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Nur einmal in tausend Jahren wird ein magischer Drache geboren. Aufgrund seiner Fähigkeiten, die Welt heller und bunter werden zu lassen, wird er von bösen Mächten entführt. Hauptfigur Clara hat den Gedächtnisverlust schon, den wir uns nach diesem Film wünschen.

Clara und der magische Drache (2019)

Eine Filmkritik von Rochus Wolff

Völlige magische Beliebigkeit

Ein magischer Drache wird geboren – und sogleich entführt. Da das entführende Vogelviech die Sache allerdings nicht ganz im Griff hat, landet das Drachenbaby mit den großen Augen und den spitzen Zähnen bei dem Zwerg Alfred und seinem Freund, einem Waschbären mit Psychoanalytiker-Ausbildung, der immerzu jemanden sucht, an dem er seine Kenntnisse erproben kann.

Gemeinsam suchen sie Clara auf, die nicht weit entfernt mit drei Affen in einer Hütte wohnt und angeblich eine Fee sein soll; allerdings kann sie selbst sich nicht daran erinnern, wo sie herkommt und wer sie eigentlich ist. Am Baum der Weisheit holen sie sich Rat und machen sich dann auf den Weg, den Drachen zurück in seine Heimat zu bringen, während ein böser Zauberer und seine Schergen ihnen auf den Fersen sind.

Es gibt Filme, die lassen diesen Filmkritiker völlig ratlos zurück, nicht weil sie zu komplex und vielschichtig sind, ihre Handlung zu verwoben oder zu voraussetzungsreich. Nein, Clara und der magische Drache ist das genaue Gegenteil davon: Ein Kuddelmuddel aus Handlungselementen, die nicht recht zusammenpassen wollen und die auch am Ende von 87 Minuten immer noch disparat dastehen.

Ein berühmtes Bonmot, das mal Mark Twain, mal Tom Clancy zugeschrieben wird, besagt, dass Realität seltsamer sei als Fiktion, weil Fiktion Sinn ergeben müsse. So weit muss man sich ja noch nicht einmal aus dem Fenster lehnen, aber von einer Erzählung – zumal eine, die sich an Kinder richtet – erwartet man doch eine gewisse narrative Kohärenz, oder wenigstens Kohäsion: Die Erwartung ist doch, dass die einzelnen Elemente der Handlung miteinander in Verbindung stehen, sich aufeinander beziehen, Auswirkungen aufeinander haben.

Aleksandr Klymenkos Film hingegen (nach einem Drehbuch vom Regisseur und Sergiy Grabar) liefert nichts davon, sondern nur nebeneinander stehende Elemente und Figuren, deren Beziehung zueinander zum Teil behauptet, aber nie hergestellt wird. Warum sollten Alfred, der Waschbär und Clara sich anfreunden? Es gibt hier keine emotionalen Bindungen, keine gemeinsamen Erlebnisse, die sie sicht- und spürbar einander näherbrächten.

Warum spricht der Waschbär mit anscheinend französischem Akzent? Was will der Magier mit dem Drachen? Warum hat Clara ihr Gedächtnis verloren, und warum findet sie am Ende des Films – ohne dass dies mit der restlichen Handlung in irgendeinem Zusammenhang steht – wie zufällig in die Stadt zurück, aus der sie stammt… und wird auch noch als dortige Prinzessin erkannt? Kurz nachdem ihr Feenflügel gewachsen sind, weil ihr das Amulett entrissen wurde – jenes Amulett, dass sie keinesfalls ablegen sollte, so stand es im Brief, den sie bei sich hatte, als sie ohne Gedächtnis im Haus bei den drei Affen aufgewacht ist. Was…? Warum…? Wie…?

So viele Fragen. Woher kann Clara Kampfsport? Wieso wurde Alfred von einem anderen Zwerg betrogen? Warum interessiert sich irgendjemand für den Drachen? Was soll, was will der böse Zauberer? Was soll dieser Quatsch mit der Psychoanalyse? Das ist nicht ein einziges Mal lustig.

Dabei ist es nicht so, als wäre Clara und der magische Drache auf technisch-handwerklicher Seite schlecht gemacht: Die Landschaften sehen schön, wenn auch ein wenig leblos aus, die einzelnen Figuren sind ansehnlich animiert, auch wenn weder Alfreds Bart noch Claras Haare so elegant wehen, wie man das inzwischen von Pixar gewohnt ist, auch Wasser und Feuer plätschern und flackern nicht annähernd realistisch. Aber das wäre ja auch die schon sehr hohe Kunst der Animation; die Welt dieses Films ist jedenfalls weder so reduziert wie bei Feuerwehrmann Sam oder Paw Patrol noch so plastikhaft-gleichförmig wie in Bayala – Das magische Elfenabenteuer.

Die visuellen Elemente wirken jedoch so, als seien sie aus unterschiedlichen Welten und Ideen verbindungslos zusammengepuzzelt: Titelfigur Clara hat die Figur einer Barbiepuppe (und trägt ein furchtbar unpraktisch wirkendes, knappes Kleid), der arg anthropomorphisierte Waschbär ist primär seltsam, Alfred scheint vor allem aus Nase und Bart zu bestehen, und der ach so magische Drache sieht vor allem aus wie ein Glubschi, jene Plüschtiere mit sehr großen Plastikaugen, die ästhetisch gesinnte Eltern seit einigen Jahren in Angst und Schrecken versetzen.

All das wäre natürlich verzeihbar, wenn es dennoch irgendwie spannend wäre – aber Clara und der magische Drache erzählt keine kohärente Geschichte, entwickelt keine Dramaturgie, bricht Szenen unvermittelt ab, Schnitt- wie Erzählrhythmus wirken völlig beliebig. Ein Film also, der die unglaubliche Langeweile, die er ausstrahlt, nur dadurch durchbricht, dass er so irritierend desinteressiert an jedem narrativen Zusammenhang ist.

Clara und der magische Drache (2019)

Nur einmal in tausend Jahren wird ein magischer Drache geboren. Aufgrund seiner außergewöhnlichen Fähigkeiten, die Welt heller und bunter werden zu lassen, wird er von bösen Mächten entführt, um seine Magie zu zerstören. Durch einen glücklichen Zufall misslingt die Entführung und das Drachenbaby landet bei einem lustigen Duo: einem immerzu gut gelaunten Waschbären und dem etwas grummeligen aber gutherzigen Zwerg Alfred. Auf der Suche nach der Heimat des kleinen Babydrachen, holen die beiden sich Hilfe bei Clara. Clara ist ein Mädchen, das nicht weiß, wer oder was sie ist, da sie sich an nichts aus ihrer Vergangenheit erinnert. Sie ist jedoch davon überzeugt, eine Fee zu sein. Gemeinsam macht sich die ungleiche Gruppe auf den Weg.

Nun gilt es viele Abenteuer zu bestehen und zudem Claras Geheimnis über ihre Vergangenheit zu lüften…

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