Man kann ja den Willen verstehen, ein „winning team“ nicht auszuwechseln. Das macht es gewissermaßen konsequent, die Erfolgsgeschichte der Filme um die Olsen-Bande wieder aufzunehmen (als Remake oder Reboot, wie man das bei Großproduktionen nennen würde), und es ist auf eine gewisse Art ehrenhaft, dies in Animationsfilmen zu tun, deren Figuren und Dekor, wenn auch verfremdet, an die Bilder der Originale anknüpfen.
Freilich kann ein solches Ansinnen schnell schiefgehen, denn ein Animationsfilm folgt oft schnell anderen Gesetzen als ein Realfilm; zudem lässt sich natürlich der Humor der 1960er/1970er Jahre nicht ohne weiteres in die Gegenwart transportieren. Und so versucht Die Olsenbande in feiner Gesellschaft sehr widersprüchliche Tendenzen zu mischen und auszubalancieren – und scheitert leider doch recht deutlich.
Es beginnt damit, dass Egon – wie es für die Olsenbande fast schon konstitutiv ist – nach einem schiefgelaufenen Diebstahl aus dem Gefängnis entlassen wird und sofort neue Pläne schmiedet. Hinter der Aktion (H.C. Andersens historische Schreibfeder wurde durch einen billigen Kugelschreiber ersetzt, bevor die Olsenbande ankam) steht ein dubioser Waffenhandel, den ein machtgieriger Politiker mit China eingefädelt hat – Details interessieren aber nicht, schließlich geht es hier nicht ernsthaft um Politik und Pazifismus.
Schon aus dieser knappen Exposition – die Bande lässt es sich anschließend natürlich nicht gefallen, übers Ohr gehauen worden zu sein – macht aber deutlich, dass hier die eher traditionellen Gaunereien (und Tolpatschigkeiten) der Olsenbande auf eine hochtechnisierte und militarisierte Gegenwart treffen; zu allem Überfluss kommt noch politische Intrige hinzu, das will alles nicht recht zusammenfinden. Überspielt wird die Diskrepanz vor allem im letzten Drittel des Films durch immerhin recht vergnügliche Slapstickaction, während die drei Herren ihren ziemlich überelaborierten Heist im Parlamentsgebäude durchziehen – wer’s mag.
Als reiner Kinderfilm will sich Die Olsenbande in feiner Gesellschaft gar nicht verstehen; dafür gibt es – mit einer folgerichtigen FSK-Einstufung ab 12 Jahren – zu viele Seitenhiebe auf den politischen Betrieb Dänemarks – und zugleich werden in schmieriger Herrenwitz-Manier rassistische Stereotype von Chines_innen und Menschen aus dem Nahen Osten bedient. Das soll wohl witzig sein, ist aber nur schal und mehr als ein bisschen eklig.
Auch ästhetisch hat der Film von Jørgen Lerdam keine wirklichen Sternstunden vorzuweisen – ein Streifen also, den die Welt eigentlich nicht braucht. Weshalb natürlich, ganz konsequent, die Fortsetzung mit Olsen Banden på dybt vand schon unterwegs ist.
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Die Olsenbande in feiner Gesellschaft (Olsen-banden på de bonede gulve), Dänemark 2010. Regie: Jørgen Lerdam, 78 Min. FSK 12. (Amazon: DVD, Blu-ray, Blu-ray 3D.)
(Foto: Universum Film)