Musik

Sofie Royer mit neuem Album: "Alles, was man tut, ist eine Form des Ausdrucks"

Sie wäre gern ein ganz normaler Typ, singt Sofie Royer in den ersten Takten ihres neuen Albums. Tatsächlich ist das kreative Multitalent alles andere als das – zum Glück.
Sofie Royer neues Album
Jasmin Baumgartner

Heute erscheint das neue Album “Young-Girl Forever” von Sofie Royer: Wir haben mit der Sängerin vorab gesprochen.

Sofie Fatouretchi Royer glaubt an das Gesamtkunstwerk; die Suche nach wahrem Selbstausdruck durch alle ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten – und das sind in ihrem Fall eine Menge. Die 1991 in Kalifornien geborene Wienerin hat früh Geige und vor Kurzem Lehramt studiert, in den USA für ein Musiklabel gearbeitet und den "Boiler Room" mit ausgebaut, sie malt, legt als DJ auf und veröffentlicht ihre eigene Musik, die man stilistisch als verträumten (Elektro-)Pop mit vielen Synthieklängen bezeichnen könnte. Jetzt erscheint ihr drittes Album, auf dem sie meist englisch, mal französisch, mal deutsch, immer charmant über ein Leben zwischen ewiger Jugendlichkeit, Kapitalismus und existenziellen Unsicherheiten singt.

Sofie Royer im VOGUE-Interview über Multidisziplinarität, Wien und warum man nur seinen eigenen Weg gehen kann

Für immer ein Young-Girl? Sofie Royer bezieht sich mit dem Titel ihres neuen Albums auf eine marxistische Veröffentlichung aus den späten 90ern.

Jasmin Baumgartner

VOGUE: "Young-Girl Forever" – ist der Albumtitel eine Manifestation, ein Wunsch oder die Angst vor dem "richtigen" Erwachsenwerden?

Sofie Royer: "Young-Girl Forever" referenziert das 1999 veröffentlichte Werk "Theory of a Young-Girl" von Tiqqun, einer marxistischen anarchistischen Gruppe aus Frankreich. Dieses Buch zu lesen, war für mich nach meinem kurz zuvor abgeschlossenen Lehramtsstudium für Philosophie, Psychologie und Englisch eine erfrischende Anti-Deontologie. Es seziert die Figur des "Young-Girl" – ein Symbol für den Konsumismus der Moderne – und enthält so viel Zutreffendes über unser heutiges Zeitalter. Als ich die Lieder bereits geschrieben hatte und dann das Buch entdeckte, war es wie ein lustiger roter Faden, der sich als Überbegriff entfaltete. Kurz war die Überlegung, das Album stattdessen "Goodbye Young-Girl" zu nennen – aber das wäre nicht sehr "Young-Girl" von mir gewesen.

Ihr Schaffen erstreckt sich über ganz verschiedene Disziplinen. Womit können Sie sich am besten ausdrücken?

Alles, was man tut, ist eine Form des Ausdrucks, mit Berücksichtigung der Vergangenheit. Alles führt dann auch dahin, wo man sich jetzt gerade befindet – man kann nur seinen einen Weg gehen, mit den Erfahrungen, die man auf selbigem gemacht hat. Ich tue mich schwer, zu bewerten, ob ich mich durch etwas besser oder schlechter ausdrücken kann, es sind Versuche, das Leben zu verstehen und zu verarbeiten.

Gibt es ein Fach, das Sie gern noch ausprobieren möchten?

Ich habe gerade meine erste kleine Filmrolle gespielt, in "Emmanuelle" von Audrey Diwan, der beim San Sebastian Film Festival Premiere gefeiert hat. Die Möglichkeit habe ich sehr genossen – besonders gegenüber einer meiner Lieblingsschauspielerinnen, Naomi Watts, zu spielen! In der Rolle liegt allerdings immer noch der Fokus auf meiner Musik, da ich im Film meine eigenen Lieder singe. Aber sehr gern würde ich weitere Rollen annehmen.

Nach viel Zeit im Ausland – warum ist Ihnen Wien eine gute Heimat?

Es gibt einige Gründe, aber der wohl wichtigste ist: Ich bin in Wien aufgewachsen, meine Eltern leben beide in Österreich, ich bin Einzelkind ohne große Familie – und möchte nicht mehr weit von ihnen entfernt sein.

"Young-Girl Forever" von Sofie Royer ist am 15.11.2024 erschienen.

Die Geschichte ist Teil unsere VOGUE-Novemberausgabe, die seit dem 26.10.2024 im Handel erhältlich ist – hier können Sie sie jetzt bei Amazon bestellen.

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