Stadtschreiber von Bergen
Stadtschreiber von Bergen (Titel des Stadtschreibers in Bergen-Enkheim[1]) ist ein Literaturpreis für deutschsprachige Autoren. Vor der Eingemeindung nach Frankfurt am Main wurde er von 1974 bis 1976 von der damaligen Stadt Bergen-Enkheim verliehen, und seit deren Eingemeindung in die Stadt Frankfurt am Main durch die Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim im Auftrag der Stadt Frankfurt am Main. Die Auszeichnung „gilt als angesehenster Stadtschreiberpreis im deutschsprachigen Raum.“[2]
Geschichte
BearbeitenDer Preis wurde von Franz Joseph Schneider, Bürger von Bergen-Enkheim und Autor der Gruppe 47, begründet. Damit wurde der erste aus einer Reihe von Stadtschreiber-Preisen geschaffen (z. B. Mainz, Dresden). Dieser Literaturpreis ist jedoch deshalb einzigartig geblieben, weil dem ausgezeichneten Schriftsteller keinerlei Verpflichtungen auferlegt werden. Er umfasst einen Geldpreis von 20.000 Euro (Stand 2022/2023) und ein Jahr kostenfreies Wohnen im Stadtschreiberhaus in Bergen-Enkheim, „An der Oberpforte“ 4. Über die Vergabe des Preises entscheidet alljährlich eine neunköpfige Jury.[1]
Die Verleihung erfolgt jedes Jahr am Freitagabend vor dem ersten Dienstag im September im Rahmen des Volksfestes „Berger Markt“. Dabei finden Schlüsselübergabe, Fest-, Antritts- und Abschiedsrede im Festzelt vor Hunderten von Besuchern statt. Ausnahmen davon, siehe unter: „Stadtschreiberfeste 2020 bis 2022“.
2009 richtete die Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim in ihren Räumen ein Stadtschreiberarchiv ein, um Werke und das Wirken der Preisträger dauerhaft zu dokumentieren. Der Katalog enthält außer Primär- und Sekundärliteratur eine umfangreiche Artikelsammlung, Autographen, Tonträger und Dokumente vom ersten bis zum aktuellen Stadtschreiber.
Preisträger
BearbeitenJury
Bearbeiten- Alexandra Weizel, Vorsitzende als (gegenwärtige) Ortsvorsteherin
- der jeweils amtierende Stadtschreiber, Fachjuror
- Marcel Beyer, Fachjuror
- Helmut Böttiger, Fachjuror
- Peter Weber, Fachjuror
- Charlotte Brombach, Bürgerjurorin
- Anna Doepfner, Bürgerjurorin
- Adrienne Schneider, Bürgerjurorin, Programmleiterin Literaturhaus Darmstadt, Tochter von Franz Joseph Schneider
- Ulrich Sonnenschein, Bürgerjuror
Stadtschreiberfeste 2020 bis 2022
BearbeitenWegen der COVID-19-Pandemie in Deutschland musste 2020 ein von der bisherigen Routine abweichendes Organisationsverfahren für das Stadtschreiberfest konzipiert werden. Dazu wurde die Veranstaltung statt im Zelt im Freien abgehalten und die Teilnehmerzahl auf 250 Personen beschränkt.
-
Festgelände 2020–2022
2021 fand die Veranstaltung unter ähnlichen Bedingungen und an gleicher Stelle wie 2020 statt (Open Air).
Das Stadtschreiberfest 2022 wurde, aufgrund der Vakanz in der Leitung der Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim, dieses Mal allein durch ehrenamtliche Bürgerinnen und Bürger organisiert. Eine Festrednerin oder ein Festredner für die Veranstaltung konnte durch sie jedoch nicht eingeladen werden.[4][5][6][7][8]
Wegen der unbesetzten Geschäftsführerstelle fand 2022 auch kein Berger Markt statt.
Literatur
Bearbeiten- Manfred Rüger: Literatur und Öffentlichkeit am Beispiel der „Stadtschreiber von Bergen“. Magisterarbeit zur Magisterhauptprüfung im Fachbereich Germanistik der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main. Frankfurt am Main 1981.
- Wolfgang Mistereck, Adrienne Schneider (Hrsg.): Zeltreden. Reden zur Verleihung des Literaturpreises „Stadtschreiber von Bergen“ 1974–1998. Wallstein, Göttingen 1998, ISBN 3-89244-322-X.
- Adrienne Schneider (Hrsg.): Zelt-Reden: 40 Jahre Stadtschreiber von Bergen. Kramer, Frankfurt am Main 2014, ISBN 978-3-86539-706-5.
- Margot Wiesner (Bearb.): „Der schönste Preis“. 40 Jahre Stadtschreiber in Bergen-Enkheim. Bücher, Bilder und Dokumente aus dem Stadtschreiberarchiv. Ausstellung …; Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim, Frankfurt am Main 2014.
- Hans-Joachim Müller: „All diese literarischen Pfeifen“: … über den Stadtschreiber von Bergen-Enkheim. In: Die Weltwoche, 34, 27. August 1975.
- Gerd Lobin: Die Früchte des Feigenbaums. Der Stadtschreiber von Bergen: Eine Idee wächst zur Partnerschaft. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15. August 1983.
- Horst Bingel: Stadtschreiber oder: Die angestellten Dichter. In: feder, 02 (1989), S. 42–43.
- Marcus M. Hotze: 25 Jahre Stadtschreiberpreis. Begegnung mit einem literarischen Ort. In: Frankfurter Neue Presse, 12. Juni 1998.
- Arnold Rühle: „Sie lesen nun alle hier Bücher“: 25 Jahre Bergen-Enkheimer Stadtschreiber. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 34, 23. August 1998, S. 25.
- Claudia Schülke: Schlüsselübergabe: 25 Jahre Stadtschreiber-Amt in Bergen-Enkheim. In: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, 69, 28. August 1998, S. 1–2.
- Katharina Deschka-Hoeck: Von tausend Mäzenen beobachtet. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 34, 24. August 2003, S. Kultur R 3.
- Andreas Haupt: Frankfurt, Deine Stadtschreiber. In: Frankfurter Neue Presse, 28. August 2013, S. 12.
- Charlotte Brombach, Anna Doepfner, Renate Müller-Friese, Ulrich Sonnenschein (Hrsg.): Stadtschreiberei. Verlagsbuchhandlung Bergen erlesen, Frankfurt am Main. 2020: Von Anja Kampmann zu Anne Weber, ISBN 978-3-9822203-0-7; 2021: Von Anne Weber zu Dorothee Emiger, ISBN 978-3-9822203-1-4; 2022: Von Dorothee Elmiger zu Marion Poschmann, ISBN 978-3-9822203-2-1; 2023: Von Marion Poschmann zu Nino Haratischwili, ISBN 978-3-9822203-3-8
Weblinks
Bearbeiten- Stadtschreiber von Bergen-Enkheim auf der Website der Stadt Frankfurt am Main abgerufen am 24. Feb. 2020
- Stadtschreiberarchiv der Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim
- Richtlinien für den Literaturpreis „Stadtschreiber von Bergen“ (PDF) abgerufen am 24. Feb. 2020
- Stadtschreiber von Bergen-Enkheim auf Kulturpreise.de
- Kultur für ALLE e. V. und der Stadtschreiber von Bergen
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b Richtlinien für den Literaturpreis „Stadtschreiber von Bergen“ vom 3. August 2013 (PDF). Abgerufen am 24. Februar 2020.
- ↑ dpa-Meldung, zitiert aus Frankfurter Rundschau (69. Jahrgang, Nr. 141) vom 21. Juni 2013, S. 34
- ↑ Clemens Meyer wird 45. Stadtschreiber von Bergen-Enkheim. 8. Juni 2018, abgerufen am 29. September 2021.
- ↑ Florian Leclerc: Frankfurt: Unruhe in der Kulturgesellschaft. Frankfurter Rundschau, 21. November 2021, abgerufen am 2. September 2022.
- ↑ Friedrich Reinhardt: Vereine springen mit eigenem Stadtteilfest ein. Frankfurter Neue Presse, 18. August 2022, abgerufen am 2. September 2022.
- ↑ Florian Balke: Stadtschreiberin Poschmann: Alles für das Buch das entsteht. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1. September 2022, abgerufen am 2. September 2022.
- ↑ Stadtschreiberfest 2022. Buchhandlung Bergen erlesen, abgerufen am 2. September 2022.
- ↑ Matthias Bischoff: Berger Stadtschreiberfest: Humtata und Hochkultur. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 4. September 2022, abgerufen am 4. September 2022.