Pauluskirche (Basel)
Die Pauluskirche in der Stadt Basel ist eine ehemalige evangelisch-reformierte Kirche im historistischem Stil mit neuromanischen Elementen und Formen des Jugendstil, die auf einem dreieckigen, freistehenden Grundstück in leicht erhöhter Lage (rund 1,5 Meter) im Ring-Quartier Nähe der Schützenmatte steht. Seit Juli 2021 firmiert die Kirche unter dem Namen Kulturkirche Paulus und wird vom gleichnamigen Trägerverein als Kulturzentrum betrieben.
Geschichte
BearbeitenErbaut wurde die Kirche zwischen Mai 1898 und November 1901 von der Architektengemeinschaft Curjel & Moser. Am Sonntag, dem 17. November 1901 wurde die Pauluskirche mit drei Gottesdiensten eingeweiht.
Im Juni 2019 fand der letzte reguläre Gottesdienst statt. Im September 2020 gründete sich der Verein Kulturkirche Paulus, welcher per 1. Juli 2021 die Trägerschaft für den Weiterbetrieb des Kirchengebäudes übernahm.
Architektur
BearbeitenArchitektursprache
BearbeitenDurch die Lage und den monumentalen kreuzförmigen Zentralbau mit dem quadratischen Turm und der weit sichtbaren Fensterrose bildet der Kirchenbau den Fluchtpunkt vom Bahnhof SBB in Richtung Viaduktstrasse. Die Formensprache erinnert in ihren Grundformen an die späte Romanik vergleichbar beispielsweise mit Groß St. Martin in Köln.[1]
Fassade
BearbeitenDie Fassade zeigt vom geometrischen Jugendstil beeinflusste und als Flachrelief gearbeitete Flechtbänder. Der ausladende Aufgang und Haupteingang ist nach Osten gerichtet, womit die sonst übliche Ausrichtung für die Pauluskirche aufgegeben wurde. Das Relief an der Hauptfassade Christus hilft einem gefallenen Sünder auf stammt von Carl Burckhardt. Die Figur mit dem den Drachen besiegenden Erzengel Michael schuf Oskar Kiefer.
Innenraum
BearbeitenIm Innenraum sind die Sitzbänke im Halbkreis aufgereiht und ermöglichen von allen Positionen aus einen direkten Blick zur Kanzel. Die Aufteilung des Innenraums nach dem Wiesbadener Programm ist in der Pauluskirche umfassend verwirklicht. Von Heinrich Altherr stammt das Mosaik aus der Kanzelnische und von Max Laeuger die Entwürfe für die Glasfenster.[2] Sie stellen die Geschichte Jesu mit Weihnachten, Karfreitag, Ostern und das «Ende der Zeit» aus der Offenbarung (11,15), die von einem Engel verkündet wird, dar: Nun gehört die Herrschaft über die Welt unserem Herrn und seinem Gesalbten (Christus).
Ausstattung
BearbeitenOrgel
BearbeitenDie Pauluskirche besitzt eine von Orgelbau Kuhn (Männedorf) 1987 erbaute Orgel mit einem etwa zur Hälfte historischen Pfeifenbestand aus der Vorgängerorgel des Basler Orgelbauers Zimmermann aus dem Jahre 1901. Sie hat 53 Register auf 3 Manualen sowie Pedal bei folgender Disposition:[3][4]
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- Koppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P.
- Spielhilfen: 6 feste Kombinationen (P, MF, F, FF, TT, Pedaltutti), Setzeranlage mit 256 Kombinationen und Memory-Kartenleser, Registercrescendo.
Glocken
BearbeitenDie Pauluskirche hat insgesamt fünf Glocken. Sie wurden im Jahr 1901 von der Glockengiesserei H. Rüetschi aus Aarau gegossen.
Ton | Gewicht | Inschrift |
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b1 | 432 kg | Seid allezeit fröhlich! |
ges1 | 910 kg | Betet ohne Unterlass! |
es1 | 1497 kg | Seid dankbar in allen Dingen. |
des1 | 2088 kg | Wandelt in der Liebe. |
B0 | 3575 kg | Seid stark im Herrn. |
Heutige Nutzungen
BearbeitenDie Pauluskirche ist eine besonders gefragter Ort für Hochzeitsanlässe. 2023 wurde sie mit dem Swiss Location Award und dem Höchstprädikat «herausragend» ausgezeichnet.[5] Ausserdem wird die Kirche regelmässig als Kulisse für Videodrehs genutzt. 2019 wurde das Lied Augeblick des Schweizer Mundartrappers GMT dort teilweise gedreht.[6] 2020 wurden zwei Szenen für das Musikvideo von Selfmade Babylon des Deutschrappers Bausa in der Pauluskirche aufgenommen.[7] Im Frühling 2022 drehte die deutsche Powermetal-Band Powerwolf hier das Musikvideo zu My Will Be Done, der ersten Single ihres später erschienenen Albums Interludium.[8]
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Dorothee Huber: Architekturführer Basel. Die Baugeschichte der Stadt und ihrer Umgebung. Architekturmuseum Basel, Basel 1993, ISBN 3-905065-22-3, S. 231.
- ↑ Othmar Birkner, Hanspeter Rebsamen: Basel. In: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (Hrsg.): INSA Inventar der neueren Schweizer Architektur 1850–1920. Band 2. GSK, Bern 1986, ISBN 3-280-01716-5, Steinenring 20, S. 219, doi:10.5169/seals-3532 (e-periodica.ch).
- ↑ Pauluskirche auf orgelbau.ch. Zugriff am 10. April 2010.
- ↑ Basel – Pauluskirche – Orgel Verzeichnis – Orgelarchiv Schmidt. (deutsch).
- ↑ Kulturkirche Paulus in Basel. In: eventlokale.ch. eventlokale.com, 13. Juni 2023, abgerufen am 10. Juli 2023.
- ↑ GMT - "Augeblick" prod. by Jakebeatz (Official Video). In: YouTube. Empire Music, 1. März 2019, abgerufen am 10. Juli 2023.
- ↑ BAUSA - SELFMADE BABYLON ft. BOZZA (OFFICAL VIDEO) prod. von Stickle & Bausa. In: YouTube. Warner Music Group, 26. Juni 2020, abgerufen am 10. Juli 2023.
- ↑ POWERWOLF - My Will Be Done (Official Video), Napalm Records. In: YouTube. Napalm Records, 11. Oktober 2022, abgerufen am 10. Juli 2023.
Literatur
Bearbeiten- Evangelisch-reformierte Kirchengemeinde St. Leonhard: Pauluskirche. Basel 2001.
- Alexander Schlatter: Die Restaurierung der Pauluskirche. In: Basler Stadtbuch 2001, S. 268–271.
- Orgel der Pauluskirche Basel auf dem Orgel-Verzeichnis
- INSA Basel. Band 2, S. 218-219, Steinenring 20 (e-periodica.ch).
Siehe auch
BearbeitenWeblinks
Bearbeiten- Website der Kulturkirche Paulus
- ERK Basel-Stadt - Kulturkirche Paulus
- Fotografien in der Bilder-Datenbank des Kantons Basel-Stadt
Koordinaten: 47° 33′ 6″ N, 7° 34′ 42″ O; CH1903: 610517 / 266781