Die eigentümlichen Zufälle und Zeitpläne eines Festivals führen manchmal zu seltsamen Filmzusammenstellungen – die dann beeinflussen, wie man die Filme wahrnimmt, was man erwartet. Das himmlische Kamel tauchte so in meinem Zeitplan unmittelbar nach Es ist wie es ist auf, einem Dokumentarfilm über das Leben im modernen Thailand – und irgendwann, mittendrin im zweiten Film wurde mir klar, dass ich etwas Ähnliches von dem russischen Spielfilm erwartete, einen fast schon dokumentarischen Zugriff auf das Leben in der mongolischen Steppe.
Und vielleicht gibt es den auch, was weiß ich schon?
Der zwölfjährige Bayir wohnt mit seinen Eltern und zwei jüngeren Geschwistern – das dritte ist unterwegs – irgendwo dort, sie haben ein paar Schafe, zwei Kamele – Mutter und Sohn -, ein altes Auto, ein Motorrad, eigentlich nicht mehr. Es herrscht Dürre, das Leben ist halt nicht einfach; der Vater muss das jüngere Kamel verkaufen, um seine Schulden zu bezahlen. Bei dessen Geburt wurde geweissagt, es handle sich um ein „himmlisches Kamel“, und Bayir will deshalb nicht, dass es verkauft wird. Als die Wehen einsetzen und die Eltern in die nächste Ortschaft aufbrechen, soll Bayir auf seine Geschwister und die Tiere aufpassen, aber die Kamelmutter bricht aus ihrem Gehege aus, um den verkauften Sohn zu suchen. Bayir fährt mit dem Motorrad hinterher, denn ohne das Tier als Arbeitskraft kann die Familie nicht überleben.
Weiterlesen: Meine Kritik zu Das himmlische Kamel ist auf kino-zeit.de erschienen.
(Foto: Berlinale)