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Eine Maus und ein Fuchs machen sich in diesem tschechischen Kinderfilm auf den Weg ins Leben nach dem Tod.

Im Himmel ist auch Platz für Mäuse (2021)

Eine Filmkritik von Rochus Wolff

Der Himmel ist, was du brauchst

Dalli muss unbedingt die mutigste Maus von allen sein. Auch wenn sie eigentlich eine Heidenangst hat. Das hat ihr Vater ihr doch so gesagt, als er sie versteckte, auf der Flucht vor einem großen bösen Fuchs. So ein Mäuseleben ist schnell zu Ende.

Da sie immer wieder ausgelacht wird, muss sie es nun allen zeigen und begibt sich auf den Spielplatz, wo im Sandkasten ein junger Fuchs schläft. Leise schleicht sie sich an und reißt ihm sogar ein paar Fellhaare aus. Aber dann fällt die erste Schneeflocke des Winters auf die Fuchsnase, weckt das Tier, und am Ende einer wilden Jagd durch den Spielplatz sind auf einmal beide tot, Maus Dalli wie Fuchs Weißbauch, und finden sich im Himmel wieder, begrüßt von einem meckernden Ziegenbock, der Schicksale aus Kohlkopfblättern zu lesen scheint.

Im Himmel ist auch Platz für Mäuse zeichnet ein buntes, abenteuerliches Bild vom Leben nach dem Tod der antropormorphisierten Tiere (Menschen kommen in diesem Himmel bezeichnenderweise gar nicht vor). Da gibt es eine großzügige Anlage mit Wasserbecken, in der alle Unterschiede weggewaschen werden sollen, einen riesigen Vergnügungspark mit Riesenrad und Geisterbahn, in der für jede und jeden auch eine ganz eigene, besondere Attraktion zu finden ist.

Und alle sind sie hier: Käfer, Mäuse, Füchse, Elefanten, Flusspferde und Stinktiere. Nur fressen sie einander nicht mehr, auch die Giftzähne der Schlange verschwinden im reinigenden Bad; und wer es doch versucht, den erwartet eine ganz besondere Strafe.

Leben und Tod, Freundschaft und Trauma, Furcht und Entschlossenheit: Denisa Grimmová und Jan Bubeníček sparen in ihrem Film wahrlich nicht mit schweren Themen, verpacken es aber in zunächst einmal niedlichste Formen. Dalli (und alle anderen Mäuse) mit ihren großen Ohren und weit sich öffnenden Augen möchte man permanent knuddeln und beschützen, ihr nur vermeintlich böses Gegenüber Weißbauch hat ein struppiges, wildes Fell, nach dem man immerzu durch die Leinwand hindurch greifen will.

Die Animation der Puppen erinnert dabei ein wenig an Wes Andersons Der fantastische Mr. Fox, die Kantigkeit der Käfer, die im Himmel für Ordnung sorgen, evoziert aber auch Schöpfungen des Laika-Studios. Aber nichts hier ist derivativ, Im Himmel ist auch Platz für Mäuse ist sein ganz eigenes Kunstwerk, ein bescheidenes kleines Meisterwerk aus Handwerk und Liebe.

Stop-Motion mit ganz realen, animierten Puppen hinterlässt deutliche Spuren im Bild, hier sind auch die Welten gebaut, gemacht, von Händen geschaffen. Dalli und Weißbauch bewegen sich hindurch, lernen sich kennen und (klar doch, es ist bei aller inhaltlicher Schwere ein Film, der auch und gerade für Kinder sein soll) werden schließlich zu Freunden weit über den Tod hinaus.

Was für ein neuer Anfang dann am Ende kommt, soll hier nicht offenbart werden – jedenfalls lässt das Drehbuch von Alice Nellis und Richard Malatinský (nach dem Buch „Auch Mäuse kommen in den Himmel“ der tschechischen Autorin Iva Procházková) die Zuschauer_innen lange im Dunkeln, wohin die Reise genau gehen wird.

Selbst die Erzählweise des Films legt falsche Fährten: Nach der dramatischen Verfolgungsjagd mit plötzlichem Ende zu Beginn finden sich Dalli und Weißbauch im Himmel bald in einer Bergwerkslore wieder, die durch ein unterirdisches bzw. unterhimmlisches Schienennetz rast – Indiana Jones lässt grüßen.

Statt jedoch dauerhaft zum Action-Spektakel zu werden, wie es viel zu viele Kinderfilme tun, nimmt Im Himmel ist auch Platz für Mäuse sich immer wieder Zeit für kontemplative Momente, wird dann auch mal ziemlich gruselig, bedrohlich und spannend, konfrontiert schließlich seine beiden Hauptfiguren mit ihren eigenen Schwächen und Stärken.

Das Ende schließlich, so viel sei dann doch noch verraten, eröffnet dann einen weiteren Blick: Dass die Welt sich nicht verändert, wenn nicht einzelne es doch tun. Aber Grimmová und Bubeníček machen daraus keine große Geste oder Deklamation, sondern zeigen einfach, wie vorher auch schon, die feinen Interaktionen zwischen zwei kleinen Tieren. Das muss genügen, das kann genügen.

Im Himmel ist auch Platz für Mäuse (2021)

Whizzy ist eine kleine (etwas angeberische) Maus. Whitebelly ist ein (etwas schüchterner) Fuchs. Von Natur aus sind die beiden Todfeinde. Eines Tages, nach einem unglücklichen Unfall, treffen sich beide im Tierhimmel. Gemeinsam begeben sie sich auf eine fantastische Reise und entdecken, dass Freundschaft alles überwinden kann.

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