Tad Stone wäre nichts lieber als ein richtiger Archäologe. Schon von Kindesbeinen an träumt er davon, versunkene Schätze in Pyramiden zu entdecken und an exotischen Orten nur mit Mühe rachsüchtigen Wächtern zu entkommen. Man sieht: Es geht hier eher um die Indiana-Jones-Variante der Archäologie, aber Tad hat dennoch keine Chance. Sein großes Idol ist Max Mordon, der auf den Titelseiten der großen Zeitschriften erscheint und für seine Entdeckungen gepriesen wird. Tad hingegen, der sich als Bau- und Gelegenheitsarbeiter verdingt, findet gelegentlich eine richtig alte Colaflasche. Und dann ist es doch nur ein Exemplar der sehr jungen Nostalgie-Edition.
Durch eine Verkettung von Zufällen kommt Tad dann aber doch noch zu seinem Abenteuer: Man hält ihn für den Assistenten eines berühmten Archäologen, mit dem er befreundet ist, und im Handumdrehen ist er gemeinsam mit Sara Lavrof und dem angemieteten Gehilfen Freddy auf der Jagd nach großen Geheimnissen…
Tad Stones – Der verlorene Jäger des Schatzes! hat vergangenes Jahr in Spanien den Goya als bester Animationsfilm abgeräumt (die Preise für den besten Nachwuchsregisseur und das beste adaptierte Drehbuch gab’s noch obendrein), und tatsächlich hat der Film unbestreitbare Qualitäten – technisch ist er in seiner cartoonhaften Überzeichnung völlig einwandfrei, und Story und Figuren bringen eine Menge Charme mit. Weit über die Standardelemente solcher Abenteuergeschichten weist der Film allerdings dann doch nicht hinaus; man findet die für solche Geschichten inzwischen üblichen humoristischen Einwürfe fürs erwachsene Publikum, die sich sehr oft auf andere Genrefilme beziehen, es gibt mit Freddy den Standard-Sidekick, der für Lacher gut ist und dabei nicht besonders subtil mit den gängigen Vorurteilen über Südamerikaner spielt. Und natürlich ist eine Liebesgeschichte dabei und vor allem Tads Selbstfindung und Bestätigung. Zwischendrin wird es ein wenig gruselig und ziemlich spannend, da sind die Actionsequenzen auch mal gern ein wenig flott.
Zugleich ist der Film aber doch wesentlich fokussierter und stringenter als es viele der vergleichbaren Action-Abenteuer-Geschichten für Kinder; und das Indiana Jones-Setting ist in seiner Antiquiertheit fast schon wieder sympathisch, auch wenn das auch bedeutet, dass die als Lara-Croft-look-alike gezeichnete Sara eher ein Rückschritt zur weiblichen Rolle als eye candy bedeutet.
Die Figur des Tad Stones beruht auf einer Figur, mit der Regisseur Enrique Gato bereits zwei Kurzfilme gemacht hatte; der erste, Tadeo Jones, ganz ohne Worte, strahlt noch Ruhe, Zauber und stillen Witz aus, bevor er am Ende in etwas wilderen Slapstick abgleitet – aber er spielt schon mit allen Klischees des Indiana Jones-Subgenres.
http://www.youtube.com/watch?v=-ckdvwHSTuI
Der zweite Film Tadeo Jones y el sotano maldito (etwa: Tadeo Jones und der Keller der Verdamnis) zieht dann das Tempo deutlich an und ist auch kaum kindertauglich mit seinem exzessiven Einsatz von Nahtoderfahrungen.
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Tad Stones – Der verlorene Jäger des Schatzes! bringt dann Witz, Slapstick und Story zusammen, auch einen gehörigen Schuß Albernheit und Desinteresse an Realismus. Den Charme des ersten Kurzfilms erreicht er nie ganz.
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Tad Stones – Der verlorene Jäger des Schatzes! (Las aventuras de Tadeo Jones), Spanien 2012. Regie: Enrique Gato. 92 Minuten, FSK 6. (Amazon-Link: DVD, Blu-ray, Blu-ray 3D)
(Danke, Daniel, für den Hinweis auf die Kurzfilme; Fotos: ALIVE)