Infanterie-Regiment Landgraf Friedrich I. von Hessen-Cassel (1. Kurhessisches) Nr. 81

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Infanterie-Regiment Landgraf Friedrich I. von Hessen-Cassel (1. Kurhessisches) Nr. 81

Aktiv 20. Oktober 1866
Staat Königreich Preußen
Streitkräfte Preußische Armee
Truppengattung Infanterie
Unterstellung XVIII. Armee-Korps
Ehemalige Standorte Frankfurt am Main

Das Infanterie-Regiment „Landgraf Friedrich I. von Hessen-Cassel“ (1. Kurhessisches) Nr. 81 war ein Infanterieverband der Preußischen Armee.

Angehörige des Regiments (linke und rechte Figur) um 1840
Die Kaserne des Regiments im Jahre 1950. Der im Hintergrund stehende Block ist heute Polizeirevier, alle anderen Gebäude wurden abgebrochen, auf dem Gelände befindet sich heute das Behördenzentrum.

Als Traditionsverband des Regiments gilt das 1. Infanterie-Regiment „Kurfürst“ der Hessen-Kasselschen Armee, das 1789 aus dem Leib-Regiment-Infanterie und dem Regiment „Landgraf“ unter der Bezeichnung „Leibregiment-Infanterie“ zusammengelegt wurde. Das Leib-Regiment-Infanterie bildete dabei das I. Bataillon, das Regiment „Landgraf“ das II. Bataillon. Das Leib-Regiment führte 1803 den Namen „Kurfürst“ und wurde 1806 bei der französischen Besetzung Hessen-Kassels durch den Kurfürsten beurlaubt. Erst 1813 wurde das Regiment als Regiment „Kurfürst“ wieder aktiviert. Im Deutschen Bund führte das Regiment die Namen 1. Linien-Infanterieregiment (1821), 1. Linienregiment „Kurprinz von Hessen“ (1824), Leib-Regiment (1831), 1. Infanterieregiment, Leib-Regiment (1835), 1. Infanterieregiment „Kurfürst“ (1856).

Aus diesem Regiment traten nach der Annexion Kurhessens durch Preußen nach dem Deutschen Krieg 1866 21 Offiziere und 520 Unteroffiziere und Mannschaften als Stamm zu dem neuen Regiment über, das durch Abgaben von Kompanien verschiedener preußischer Regimenter aufgestockt wurde.[2]

Neuaufstellung nach dem Deutschen Krieg 1866

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Die Frankfurter Gutleutkaserne war 1880 bis 1918 Standort des Regiments – jetzt Polizeirevier

Im Deutschen Krieg sah sich der sehr preußenfreundliche und kriegsunwillige Kurfürst 1866 genötigt, nach der Ausrufung der Bundesexekution gegen Preußen mobilzumachen. Allerdings war nahezu die gesamte kurhessische Armee als Besatzung der Bundesfestung Mainz bestimmt worden. Es gab nahezu keine Feindseligkeiten zwischen den beiderseitigen Streitkräften.

Da jedoch Hessen-Kassel den Erweiterungsbestrebungen Preußens im Wege stand, wurde das Land zusammen mit dem im Juli 1866 von Preußen besetzten Herzogtum Nassau und der Freien Stadt Frankfurt als Provinz Hessen-Nassau von Preußen annektiert. Die kurhessischen Truppen wurden in die preußische Armee eingegliedert.

Am 30. Oktober 1866 wurde das Regiment als 1. Hessisches Infanterie-Regiment Nr. 81 neu aufgestellt. Hierzu mussten abgeben:

Dazu kamen 21 Offiziere und 520 Mannschaften ehemaliger kurhessischer Soldaten.

Zur Verstärkung anderer Einheiten mussten abgegeben werden:

Das Regiment führte später die Bezeichnung Infanterie Regiment Landgraf Friedrich I. von Hessen-Kassel (1. Kurhessisches) Nr. 81 und ab 1909 1. Kurhessisches Infanterie-Regiment Nr. 81.

Das Regiment gehörte zur 42. Infanterie-Brigade der 21. Division im XVIII. Armee-Korps und wurde zunächst in Mainz stationiert. Nach dem Krieg von 1870/71 kam es nach Frankfurt am Main, wo es bis 1879 in den Räumen des ehemaligen Karmeliterklosters untergebracht war. Aufgrund der mittelalterlich beengten Räumlichkeiten waren Teile der Truppe noch bis 1879 in Privathäusern einquartiert. Das III. Bataillon war bis 1870 nach Kassel, 1870/72 nach Kastel und 1872/80 nach Fulda detachiert.

1880 bezog das Regiment die 1877 bis 1879 nach Plänen von Bruhns und Zacharias errichtete Gutleutkaserne in Frankfurt am Main.

Das Regiment war Teil der 14. Division und nahm in der Zeit vom 19. August bis zum 27. Oktober 1870 an der Belagerung von Metz teil. Das I. Bataillon führte am 26. August ein Gefecht bei La Grange aux bois.

Deutsches Reich

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Da es in der Bürgerschaft der 1866 annektierten ehemaligen Freien Stadt Frankfurt noch verbreitet antipreußische Ressentiments gab, war das Regiment mit Polizeivollmachten ausgestattet. Am 21. April 1873 schlugen sechs Kompanien des Regiments den Frankfurter Bierkrawall gewaltsam nieder. Dabei gab es 20 Todesopfer, darunter eine Frau und einen zehnjährigen Jungen. Auf Seiten des Regimentes war eine Kopfverletzung eines Leutnants infolge eines Steinwurfs die schlimmste Verletzung.

1901 kam das Regiment zu einem Einsatz im Katastrophenschutz, nachdem am 25. April ein schweres Explosionsunglück in der Pikrinsäureherstellung der Chemischen Fabrik Griesheim-Elektron 26 Tote und 94 Verletzte gefordert hatte.

Am 1. August 1914 abends um 18.15 Uhr erhielt das Regiment den Befehl zur Mobilmachung, die am 2. August begann. Innerhalb von fünf Tagen erreichte es durch Einberufung von Reservisten seine vorgesehene Kriegsstärke. Am 7. August verlegten der Regimentsstab und die MG-Kompanie, am 8. August die drei Bataillone mit der Bahn nach Kahren. Verabschiedet wurden die Soldaten u. a. von Prinz Friedrich Carl von Hessen und Königin Sophie von Griechenland.[3] Zusammen mit den anderen zur 4. Armee gehörigen Truppen unter Albrecht Herzog von Württemberg marschierte es gegen die luxemburgische Grenze auf.

(Französisch-Belgischer Kriegsschauplatz)

  • 22. August: Schlacht bei Bertrix
  • 23. August: Schlacht bei Orgeo
  • 24. August: Schlacht bei Matton
  • 28. August: Schlacht bei Rancourt (Somme)
  • 06. bis 11. September: Marneschlacht, Étrepy – Maurupt
  • 22. September bis 8. Oktober: Gefechte bei Champien, Roye, Villers les Roye und Andechy
  • ab 10. Oktober: Stellungskämpfe vor Roye (so löste es am Abend des 14. Oktober das Infanterie-Regiment „Lübeck“ (3. Hanseatisches) Nr. 162 in der Stellung bei St. Aurin-Laucourt ab)
  • ab 14. November: Stellungskämpfe vor Andechy
  • bis Oktober Fortsetzung der Stellungskämpfe. Danach Herausziehung des Regiments zur Vorbereitung der Schlacht um Verdun
  • Januar bis 21. Februar: Vorbereitung der Schlacht um Verdun
  • 22. und 23. Februar: Schlacht um Verdun, Erstürmung des Caureswaldes
  • 24. Februar: Angriff auf Höhe 344 (Samogneux)
  • 25. bis 28. Februar: Kämpfe um und auf dem Pfefferrücken
  • 02. bis 11. März: Kämpfe im Chauffour- und Albainwald
  • 05. bis 20. April: Kämpfe im Cailette-Wald
  • ab 15. Mai: Verlegung in die Champagne, Stellungskämpfe am Chemin des Dames
  • 13. bis 30. September: Schlacht an der Somme
  • 09. Oktober bis 5. November: Ruhe und Ausbildung in Favril und La Groise
  • ab 24. November: Stellungskämpfe an der Somme
  • bis 10. Februar: Stellungskämpfe an der Somme
  • bis 3. März: Ruhezeit
  • ab 4. April: Doppelschlacht Aisne – Champagne
  • 26. April bis 5. Mai: Stellungskämpfe in der Champagne

Verlegung an den östlichen Kriegsschauplatz

  • 12. Mai bis 11. Juni: Ruhe und Ausbildung in Wilejka
  • 12. Juni bis 15 Oktober: Stellungskämpfe bei Krewo-Smorgon-Naroczsee

Verlegung an den westlichen Kriegsschauplatz

  • ab 24. Oktober: Kämpfe vor Reims
  • 01. Februar bis 20. April: Stellungskämpfe vor Reims
  • 01. Mai bis Ende Juli: Stellungskämpfe an der Avre (Somme)
  • August: Abwehrkämpfe zwischen Somme und Oise
  • 01. September bis 18. Oktober: Abwehrschlacht zwischen Cambrai und St. Quentin
  • 02. bis 11. November: Stellungskämpfe östlich der Schelde

Nach dem 11. November: Rückmarsch in die Heimat und Demobilisierung des Regiments.

Die Gesamtverluste des Regiments im Ersten Weltkrieg betrugen 113 Offiziere und 3.048 Unteroffiziere und Mannschaften.

Nach Kriegsende stand das I. Bataillon in Wetzlar, das II. Bataillon in Siegen und das III. Bataillon in Frankfurt am Main. Das Regiment wurde bis 5. Mai 1919 über die Abwicklungsstelle Wetzlar demobilisiert und schließlich aufgelöst. Bereits im Januar 1919 hatte man mit der Bildung eines Freiwilligen-Bataillons begonnen, welches dann zum II. Bataillon des Freikorps „Hessen-Nassau“ wurde. Dieses wurde mit der Bildung der Vorläufigen Reichswehr das II. Bataillon des Reichswehr-Infanterie-Regiments 22.[4]

Die Tradition übernahm in der Reichswehr durch Erlass des Chefs der Heeresleitung General der Infanterie Hans von Seeckt vom 24. August 1921 die 10. Kompanie des 156. Infanterie-Regiments in Kassel. Im Zuge der Rheinlandbesetzung stellte die Wehrmacht am 1. April 1936 das die Tradition fortführende Infanterie-Regiment 81 auf. Es war ebenfalls in Frankfurt am Main stationiert und der 15. Infanterie-Division unterstellt.

Dienstgrad Name Datum[5]
Wilhelm I. 5. Dezember 1813 bis 27. Februar 1821
Friedrich Wilhelm I. 1824 bis 1866
Ludwig IV. 19. Juni 1871 bis 13. März 1892
Generalmajor Friedrich Karl von Hessen 24. Januar 1911 bis Auflösung
Dienstgrad Name Datum[6]
Oberst Theodor von Sell 30. Oktober 1866 bis 19. Juni 1871
Oberst Hermann von Langen 20. Juni 1871 bis 17. März 1876
Oberst Enno von Conring 18. März 1876 bis 16. Oktober 1881
Oberst Karl von Struensee 17. Oktober 1881 bis 17. Mai 1887
Oberst Otto von der Groeben 18. Mai 1887 bis 13. Juni 1888
Oberstleutnant Rudolf d’Orville von Löwenclau 14. Juni bis 3. August 1888 (mit der Führung beauftragt)
Oberst Rudolf d’Orville von Löwenclau 04. August 1888 bis 13. Februar 1891
Oberst Albrecht von Sydow 14. Februar 1891 bis 16. Juni 1893
Oberst Eduard von Kehler 17. Juni 1893 bis 21. März 1897
Oberst Günther von Werder 22. März 1897 bis 21. März 1900
Oberst Arthur von Wrochem 22. März 1900 bis 17. April 1903
Oberst Max von Hanstein 18. April 1903 bis 16. Mai 1904
Oberst Maximilian von Wartenberg 17. Mai 1904 bis 20. März 1908
Oberst Friedrich Karl von Hessen 21. März 1908 bis 30. Januar 1911
Oberst Paul von Drabich-Waechter 31. Januar 1911 bis 21. März 1914
Oberst Julius von Dawans 22. März bis 1. August 1914
Generalleutnant Friedrich Karl von Hessen 02. August 1914
Major Hans von Schleinitz August bis 14. November 1914 (mit der Führung beauftragt)
Oberstleutnant Dietrich von Grone 18. November 1914 bis 23. September 1915
Major Georg von Goerne 24. September 1915 bis 26. Februar 1916 (mit der Führung beauftragt)
Oberstleutnant Hans von Joeden 04. März bis 12. August 1916
Oberstleutnant Paul Zimmer 13. August 1916 bis 22. September 1918
Major Heinrich von Schenckendorff 23. September 1918 bis 1919 (mit der Führung beauftragt)
Oberstleutnant Paul Zimmer 1919
  • Max Hein: Das kleine Buch vom Deutschen Heere. Ein Hand- und Nachschlagebuch zur Belehrung über die deutsche Kriegsmacht. Nach den neuesten Bestimmungen bearbeitet. Lipsius & Tischer, Kiel u. a. 1901.
  • Loeffelholz von Colberg, Freiherr und Hauptmann von Cochenhausen: Geschichte des 1. kurhessischen Infanterie-Regiments No. 81 vom Jahre 1866 bis zum Jahre 1888 (vervollständigt bis zur neuesten Zeit). Selbstverlag des Regiments (Druck Reinhard Mahlau & Waldschmidt), Frankfurt am Main 1903.
  • v. Cochenhausen: Kleine Geschichte des 1. Kurhessischen Infanterie-Regiments Nr. 81 und seiner Stammtruppen. Mittler & Sohn, Berlin 1913.
  • Otto Schwalm: Das Königlich Preußische Infanterie-Regiments Landgraf Friedrich I. von Hessen-Kassel (1. Kurhessisches) Nr. 81 im Weltkriege 1914–1918. 1932.
  • H. A. Eckert, Dietrich Monten: Das Deutsche Bundesheer. Dortmund 1990.
  • Henning Roet de Rouet: Frankfurt am Main als preußische Garnison von 1866 bis 1914. Frankfurt am Main 2016.
  • Günther Voigt: Die Infanterie-, Füsilier- bzw. Grenadier-Regimenter 61–99 der preussischen Armee. In: Dermot Bradley, Hans Bleckwenn (Hrsg.): Deutschlands Heere bis 1918. Ursprung und Entwicklung der einzelnen Formationen. Band 3. Biblio-Verlag, Osnabrück 1982, ISBN 3-7648-1199-4.
  • Klaus v. Bredow, Ernst v. Wedel: Historische Rang- und Stammliste des Deutschen Heeres. Band 1,2. Biblio, Osnabrück 1972, ISBN 3-7648-0719-9.

Einzelnachweise

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  1. Alfred Börckel: Mainz als Festung und Garnison von der Römerzeit bis zur Gegenwart. Verlag von J. Diemer, Mainz 1913, S. 293.
  2. Regimenter der preußischen Armee auf preussenweb.de, abgerufen am 1. April 2011.
  3. Henning Roet de Rouet: Frankfurt am Main als preußische Garnison von 1866 bis 1914. Frankfurt am Main 2016, S. 300.
  4. Jürgen Kraus: Handbuch der Verbände und Truppen des deutschen Heeres 1914–1918. Teil VI: Infanterie. Band 1: Infanterie-Regimenter. Verlag Militaria, Wien 2007, ISBN 978-3-902526-14-4, S. 148.
  5. Günter Wegmann (Hrsg.), Günter Wegner: Formationsgeschichte und Stellenbesetzung der deutschen Streitkräfte 1815–1990. Teil 1: Stellenbesetzung der deutschen Heere 1815–1939. Band 2: Die Stellenbesetzung der aktiven Infanterie-Regimenter sowie Jäger- und MG-Bataillone, Wehrbezirkskommandos und Ausbildungsleiter von der Stiftung bzw. Aufstellung bis 1939. Biblio Verlag, Osnabrück 1992, ISBN 3-7648-1782-8, S. 210.
  6. Günter Wegmann (Hrsg.), Günter Wegner: Formationsgeschichte und Stellenbesetzung der deutschen Streitkräfte 1815–1990. Teil 1: Stellenbesetzung der deutschen Heere 1815–1939. Band 2: Die Stellenbesetzung der aktiven Infanterie-Regimenter sowie Jäger- und MG-Bataillone, Wehrbezirkskommandos und Ausbildungsleiter von der Stiftung bzw. Aufstellung bis 1939. Biblio Verlag, Osnabrück 1992, ISBN 3-7648-1782-8, S. 211–212.

Koordinaten: 50° 6′ 9″ N, 8° 39′ 39″ O