Verein Jordsand

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Verein Jordsand zum Schutz der Seevögel und der Natur
Logo
Rechtsform eingetragener Verein
Gründung 1907
Sitz Hamburg
Zweck See- und Küstenvogelschutz, Naturschutz
Vorsitz Veit Hennig
Geschäftsführung Steffen Gruber
Mitglieder ca. 3.000
Website www.jordsand.de

Der Verein Jordsand zum Schutz der Seevögel und der Natur e. V. wurde 1907 als „Verein zur Begründung von Vogelfreistätten an den deutschen Küsten – Jordsand“ (Bezeichnung bis 1966) in Hamburg gegründet und ist damit eine der ältesten Naturschutzorganisationen in Deutschland. Seit 1982 befindet sich die Geschäftsstelle des Vereins im Haus der Natur (Gut Wulfsdorf) in Ahrensburg bei Hamburg. Die Kampagne Seevogel des Jahres hebt neue Gefährdungen hervor, die den Seevogelschutz heute definieren.

Das Infozentrum Schlüttsiel am Hauke-Haien-Koog existiert seit 1980.
Die Vogelschutzinseln Scharhörn (vorn) und Nigehörn

Namensgeberin für den Verein war die damals deutsche Hallig Jordsand östlich vor List auf Sylt im Wattenmeer. Sie bildete das erste Vogelschutzgebiet des Vereins. Während die Hallig im 17. und 18. Jahrhundert noch mit zwei Höfen besiedelt war, wurde sie 1907 unter Naturschutz gestellt. Nach dem Ersten Weltkrieg gehörte die Hallig Jordsand ab 1920 zu Dänemark. Die Dänische Ornithologische Vereinigung setzte die Vogelbeobachtung fort. Aufgrund fortschreitender Erosion bildet Jordsand seit 2001 keine Hallig mehr, sondern nur noch einen Hochsand.

Im Jahr 1909 kaufte der Verein die Hallig Norderoog, die damit die erste und bislang einzige deutsche Hallig ist, die einem Vogelschutzverein gehört.[1] Jens Wand wurde im gleichen Jahr Vogelwart auf der Hallig, die er bis zum Ersten Weltkrieg mehrmals und ab 1932 bis zu seinem Tod im Jahr 1950 fast durchgängig betreute. Er starb im Watt zwischen Hallig Hooge und Norderoog.

Im Laufe der Jahre war der Verein in vielen Schutzgebieten im Natur- und Landschaftsschutz aktiv, die er nur zum Teil selber betreute. Heute werden diese Gebiete, bei deren Unterschutzstellung der Verein häufig Pionierarbeit leistete, von anderen Naturschutzorganisationen betreut. Dazu zählen folgende Gebiete:

Schutzgebiet Aktiv im Zeitraum
Trischen 1909–1910
Der Bock und die Werderinseln in Mecklenburg-Vorpommern 1909–1910
Der Ellenbogen 1910–1914
Insel Langenwerder und die ehemaligen Poeler Schutzgebiete 1910–1926, teilw. –1927
Insel Messina bei Danzig 1913
Graswarder 1919
Die Grüne Insel 1929–1939
Grüner Brink auf Fehmarn 1938
Seevogelfreistätte Priwall 1963–1965
Eidum-Vogelkoje (Sylt) 1968–2008
Vogelschutzgebiet Hullen 1970–1976
Hallig Süderoog 1971–1977

Dem Vorstand sitzt seit 2022 Veit Hennig vor. Er setzt sich aus gewählten Mitgliedern des Vereins zusammen. Als weitere Organe neben dem Vorstand existieren die Mitgliederversammlung und eine mehrköpfiger Beirat, der den Vorstand in wichtigen Vereinsangelegenheiten berät.[2]

Zusätzlich bestehen die Jugendgruppe, Ortsgruppen, die Gruppe der Referenten der betreuten Schutzgebiete und der Ehrenrat, der repräsentative Aufgaben wahrnimmt.

1907–1929 Franz Dietrich
1929–1933 Reinhart Biernatzki
1933–1935 Franz Dietrich
1935–1937 Nicolaus Peters sen.
1937–1938 Herbert Zeidler
1952–1962 Wilhelm Meise
1962–1972 Klaus Stüven
1972–1974 Johann Henning (Notvorstand)
1974–1976 Joachim Münzing
1976–1979 Uwe Schneider
1979–1990 Gottfried Vauk
1990–1999 Nicolaus Peters jun.
1999–2002 Jörg Ganzhorn
2002–2005 Veit Hennig
2005–2012 Uwe Schneider
2012–2017 Eckart Schrey
2017 Reinhard Schmidt-Moser (Rücktritt im Mai)

Erika Vauk-Hentzelt (geschäftsführende Vorsitzende, † 21. November 2017)

2018 Mathias W. Vaagt
seit 2022 Veit Hennig

Der Verein betreut in erster Linie mehrere Seevogel- und Naturschutzgebiete. Insgesamt 20 Reservate (Stand: 2011) wurden auf wissenschaftlicher Grundlage eingerichtet und werden geschützt und ständig betreut. Unter anderem zählen dazu die Inseln Neuwerk, Nigehörn, Scharhörn, die Greifswalder Oie, Teile von Helgoland, Sylt und Amrum sowie die Halligen Südfall, Habel und Norderoog.

Insbesondere mit den beiden Nationalparks Hamburgisches Wattenmeer und Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer besteht eine enge Zusammenarbeit.

Zum Erhalt der Hallig Norderoog führt der Verein in den Sommermonaten mehrere Workcamps für Jugendliche durch. Dabei wird vor Ort aktiv Uferschutz zur Erhaltung der Hallig betrieben. Die Jugendlichen leben für zwei Wochen in Gruppen von bis zu 20 Personen auf der Hallig. Während dieser Zeit müssen sie ohne fließendes warmes Wasser auskommen; die Ausstattung ihrer Unterkünfte beschränkt sich auf Zelte, Gaskocher und eine 12-Volt-Batterie für das Aufladen von Handy-Akkus. Jahr für Jahr werden von den Jugendlichen Lahnungen gebaut und repariert sowie Gräben gezogen, um die Halligkante vor der Erosion durch die Gezeiten zu schützen.

Des Weiteren betreibt der Verein Jordsand Öffentlichkeitsarbeit, Umweltbildung sowie internationale Jugendarbeit. Insbesondere im Haus der Natur in Wulfsdorf bei Ahrensburg nahe Hamburg hat der Verein ein Zentrum für Umweltbildung eingerichtet. Hier stehen zahlreiche Angebote für Schulklassen vor allem aus Hamburg sowie für andere Gruppen und Einzelpersonen bereit. Im Jahr 2005 konnte der Verein das Haus von der Stadt Hamburg erwerben und sichert dessen Erhaltung überwiegend durch Spenden. Presseorgan des Vereins ist unter anderem die Zeitschrift Seevögel.

Schutzgebiete des Verein Jordsand

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Schutzgebiet Lage Betreuung seit Beschreibung Schutzmaßnahmen
Rantumbecken Sylt 1957 1937 als Landeplatz für Wasserflugzeuge angelegtes Becken, Vorkommen des Säbelschnäblers. Schutzaufgaben: Kontrolle und Öffentlichkeitsarbeit.
Amrumer Odde Nordspitze Amrums 1941 Eines der südlichsten Brutgebiete der Eiderente, bemerkenswerte Tendenz zur Verdrängung der Silber- durch die Heringsmöwe. Rast- und Brutgebiet zahlreicher weiterer Arten. NSG seit 1936. Schutzaufgaben im Bereich von Beobachtung, Dokumentation und Besucherführungen.
Hauke-Haien-Koog Kreis Nordfriesland, Schlüttsiel 1967 1959 eingedeichter Koog. Durch unterschiedliche Vegetation großer Artenreichtum, besondere Bedeutung für Entenvögel. Vorrangig Öffentlichkeitsarbeit.
Habel Östlich von Gröde 1983 Kleinste Hallig. Bedeutend als Rast- und Brutgebiet besonders für die Ringelgans Ganzjährige Besetzung mit einem Vogelwart. Schutzaufgaben besonders bei Beobachtung, Dokumentation und Schutz gegen Ruhestörungen.
Norderoog Südwestlich von Hooge 1909 Seit 1909 Eigentum des Vereins und ältestes Schutzgebiet. Bedeutende Population der Brandseeschwalbe. Schutz gegen Störungen durch Betreten des Gebiets, im Sommer Workcamps zur Reparatur der Küstenschutzeinrichtungen.
Norderoogsand Westlich der Halligen 1968 Zweitgrößter Außensand. Dünenbildung im Norden und Ansiedlung erster Brutpaare. Naturschutzgebiet seit 1968. Maßnahmen gegen Störungen
Südfall Südöstlich von Pellworm 1957 Hallig im Wattenmeer Vorrangig Besucherführungen
Helgoländer Felssockel Helgoland 1983 Mit 5.184 ha das größte Naturschutzgebiet Schleswig-Holsteins Besucherführungen
Lummenfelsen Helgoland 1980 Felsklippe an der südlichen Seite der Westspitze Helgolands. Brutplatz für Vögel wie Lummen, Dreizehenmöwe, Eissturmvogel, Basstölpel, Tordalk und Silbermöwe Besucherführungen
Neuwerk Hamburgisches Wattenmeer 1982 seit einigen Jahren brütet die Brandseeschwalbe auf Neuwerk Besucherführungen
Scharhörn Hamburgisches Wattenmeer 1939 Insel vor Neuwerk Besucherführungen
Nigehörn Hamburgisches Wattenmeer 1989 1989 angelegte, künstliche Insel. Mittlerweile große Population von Fluss- und Küstenseeschwalben. Durchsetzung des Betretungsverbots. Betreuung von Scharhörn aus.
Schleimündung Ostseeküste Schleswig-Holstein 1922 Das Schutzgebiet setzt sich aus den beidseitig der Schleimündung gelegenen Gebieten der Lotseninsel und dem Sandhaken Olpenitz (Teil des ehem. Marinestützpunkts Olpenitz) zusammen Monitoring
Möwenberg Schleswig 1991 Das Betreten der Insel ist verboten Monitoring
Greifswalder Oie Ostsee 1993 In der ganzjährig betreuten Inselstation gibt es keine Anbindung an das Energie- und Wassernetz. Beringung tausender Zugvögel während des Frühjahrs- und Herbstzuges
Görmitz Usedom 2002 Halbinseln, ehemaliges Ferienobjekt für Mitarbeiter des Kernkraftwerkes Lubmin Monitoring
Schwarztonnensand Unterelbe 1973 Bedeutend als Rastgebiet, 34 Brutvogelarten (2006). Seit den 70er Jahren Entwicklung von einer Schlickbank zur Insel, entsprechende Veränderungen in Fauna und Flora. Naturschutzgebiet seit 1985.
Asselersand Kehdingen 1994 Besonderheiten Monitoring
Haus der Natur mit Park Ahrensburg 1981 Geschäftsstelle des Vereins, Park anerkannter Naturerlebnisraum mit Naturerlebnispfad. Angebote der Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung.
Ahrensburger Tunneltal Ahrensburg 1984 560 ha großes Naturschutzgebiet seit 1978, bzw. 1982, FFH-Gebiet. Besondere Bedeutung der geomorphologischen Formen eines eiszeitlichen Tunneltales. Landschaftspflege, Renaturierung, Gestaltung der Wegführung.
Höltigbaum Hamburg 1996 Ehemaliger Truppenübungsplatz. Rückzugsgebiet insbesondere für Feldlerchen, Steinschmätzer, Wachtelkönig und Neuntöter. Vorkommen zahlreicher Heuschreckenarten sowie vieler Nachtfalterarten Unterschutzstellung 1997, Schutzgemeinschaft aus Verein Jordsand, NABU, Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Umsetzung der Schutzverordnung, Landschaftspflege und Öffentlichkeitsarbeit.
Hoisdorfer Teiche Hoisdorf 1988 6 künstlich angelegte Fischteiche, von besonderer Bedeutung ist das Gebiet als Rastplatz und für vorkommende Seevögel aus der Ordnung der Lappentaucher Keine klassische Betreuung aufgrund fischwirtschaftlicher Nutzung.
Insel Ruden Greifswalder Bodden 2015 Insel in der Mündung des Peenestroms vor der zu Mecklenburg-Vorpommern gehörenden Ostseeküste. Liegt in direkter Nachbarschaft zur Greifswalder Oie. naturschutzfachliche Betreuung

Nebenorganisationen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 1980 besteht die Jugendgruppe Naturschutzjugend Jordsand (NJJ), seit 1986 das Institut für Naturschutz- und Umweltschutzforschung des Vereins Jordsand (INUF).

  • Gelegentlich nutzt der Verein die leicht abweichende Bezeichnung Verein Jordsand zum Schutze der Seevögel und der Natur e. V.
  • 90 Jahre Verein Jordsand. In: SEEVÖGEL. Band 18, Heft, 1997, ISSN 0722-2947.
  • 100 Jahre Seevogelschutz an deutschen Küsten. In: SEEVÖGEL. Band 28, Heft, 2007, ISSN 0722-2947.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Vogelfreistätten an der Nordseeküste. In: Dresdner neueste Nachrichten. 4. Juni 1909, abgerufen am 1. November 2021.
  2. Satzung des Verein Jordsand zum Schutz der Seevögel und der Natur e. V., 21. März 2015