Ich muss gestehen, dass ich nicht eben ein großer Fan der Madagascar-Filme bin; vor allem der erste Streifen war mir zu schlicht in seiner Grundanlage und dann zu chaotisch und zu laut, um sich, trotz einzelner wunderbarer Ideen (bezeichnenderweise vor allem in den Nebenfiguren sichtbar), wirklich in mein Herz zu zaubern. Hinzu kommt, dass ich Franchise-Unternehmungen vor allem im Kinderfilm immer sehr skeptisch gegenüberstehe – gerade im Trickfilm folgten oft auf mediokre, aber halbwegs erfolgreiche Erstlinge ein Schwung billiger Direct-to-Video-Produktionen, die man keinem Kind ernsthaft mehr zumuten möchte.
Madagascar 3 nun überraschte mich insofern, dass es auf der einen Seite gar nicht erst ernsthaft versuchte (was viele Franchises machen), mehr des Gleichen zu bieten, sondern sich an der konsequenten Austreibung von Handlungselementen versuchte. Auf der anderen Seite verlangt es (auch deshalb) aber genaues Wissen darüber, mit wem man es hier eigentlich zu tun hat und was diese Figuren antreibt. Mit anderen Worten: der Löwe Alex, das Zebra Marty, die Giraffe Melman und die Nilpferddame Gloria werden überhaupt nicht mehr vorgestellt (ebensowenig wie die Pinguine, die Affen und alle anderen Figuren, die aus den ersten beiden Filmen bekannt sind), und es wird auch nicht erklärt, nur ein wenig gezeigt, warum die Tiere unbedingt nach New York (zurück) wollen.
Das ist einerseits anstrengend, andererseits konsequent: Denn auch später hält der Film sich nicht mehr mit Erklärungen und Übergängen auf, sondern es geht immer ziemlich schnell in medias res, vulgo: mitten ins Chaos. Dass sich die Tiere einem Zirkus anschließen müssen, auf der Flucht vor einer rücksichtslosen Tierfängerin, ist natürlich ein Kunstgriff, der dann aber eben noch mehr Spektakel und wilde Kamerafahrten hervorruft – da wird das Kino, ob man das will oder nicht (und ich bin auch da für den Kinderfilm eher skeptisch) eben wieder auf den reinen Aspekt des Spektakels zurückgeworfen. Nirgends wird das deutlicher als im fulminanten Showdown, der es visuell knallen läßt, wie das nur das Animationskino kann.
Aber dennoch ist das eben laut und durcheinander. Es macht Spass, will aber von Seiten der Eltern vielleicht doch gut überlegt sein; und jünger als acht Jahre sollten – meiner Meinung nach – die Kinder auf keinen Fall sein.
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Madagascar 3: Flucht durch Europa (Madagascar 3: Europe’s Most Wanted), USA 2012. Regie: Eric Darnell, Tom McGrath, Conrad Vernon. 93 Minuten, FSK 6. (amazon-Links: DVD, Blu-ray, 3D-Blu-ray).
Fotos: Paramount
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