Benny Goodman

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Benny Goodman, Foto: Hans Gerber, Comet Photo, Bildarchiv der ETH Zürich, 1959

Benjamin David „Benny“ Goodman (* 30. Mai 1909 in Chicago, Illinois; † 13. Juni 1986 in New York City, New York[1]) war ein amerikanischer Klarinettist, Jazzmusiker und Bandleader. Vor allem in den 1930er Jahren feierte er mit seiner Big Band große Erfolge und gilt als einer der populärsten Protagonisten des Swing.

Leben und Wirken

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Goodman wurde als neuntes von zwölf Kindern armer jüdischer Immigranten aus dem Russischen Kaiserreich geboren. Sein Vater, David Goodman (1873–1926), kam 1892 aus Warschau im geteilten Polen in die Vereinigten Staaten und wurde Schneider. Seine Mutter, Dora Grisinsky, (1873–1964), stammte aus Kaunas. Sie lernten sich in Baltimore, Maryland, kennen und zogen noch vor Goodmans Geburt nach Chicago.

Mit geringem Einkommen und einer großen Familie zogen sie in das Viertel Maxwell Street, ein überfülltes Elendsviertel in der Nähe von Bahnhöfen und Fabriken, das von deutschen, irischen, italienischen, polnischen, skandinavischen und jüdischen Einwanderern bevölkert war. Geld war ein ständiges Problem. Sonntags nahm sein Vater die Kinder zu kostenlosen Bandkonzerten im Douglass Park mit, wo Goodman zum ersten Mal professionelle Live-Auftritte erlebte. Um seinen Kindern einige Fertigkeiten und ein Gefühl für Musik zu vermitteln, meldete sein Vater den zehnjährigen Goodman und zwei seiner Brüder ab 1919 zum Musikunterricht in der Kehelah-Jacob-Synagoge an.

Für zwei Jahre unterrichtete ihn Franz Schoepp vom Chicago Symphony Orchestra. Mit zwölf Jahren spielte er bereits im Theaterorchester und in verschiedenen Tanzkapellen der Stadt. Während seiner Highschoolzeit trat er 1922 auch mit der Austin High School Gang auf. Seine Jazzlehrmeister waren die großen Solisten und Bands der 1920er Jahre, u. a. King Olivers Creole Jazz Band mit Louis Armstrong und die Vertreter des Chicago-Jazz. Goodman stieg in eine der damals führenden Bands in Chicago ein, das Ben-Pollack-Orchester, mit dem er auf Tournee ging und 1926 seine ersten Aufnahmen machte, darunter am 17. Dezember die erste Aufnahme eines von ihm gespielten Klarinetten-Solos (He’s the Last Word). Zwei Jahre später zog er nach New York City, wo er für das Radio und als Sessionmusiker arbeitete, u. a. für Ben Selvin und Paul Whiteman und als Theatermusiker am Broadway.

Im Jahre 1926, als er 17 Jahre alt war, wurde sein Vater von einem vorbeifahrenden Auto getötet, nachdem er aus einer Straßenbahn ausgestiegen war. Der Tod seines Vaters war „das Traurigste, was je in unserer Familie passiert ist“, so Goodman

Im Januar 1931 hatte er mit seiner Schallplattenaufnahme des Songs He’s Not Worth Your Tears einen ersten Charterfolg (#20). Für die Rundfunkserie Let’s Dance formierte der Klarinettist 1934 seine erste Big Band im Club Billy Rose’s Music Hall, die zum ersten Mal in der Geschichte des Jazz weiße und schwarze Musiker vereinte. Mit ihrer Perfektion[2] errang sie innerhalb weniger Jahre die Anerkennung nicht nur der Jazzfans, sondern auch zahlreicher Musikliebhaber außerhalb des Jazzbereichs, zum Beispiel in Mozartkonzerten. Der große Durchbruch beim Publikum blieb ihm jedoch vorerst verwehrt. In den frühen 1930er Jahren spielte er mit den national bekannten Bands von Red Nichols, Isham Jones und Ted Lewis.

Benny Goodman, 1946

Ab 1933 hatte er für Columbia weitere Hits wie Fats Wallers Ain’tcha Glad (#6) und den Songs I Gotta Right to Sing the Blues (#20) und I Ain’t Lazy, I’m Just Dreaming (#6), mit Jack Teagarden als Bandsänger. Im Juni 1934 gelang ihm mit Moonglow der erste seiner sechzehn Nummer-1-Hits. In dieser Zeit spielte auch Glenn Miller als freier Posaunist mit. Erst 1935 im Palomar Ballroom erlebte er mit seiner eigenen Band den Durchbruch und reiste nun von Erfolg zu Erfolg.

Benny Goodman (dritter von links) mit früheren Bandmitglieder, von links nach rechts: Vernon Brown, Georgie Auld, Gene Krupa, Clint Neagley, Ziggy Elman, Israel Crosby und Teddy Wilson am Piano, 1952

Am 16. Januar 1938 gab Goodman dann sein berühmtes Jazz-Konzert (siehe The Famous Carnegie Hall Concert 1938) in der New Yorker Carnegie Hall. Das Konzert war ein durchschlagender Erfolg, wodurch der Jazz quasi über Nacht salonfähig und auch in den „feineren Kreisen“ zunehmend akzeptiert wurde. Die Aufnahme des Konzertes, insbesondere der überlange Schlusstitel Sing, Sing, Sing, gilt heute als Meilenstein und bedeutender Genre-Klassiker und fand bereits vor Jahren Aufnahme in den erlesenen Kreis der Hall-of-Fame des Jazz.

Benny Goodman mit der Disneyland Band, 1962
Benny Goodman während eines Konzerts in Nürnberg, 1971

Von 1934 bis 1938 nahm Goodman für das Label Victor auf, das später unter dem Namen RCA Victor firmierte. Ab 1939 wurden seine Platten bei Columbia Records veröffentlicht, welche auch das erste Konzert Goodmans in der Carnegie Hall herausbrachten. Für Victor nahm er auch einen seiner größten Hits auf, Edgar Sampsons Don’t Be That Way, der fünf Wochen auf Rang 1 stand und 13 Wochen in den Hitparaden blieb. Neben Stompin’ at the Savoy war dies die Nummer, die Goodman immer wieder für sein Publikum spielen musste.

Neben seiner Big Band, in welcher unter anderem die Star-Trompeter Harry James und Ziggy Elman spielten, gründete er auch das Benny-Goodman-Quartett, das die Jazzgrößen Teddy Wilson, Gene Krupa und Lionel Hampton vereinte. In diesem Quartett spielten mit Teddy Wilson und Lionel Hampton zwei schwarze Musiker zusammen mit zwei weißen Musikern, was zur damaligen Zeit ein Tabu war.

Die Musik des Bandleaders Benny Goodman war in erster Linie darauf ausgerichtet, ihn in seiner Rolle als Solisten auf der Klarinette herauszustellen, wenngleich er auch stets andere hervorragende Solisten und Vokalisten, etwa Helen Ward, Peggy Lee oder Ella Fitzgerald, in seiner Band hatte. Goodman war zwar kein Innovator etwa im Range eines Duke Ellington oder Count Basie, es stammen auch nur verhältnismäßig wenige seiner Stücke aus eigener Feder. Die akribischen Arrangements seiner Titel waren jedoch meist sehr eingängig und so konnte er mit seinem virtuosen Spiel im Kreise der perfekt eingespielten Bandkollegen und sicher auch aufgrund der Hautfarbe damals ein größeres Publikum erreichen als diese. Stilistisch markierte seine Musik den Mainstream des Swing und zusammen mit dem ebenfalls Klarinette spielenden Artie Shaw war er der populärste weiße Bandleader der Swing-Ära, der auch in der Nachkriegszeit noch große Erfolge feierte.

Viele Musikkritiker sind heute der Ansicht, dass Goodman für den Jazz und Swing die gleiche Bedeutung hat wie beispielsweise Elvis Presley für den Rock ’n’ Roll. Benny Goodman hatte das Ziel, „schwarze“ Musik einem jungen weißen Publikum näher zu bringen, und er hat sich dabei auch um die Überwindung der Rassentrennung in den USA sehr verdient gemacht, denn in den frühen dreißiger Jahren konnten schwarze und weiße Jazzmusiker in den meisten Musikkapellen oder in Konzerten aufgrund der öffentlichen Meinung nicht zusammen spielen. Dies hatte er in seiner eigenen Big Band möglich gemacht. Auch deshalb gilt er heute, neben Fletcher Henderson, als King of Swing.

Vertreter der sogenannten „Ernsten Musik“ wie Paul Hindemith, Aaron Copland, Malcolm Arnold und Béla Bartók haben ihm Kompositionen gewidmet. Benny Goodman selbst spielte auch klassische Musik, so zum Beispiel das Klarinettenkonzert KV 622 und das Klarinettenquintett KV 581 von Wolfgang Amadeus Mozart.

Goodman war seit 1942 mit Alice Hammond Duckworth, der Schwester des Produzenten John Hammond, verheiratet; aus der Beziehung stammen zwei Töchter.

Trotz gesundheitlicher Probleme trat er weiterhin auf, sein letztes Konzert fand sechs Tage vor seinem Tod statt. Goodman starb am 13. Juni 1986 an einem Herzinfarkt, während er in seiner Wohnung im Manhattan House ein Nickerchen machte.

Bereits 1944 erschien der Musicalfilm Sweet and Low-Down über und mit Benny Goodman, der jedoch eher fiktiv ist.

Über Benny Goodman wurde 1955 der Film Die Benny Goodman Story (The Benny Goodman Story) gedreht (Regie: Valentine Davies), mit Steve Allen in der Titelrolle. Goodman selber äußerte sich einmal dazu, dass die Musik ganz gut sei, die Biografie jedoch nicht stimme. 2011 wurde der Dokumentarfilm Jazz für die Russen – To Russia with Jazz über Goodmans Sowjetunion-Tournee 1962 veröffentlicht.

Diskographische Hinweise

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Goodman wurde vor allem durch seine Interpretationen von Fremdkompositionen bekannt. Er hatte an zahlreichen Kompositionen Anteil, die er zusammen mit den Mitgliedern seiner Bands – vor allem in den kleineren Besetzungen – erarbeitete. Besonders hervorzuheben sind hierbei die Musiker Lionel Hampton (Vibraphon) und Charlie Christian (E-Gitarre). Seltener ist er als alleiniger Komponist belegt.

Benny Goodman – Stompin’ at the Savoy
  • AC – DC Current (Christian – Hampton – Goodman)
  • Air-Mail Special (Mundy – Christian – Goodman)
  • Don’t Be That Way (Goodman – Sampson – Parrish)
  • Flying Home (Goodman – Hampton – Robin)
  • Opus 1/2 (Goodman – Hampton – Wilson – Tough)
  • Opus 3/4 (Goodman – Hampton)
  • Opus Local 802 (Goodman)
  • Pick-A-Rib, Pts. 1-2 (Goodman)
  • Seven Come Eleven (Goodman – Christian)
  • Smoke House Rhythm (Goodman – Norman)
  • Soft Winds (Goodman)
  • Stompin’ at the Savoy (Goodman – Webb – Sampson – Razaf)
  • Vibraphone Blues (Goodman – Hampton)

Die Softwareversion 4.0 (September 2014) von WordPress erhielt den Namen „Benny“, um den Jazzklarinettisten und Bandleader zu ehren.[3]

  • David Jessup: Benny Goodman. A Supplemental Discography. Scarecrow Press, Lanham/MD 2010, ISBN 978-0-8108-7685-9
  • James Lincoln Collier: Benny Goodman and the Swing Era. 1989.
  • Arrigo Polillo: Jazz. Piper 1984 (Kapitel Goodman).
  • George T. Simon: The Big Bands. 1984 (mit Interview).
  • Simon, George T.: The Big Bands. Mit einem Vorwort von Frank Sinatra. 3. überarbeitete Auflage. New York City, New York: Macmillan Publishing Co und London: Collier Macmillan Publishers, 1974, S. 204–227 und Interview Benny Goodman Revisited S. 524–528.
  • Stanley Dance: The World of Swing. Da Capo Press, New York 1979, ISBN 0-306-80103-5.
  • Eddie Condon & Richard Gehman: Eddie Condon’s Treasury of Jazz. 1956 (mit Goodmans Erinnerungen an seine Zeit in Chicago).
  • Benny Goodman & Irving Kolodin: The Kingdom of Swing. 1939 (Autobiografie bis 1938).
    • Mein Weg zum Jazz. Eine Autobiographie. Sanssouci Verlag, Zürich 1961.
  • Ross Firestone: Swing, Swing, Swing: The Life and Times of Benny Goodman. New York, Norton 1993.
  • Donald Russell Connor: Benny Goodman – listen to his legacy. Scarecrow Press 1988 (aktualisiert in Benny Goodman – wrapping it up. 1996).
  • Donald Russell Connor: Bg on the Record: A Bio-Discography of Benny Goodman. Arlington House 1978.
  • Studs Terkel: Giganten des Jazz. Zweitausendeins, Frankfurt 2005, ISBN 3-86150-723-4.
Commons: Benny Goodman – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Benny Goodman in der Datenbank Find a Grave, abgerufen am 15. Juli 2014.
  2. Nach Ansicht von Drummer Gene Krupa baute sich Goodman „eine Band auf, die Musik für Musiker spielte, aber er tat nichts, was über den Horizont des Publikums hinausging;“ zit. n. Kunzler Jazzlexikon
  3. WordPress 4.0 “Benny”. Abgerufen am 8. September 2014.