Die Boxtrolls leben zuallererst in Kartons – sich seines Kartons zu entledigen, ist ihnen eigentlich unvorstellbar. Sie leben unterirdisch, nur nachts trauen sie sich aus ihren Höhlen unter der Stadt Cheesebridge heraus – denn die Menschen jagen und fangen sie, schließlich sind es die Boxtrolls, glauben sie, die Kinder und (höchstes, teuerstes Gut in der Stadt!) Käse fressen.
Natürlich sind die Boxtrolls nicht böse, das sieht man als Zuschauer_in schon in den ersten Sekunden – dafür sind sie zu klar die Sympathieträger in dieser Welt, die deutlich Handschrift und Geist des Animationsstudios Laika trägt – dort sind schon ParaNorman und Coraline entstanden, dort hat man ein Herz für die Underdogs und schräge Formen. Die Boxtrolls klauen weder Kind noch Käse, sondern durchsuchen den Müll nach Zahnrädern, Sprungfedern und allerlei mechanischen Bausteinen, daraus basteln und pflegen sie, was ihre unterirdische Welt am Laufen hält: Bewässerungsanlagen, Spieluhren und ein Grammophon.
Sie reden auch nicht viel, das übernimmt bei ihnen vor allem Egg, dem nicht so ganz klar ist, dass er eigentlich ein Menschenkind unter lauter Kartontrollen ist, denn er fühlt sich ganz zugehörig und wird auch so behandelt. Und ist dann etwas irritiert, als ihm Winnie, Tochter des Bürgermeisters von Cheesebridge, auf den Kopf zusagt, er sei ja ein Menschenjunge. Da ist er allerdings schon bis über beide Ohren damit beschäftigt, seine Mit-Trolle vor Archibald Snatcher zu retten, der alle Boxtrolls fangen will und dadurch einen Platz im Stadtrat erhalten will, wo Menschen mit weißen Hüten vor allem damit beschäftigt sind, exklusive Käsesorten zu probieren.
Es ist eine düstere, gelegentlich an expressionistische Filme erinnernde Welt, in der der Film von Graham Annable und Anthony Stacchi spielt, lose nach dem Buch Die Monster von Rattingen: Arthur und die Käsediebe von Alan Snow. Hier passieren, dem obligatorischen Happy End zum Trotz, so einige düstere, vor allem sehr gruselige Dinge, vor allem aber sind die Grenzen zwischen schön und hässlich, zwischen gut und böse durchaus nicht so klar markiert wie in anderen Filmen.
Am Ende erweist sich auch Die Boxtrolls als klassisch-amerikanisches Erzählkino: es gibt eine motivierende Ansprache des Helden, Dramatik und große Verzweiflung, schließlich jedoch Selbstermächtigung und eine (ach was, gleich mehrere!) dramatische Rettung in letzter Minute. Bei aller Düsternis geht der Film auch recht harmlos mit seinen Figuren um: Bis auf den nicht belehrbaren Antagonisten (und seinen ebensolchen Helfershelfer) bleiben alle am Leben und bei guter Gesundheit. Aber das Drehbuch von Irena Brignull und Adam Pava lässt sich dabei nicht dazu herab, seine Figuren – selbst die weitgehend sprachlosen Trolle – zu einfachen Typen zu reduzieren. Es wäre auch schade um den schönen Film.
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Die Boxtrolls (The Boxtrolls), Deutschland 2014. Regie: Graham Annable und Anthony Stacchi, 97 Min. FSK 6, Kinostart: 23. Oktober 2014. Bei amazon bestellen. (Altersempfehlung: ab 10 Jahren)
(Außerdem: Unbedingt den Abspann ansehen. Es lohnt sich!)
(Fotos: Universal)
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