Scholz Stein Humankapitalmessen
Scholz Stein Humankapitalmessen
Scholz Stein Humankapitalmessen
Humankapital messen
„What you cannot measure, you In vielen Funktionsbereichen des Motivation, Entlohnung, Retenti-
cannot manage“ – diesem Leitsatz Unternehmens ist es gang und gä- on und Führung von Mitarbeitern
zufolge ist es fast schon zwingend, be, ökonomische Kennzahlen zu integrativ verbunden beantwortet
parallel zur Wertsteigerung des ermitteln, zu interpretieren und werden, wovon Mitarbeiter letzt-
Humankapitals den ökonomischen zur Steuerung einzusetzen. Einen lich ebenso profitieren wie das Un-
Wert der Belegschaft über Euro- solchen Bedarf gibt es in besonderer ternehmen und seine Eigentümer.
Werte zu bestimmen: Wohlgemerkt Intensität im Personalmanagement: Die Kenntnis des Humankapital-
geht es dabei nicht um den Kosten Wie häufig sind die Stoßseufzer der werts und seiner Veränderung im
aspekt, sondern um die Fixierung Personalleiter zu vernehmen, die Zeitablauf ermöglicht letztlich die
des Humankapitals auf der Aktiv- vor lauter Aktionismus und sich Optimierung der Unternehmens-
seite der Bilanz. Diesem Zweck verselbstständigenden Statistiken wertschöpfung gemäß der Logik:
dient die Saarbrücker Formel. Aus auf der Suche sind nach Infor- Je höher das nachgewiesene Wirk-
der Saarbrücker Formel können mationen, die den Sachstand des potenzial der Belegschaft für die
Werthebel für die Personalarbeit Personalbereichs auf einen Blick Zukunft des Unternehmens ist,
abgeleitet werden. Als Ergebnis erlauben, etwa einen einzigen, desto wahrscheinlicher ist auch
zeigt sich trotz der komplex erschei- aggregierten Wert für die vorhan- eine tatsächliche zukünftige Wert
nenden Messung ein eher pragma- denen Personalressourcen in Euro schöpfung.
tisch-einfacher Bewertungsvorgang und Cent? Verstärkt wird diese Su- Im Grunde wollen und müssen
und ein äußerst hoher Aussagewert che durch den Ökonomisierungs- Personalverantwortliche sich also
des Humankapitalwertes – also eine druck: Wie hoch ist der Wertbeitrag mit der Bewertung und Messung
vielleicht für einige Skeptiker über- der Personalarbeit, wo lassen sich ihrer „intangible assets“ – also unter
raschend positive Kosten-Nutzen- Kosten reduzieren oder Personal- anderem dem Personal – auseinan-
Relation. funktionen neu organisieren, wie dersetzen. Es ist für sie von hohem
wird die Professionalität der Perso- Interesse, wie die Personalarbeit
nalarbeit erhöht und insgesamt HR den Wert des Humankapitals, damit
Prof. Dr. Christian als Businesspartner etabliert? den Wert des Personalmanagement-
Scholz, Inhaber Outputs und letztlich den Wert des
des Lehrstuhls Unternehmens erhöht. Es ist für sie
für Betriebswirt-
Lücke schließen als betriebswirtschaftliche Funktion
schaftslehre,
im Unternehmen zudem wichtig,
insbesondere
Humankapitalmessung stößt in die nicht länger als Kostenverursacher
Organisation, Per-
se Lücke: Mit ihr eröffnet sich die zu gelten, sondern als Investieren-
sonal- und Infor-
Chance, personalwirtschaftliche In- de (in das Personal) – mit Aussicht
mationsmanagement, Universität
halte strikt betriebswirtschaftlich zu auf einen möglichen Nachweis von
des Saarlandes, Saarbrücken.
Kontakt: [email protected]
diskutieren. Dann repräsentiert die Erfolgsrenditen.
Belegschaft nicht länger nur abzu-
Dr. Volker Stein, bauende Kosten (wie es gegenwär-
Vertreter des tig Massenfreisetzungen glauben Die Saarbrücker Formel
Lehrstuhls für machen wollen) oder wird zum
Betriebswirt- Objekt wohlklingender, aber wir- Die generelle Frage „Wie viel ist das
schaftslehre, ins- kungsloser Leitbilder (wie man es momentan vorhandene Humanka-
besondere Perso- in manchen Publikationen und auf
nalmanagement Unternehmens-Homepages sieht),
sondern stellt einen konkreten Stichwörter in diesem Beitrag
und Organisation,
Universität Siegen Geldwert dar. y H umankapitalmessung
Kontakt: [email protected] Auf Basis dieses Wertes können y Erfolgsrenditen
Entscheidungen wie Akquisition, y Wirkpotenzial
∑[( ) ]
ment text tion
g • Der Indikatorenansatz kommt
w zum Zuge, denn er berücksichtigt
HC:= FTEi *1i * i + PEi *Mi die Wirkungen von nicht-mone-
bi tären, aber dennoch relevanten
Aspekten.
i=1 Auf diese Weise entsteht ein Bewer-
Marktansatz Accountingansatz Indikatoren-
ansatz tungssystem, mit dem man wert-
1 5 6 7 beeinflussende Personalaktivitäten
HC-Wertsteigerung
aus allen drei Bereichen zusammen-
(Neueinstellungen; führen kann. Daraus resultiert eine
Personalentwicklung) differenzierte Sichtweise, die nicht
nur pauschal das Humankapital aus-
weist, sondern zudem den Bezug zu
zentralen personalwirtschaftlichen
pital eines Unternehmens – in Geld- Wirkpotenzial-Auffassung und Handlungsfeldern herstellt. In der
einheiten ausgedrückt – wert?“ zielt führt hierzu drei – allenfalls teil- Saarbrücker Formel zeigen sich da-
darauf ab, die Gesamtbelegschaft weise isoliert umgesetzte – Bewer- mit insgesamt zehn Stellschrauben
als Bestandsgröße in einem Euro- tungsansätze zusammen: zur Optimierung des Humankapitals
betrag zu bewerten. Humankapital
wird damit als Teil des aktuellen
Unternehmenswertes begriffen Abb. 2: Rechenbeispiel mit der Saarbrücker Formel
und gleichzeitig als Wirkpotenzial Input: Output:
gesehen, das in Zukunft erwartbare Grunddaten Wertbestandteile
Wertschöpfung erzielen könnte. 100,00 FTE Full Time Equivalent
25.000 Euro L Marktgehalt 2.500.000 Euro
Bewusst abzugrenzen davon sind
10 J. W Wissensrelevanzzeit
der gegenwartsbezogene Personal-
15 J. B Betriebszugehörigkeit
aufwand („Wie viel kostet die Be- - 833.333
legschaft?“) oder die tatsächliche 700.000 Euro PE Personalentwicklung 700.000
Wertschöpfung der Vergangenheit
(„Welche Erträge erwirtschaftete die 1,51 M1 Commitment 402.333 Euro
Belegschaft über die aufgewendeten 1,10 M2 Context 78.889 Euro
Kosten hinaus?“). 0,70 M3 Retention - 236.667 Euro
Das Wirkpotenzial von Humanka- 2.611.222 Euro
pital zu erfassen bedeutet im Kern,
zu untersuchen, inwieweit die vor-
handenen Mitarbeiter, bewertet Abb. 3: E
influss von Personalabbau in der Saarbrücker
mit unternehmensübergreifenden Formel
Vergleichsgehältern, mit aktuellem Input: Output:
Wissen ausgestattet sind und – so- Grunddaten Wertbestandteile
fern dies veraltet – ob durch zu- 90,00 FTE Full Time Equivalent
sätzliche Personalentwicklung der 25.000 Euro L Marktgehalt 2.250.000 Euro
schleichenden Wissenserosion ent- 10 J. W Wissensrelevanzzeit
gegengesteuert wird. Hinzu kommt, 16 J. B Betriebszugehörigkeit
ob das in der Belegschaft gebun- - 843.750
630.000 Euro PE Personalentwicklung 630.000
dene Potenzial auch tatsächlich um-
gesetzt werden kann, was an dem
0,85 M1 Commitment - 101.813 Euro
Motivationsumfeld des Unterneh- 1,00 M2 Context 0 Euro
mens liegt. 0,60 M3 Retention - 271.500 Euro
Die „Saarbrücker Formel“ (Scholz/ 1.662.938 Euro
Stein/Bechtel 2006) folgt dieser