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Weihnachten ist wieder in Gefahr, diesmal in Italien, wo nicht der Weihnachtsmann sondern Befana den Kindern ihre Geschenke bringt. Wird es Geschenke geben und die Hexe vor dem Scheiterhaufen bewahrt bleiben?

Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe (2019)

Eine Filmkritik von Rochus Wolff

Weihnachtlicher Scheiterhaufen

Es gibt kein Vertun: Diese hierzulande viel zu wenig bekannte Profession ist voller Entbehrungen. Die Weihnachtshexe hat nicht nur tagsüber einem normalen Beruf als Lehrerin nachzugehen, wenn ihr nachts zwischen Mitternacht und sechs Uhr in der Früh die lange Nase gewachsen, die Finger vom Alter verkrümmt sind, kommt sie auch nicht zur Ruhe, muss Geschenke einpacken, Wunschzettel lesen und vieles mehr.

Paola bei Tag, Befana bei Nacht: Mit einem solchen Arbeitspensum hat man es auch in einem italienischen Bergdorf nicht leicht, doch dann wird die Weihnachtshexe (Paola Cortellesi) auch noch entführt. Denn der Erfinder und Spielzeugmagnat Mr. Johnny (Stefano Fresi) will sich an ihr rächen, weil sie als Kind einst sein Geschenk vergessen hatte. Und vor allem will er mit seinen Spielzeugen ihren Platz einnehmen und künftig den Kindern am 6. Januar die Geschenke bringen!

In manchen Landstrichen Italiens, so will es die lokale Folklore, bringt Befana zum Dreikönigsfest (auch Epiphanias genannt – daher stammt wohl auch der Name der Hexe) den Kindern Süßigkeiten, Geschenke – oder Kohlenstücke, so ähnlich wie vergleichbare Figuren in anderen Landstrichen Europas. Für Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe kombiniert Drehbuchautor Nicola Guaglianone die Sagengeschichte mit den Mühen eines modernen Lebens – die Kinder in der Schule hören nicht zu, und das mit der Liebesbeziehung will für Paola auch nicht so richtig klappen, denn natürlich kann sie einem Mann schlecht erläutern, dass sie sich nachts in eine mehrere hundert Jahre alte Hexe verwandelt.

Das erste Drittel von Michele Soavis Film dient auch vor allem dazu, diese Stimmung einzufangen, und das gelingt ziemlich gut; sobald aber Paola/Befana von Mr. Johnnys Schergen entführt wird und sich ein Trupp von sechs Kindern auf den Weg macht, ihre Lehrerin zu befreien, verliert der Film immer mehr an Ziel und Zusammenhang. Sein Bösewicht ist eine ziemliche Witzfigur, seine Handlanger wirken auch nicht besonders bedrohlich, und so mag man nie wirklich glauben, dass die Weihnachtshexe bedroht ist. Im Gegenzug wirkt es völlig unplausibel, wie schnell die Kinder und Paolas Verehrer ihr Doppelleben als Weihnachtshexe als völlig plausibel akzeptieren.

Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe reiht sich natürlich völlig entspannt in eine lange Liste von Filmen ein, bei denen Weihnachten in Gefahr ist, weil der konkrete Vertreter dieses Festes – meist Santa Claus in irgendeiner Variation – unpässlich, entführt oder sonst wie an der Arbeit gehindert ist. Das gibt es wunderbar-gruselig mit Trickfiguren und Gesang in Nightmare Before Christmas oder gekonnt selbstironisch-modern in Santa & Co..; die allermeisten Versuche scheitern mehr oder minder dramatisch, sehr gerne an zu großen Schmalzmengen.

Dass der italienische Film sich auf eine lokale Figur bezieht und den Weihnachtsmann einmal außen vor lässt – über dessen Allgegenwart sich Befana in einer netten Szene auch beschwert –, ist erst einmal eine schöne Idee. Leider fällt der Film aber in seiner zweiten Hälfte erzählerisch wie inszenatorisch völlig in sich zusammen.

Erst stülpt sich die vorher so beschwingte Geschichte auf einmal für wenige Minuten ins wirklich Gefährliche um, als Johnny die Hexe ernsthaft auf einem Scheiterhaufen aus Geschenken und Weihnachtsbaum zu verbrennen droht (das Feuer lodert schon – und Soavi, der zwischen 1980 und 1994 als Regisseur und Schauspieler vor allem Horrorfilme gemacht hat, weiß sicher, was er tut). Dann gibt es brachiale Anschlussfehler, sehr seltsame Schnitte und Zusammenhänge, bis das Ganze schließlich in einem Finale mündet, das, sagen wir, seltsam aufgelöst wird.

In all dem dramaturgischen Durcheinander fällt dann auch besonders auf, dass die deutsche Übersetzung und Synchronisation leider außergewöhnlich schlampig gemacht wirken; Judith Rakers, die die Hauptrolle spricht, macht ihre Sache sehr gut, aber vor allem bei den Kindern und kleineren Nebenrollen irritieren die Schwächen sehr.

Man hat aber leider auch Zeit, sich darüber zu erregen: Das beste am letzten Drittel des Films ist ein Mann in einem Dinosaurierkostüm. Das ist wirklich toll, aber einfach nicht genug.

Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe (2019)

Bei Tag ist Paola eine normale Grundschullehrerin, doch nachts verwandelt sie sich in „Befana“, eine Hexe der Volksmythologie, die in Italien so bekannt ist wie bei uns der Nikolaus. Als sie von einem vergrätzten Spielzeughersteller entführt wird, geht es rund! Ihr Entführer, „Mr. Johnny“, hat nur ein Ziel: Rache! Doch eine Gruppe von sechs Schülern deckt schnell die doppelte Identität der Lehrerin und die ihres Entführers auf. Sie beschließen, sich mit ihren Fahrrädern auf den Weg in ein außergewöhnliches Abenteuer zu machen, das sie für immer verändern wird.

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Meinungen

Jördis von Stürmer · 30.11.2019

mir gefiel der Film sehr gut. mal nicht das immer gleiche Ami-Getue. habe mich köstlich amüsiert. wäre gerne auch mal auf dem Besen unterwegs gewesen..

Mamaola · 17.11.2019

Der Film ist ein Witz..... Nicht zu empfehlen.