Augit

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Augit
Augit-Kristallstufe aus der La Pancita Mine, Oaxaca, Mexiko
Allgemeines und Klassifikation
Chemische Formel
  • (Ca,Fe)(Mg,Fe)[Si2O6][1]
  • (Ca,Mg,Fe)2Si2O6[2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/F.01
9.DA.15
65.01.03a.03
Ähnliche Minerale Hornblende
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch 2/m[3]
Raumgruppe C2/c[1]
Gitterparameter a = 9,69 Å; b = 8,84 Å; c = 5,28 Å
β = 106,3°[1]
Formeleinheiten Z = 4[1]
Zwillingsbildung nach {100} und {001}, Einfach- oder Multiple Zwillinge
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 5 bis 6,5
Dichte (g/cm3) gemessen: 3,19 bis 3,56; berechnet: 3,31[4]
Spaltbarkeit Vollkommen nach {110}
Bruch; Tenazität muschelig bis uneben, spröde
Farbe dunkelbraun bis schwarz, grünlich
Strichfarbe graugrün
Transparenz durchsichtig bis undurchsichtig
Glanz Glasglanz, matt
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,680 bis 1,703
nβ = 1,684 bis 1,711
nγ = 1,706 bis 1,729[5]
Doppelbrechung δ = 0,026[5]
Optischer Charakter zweiachsig positiv
Achsenwinkel 2V = gemessen: 40° bis 52°; berechnet: 48° bis 68°[5]
Pleochroismus hellgrün-braungrün-blaugrün
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten schmilzt zu schwarzem Glas, in Säuren (außer Fluorwasserstoffsäure) schwach löslich

Augit ist ein sehr häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“. Als Klinopyroxen kristallisiert es im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung (Ca,Mg,Fe)2Si2O6[2] und entwickelt kurze bis lange, prismatische Kristalle, aber auch körnige Mineral-Aggregate von grüner, brauner oder schwarzer Farbe bei graugrüner Strichfarbe. Sehr selten werden auch farblose Augite (Leukaugit) gefunden.[6]

Mit einer Mohshärte von 5 bis 6,5 gehört Augit zu den mittelharten Mineralen, er lässt sich gerade noch mit einem Messer oder Stahlfeile ritzen.

Besondere Eigenschaften

Vor dem Lötrohr schmilzt Augit zu schwarzem, oft magnetischem Glas. Er wird im Allgemeinen nur schwach von Säuren angegriffen, mit Ausnahme der Flusssäure.

Etymologie und Geschichte

Augit wurde erstmals 1792 vom deutschen Mineralogen Abraham Gottlob Werner beschrieben und nach dem griechischen Wort αὐγή auge benannt, was so viel wie Glanz bedeutet.

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Augit zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur allgemeinen Abteilung der „Ketten- und Bandsilikate (Inosilikate)“, wo er zusammen mit Aegirin, Diopsid, Esseneit, Hedenbergit, Jadeit, Jervisit, Johannsenit, Kanoit, Klinoenstatit, Klinoferrosilit, Kosmochlor, Namansilit, Natalyit, Omphacit, Petedunnit, Pigeonit und Spodumen die Untergruppe der Klinopyroxene innerhalb der Pyroxengruppe bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Augit ebenfalls in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Ketten- und Bandsilikate (Inosilikate)“ ein. Diese Abteilung ist allerdings inzwischen präziser unterteilt nach der Art der Ketten- bzw. Bänderbildung und der besonderen Verwandtschaft einiger Minerale, so dass das Mineral entsprechend in der Unterabteilung „Ketten- und Bandsilikate mit 2-periodischen Einfachketten Si2O6; Pyroxen-Familie“ zu finden ist, wo es zusammen mit Diopsid, Esseneit, Hedenbergit, Johannsenit und Petedunnit die „Ca-Klinopyroxene, Diopsidgruppe“ mit der System-Nr. 9.DA.15 bildet.

Auch die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Augit in die Klasse der „Silikate“ und dort in die Abteilung der „Kettensilikatminerale“. Dort ist er, ebenfalls zusammen mit Diopsid, Esseneit, Hedenbergit, Johannsenit und Petedunnit, Mitglied der Gruppe „C2/c Klinopyroxene (Ca-Klinopyroxene)“ mit der System-Nr. 65.1.3a innerhalb der Unterabteilung „Kettensilikate: Einfache unverzweigte Ketten, W=1 mit Ketten P=2“.

Modifikationen und Varietäten

Als Fassait wird eine Augit- oder Diopsid-Varietät mit einem erhöhten Eisen- und Aluminiumgehalt bezeichnet.

Als Jeffersonit bezeichnet man eine mangan- und zinkhaltige Augit- oder Diopsid-Varietät.[7]

Bildung und Fundorte

Augitkristalle auf Muttergestein aus Diana Township, Lewis County, New York, USA

Augit ist ein gesteinsbildendes Mineral, das sich als wesentlicher Gemengteil in vielen und als akzessorischer Bestandteil in den meisten magmatischen Gesteinen wie Basalten, Diabasen, Gabbros, Melaphyren und Tuffen bildet.[6] Begleitminerale sind unter anderem verschiedene Minerale der Amphibolgruppe, Labradorit, Leucit, Olivin, Orthoklas, Sanidin und verschiedene Minerale der Pyroxengruppe.[4]

Weltweit konnte Augit bisher an rund 1200 Fundorten nachgewiesen werden, so unter anderem in Ägypten, Algerien, der Antarktis, Argentinien, Armenien, Aserbaidschan, Australien, Bolivien, Brasilien, Bulgarien, Chile, China, Costa Rica, Deutschland, El Salvador, Eritrea, Fidschi, Finnland, Frankreich, Französisch-Polynesien, Ghana, Griechenland, Grönland, Guadeloupe (Französischen Antillen), Guinea, Indien, Iran, Israel, Italien, Japan, im Jemen, auf den Jungferninseln, Kamerun, Kanada, Kasachstan, Kenia, Kirgisistan, der Republik Kongo, Kolumbien, Libyen, Madagaskar, Mali, Malta, Marokko, Mexiko, Montserrat, Namibia, Neukaledonien, Neuseeland, Norwegen, im Oman, in Österreich, Pakistan, Papua-Neuguinea, Paraguay, Polen, Portugal, Rumänien, Russland, der Westsahara, auf den Salomonen, Schweden, der Schweiz, Sierra Leone, der Slowakei, Spanien, St. Lucia, St. Vincent und die Grenadinen, Südafrika, Südkorea, Tansania, Tschechien, der Türkei, Ukraine, in Ungarn, Usbekistan, im Vereinigten Königreich (Großbritannien) und in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA). Darüber hinaus ist Augit Bestandteil einiger Steinmeteorite. Auch in Gesteinsproben vom ostpazifischen Rücken konnte Augit nachgewiesen werden.[8]

Außerhalb der Erde fand man das Mineral bisher auf dem Mond (Mare Crisium, Mare Fecunditatis und Montes Taurus) und auf dem Mars (Valles Marineris, Aeolis quadrangle).

Erwähnenswert aufgrund außergewöhnlicher Augitfunde ist unter anderem die Fundstätte am Clear Lake in Ontario (Kanada), wo Kristalle mit bis zu 15 cm Größe zutage traten. Am Laacher See in Rheinland-Pfalz (Deutschland) wurden bis zu 5 cm große Kristalle gefunden.[9]

Johann Wolfgang von Goethe hat sich im Rahmen seiner mineralogischen Studien auch für die großen idiomorphen Augite interessiert, die beim böhmischen Vulkan Vlčí hora (Wolfsberg) vorkommen.[10] Der Chemiker Johann Wolfgang Döbereiner führte auf Goethes Veranlassung Schmelzversuche an diesen Augiten durch. Ebenso wurden von Frédéric Soret die Augite des Wolfbergs morphologisch untersucht und dessen Ergebnisse in einer von Goethe herausgegebenen Zeitschrift veröffentlicht.

Kristallstruktur

Augit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe C2/c mit den Gitterparametern a = 9,69 Å; b = 8,84 Å; c = 5,28 Å und β = 106,3° sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]

Siehe auch

Literatur

Commons: Augit – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 620.
  2. a b IMA/CNMNC List of Mineral Names; September 2014 (PDF 1,5 MB; S. 13
  3. Webmineral – Augite (englisch)
  4. a b Augite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 78,1 kB)
  5. a b c Augite bei mindat.org (englisch)
  6. a b Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 719.
  7. Alte Mineralnamen und Synonyme bei indra-g.at (PDF 2,65 MB; S. 81)
  8. Fundortliste für Augit beim Mineralienatlas und bei Mindat
  9. Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 233.
  10. Johannes Baier: Goethe und der Wolfsberg (Vlčí hora; Tschechische Republik). – Z. geol. Wiss., 41/42, 209-216; Berlin, 2013/14.