Eine Filmkritik, und ich verspüre das Bedürfnis, mich schon für sie zu entschuldigen, noch bevor der erste Satz überhaupt mit einem Punkt beendet wurde. Aber ich habe meine Gründe dafür, warum ich Der kleine Nick und die Ferien zwar ganz unterhaltsam fand, aber nicht wirklich lustig und vor allem nicht wirklich gut. Mein größtes Problem mit dem Film, vielleicht etwas plump zusammengefasst, lautet: Es geht nicht um den kleinen Nick.
Natürlich taucht er auf: Mit seiner Familie fährt er in den Sommerurlaub an den Strand; mit der Ernsthaftigkeit eines Grundschülers ist er in ein Mädchen verliebt, und es schmerzt ihn sehr, sie in Paris zurücklassen zu müssen. Im Städtchen am Strand findet sich dann schnell eine kleine Jungenclique zusammen, die den Urlaub irgendwie erträglich macht mit Streichen und Spielen; und dann ist da das Mädchen, das erst abschreckend ist und dann aber doch so verliebenswert, so dass Nick mit ihr gar durchbrennen will.
So weit, so nah auch an René Goscinnys Erzählungen; aber da hören die Ähnlichkeiten auch auf. Es fehlt die kindliche Erzählerstimme, die Der kleine Nick eigentlich ausmacht; der unschuldig-trockene Blick auf die seltsame Welt und die Freunde. Und damit fehlt dem Film aber – wie seinem Vorgänger schon – der Fokus auf die Kinder. Stattdessen nimmt der Film, im verzweifelten Versuch, ein Familienfilm zu sein, die Erwachsenen ins Visier. Mit einem italienischen Filmmogul, der Nicks Mutter als Schauspielerin engagieren will, der Eifersucht des Vaters undsoweiter. Aber das alles ist eben dezidiert nicht kindlich, zudem ein ironischer, gelegentlich herablassender Blick auf die französische Nachkriegsgesellschaft.
Das ist oft einigermaßen lustig; aber – zum Beispiel, wenn Nicks Vater plötzlich eher aus Versehen nackt anderen Hotelgästen gegenübersteht – es reicht moralisch und humoristisch größtenteils kaum über den Herrenwitz eben dieser Zeit hinaus. Gelegentlich blitzt in manchen Szenen der Versuch hervor, sich ein wenig am Humor von Jacques Tati zu orientieren, dessen großartiger Die Ferien des Monsieur Hulot ähnliche Szenarien entwirft. Aber das bleiben Momente, Fremdkörpern gleich.
Ich vermute, man kann das dennoch ganz lustig finden; meine Kindern kamen auch recht amüsiert aus dem Kino. Aber es ist eben nur der gewöhnliche Humor einer solchen Komödie, ein wenig Slapstick, ein wenig Sitcom, ein wenig Anzüglichkeit – was fehlt, ist die besondere Perspektive, die besondere Komik, die die literarische Vorlage so großartig machen.
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Der kleine Nick macht Ferien (Les vacances du Petit Nicolas), Frankreich 2014. Regie: Laurent Tirard, 97 Min. FSK 0, Kinostart: 2. Oktober 2014. Bei amazon bestellen. (Meine Altersempfehlung: ab 6 Jahren)
(Fotos: Universum Film)
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