Dickstielige Wasserhyazinthe

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Dickstielige Wasserhyazinthe

Dickstielige Wasserhyazinthe (Pontederia crassipes)

Systematik
Monokotyledonen
Commeliniden
Ordnung: Commelinaartige (Commelinales)
Familie: Wasserhyazinthengewächse (Pontederiaceae)
Gattung: Hechtkräuter (Pontederia)
Art: Dickstielige Wasserhyazinthe
Wissenschaftlicher Name
Pontederia crassipes
Mart.

Die Pflanzenart Dickstielige Wasserhyazinthe (Pontederia crassipes Mart., Syn.: Eichhornia crassipes (Mart.) Solms) gehört seit 2018 zur Gattung Hechtkräuter (Pontederia) innerhalb der Familie der Wasserhyazinthengewächse (Pontederiaceae).[1] Die Wasserhyazinthe stammt aus dem tropischen Südamerika und wird weltweit als Zierpflanze insbesondere für Gartenteiche verwendet. Außerhalb Südamerikas ist sie weltweit ein in Gewässern wachsender Neophyt und wird zumeist als schnellwachsendes „Unkraut“ bewertet.

Habitus, Laubblätter und Blütenstand der Dickstieligen Wasserhyazinthe (Pontederia crassipes)

Vegetative Merkmale

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Die Dickstielige Wasserhyazinthe wächst als freiflutende, ausdauernde krautige Pflanze. Die unscheinbaren, kurzen Sprossachsen sind unverzweigt und bilden Stolonen.[1]

Die wechselständig und spiralig gehäuft am oberen Ende der Sprossachse angeordneten Laubblätter sind in Blatthäutchen, -stiel und -spreite gegliedert. Die sitzenden Laubblätter sind schnellvergänglich. Das Blatthäutchen ist fächerförmig. Der Blattstiel ist aufgeblasen. Die einfache Blattspreite ist breit-eiförmig, herz- oder nierenförmig.[1]

Generative Merkmale

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Unter dem Blütenstand befindet sich ein Blatt das nicht aufgeblasen ist. Der Gesamtblütenstand ist endständig. Das basale Tragblatt ist röhrig. Die wechselständig angeordneten Teilblütenstände sind Wickel, die jeweils nur ein oder zwei sitzende Blüten enthalten.[1]

Die zwittrige Blüte ist zygomorph und dreizählig. Es sind drei obere und drei untere Blütenhüllblätter vorhanden; sie sind röhrig, stieltellerförmig verwachsen. Das obere zentrale Blütenhüllblatt besitzt ein Saftmal das nur aus einem gelben Fleck, der von einem dunkel- bis bläulich-purpurfarbenen Fleck umgeben ist. Die Staubblätter weisen zwei Formen auf. Die untereinander freien Staubfäden sind J-förmig und drüsig flaumig behaart. Es liegt Tristylie vor. Drei Fruchtblätter sind zu einem Fruchtknoten verwachsen, dessen drei Fruchtknotenkammern alle fertil sind und viele Samenanlagen enthalten. Es sind Septalnektarien vorhanden. Der drüsig behaarte Griffel endet in einer kopfigen bis dreilappigen Narbe.[1]

Die Blütenhüllblätter drehen sich nach der Anthese spiralig ein und verschmelzen mit der Frucht oder umgeben sie locker. Die verkehrt-längliche Kapselfrucht öffnet sich fachspaltig = lokulizid. Das Anthokarp ist dünn und glatt. Die länglichen Samen sind längsverlaufend geflügelt.[1]

Die Dickstielige Wasserhyazinthe stammt aus dem tropischen Südamerika und wurde 1888 als Zierpflanze aus Brasilien nach Nordamerika eingeführt, dort kommt sie vor allem in Florida und Kalifornien vor. Vier Jahre später wurde sie nach Java und von dort aus auf andere südostasiatische Inseln gebracht. Anschließend wurde sie innerhalb nur weniger Jahre auch nach Australien, Japan, Indien und Afrika „verschleppt“.[2] Die Art zählt zu den 100 gefährlichsten Neobiota weltweit.

Die Erstbeschreibung von Pontederia crassipes erfolgte 1823 durch Carl Friedrich Philipp von Martius in Nova Genera et Species Plantarum ..., Tomus I, 9, Tafel 4.[3] Ein Homonym ist Pontederia crassipes Roem. & Schult. das 1829 in Systema Vegetabilium 7, 1, S. 137 veröffentlicht wurde.[3] Lange Zeit war Eichhornia crassipes (Mart.) Solms veröffentlicht durch Hermann Maximilian Carl Ludwig Friedrich zu Solms-Laubach in Alphonse Louis Pierre Pyramus de Candolle und Anne Casimir Pyramus de Candolle: Monographiae Phanerogamarum, 4, 1883, S. 527 der akzeptierte Name. Weitere Synonyme für Pontederia crassipes Mart. sind: Piaropus crassipes (Mart.) Britton, Piaropus mesomelas Raf. nom. illeg.

Pontederia crassipes Mart. ist die einzige Art der 2018 neu aufgestellten Untergattung Pontederia subg. Oshunae M.Pell. & C.N.Horn aus der Gattung Pontederia innerhalb der Familie Pontederiaceae.[1]

Schädlichkeit und Bekämpfung

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Beispiel invasives Vorkommen in Madagaskar: Mit Wasserhyazinthen zuwachsender See.
Das Mähsammelboot sammelt die Pflanzen über ein in das Wasser ragendes Fließband auf einer Ladefläche. An Land kann das gesammelte Material mit Hilfe des Förderbandes abgeladen werden
Einsammeln der Pflanze mit einem Mähsammelboot
Fischer müssen die seit einigen Jahren eingewanderten Hyazinthen einsammeln, damit der See nicht zuwächst.

Ohne Fressfeinde vermehrt sich die Schwimmpflanze massenhaft und wuchert sämtliche Binnengewässer in Afrika zu: Eine Wasserhyazinthen-Decke verdoppelt ihre Fläche in nur zwei Wochen. Durch den Lichtmangel sterben die Wasserpflanzen unter Eichhornia crassipes ab und auch die Fische sterben als Folge. Außerdem behindern die dicken Schwimmpflanzenteppiche die Schifffahrt und Fischerei. Krokodile finden in den Pflanzen Schutz und werden zu einer Gefahr für die Menschen. Zusätzlich entziehen die abgestorbenen und sich zersetzenden Pflanzen dem Wasser Sauerstoff, als Folge steigt der Säuregehalt des Wassers und in Flüssen sinkt die Fließgeschwindigkeit. Dadurch kommt es zur Ablagerung von Schlamm.

Als Gegenmaßnahmen werden in Nigeria Maschinen verwendet, die die Schwimmpflanzen-Teppiche zerstören sollen. In anderen Gebieten wurden Herbizide verwendet, die auch sämtliche andere Spezies vernichteten und einen noch größeren Schaden anrichteten. Im Sudan wurden erstmals Rüsselkäfer (Neochetina eichhorniae und Neochetina bruchi) ausgesetzt, die ausschließlich Wasserhyazinthen fressen. In Benin wird durch den Einsatz dieser Käfer etwa 260 Mio. Dollar in den kommenden Jahren eingespart werden, denn nach ersten Angaben verläuft das Projekt zufriedenstellend. Mögliche negative Nebeneffekte der Käfer sind zurzeit nicht bekannt. Auch der Rüsselzünsler Sameodes albiguttalis und die Spitzkopfzikaden Megamelus scutellaris werden eingesetzt.[4]

Die Dickstielige Wasserhyazinthe ist 2016 in die „Liste der unerwünschten Arten“ für die Europäische Union aufgenommen worden.[5]

Es gibt durchaus auch positive Aspekte einer (kontrollierten) Bepflanzung mit Wasserhyazinthen: Wasserhyazinthen haben die nützliche Eigenschaft, das Wasser, in dem sie leben, von darin enthaltenen Giftstoffen zu reinigen (Phytosanierung, engl.: phytoremediation).[6] So gibt es Bestrebungen, Wasserhyazinthen in Bangladesch zur Reinigung des Trinkwassers von Arsen einzusetzen: nach Angaben der WHO sind dort im Jahr 2005 77 Millionen Bangladescher von einer Arsenvergiftung bedroht, da Verunreinigungen des Trinkwassers mit 300 bis 400 ppb Arsen dort die Regel sind. Es konnte experimentell gezeigt werden, dass Dickstielige Wasserhyazinthen Arsen effektiv aus dem Trinkwasser beseitigen. Die Fasern eignen sich nur begrenzt zur Herstellung von Papier.[7] Getrocknet werden aus ihnen auch Korbmöbel hergestellt. Wie in Pflanzenkläranlagen, können Wasserhyazinthen auch in natürlichen Gewässern den Phosphorkreislauf positiv beeinflussen und so einer Eutrophierung entgegenwirken[8][9][10].

Als meist freischwimmende Pflanze wird die Wasserhyazinthen auch als Aquarienpflanze verwendet.[11]

  • Mir Misbahuddin, Atm Fariduddin: Water hyacinth removes arsenic from arsenic-contaminated drinking water. In: Archives of Environmental Health. Band 57, 2002, S. 516–518, ISSN 0003-9896 (zur Phytosanierung).

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g Marco O. O. Pellegrini, Charles N. Horn, Rafael F. Almeida: Total evidence phylogeny of Pontederiaceae (Commelinales) sheds light on the necessity of its recircumscription and synopsis of Pontederia L. In: PhytoKeys, Volume 108, August 2018, S. 25–83. doi:10.3897/phytokeys.108.27652 online.
  2. Datenblatt Eichhornia crassipes. bei Global Invasive Species Database, 2006.
  3. a b Pontederia crassipes bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 15. Mai 2022.
  4. United States Department of Agriculture, Agricultural Research Service: Scientists Release Biocontrol for Waterhyacinth. Abgerufen am 1. Oktober 2023
  5. Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung (List of Invasive Alien Species of Union Concern) (PDF) abgerufen am 15. Juli 2016
  6. Phytotechnologies. (Memento vom 19. April 2015 im Internet Archive) Freshwater Management Series No. 7 bei Webseite des Umweltprogramms der Vereinten Nationen. (englisch)
  7. W. J. Nolad, D. W. Kirmse: The Papermaking Properties of Waterhyacinth. In: Journal of Aquatic Plant Management (JAPM). Band 12 (Mai 1974), S. 90–97 (PDF (Memento des Originals vom 31. August 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.apms.org).
  8. Natürliche Kläranlagen schwimmen auf den Flüssen des Sambesi. In: Eawag. 26. November 2020, abgerufen am 4. Dezember 2020.
  9. R. Scott Winton, Fritz Kleinschroth, Elisa Calamita et al.: Potential of aquatic weeds to improve water quality in natural waterways of the Zambezi catchment. In: Scientific Reports. Band 10, 22. September 2020, doi:10.1038/s41598-020-72499-1.
  10. Fritz Kleinschroth, R. Scott Winton, Elisa Calamita et al.: Living with floating vegetation invasions. In: Ambio. Band 50, 28. Juli 2020, S. 125–137, doi:10.1007/s13280-020-01360-6.
  11. Christel Kasselmann: Aquarienpflanzen. Ulmer Verlag, Stuttgart 1995; 2., überarbeitete und erweiterte Auflage 1999, ISBN 3-8001-7454-5, S. 280.
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