Die Fünf-Freunde-Bücher von Enid Blyton gehörten zu meinen ersten Abenteuerromanen; meist hatte meine große Schwester sie sich von Freundinnen ausgelesen, und in der Nacht bevor sie einen Band zurückgeben musste, verschlang ich ihn mit Taschenlampe unter der Decke – zumindest konzentriert sich meine Leseerfahrung auf diese Extremmomente, aber ich habe die Geschichten sicher auch entspannter zu ruhigeren Gelegenheiten lesen können. Gleichwohl: Wer die Geschichten so aufgesaugt hat, den lassen sie nachher nicht mehr kalt, so unvollkommen die Bücher aus der Perspektive eines erwachsenen Lesers womöglich wären.
Und mit entsprechender Sorge habe ich vor einiger Zeit auch die Neuverfilmung von Fünf Freunde (2012; amazon: DVD, Blu-ray) gesehen – die früheren Filme kenne ich allesamt (noch) nicht, aber Mike Marzuk, der die Geschichte mit einem Drehbuch von Peer Klehmet und Sebastian Wehlings ein wenig ungelenk an eine nicht näher spezifizierte deutsche Meeresküste verlegt hatte, machte seine Sache eigentlich ganz gut. Einige Modernisierungen funktionierten nicht so richtig, die Dynamik zwischen den vier Protagonist_innen rappelte ein wenig, aber die Story entwickelte genug Zugkraft und Spannung, um darüber hinweg sehen zu können.
Die Fortsetzung nun, wiederum von Marzuk inszeniert und den gleichen Autoren verfasst, tut sich überraschenderweise deutlich schwerer – die Themensetzung am Anfang des Films ist so ungelenk und holprig wie die Figurenzeichnung, und es wird leider nicht besser. Die Hintergrundgeschichte (hier gibt es eine Synopsis) um einen geheimnisvollen Superdieb wird nie sinnvoll aufgelöst und bekommt dann im weiteren, sehr hanebüchenen Verlauf der Geschichte den Beigeschmack eines auf sehr, sehr billig gebürsteten Indiana-Jones-Derivats; die letzte Filmszene mit ihrer pseudo-magischen Mystik passt auch überhaupt nicht ins sehr diesseitige Leben der fünf Freunde.
Spannung kommt allerdings sowieso nie richtig auf, dafür sind die Bösewichter zu sehr als Witzfiguren gezeichnet. Das machen manche Kinderfilme gerne, um die Überlegenheit der Kinder gegenüber ihren erwachsenen Antagonisten zu ermöglichen; aber weder haben die Bücher das gebraucht noch ist es dem Film hier besonders zuträglich.
Vom heimatlichen Strand des ersten Films hat man die Handlung für diesen Film übrigens in eine malerische Burg verlegt – die Location wird für Fünf Freunde 3, inzwischen schon abgedreht und für Januar 2014 angekündigt, noch gesteigert: Er entstand in Thailand. Enid-Blyton-Puristen bleibt da das Herz für einen Moment stehen; alle anderen können nur hoffen, dass auch ein wenig mehr Aufwand in ein gutes Drehbuch investiert wurde.
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Fünf Freunde 2, Deutschland 2013. Regie: Mike Marzuk. 92 Minuten, FSK 0. (amazon: DVD, Blu-ray)
(Fotos: Constantin)
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