Sommer-Rebellen (2020)
Eine Filmkritik von
Schiffahrt mit Opa
Es beginnt mit einem Eis nach den Schulzeugnis, es endet am Meer. Dazwischen bietet Martina Sakovás Film genau das, was der Titel verspricht: viel Sommer, jugendliche Rebellion gegen die Verhältnisse und die Trägheit der Erwachsenen. Was der Titel nicht verrät: Das Rebellieren bringt eine ganz schön steile Lernkurve mit sich.
Jonas (Eliáš Vyskočil) ist elf, hat ein für die Mutter überraschend gutes Zeugnis mit zum ersten Eis der Sommerferien mitgebracht, und will trotzdem nicht mit ihr in den Urlaub an die Ostsee fahren. Sein Opa Bernard (Pavel Nový) hatte ihm schließlich versprochen, mit ihm zusammen mit dem Boot von Papa eine Tour zu machen. „Opa hat andere Probleme,“ wehrt die Mutter (Kaya Marie Möller) ab, und damit sollte es eigentlich genug sein.
Aber Jonas schreibt seinem Opa vom Account seiner Mutter eine E-Mail und lädt sich selbst zu dessen Widerwillen ein, schwingt sich am frühen Morgen aus seinem Kinderzimmerfenster in Dresden und in den Zug. Sein Bruder habe „eine Betonallergie“ und musste dringend ins Krankenhaus, erzählt er dem Großvater später, als sie schon fast in dessen Kleinstadt in der Slowakei angekommen sind.
Das Drehbuch, von Saková und Sülke Schulz gemeinsam geschrieben, schickt den Jungen also auf ein Abenteuer, und zumindest die erwachsenen Zuschauer_innen dürften schon sehr früh wissen, dass weder Mutter noch Großvater auf Jonas’ nicht sehr elaborierte Geschichten hereinfallen: Eher inszenieren sie ihm mit Zorn dort und Grummeligkeit hier einen Sommer mehr oder minder nach seinem Willen – aber eben auch nicht.
Denn Bernard hat wirklich keine Lust auf die Bootsfahrt, auch wenn er sie versprochen hatte – zu viel erinnert ihn dabei an den seinen Sohn, Jonas’ Vater, der bei einem Bootsunfall ums Leben kam. Aber Jonas lässt eben nicht locker und macht allerlei Unsinn: Will den Opa verkuppeln, klaut Blumen – und zwingt den noch sehr rüstigen Mann damit eben doch aus der Reserve, seine Wohnung mal aufzuräumen, weniger zu trinken, ein paar schickere Klamotten zu kaufen. Ganz nebenbei freundet er sich dabei mit Alex (Liana Pavlíková) an, der Tochter von Bernards Nachbarin – Streit und Geschrei gehören irgendwann auch dazu.
Insofern ist Sommer-Rebellen ein perfekter kleiner Sommerfilm für Kinder, mit magisch leuchtenden Bildern (Kamera: Jieun Yi) und einer etwas träge und behäbig mäandernden Handlung: Die beiden Kinder machen Pläne und sich Tausend Gedanken und stecken sogar viel Arbeit hinein, aber dann vergessen sie irgendwelche kindischen Details (sie sind ja Kinder), an denen alles scheitert, und zerstreiten sich für mindestens zwei Tage. (Irgendwann kommt sogar die Polizei, das muss dann als nicht-gewöhnlicher Sommertag gelten dürfen.)
Martina Saková inszeniert das eigentlich charmant zurückhaltend, allerdings will die zuweilen sehr enthusiastisch wirkende Musikauswahl nicht so ganz zum doch eher gelassenen Tempo des Films nicht immer passen. Und Jonas’ bis weit in den Film durchaus egozentrisches Gehabe macht es zumindest schwer, seinen diversen Aktivitäten wohlwollend zu folgen. Fast möchte man sagen: Dafür kommt er am Ende durchaus noch recht gut weg, die größte Strafe ist eine Ostsee-Qualle auf den Kopp.
Nur ganz nebenbei und ohne große Worte wird das eigentliche Trauma hinter dieser ganzen Geschichte aufgearbeitet: Indem das Enkelkind dickköpfig seinen Sommerwunsch durchsetzt, das hier in der alten Heimat des Vaters immerzu mit dessen Namen angesprochen wird, den alle schon als Kind kannten, der auch so ein frecher Strolch war – muss Bernard sich nolens volens wieder dem Leben zuwenden. Ein so großartiger wie zurückhaltender Auftritt für den großen Pavel Nový.
Sommer-Rebellen (2020)
Jonas (11) wünscht sich nichts mehr, als in den Sommerferien zu seinem coolen Opa Bernard in die Slowakei zu fahren. Seit dem Tod seines Vaters gibt es nur noch Zoff zu Hause und so haut Jonas nach einem erneuten Eklat kurzer Hand ab. Durch eine List lässt sich Jonas von Bernard auf halber Strecke abholen. Der lang erwünschte Sommer bei Opa kann beginnen. Doch Opa ist nicht mehr so, wie ihn Jonas in Erinnerung hat. Inzwischen in den Vorruhestand befördert, verhält er sich seltsam und launisch. Von der erhofften Zeit voller Spaß und Action ist auch nach 3 Tagen nichts zu merken. Als sich Jonas mit dem Nachbarskind Alex anfreundet, hecken die beiden einen verrückten Plan für Opa aus: ein neues Hobby, eine neue Frau oder ein neuer Job muss her!
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