Dampfende Eintöpfe, gebratene Hühner, süffiger Wein. Wer zu Beginn des neunten Jahrhunderts auf Reisen oder Wallfahrt war und Hunger oder Durst verspürte, der trat im Herzen der aufblühenden Stadt Salzburg durch ein steinernes Portal – und wurde zum Gast.
Bereits 803 wird der »St. Peter Stiftskeller« in Salzburg erstmals urkundlich durch Alkuin, einen Gelehrten und Gefolgsmann von Kaiser Karl dem Großen, erwähnt. Und gilt somit als älteste Gaststätte Europas, vielleicht sogar der Welt. Die Geschichte des »Stiftskulinariums« – so lautet sein heutiger Name – steht exemplarisch für jene des Wirtshauses. Es ist eine Kulturstätte und Institution, die eng mit unserer gesellschaftlichen Entwicklung verwoben ist.
»Ein Mensch, der keine Stammtischerfahrung gemacht hat«, meinte einmal der bayerische Kabarettist und große Wirtshauskenner Gerhard Polt, »der hat vom Leben nichts gelernt, der wohnt in anderen Dimensionen.« Wer würde ihm da widersprechen wollen? Im Wirtshaus konnte man immer schon Erfahrungen machen wie nirgends sonst.
Nicht nur, weil man sich hier alltäglich traf, sich austauschte und stritt. Sondern auch, weil hier jene Feste gefeiert wurden, die als die Eckpfeiler eines jeden Lebens herhalten: Taufen, Hochzeiten, Beerdigungen. Das Wirtshaus war über Generationen hinweg der zentrale Ort des Lebens. Es ist Kulturgut, Treffpunkt, ein Mikrokosmos für sich. Zuletzt ist er stark unter Druck gekommen.
ZEUGEN DER GESCHICHTE
Bis heute durchschreiten Gäste das Portal des »Stiftskulinariums«, das längst nicht mehr von den benachbarten Benediktinermönchen, sondern von Veronika Kirchmair und ihrem Mann Claus Haslauer geführt wird. Wer die alte Pforte aufstößt, der steht direkt vor dem Herzstück des Hauses, der Küche, aus der das Klappern des Edelstahlgeschirrs zu hören