Labyrinthus (2014)
In der virtuellen Welt
Es ist eher Zufall, dass ich gerade erst Tron noch einmal angesehen habe (und seine noch recht frische Fortsetzung Tron: Legacy zum ersten Mal) – der Film, in dem Disney zum ersten Mal nahezu komplett am Computer generierte Bilder verwendete und der zugleich im Computer spielte, in einer virtuellen Welt, wie sie bis dahin kaum vorstellbar gewesen war. Aber natürlich kann das nicht gleichgültig sein, wenn man danach einen genauen Blick auf Labyrinthus werfen will.
Der 14-jährige Frikke beobachtet, wie ein Fahrradfahrer einen seltsamen schwarzen Kasten verliert. Anscheinend ein Fotoapparat, zudem ist ein kleiner USB-Stick dabei. Als Frikke den in seinen Computer steckt, wird ein eigentümliches Spiel geladen, das die Grenze zwischen Computer und Außenwelt sehr schnell aufweicht: In dem Spiel ist ein Mädchen gefangen, dass in Frikkes realer Welt im Koma liegt; und alle Dinge und Lebewesen, die Frikke mit der Kamera fotografiert, tauchen auch bald im Spiel auf. Frikke muss im Spiel einen Code finden, mit dem er das Mädchen aus dem virtuellen Gefängnis befreien kann.
Im Grunde erzählt Labyrinthus natürlich eine Geschichte neu, die es so schon in immer verschiedenen Varianten gegeben hat, sei es in Jumanji oder Zathura – Ein Abenteuer im Weltraum. Ein Spiel übernimmt die Kontrolle und eine alternative Welt tut sich auf, in der vermeintliche spielerische Bedrohungen sehr real werden. Das ist im Grunde eine Fantasy-Geschichte, die hier als Variation mit moderner Technologie neu erzählt wird: In einem 3D-Rollenspiel, wie es den jungen Zuschauerinnen und Zuschauern aus ihrer Mediennutzung wahrscheinlich nur zu vertraut sein dürfte. World of Warcraft lässt schön grüßen.
Dafür ist dann allerdings – der Film richtet sich offenbar auch an ein etwas jüngeres Publikum ab 10 Jahren – doch recht wenig los in der virtuellen Welt. Die Bedrohungen sind eher dünn gesät. Das macht den Film zu einem angenehm angstfreien Vergnügen, aber insgesamt kommt das doch alles recht altbacken daher. Die Spannung wird eher von dem Teil der Geschichte erzeugt, der sich außerhalb des Computers abspielt. Denn Frikke versucht natürlich zugleich, den Programmierer dieses Spiels ausfindig zu machen.
Das hat womöglich auch damit zu tun, dass das „Verschwinden im Computer“ hier medienaffine Kinder wahrscheinlich nicht wirklich überzeugen wird. Der Übertritt in den Computer war schon bei Tron vor mittlerweile über dreißig Jahren die größte Hürde für die Geschichte. Sollte man wirklich der Geschichte glauben, dass der Mensch – bei Tron noch Bewusstsein und Körper, bei Labyrinthus „nur“ der Geist – einfach so in Bits und Bytes übertragen werden könne? Die Hürde, die für diese suspension of disbelief zu nehmen ist, die Bereitschaft also, sich auf das Unglaubliche einzulassen, ist nicht unbedingt größer geworden, da Computer nun nicht mehr seltsame, irgendwie auch magische Apparate sind, sondern Teil unseres Alltags: entzaubert, wenn man so will.
So kleine, beschauliche Phantasien von der Auflösung des Menschen in Computerwelten wirken deshalb heutzutage bemüht und auch zu kleinteilig; im Grunde ist das nur noch vorstellbar als totalitärer, allumfassender Entwurf à la Matrix. Aber das ist dann kein besonders naheliegender Stoff für einen Kinderfilm. Dabei ist die Idee natürlich eigentlich recht bezaubernd, so haarsträubend das im Detail auch wirken mag.
(Festivalkritik Filmfest München 2015 von Rochus Wolff)
Im Grunde erzählt Labyrinthus natürlich eine Geschichte neu, die es so schon in immer verschiedenen Varianten gegeben hat, sei es in Jumanji oder Zathura – Ein Abenteuer im Weltraum. Ein Spiel übernimmt die Kontrolle und eine alternative Welt tut sich auf, in der vermeintliche spielerische Bedrohungen sehr real werden. Das ist im Grunde eine Fantasy-Geschichte, die hier als Variation mit moderner Technologie neu erzählt wird: In einem 3D-Rollenspiel, wie es den jungen Zuschauerinnen und Zuschauern aus ihrer Mediennutzung wahrscheinlich nur zu vertraut sein dürfte. World of Warcraft lässt schön grüßen.
Dafür ist dann allerdings – der Film richtet sich offenbar auch an ein etwas jüngeres Publikum ab 10 Jahren – doch recht wenig los in der virtuellen Welt. Die Bedrohungen sind eher dünn gesät. Das macht den Film zu einem angenehm angstfreien Vergnügen, aber insgesamt kommt das doch alles recht altbacken daher. Die Spannung wird eher von dem Teil der Geschichte erzeugt, der sich außerhalb des Computers abspielt. Denn Frikke versucht natürlich zugleich, den Programmierer dieses Spiels ausfindig zu machen.
Das hat womöglich auch damit zu tun, dass das „Verschwinden im Computer“ hier medienaffine Kinder wahrscheinlich nicht wirklich überzeugen wird. Der Übertritt in den Computer war schon bei Tron vor mittlerweile über dreißig Jahren die größte Hürde für die Geschichte. Sollte man wirklich der Geschichte glauben, dass der Mensch – bei Tron noch Bewusstsein und Körper, bei Labyrinthus „nur“ der Geist – einfach so in Bits und Bytes übertragen werden könne? Die Hürde, die für diese suspension of disbelief zu nehmen ist, die Bereitschaft also, sich auf das Unglaubliche einzulassen, ist nicht unbedingt größer geworden, da Computer nun nicht mehr seltsame, irgendwie auch magische Apparate sind, sondern Teil unseres Alltags: entzaubert, wenn man so will.
So kleine, beschauliche Phantasien von der Auflösung des Menschen in Computerwelten wirken deshalb heutzutage bemüht und auch zu kleinteilig; im Grunde ist das nur noch vorstellbar als totalitärer, allumfassender Entwurf à la Matrix. Aber das ist dann kein besonders naheliegender Stoff für einen Kinderfilm. Dabei ist die Idee natürlich eigentlich recht bezaubernd, so haarsträubend das im Detail auch wirken mag.
(Festivalkritik Filmfest München 2015 von Rochus Wolff)
Labyrinthus (2014)
Es ist eher Zufall, dass ich gerade erst „Tron“ noch einmal angesehen habe (und seine noch recht frische Fortsetzung „Tron: Legacy“ zum ersten Mal) – der Film, in dem Disney zum ersten Mal nahezu komplett am Computer generierte Bilder verwendete und der zugleich im Computer spielte, in einer virtuellen Welt, wie sie bis dahin kaum vorstellbar gewesen war.
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