Jan Tyrawa
Jan Karol Tyrawa (* 4. November 1948 in Kuźnice Świdnickie, deutsch Fellhammer b. Waldenburg, Woiwodschaft Niederschlesien) ist ein polnischer Geistlicher und emeritierter römisch-katholischer Bischof von Bydgoszcz.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jan Tyrawa wurde in Kuźnice Świdnickie als Sohn einer Arbeiterfamilie geboren. Er besuchte die Grundschule in Kuźnice Świdnickie und später das Gymnasium Nr. 3 in Wałbrzych, an dem er 1966 das Abitur erlangte. Von 1966 bis 1973 studierte er Philosophie und Katholische Theologie am Priesterseminar in Breslau. Daneben leistete er von 1967 bis 1969 Wehrdienst im Stettiner Stadtteil Podjuchy. 1973 erwarb er an der Päpstlichen Theologischen Fakultät in Breslau einen Magister Theologiae. Am 26. Mai 1973 empfing er im Breslauer Dom durch Bolesław Kardinal Kominek, den Erzbischof von Breslau, das Sakrament der Priesterweihe für das Erzbistum Breslau.[1]
Nach der Priesterweihe war Tyrawa zunächst als Pfarrvikar und als Katechet in der Pfarrei St. Stanislaus und Wenzel in Świdnica tätig. 1974 setzte er seine Studien an der Theologischen Fakultät der Katholischen Universität Lublin fort, an der er 1976 ein Lizenziat erwarb und 1980 mit der Arbeit Nauka Wojciecha Nowopolczyka o Eucharystii („Wojciech Nowopolczyks Lehren über die Eucharistie“) zum Doktor der Theologie im Fach Dogmatik promoviert wurde.[1] Ab 1980 lehrte Tyrawa an der Päpstlichen Theologischen Fakultät in Breslau. Von 1980 bis 1985 wirkte er zusätzlich als Spiritual am Priesterseminar in Breslau. Zudem fungierte er von 1981 bis 1988 als Sekretär der Abteilung für Dogmatik an der Päpstlichen Theologischen Fakultät in Breslau.[2] Außerdem gehörte er der Redaktion der Schriftenreihe Colloquium Salutis an. Von 1985 bis 1986 absolvierte Tyrawa einen Forschungsaufenthalt an der Theologischen Fakultät Paderborn.[1]
Am 24. September 1988 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Weihbischof in Breslau und zum Titularbischof von Nova Sinna. Die Bischofsweihe spendete ihm der Erzbischof von Breslau, Henryk Gulbinowicz, am 5. November 1988 in der Kathedrale St. Johannes der Täufer (Breslauer Dom); Mitkonsekratoren waren der Bischof von Gorzów, Józef Michalik, und der Weihbischof in Breslau, Tadeusz Rybak. Tyrawa wählte den Wahlspruch Crux ave spes unica („Kreuz, sei gegrüßt, du einzige Hoffnung“). Als Weihbischof war er ab 1989 zudem Generalvikar des Erzbistums Breslau und Domherr am Breslauer Dom. Daneben war er von 1988 bis 1993 Pfarrer der Pfarrei Corpus Christi in Breslau sowie ab 2001 zuerst Pfarradministrator und später schließlich Pfarrer der Pfarrei Heiliger Geist in Breslau. Außerdem fungierte er als Prosynodal-Examinator und Zensor im Rahmen des Verfahrens zur Erteilung des bischöflichen Imprimatur für die religiösen Bücher. Darüber hinaus gehörte er dem Priesterrat und dem Konsultorenkollegium des Erzbistums an. Ferner wirkte er als Vorsitzender der Hauptkommission der Diözesansynode und als Generalsekretär des Organisationskomitees des Eucharistischen Weltkongresses in Breslau im Jahr 1997. Er engagierte sich zudem in der Jugendseelsorge.[1]
Am 24. Februar 2004 bestellte ihn Papst Johannes Paul II. zum ersten Bischof des neu gegründeten Bistums Bydgoszcz.[3] Die Amtseinführung fand am 28. März 2004 in der Kathedralkirche in Bydgoszcz statt. Jan Tyrawa war am 30. April 2009 Mitkonsekrator bei der Bischofsweihe von Erzbischof Jan Romeo Pawłowski, dem Apostolischen Nuntius in der Republik Kongo und Gabun.
In der Polnischen Bischofskonferenz fungierte Tyrawa zudem als Beauftragter für die Beziehungen zur österreichischen Bischofskonferenz und Verantwortlicher für den kirchlichen Radio- und Fernsehsender Niepokalanów. Außerdem gehörte er der Kommission für Gerechtigkeit und Frieden, dem Rat für die Kultur und den Schutz des Kulturerbes und dem Rat für die sozialen Kommunikationsmittel an. Zudem war er Mitglied des Programmrats der Katholischen Nachrichtenagentur und im Aufsichtsrat der Stiftung Opoka. Überdies war er Vertreter der polnischen Bischofskonferenz im Organisationskomitee des Mitteleuropäischen Katholikentages.[1]
2016 wurde Tyrawa in den Lazarus-Orden aufgenommen. Bis 2022 war er dessen Prior für das Großpriorat Polen.[4] 2018 wurde ihm die Medaille des „Seligen Pater Jerzy Popiełuszko“ verliehen.[5] Außerdem erhielt er in der polnischen Armee die Ränge Hauptmann (1997), Major (2013) und Oberstleutnant (2017).[6]
Am 12. Mai 2021 nahm Papst Franziskus das von Jan Tyrawa vorgebrachte vorzeitige Rücktrittsgesuch an.[7]
Kontroverse
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Zuge der Aufarbeitung der Vertuschung pädophiler Straftaten durch Bischöfe wurde Tyrawa 2020 vorgeworfen, auf Geheiß des Breslauer Erzbischofs Henryk Gulbinowicz einen Priester in seine Diözese übernommen zu haben, gegen den die Familien von Betroffenen schwere Beschuldigungen erhoben hatten. Der Priester hatte dort weiterhin Kontakt zu Kindern und Jugendlichen.[8]
Wappen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Wappen von Jan Tyrawa zeigt auf rotem Grund ein Kreuz und eine Kerze sowie ein blaues M. Das Kreuz stellt ein Symbol für die Überwindung des Leides und des Bösen dar. Zudem symbolisiert die Kerze das Licht und die Hoffnung, die von Christus kommen. Das blaue M steht für die Gottesmutter Maria. Die rote Hintergrundfarbe drückt die Bereitschaft aus, für den Glauben zu sterben.[9]
Schriften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Eintrag zu Jan Tyrawa auf catholic-hierarchy.org
- Eintrag zu Jan Tyrawa auf gcatholic.org (englisch)
- Biografie auf den Seiten des Bistums Bydgoszcz ( vom 16. Oktober 2010 im Internet Archive) (polnisch)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e Krzysztof Rafał Prokop: Biskupi Kościoła katolickiego w III Rzeczpospolitej. Leksykon biograficzny. Towarzystwo Autorów i Wydawców Prac Naukowych „Universitas“, Krakau 1998, ISBN 83-7052-900-3, S. 152 (polnisch).
- ↑ Grzegorz Polak: Kto jest kim w Kościele: ekumeniczne „who is who“ chreścijaństwa w Polsce. Stan na dzień 15 lutego 1999. Katolicka Agencja Informacyjna, Warschau 1999, ISBN 978-83-911554-0-0, S. 384–385 (polnisch).
- ↑ Erezione della Diocesi di Bydgoscz e nomina del primo Vescovo. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 24. Februar 2004, abgerufen am 31. Mai 2024 (italienisch).
- ↑ Święto Zakonu lazarytów w Bydgoszczy. In: izabelafac.pl. 10. August 2022, abgerufen am 31. Mai 2024 (polnisch).
- ↑ Bp Jan Tyrawa odznaczony medalem ks. Jerzego Popiełuszki. In: ekai.pl. 29. März 2018, abgerufen am 31. Mai 2024 (polnisch).
- ↑ Biskup Jan Tyrawa został podpułkownikiem. In: portalkujawski.pl. 12. November 2017, abgerufen am 31. Mai 2024 (polnisch).
- ↑ Rinuncia del Vescovo di Bydgoszcz. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 12. Mai 2021, abgerufen am 12. Mai 2021 (italienisch).
- ↑ Głębokość gangreny toczącej polski kościół jest naprawdę zatrważająca newsweek.pl, 15. November 2020.
- ↑ Biskup Diecezji – Jan Tyrawa. In: mbkm.pl. 14. Dezember 2009, abgerufen am 31. Mai 2024 (polnisch).
Personendaten | |
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NAME | Tyrawa, Jan |
ALTERNATIVNAMEN | Tyrawa, Jan Karol (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | polnischer Geistlicher, römisch-katholischer Bischof von Bydgoszcz |
GEBURTSDATUM | 4. November 1948 |
GEBURTSORT | Kuźnice Świdnickie, Woiwodschaft Niederschlesien, Polen |