Das Wichtigste zuerst: Into The Woods ist eigentlich kein Kinderfilm. Er fällt auch nicht in jene Wohlfühl-Kategorie, die gemeinhin als „Familienfilm“ bezeichnet wird und die – anders als ich diesen Begriff verstehe – meist für Unterhaltung verwendet wird, die aller Ecken, Kanten und Schwierigkeiten beraubt wurde. So Schrott wie Super Buddies zum Beispiel. Der kommt, das darf man da schon einmal anmerken, wie Into The Woods aus dem Hause Disney, was als Rechtfertigung reichen darf, ihn mit Skepsis anzuschauen.
Aber dies ist kein Film über knuddelige Welpen oder sonstige Niedlichkeiten; Into The Woods basiert auf einem Musical von Stephen Sondheim, der für kluge Musical-Unterhaltung bekannt ist und von dem auch der ganz und gar nicht jugendfreie Sweeney Todd stammt. Gleich eine ganze Reihe von Märchen werden hier verbunden zu einer magischen Geschichte, die sich über eine Handvoll Tage (und Nächte) spannt – Rotkäppchen, Rapunzel, Hans und die Bohnenranke (Jack and the Beanstalk), Aschenputtel. Alles versammelt sich mit Wünschen und Begierden im titelgebenden Wald, die Schicksale vermischen sich – und gerade, wenn das Happy End erreicht zu sein scheint, bebt die Erde, und am Ende ist dann alles anders als bekannt und vielleicht auch erwartet…
Sondheims märchenhafte Welt ist so sehr Neuerzählung wie Meta-Märchen, eine Kritik der klassischen (und stets moralischen) Erzählungen vor dem Hintergrund der modernen Welt – auch wenn das Leben hier strikt in einer (fiktiv mittelalterlichen) klassischen Märchenwelt spielt. In der Umdeutung ist es dem kratzbürstigen Maleficent sehr viel näher als den klassischen Märchenfilmen von Disney (und die bisherigen Bilder und Trailer zur Neuverfilmung von Cinderella – Aschenputtel – lassen auch für die Zukunft eine eher traditionelle Erzählung mit viel Prinzessinnen in schönen Kleidern erwarten).
Bei aller eleganten Widerborstigkeit von Sondheims Stück – ein makelloses Meisterwerk ist es nicht. Insbesondere Johnny Depp als böser Wolf, der Rotkäppchen (ziemlich explizit sexuell) zu versuchen bemüht ist, ist eher zum Fremdschämen. Dafür ist natürlich Meryl Streep (als Hexe, die alles in Bewegung setzt) wunderbar, und dann liefern Chris Pine und Billy Magnussen als Prinzen mit recht aufgeblasenem Ego (und potentielle Partner für Aschenputtel und Rapunzel) einen komödiantischen Höhepunkt. Ob sich der allerdings Kindern erschließen wird, darf durchaus bezweifelt werden.
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Into The Woods, USA 2014, Regie: Rob Marshall, 124 Min. FSK noch offen (Altersempfehlung: nicht unter 12 Jahren), Kinostart: 19. Februar 2015.
(Fotos: Disney)