich sind. Die Sinnesorgane sind dadurch in gewissen Grenzen gegen berbelastung geschtzt. Auf diese Weise knnen die Sinnesorgane sehr groe Intensittsbereich der Reize adquat wahrnehmen. Der Zusammenhang von Tonhhe und Frequenz: Der Zusammenhang der Tonhhe T und der Frequenz f wird sehr genau nach dieser Gesetzmigkeit beschrieben: Dazu knnen wir fr die Tonhhe auf die folgende Weise eine Skala festlegen: Zwei Tne mit dem Abstand von einer Oktave haben einen Tonhhenunterschied T = 1. Der als Grundton gewhlte Ton hat die Tonhhe T = 0. Experimentelle Untersuchungen (vgl. 1.5.) zeigen, dass die Verdopplung der Frequenz der akustischen Schwingung die Zunahme der Tonhhe T = 1 um eine Stufe, der Oktave, zur Folge hat. Fr den Weberquotienten gilt demnach: (8) f ( T) f ( T 1) = f ( T) f ( T 1) f ( T) = 1= 21= 1= c, f ( T 1) f ( T 1)
und damit folgt aus (6) (9) f(T) = f(0)(1 + c )T = f(0)(1 + 1 )T = f(0)2T ,
wobei f(0) die Frequenz des der jeweiligen Grundtones ist. Entsprechend folgt (10) T( f ) = 1 f log , log 2 f (0 )
wobei auch hier f(0) die Frequenz des der jeweiligen Grundtones ist.
Der Zusammenhang von Lautstrke und Intensitt: Als physikalische Gren werden in der Praxis der Schalldruck p und die Intensitt I der akustischen Schallwelle verwendet. Wir wollen fr unsere Betrachtungen die Intensitt I, d.h. die Energiestromdichte der Schallwelle mit der Maeinheit W/m2, whlen. Wir beginnen damit, den Bereich zu untersuchen, innerhalb dessen die Intensitten I reiner Schallwellen liegen, die unser Ohr empfindet. Es gibt zwei Empfindungsgrenzen fr einen Ton mit gegebener Frequenz: 1. Eine untere Grenze die Hrschwelle, die die gerade hrbare Intensitt darstellt und 2. eine obere Hrgrenze, oberhalb welcher physiologischer Schmerz hervorgerufen wird (was letztlich zu physikalischer Beschdigung des Hrmechanismus fhren kann).
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2.0.
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Diese beiden Grenzen sind von Mensch zu Mensch recht verschieden und hngen besonders von der betrachteten Frequenz ab. Allgemein ist bei einem Ton von etwa 1000 Hz (eine Tonhhe zwischen den Noten h2 und c2) der Zwischenraum zwischen den beiden Grenzen am weitesten. Der gewaltige Umfang an Intensitten, die zwischen diesen beiden Hrgrenzen liegen, ist berraschend. Bei einem 1000-Hz-Ton liegt die durchschnittliche Schwellenintensitt nahe bei 10-12 W/m2, whrend die Schmerzgrenze bei etwa 1 W/m2 liegt. Dies stellt ein Verhltnis der lntensitten von 1 000 000 000 000 : 1 dar, die das Ohr empfindet! Bei 1000 Hz erstreckt sich der Umfang der Intensitten von musikalischer Bedeutung von etwa 10-9 bis 10-2 W/m2 . Das stellt immer noch die nderung um einen Faktor 10 Millionen dar! Experimentelle Untersuchungen ergeben (vgl. 2.3.), dass in einer ersten Nherung die Intensitt I verzehnfacht werden muss, um eine Steigerung der Lautstrkeempfindung L um eine Einheit L = 1 zu erhalten, d.h., dass 10 Geiger zusammen nur doppelt so laut klingen wie ein Geiger allein. Damit gilt: (11) und (12) L( I ) = 1 I log , log(1+ c) I( 0) I(L) I(L 1) = I(L) I(L 1) I(L) = 1 = 10 1 = 9 = c I(L 1) I(L 1)
wobei I(0) die Intensitt des gewhlten Nullpunktes, z.B. der Hrgrenze ist. Bel und Dezibel: Wegen des logarithmischen Zusammenhangs von Empfindungs- und Reizgre, wurde fr den Gebrauch in der Praxis die logarithmische Maeinheit Bel (B) eingefhrt: Eine Reizgre p 1 ist um 1 B grer als eine Vergleichsgre p 0, wenn gilt p1 log = 1 ; dann ist p 1 = 10 p0 . po Entsprechend ist p 1 um 2 B grer als die Vergleichsgre p 0, wenn gilt p1 log = 2 ; dann ist p 1 = 100 p0. po Allgemein gilt: Eine Reizgre p 1 ist um n B grer als eine Vergleichsgre p 0, wenn gilt p1 log = n ; dann ist p 1 = 10n p0 . po Da 1B = 10 dB (Dezibel) ist, ist p1 um 1 dB grer als die Vergleichsgre p 0, wenn gilt p1 log = 01 ; dann ist p 1 = 100,1 p0 = 1,26 p0. , po
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Sinne
Praktikum
Physik
2.0.
Der Zusammenhang von Dezibel und Phon: Tne derselben Intensitt I werden bei unterschiedlicher Frequenz verschieden laut empfunden. Im untenstehenden Diagramm sind die Intensittswerte der Tne, die gleichlaut gehrt werden, durch Kurven gleicher Lautstrke (Isophone) miteinander verbunden. Diese psychophysikalische Eigenschaft wird in einer weiteren Messgre, der Lautheit LN bercksichtigt. Die Maeinheit dieser Gre ist 1 Phon. Alle Tne einer Isophonen haben dieselbe Lautheit. Fr Tne mit 1000 Hz entspricht die Intensitt I des Tones, blicherweise in dB angegeben, der in Phon angegebenen Lautheit.
Bei den in der Schallmesstechnik verwendeten Gerten zur Lrmmessung, ist meist auch die dB(A)-Messung mglich, bei der die physikalischen Messwerte durch einen an der Phonskala orientierten Faktor bewertet werden, so dass diese Skala die Lautstrkeempfindung des Menschen bis zu einem gewissen Ma bercksichtigt.
Der Zusammenhang von Helligkeit und Intensitt: Analog dem zuvor dargestellten, kann der Zusammenhang von Helligkeit H und Intensitt I fr Licht dargestellt werden. Dies wrde aber den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Als Einfhrung sei auf das in 2.3. Dargestellte verwiesen.
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Physik
Sinnepraktikum
2.1
Ziele: Durch das Vergleichen der Schwereempfindung von Krpern verschiedener Masse soll der Zusammenhang von Masse und Schwereempfindung untersucht werden. Material:
6 Milchflaschen Tuch zum Verbinden der Augen Schraubenmuttern M 10 6 selbstklebende Aufkleber Przisionswaage
Vorbereitungen: Kennzeichne die Flaschen durch verschiedene Nummern zwischen 1 und 6 mit Hilfe der Aufkleber. Flle alle Flaschen so mit Wasser, dass sie alle eine Masse von 500g (=Grundmasse mo) haben. Ermittle die Masse einer Schraubenmutter. Erhhe mit Hilfe Schraubenmuttern die Masse der Flaschen Nr.3 bis Nr.6 so, dass die Masse von Nr.3 etwa 10 g, die von Nr. 4 etwa 15 g, die von Nr.5 etwa 20 g und die von Nr. 6 etwa 25 g grer ist. Durchfhrung: Serie 1: Verbinde die Augen der Versuchsperson. Der Versuchsleiter gibt nun der Versuchsperson immer eine der Flasche der Grundmasse, also Nr.1 oder Nr.2 in die eine Hand und eine der brigen in die andere Hand; die Versuchsperson kann also auch zwei Flaschen der Grundmasse erhalten. Der Versuchsleiter stellt dann die folgende Frage: Ist eine Flasche schwerer, wenn ja welche oder sind beide Flaschen gleich schwer? Der Versuchsleiter notiert die Nummern der von der Versuchsperson gehaltenen Flaschen und ihre Antwort. Die Versuchsperson kann zum besseren Wahrnehmen vor der Antwort die Flaschen abstellen und wiederaufnehmen, auch mit verschiedenen Hnden. Es werden mindestens 10 Stichproben durchgefhrt. Der Versuchsleiter soll die Kombination der Flaschen so whlen, dass die Massendifferenz m, die von der Versuchsperson sicher unterschieden werden kann, deutlich wird. Sollte sich herausstellen, dass die vorgegebenen Masseunterschiede der Flaschen ungeschickt gewhlt sind, mssen sie entsprechend neu gewhlt und die 1. Versuchsserie von neuem durchgefhrt werden. Serie 2 - 4: Erhhe nun schrittweise die Grundmasse aller Flaschen auf 750g, 1000g und 1250 g und fhre den oben beschriebenen Versuch in drei neuen Serien durch. Die Massendifferenz der Flaschen Nr. 3 bis Nr. 6 muss neu gewhlt werden. Bitte prfe durch entsprechende Vorversuche, ob deine Wahl geschickt erfolgt ist. Fhre die Versuche entsprechend der Beschreibung der 1. Serie durch.
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Physik
Sinnepraktikum
2.1
Wiederholung mit vertauschten Rollen: Tausche die Rollen, der Versuchsleiter wird Versuchsperson und umgekehrt; wiederhole den Versuch um mehr Messwerte zu erhalten. Achtung: Tauschen Sie erst die Rollen, wenn eine Versuchsperson alle vier Serien durchgefhrt hat. Auswertung: Bestimme fr jede Versuchsperson getrennt bei den einzelnen Grundmassen m0 die sicher wahrgenommene Massendifferenz m. Stelle fest, ob du eine Gesetzmigkeit findest, wie m0 und m zusammenhngen: stelle diesen Zusammenhang gegebenenfalls graphisch dar und erlutere ihn.
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Physik
Sinnepraktikum
2.2
Ziele: Das zur Ermittlung des Zusammenhangs der Schwereempfindung und der Masse beschriebene Verfahren soll hier auf die Lautstrkeempfindung bertragen werden.
Stellen Sie das Radio so ein, dass es mglichst gleichmig rauscht. Schlieen Sie mit zwei gleichlangen Schluchen zwei Hrmembranen an einem Stethoskopbgel an. Befestigen Sie die Hrmembranen so mit Stativmaterial, dass Sie die Membranen vor einem Lautsprecher des Radios aufstellen knnen. Stellen Sie eine mittlere Lautstrke ein. Verbinden Sie der Versuchsperson die Augen. Positionieren Sie die Hrmembranen in einer Entfernung s vom Lautsprecher. Die Versuchsperson soll dabei das Rauschen auf beiden Ohren mit gleicher strke wahrnehmen. Lautstrke wahrnehmen.
Versuch 1: Heben Sie die eine Membran vom Tisch ab und nhern Sie sie so lange dem Lautsprecher, bis die Versuchsperson sicher einen Lautstrkeunterschied wahrnimmt. Wiederholen Sie diesen Versuch so lange, bis die zur Lautstrkenderung s bentigte Verschiebungsstrecke sicher ermittelt werden kann. Fhren Sie diesen Versuch bei unterschiedlichen Lautstrken durch. Ermitteln Sie den Quotienten s/s und interpretieren Sie Ihr Ergebnis. Versuch 2: Der Versuchsleiter verdeckt mit dem Kartonstreifen langsam die Flche der einen Membran, bis die Versuchsperson sicher wahrnimmt, dass sich die Lautstrke auf einem Ohr verringert. Der Versuch wird so lange wiederholt, bis eindeutig bestimmt werden kann, wie viel Prozent der Membrane beschattet sein mssen, damit eine Lautstrkedifferenz sicher wahrgenommen werden kann. Wiederholen Sie diesen Versuch bei verschiedenen Lautstrken. Interpretieren Sie Ihr Ergebnis; ermitteln Sie gegebenenfalls aus dem Verhltnis der abgeschatteten Flche den Weberquotienten. Versuchen Sie mit Hilfe eines Schallpegelmesser den Weberquotienten zu bestimmen
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Physik
Sinnepraktikum
2.3
Ziele: Das zur Ermittlung des Zusammenhangs der Schwereempfindung und der Masse beschriebene Verfahren soll hier auf die Helligkeitsempfindung bertragen werden. Material: Tageslichtprojektor dunkler Karton Solarmeter [1]
Objekttrger Graufilter
Bedecken Sie den Projektor vollstndig mit dem dunklen Karton, in dessen Mitte sich zwei Lcher mit etwa 5 mm Durchmesser im Abstand von 1 cm befinden. Stapeln Sie auf das eine Loch so viele Objekttrger, bis Sie sicher einen Helligkeitsunterschied wahrnehmen. Wiederholen Sie den Versuch, nachdem Sie unter die Lcher einen bzw. mehrere Graufilter gelegt haben. Interpretieren Sie Ihr Ergebnis. Ermitteln Sie mit Hilfe des Solarmeters den Anteil der Lichtintensitt, die von dem Stapel der Objekttrger absorbiert wird. Beschreiben Sie, wie Sie den Weberquotienten fr die Helligkeitsempfindung ermitteln knnten.
Rotebhlstr. 133
70197 Stuttgart
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A1:
Das Tagebuch zweier Schlergruppen zum Klangrhrenprojekt ist der Verffentlichung dieses Skripts im Internet beigefgt (http://kaluza.physik.uni-konstanz.de/osa/ unter Materialien zum Praktikum).
A2:
Nachdem ich Literatur* zur Physik von Klangrhren finden konnte, ergibt sich der folgende Sachverhalt: Bei Klangrhren (Glockenrhren, engl. chimes) entstehen Eigenschwingungen von Transversalwellen. Die Frequenzen der entstehenden verschiedenen Eigenschwingungen erhlt man als Lsung einer Differenzialgleichung 4. Ordnung: fn = K c
2
8l wobei c die Schallgeschwindigkeit und K ein Geometriefaktor ist. Fr Rhren kann K berechnet werden durch: r 2 + s2 , 2 wobei r der Auen- und s der Innenradius der Rhre ist. K=
Aufgrund unserer Messungen ergibt sich fr Aluminiumrhren mit Durchmesser 25 mm und einer Wandstrke von 1 mm (Opitec) fr die erste hrbare Eigenschwingung die Gleichung: f (l) = 148,01 l-2. Errechnen wir aus dem Wert des Parameters die Schallgeschwindigkeit, so erhalten wir 4895 m/s. Ein typischer Literaturwert fr Aluminium ist dagegen 5100 m/s. Diese Abweichung knnen wir bisher nicht verstehen. Wenden wir den experimentell gefundenen Zusammenhang an, so erhalten wir die folgenden beiden Beziehungen:
und
*Literatur: Neville H. Fletcher / Thomas D. Rossing: The Physics of Musical Instruments, 1991, Springer-Verlag
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Herzlichen Dank fr den Hinweis von Herrn Prof. Friedrich Gnnenwein, Universitt Tbingen.
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Der Ton c liegt 3 Halbtonschritte hher als a; somit gilt: fc = 12 2 12 2 12 2 440 Hz = (12 2 )3 440Hz = 523,3 Hz. Setzte nun die gewnschte Frequenz in die Gleichung l(f) = 12,166 f-0,5 ein, so erhltst du die Lnge der Rhre, die diesen Ton ergibt, hier l = 0,532 m.
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600 20 3,3
800 35 4,4
1000 40 4,0
1200 45 3,8
Grundmasse in Gramm
erkennbare Massendifferenz
Im Diagramm sind Fehlerindikatoren mit 5% eingezeichnet, um Messungenauigkeiten auszugleichen. Auerdem ist eine lineare (gestrichelte) Trendlinie hinzugefgt.
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31
Interpretation der Ergebnisse Vergleicht man die Ergebnisse mit den Untersuchungen von E. H. Weber aus dem Jahre 1834, so hneln sich die Ergebnisse doch sehr, obwohl Weber sicherlich mehr Messungen durchfhren konnte. Weber stellte seinerzeit fest , dass der Quotient m/ m0 eine Konstante ist. Weber kam auf den Faktor von etwa 3%, wir auf einen Mittelwert von 3,9%. Die Konstanz des Weberquotienten m/ m0 hat, wie Fechner ausfhrte, zur Folge, dass der Zusammenhang von der Masse und ihrer Schwereempfindung einem exponentiellen Gesetz unterliegt. Da die gewissenhafte Versuchsdurchfhrung sehr zeitaufwendig ist (genaues Abwiegen der Flaschen; hufige Wiederholungen, um das Raten des Probanden auszuschlieen), haben wir nur vier Grundmassen untersuchen knnen. Diese erstrecken sie zudem nur ber den uerst kleinen Bereich von 600g bis 1200g (Gewicht einer leeren Milchflasche 550g, einer vollen 1300g). Weiter hngen die Ergebnisse offenbar von der aktuellen Verfassung der Testperson (Konzentration, kalte Hnde,...) und davon ab, ob sie z. B. steht oder sitzt, eine oder zwei Hnde benutzt (Claudio konnte mit einer Hand deutlich genauer unterscheiden) und wie sie die Flasche greift und hlt. Zusammenstellung der Versuchsergebnisse des Kurses von Jakob Reinhart Nun werden die Ergebnisse aller Messgruppen des Kurses aufgetragen:
minimaler erkennbarer Massenunterschied
90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 Team 1 Team 2 Team 3 Team 4 Team 5 Team 6
Die Ergebnisse der Teams 3,4,5 und 6 werden fr die weiteren berlegungen nicht mehr herangezogen, da die Teams nur 1-2 Mewerte haben bzw. die Versuche unter anderen Bedingungen durchgefhrt wurden und damit nicht reprsentativ sind. Mittelt man nun die Werte der Teams 1 und 2 so ergibt sich folgendes Schaubild, bei dem sich in linearer Nherung eine relative Empfindlichkeit r= 4% sich ergibt:
60 55 50 45
Reihe1
40 35 30 25 20 15 400 600 800 1000 1200
Linear (Reihe1)
Grundmasse in Gramm
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1400
Zusammenfassung der Ergebnisse Obwohl es sich hierbei um ein psychophysikalisches Experiment handelt, bei dem wir den Zusammenhang zwischen einer physikalischen Gre und einer psychischen Empfindung untersuchen, sind die Ergebnisse der einzelnen Gruppen erstaunlich gleich. Und dies, obwohl viele Faktoren die Untersuchung erschweren, die Tagesform der Versuchsperson, die abbauende Konzentration mancher Testpersonen im Laufe der Versuchsreihe, sowie der aus Zeitgrnden nur sehr kleine untersuchte Mebereich. Nimmt man allerdings die Ergebnisse der Teams 1,2 und 4 zusammen, so erhlt man m doch ein relativ klares Bild. Die relative Empfindlichkeit 100 liegt zwischen 3,3 und m0 4,8%. Betrachte man diese bei verschiedenen Grundmassen so ergibt sich folgendes Schaubild:
Relative Empfindlichkeit in %
5
4,5
3,5
3 400 500 600 700 800 900 1000 1100 1200 1300
Grundmasse in Gramm
Aus den Messungen unseres Kurses knne wir folgende Schlsse ziehen: je grer die Grundmasse m0 wird, desto grer muss der Massenunterschied m sein, damit er von unserem Schweresinn sicher festgestellt werden kann wenn wir unsere Meergebnisse linear annhern (Weberscher Ansatz), dann liegt der von uns ermittelte Wert erstaunlich nahe dem von Weber ermitteltem Wert.
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