Augit

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Augit
Augit-Kristallstufe aus der La Pancita Mine, Oaxaca, Mexiko
(Vergleichsmaßstab 1" mit Einkerbung bei 1 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1988 s.p.[1]

IMA-Symbol

Aug[2]

Chemische Formel
  • (Ca,Mg,Fe)2Si2O6[1]
  • (Ca,Fe)(Mg,Fe)[Si2O6][3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/D.01d
VIII/F.01-090[4]

9.DA.15
65.01.03a.03
Ähnliche Minerale Hornblende
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m[5]
Raumgruppe C2/c (Nr. 15)Vorlage:Raumgruppe/15[3]
Gitterparameter a = 9,69 Å; b = 8,84 Å; c = 5,28 Å
β = 106,3°[3]
Formeleinheiten Z = 4[3]
Häufige Kristallflächen {100}, {010}, {110}, {102}, {111}
Zwillingsbildung nach {100}[6] und (010), häufig lamellare Wiederholungszwillinge[7]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 5 bis 6[6][7]
Dichte (g/cm3) gemessen: 3,19 bis 3,56; berechnet: 3,31[8]
Spaltbarkeit deutlich bis gut nach (110); Absonderung nach (100)[6]
Bruch; Tenazität muschelig bis uneben; spröde[8]
Farbe dunkelbraun bis schwarz, grünlich, braunviolett[8]
Strichfarbe weiß, gelegentlich graugrün[7]
Transparenz durchsichtig bis undurchsichtig
Glanz Glasglanz, Harzglanz, matt
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,680 bis 1,735[9]
nβ = 1,684 bis 1,741[9]
nγ = 1,706 bis 1,774[9]
Doppelbrechung δ = 0,026 bis 0,039[9]
Optischer Charakter zweiachsig positiv
Achsenwinkel 2V = gemessen: 40° bis 52°; berechnet: 48° bis 68°[9]
Pleochroismus hellgrün-braungrün-blaugrün
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten schmilzt zu schwarzem Glas, in Säuren (außer Fluorwasserstoffsäure) schwach löslich

Augit ist ein sehr häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“. Als Klinopyroxen kristallisiert es im monoklinen Kristallsystem mit der vereinfachte Zusammensetzung (Ca,Mg,Fe)2Si2O6[1] und entwickelt kurze bis lange, prismatische Kristalle, aber auch körnige Mineral-Aggregate von grüner, brauner oder schwarzer Farbe bei graugrüner Strichfarbe. Sehr selten werden auch farblose Augite (Leukaugit) gefunden.[10]

Mit einer Mohshärte von 5 bis 6 gehört Augit zu den mittelharten Mineralen und lässt sich ähnlich wie das Referenzmineral Apatit (Härte 5) noch mit einem Messer oder wie das Referenzmineral Orthoklas mit einer Stahlfeile ritzen.

Etymologie und Geschichte

Augit wurde erstmals 1792 vom deutschen Mineralogen Abraham Gottlob Werner beschrieben und nach altgriechisch αὐγή augḗ, deutsch ‚Glanz, Schimmer‘ benannt.

Klassifikation

Die 1989 von der International Mineralogical Association (IMA) herausgegebene, strukturelle Klassifikation ordnet den Augit zusammen mit Burnettit, Davisit, Diopsid, Esseneit, Grossmanit, Hedenbergit, Johannsenit, Kushiroit, Petedunnit und Tissintit zu den Calciumpyroxenen (Ca-Pyroxenen) in der Pyroxengruppe.[11]

Bereits in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Augit zur Mineralklasse der „Silikate“ und dort zur Abteilung „Kettensilikate und Bandsilikate (Inosilikate)“, wo er gemeinsam mit Aegirin-Augit und Omphacit in der „Augit-Reihe“ mit der Systemnummer VIII/D.01d steht.

In der zuletzt 2018 überarbeiteten Lapis-Systematik nach Stefan Weiß, die formal auf der alten Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage basiert, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer VIII/F.01-090. Dies entspricht ebenfalls der Abteilung „Ketten- und Bandsilikate“, wo Augit zusammen mit Aegirin, Aegirin-Augit, Davisit, Diopsid, Esseneit, Grossmanit, Hedenbergit, Jadeit, Jervisit, Johannsenit, Klinoenstatit, Klinoferrosilit, Kanoit, Kosmochlor, Kushiroit, Namansilit, Natalyit, Omphacit, Petedunnit, Pigeonit, Spodumen und Tissintit die Gruppe der „Klinopyroxene“ mit der Systemnummer VIII/F.01 bildet.[4]

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Augit in die erweiterte Klasse der „Silikate und Germanate“, dort aber ebenfalls in die Abteilung „Ketten- und Bandsilikate (Inosilikate)“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach der Struktur der Silikat-Ketten bzw. -Bänder, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Ketten- und Bandsilikate mit 2-periodischen Einfachketten Si2O6; Pyroxen-Familie“ zu finden ist, wo es zusammen mit Davisit, Diopsid, Esseneit, Hedenbergit, Johannsenit, Kushiroit und Petedunnit die Gruppe der „Ca-Klinopyroxene, Diopsidgruppe“ mit der Systemnummer 9.DA.15 bildet.[12]

In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Augit die System- und Mineralnummer 65.01.03a.03. Auch dies entspricht der Klasse der „Silikate“ und dort der Abteilung „Kettensilikatminerale“. Hier findet er sich innerhalb der Unterabteilung „Kettensilikate: Einfache unverzweigte Ketten, W=1 mit Ketten P=2“ in der Gruppe C2/c Klinopyroxene (Ca-Klinopyroxene)“, in der auch Diopsid, Hedenbergit, Johannsenit, Petedunnit, Esseneit und Davisit eingeordnet sind.

Kristallstruktur

Augit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe C2/c (Raumgruppen-Nr. 15)Vorlage:Raumgruppe/15 mit den Gitterparametern a = 9,69 Å; b = 8,84 Å; c = 5,28 Å und β = 106,3° sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Eigenschaften

Vor dem Lötrohr schmilzt Augit zu schwarzem, oft magnetischem Glas. Er wird im Allgemeinen nur schwach von Säuren angegriffen, mit Ausnahme der Flusssäure.

Titanaugit ist dagegen in kochender Salzsäure (HCl) vollkommen zersetzbar.[6]

Modifikationen und Varietäten

Augitkristall mit Kernzone aus Aegirin-Augit (grün) und Randzone aus Titanaugit (blassviolett). Dünnschliff im linear-polarisierten Licht, Basalt.

Als Fassait wird eine Augit- oder Diopsid-Varietät mit einem erhöhten Eisen- und Aluminiumgehalt bezeichnet.

Als Jeffersonit bezeichnet man eine mangan- und zinkhaltige Augit- oder Diopsid-Varietät.[13]

In der Petrographie ist auch die Unterscheidung zwischen Augit und Titanaugit (mit > 3 Gew.-% TiO2) verbreitet.[14] Dieser ist im Dünnschliff oft bereits ohne chemische Analyse anhand seiner braunvioletten bis violetten Farbe zu erkennen, wobei die Intensität der Färbung gewöhnlich mit dem Titangehalt zunimmt.

Bildung und Fundorte

Augitkristalle auf Muttergestein aus Diana Township, Lewis County, New York, USA

Augit ist ein gesteinsbildendes Mineral, das sich als wesentlicher Gemengteil in vielen und als akzessorischer Bestandteil in den meisten magmatischen Gesteinen wie Basalten, Diabasen, Gabbros, Melaphyren und Tuffen bildet.[10] Begleitminerale sind unter anderem verschiedene Minerale der Amphibolgruppe, Labradorit, Leucit, Olivin, Orthoklas, Sanidin und verschiedene Minerale der Pyroxengruppe.[8]

Als häufige Mineralbildung ist Augit an vielen Fundorten anzutreffen, wobei weltweit bisher über 2000 Fundorte als bekannt gelten (Stand 2017).[15]

In Deutschland wurde das Mineral in verschiedenen Steinbrüchen und Bergwerken im Hegau und am Kaiserstuhl in Baden-Württemberg, im Frankenland und in Niederbayern, im Landkreis Gießen und im Vogelsberg in Hessen; an verschiedenen Stellen im Harz in Niedersachsen; an mehreren Orten im Siebengebirge und Siegerland; an vielen Stellen in der Eifel wie unter anderem in der Umgebung von Andernach, Daun, Gerolstein, Hillesheim, des Laacher Sees, Mayen, Mendig und Niederzissen; im Erzgebirge in Sachsen sowie an einigen Stellen im Saarland, Schleswig-Holstein und Thüringen.

In Österreich fand man Augit bisher an mehreren Stellen im Burgenland, in Kärnten (Hohe Tauern, Hüttenberger Erzberg, Koralpe), Niederösterreich (Waldviertel), im Salzburger Land, der Steiermark und in Nordtirol.

In der Schweiz konnte das Mineral bisher nur an wenigen Orten gefunden werden, so auf der Tot Alp bei Wolfgang in Davos im Kanton Graubünden, in zwei Aufschlüssen in der Gemeinde Ramsen SH im Kanton Schaffhausen und am Allalin in der Gemeinde Saas-Almagell im Kanton Wallis.

Erwähnenswert aufgrund außergewöhnlicher Augitfunde ist unter anderem die Fundstätte am Clear Lake in der kanadischen Provinz Ontario, wo Kristalle mit bis zu 15 cm Größe zutage traten. Am Laacher See in Rheinland-Pfalz (Deutschland) wurden bis zu 5 cm große Kristalle gefunden.[16]

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Ägypten, Algerien, der Antarktis, Argentinien, Armenien, Aserbaidschan, Äthiopien, Australien, Bangladesch, Bolivien, Brasilien, Bulgarien, Burkina Faso, Chile, China, Costa Rica, Ecuador, El Salvador, Eritrea, auf der Fidschi-Insel Ovalau, Finnland, Frankreich sowie Französisch-Polynesien und Französisch-Westindien, Ghana, Griechenland, Grönland, Guatemala, Guinea, Indien, Indonesien, Iran, Irak, Irland, Island, Israel, Italien, Japan, im Jemen, auf den Jungferninseln, Kamerun, Kasachstan, Kenia, Kirgisistan, der Republik Kongo, Kolumbien, Nord- und Südkorea, Kroatien, Libyen, Litauen, Madagaskar, Malawi, Mali, Malta, Marokko, Mauretanien, Mauritius, Mexiko, der Mongolei, Montserrat, Myanmar, Namibia, Neukaledonien, Neuseeland, Nicaragua, den Niederlanden, Nigeria, Norwegen, Oman, Pakistan, Papua-Neuguinea, Paraguay, auf den Philippinen, in Polen, Portugal, auf Réunion, Rumänien, Russland, der Westsahara, auf den Salomonen, in Saudi-Arabien, Schweden, Sierra Leone, Simbabwe, der Slowakei, Spanien, St. Lucia, St. Vincent und die Grenadinen, Südafrika, im Sudan, Taiwan, Tadschikistan, Tansania, Tschechien, der Türkei, Turkmenistan, Ukraine, in Ungarn, Usbekistan, im Vereinigten Königreich (Großbritannien), den Vereinigten Staaten von Amerika (USA), Vietnam, der Zentralafrikanischen Republik und auf Zypern.

Darüber hinaus ist Augit Bestandteil einiger Steinmeteorite. Auch in Gesteinsproben vom ostpazifischen Rücken konnte Augit nachgewiesen werden.[17]

Außerhalb der Erde fand man das Mineral bisher auf dem Mond (Mare Crisium, Mare Fecunditatis und Montes Taurus) und auf dem Mars (Valles Marineris, Aeolis quadrangle).

Johann Wolfgang von Goethe hat sich im Rahmen seiner mineralogischen Studien auch für die großen idiomorphen Augite interessiert, die beim böhmischen Vulkan Vlčí hora (Wolfsberg) vorkommen.[18] Der Chemiker Johann Wolfgang Döbereiner führte auf Goethes Veranlassung Schmelzversuche an diesen Augiten durch. Ebenso wurden von Frédéric Soret die Augite des Wolfbergs morphologisch untersucht und dessen Ergebnisse in einer von Goethe herausgegebenen Zeitschrift veröffentlicht.

Siehe auch

Literatur

Commons: Augit – Sammlung von Bildern und Audiodateien
Wiktionary: Augit – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. a b c Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 351 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 620 (englisch).
  4. a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  5. David Barthelmy: Augite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 8. Juni 2024 (englisch).
  6. a b c d Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4., durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 526–527.
  7. a b c Helmut Schröcke, Karl-Ludwig Weiner: Mineralogie. Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage. de Gruyter, Berlin; New York 1981, ISBN 3-11-006823-0, S. 770–772.
  8. a b c d Augite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 85 kB; abgerufen am 8. Juni 2024]).
  9. a b c d e Augite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 5. März 2021 (englisch).
  10. a b Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 719 (Erstausgabe: 1891).
  11. Subcommite on Pyroxenes, CNMMN; Nobuo Morimoto: Nomenclature of Pyroxenes. In: The Canadian Mineralogiste. Band 27, 1989, S. 143–156 (rruff.info [PDF; 1,1 MB; abgerufen am 8. Juni 2024]).
  12. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  13. Alte Mineralnamen und Synonyme. (PDF 2,8 MB) In: indra-g.at. Indra Günther, 17. September 2009, abgerufen am 8. Juni 2024.
  14. Hans Pichler, Cornelia Schmitt-Riegraf: Gesteinsbildende Minerale im Dünnschliff. 2., völlig neu bearbeitete Auflage. Enke, Stuttgart 1993, ISBN 3-432-95522-7, S. 91–92.
  15. Localities for Augite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 8. Juni 2024 (englisch).
  16. Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie (= Dörfler Natur). Edition Dörfler im Nebel-Verlag, Eggolsheim 2002, ISBN 978-3-89555-076-8, S. 233.
  17. Fundortliste für Augit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 8. Juni 2024.
  18. Johannes Baier: Goethe und der Wolfsberg (Vlčí hora; Tschechische Republik). In: Zeitschrift für Geologische Wissenschaften. Band 41/42, 2013/14, Heft 4. Verlag für Geowissenschaften, ISSN 0303-4534, S. 209–216 (Zusammenfassung online verfügbar bei zgw-online.de [PDF; 182 kB; abgerufen am 3. Dezember 2017] Jahr der Publikation vermutlich 2014).