Papa Moll und die Entführung des fliegenden Hundes (2018)
Eine Filmkritik von
Papa Moll und die bunten Fünfziger
Murmlikon liegt sehr beschaulich in den Schweizer Landen, unter stets blauem Himmel, im Hintergrund die Alpen, und auf dem Berg direkt gegenüber dem Städtchen thront die Schokoladenfabrik. Hier arbeitet Herr Moll (Stefan Kurt), zuständig für die Qualität der Schoko-Biber.
Das leitet der Film Papa Moll und die Entführung des fliegenden Hundes in seinen ersten Minuten durch einen reimenden Erzähler ein: „Hier im schönen Murmlikon / lebt Papa Moll seit Jahren schon / und arbeitet mit viel Geschick / hoch auf dem Berg in der Fabrik.“ Mit solchen vierzeiligen Reimen wurden die Papa Moll-Comics begleitet, die Edith Oppenheim-Jonas seit 1952 und ursprünglich in der Schweizer Kinder-Zeitschrift Junior veröffentlicht hatte. Für das Drehbuch des Films haben sich Matthias Pacht, Jann Preuss und Regisseur Manuel Flurin Hendry an den Grundthemen der Comicstrips bedient, einige Figuren hinzugefügt und eine ganz eigene Geschichte gestrickt.
Die beginnt mit einem Wasserhahn, der nicht mehr funktioniert und wegen dem Papa Moll den eigenen Vorgarten umgräbt, sowie mit einem Pfeil, den Sohn Fritz (Maxwell Mare) auf den Gartenzwerg des Nachbarn schießt. Dann werden Fritz, Evi (Luna Paiano) und Willy (Yven Hess) von den Geschwistern Jackie (Lou Vogel) und Johnny (Livius Müller Drossaart) drangsaliert, den Kindern von Papa Molls Chef Stuss (Martin Rapold). Und Stuss überredet dann auch Moll, Jackie und Johnny, mit seinen eigenen Kindern in den Zirkus zu gehen. Dort rettet Evi dann die Attraktion der Manege, den fliegenden Dackel Kartovl, aus dem schmutzigen Käfig, während in der Schokoladenfabrik die Messingkübel überquellen … es wird also ein volles Wochenende für Papa Moll.
Das bietet Gelegenheit für reiche Verfolgungsjagden, ein wenig Slapstick und viel herumspritzende Schokolade. So abwechslungsreich das allerdings auch sein mag, es bleibt doch alles sehr, sehr brav. Das beginnt schon mit der farbig überstrahlten Welt der idyllischen Kleinstadt, die tief in den 1950er Jahren steckengeblieben ist.
Das durchdringt auch die weitere Handlung: Als Papa Moll sich übers Wochenende allein um die Kinder kümmern soll, ist er völlig überfordert mit den Bergen an Tupperware, die seine Frau ihm mit vorgekochtem Essen zurücklässt. In der Fabrik, klar patriarchal organisiert, wird freundlich miteinander gearbeitet, wie es nur in einer Fantasiewelt vorstellbar ist. Aber ein wenig Moderne dringt dann mit der Globalisierung doch in die Geschichte ein: Stuss will ganz schnell ganz viele Schokobiber für Asien produziert haben: „Heutzutage kann man den Leuten jeden Mist verkaufen, Hauptsache, es ist viel Mist.“
Papa Moll und die Entführung des fliegenden Hundes ist nicht „jeder Mist“, aber der Film funktioniert weder als zeitgenössische Komödie noch als nostalgische Reminiszenz an die gute, alte Zeit – dafür fehlt dem Film, und das ist das eigentlich Bestürzende, auch nur ein Hauch von ironischer oder wenigstens reflektierter Distanz. So aber wird Papa Moll, seiner langen Geschichte zum Trotz, im Kino nur zu einer mäßig interessanten und ziemlich unlustigen Figur aus vergangenen Zeiten. Schade um all die leuchtenden Farben.
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