PROFIBUS Systembeschreibung DT Web
PROFIBUS Systembeschreibung DT Web
PROFIBUS Systembeschreibung DT Web
PROFIBUS Systembeschreibung I
Inhaltsverzeichnis
II PROFIBUS Systembeschreibung
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: PROFIBUS Systembaukasten . . . . . . 2 Abb. 15: Betrieb von HART-Geräten an
Abb. 2: Lösungen von PROFIBUS für PROFIBUS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
verschiedene Marktsegmente. . . . . 3 Abb. 16: Prinzipdarstellung der
Abb. 3: Durchgängige PROFIBUS-Lösung I&M-Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
in einer Produktionsanlage. . . . . . . . 3 Abb. 17: Technologien zur
Abb. 4: Bezüge zwischen OSI-Modell und Geräteintegration. . . . . . . . . . . . . . . . . 19
PROFIBUS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Abb. 18: Aufwandsvergleich für Geräte mit
Abb. 5: Nutzung verschiedener Profil-GSD(re) bzw. 4-20 mA-
Zündschutzarten. . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Schnittstelle (li).. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
Abb. 6: Verbindung von DP- und Abb. 19: FDI Device Package und FDI
PA-Segmenten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Host. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Übertragungstechniken. . . . . . . . . . 5 Tab. 4: Unterstützte Lichtwellenleiter-
Tab. 2: Übertragungswerte RS485 und Typen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
MBP und Eigenschaften von Tab. 5: PROFIBUS-Applikationsprofile. . . . . 15
Kabeltyp A . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
Tab. 3: Eigenschaften von PROFIBUS MBP
und MBP-IS. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
IV PROFIBUS Systembeschreibung
1 Einführung in PROFIBUS 1 .1 Marktstellung
Erste, noch firmenspezifische Feldbussysteme
Die Automatisierungstechnik ist seit vielen Jahren
kamen in den 1980er Jahren auf den Markt. Mit
durch einen rasanten Technologiewandel geprägt.
dem Ziel einer weitgreifenden Standardisierung
Grund hierfür ist die Forderung nach niedrigeren
erfolgte 1987 ein Zusammenschluss von 21 Firmen
Produktionskosten, hoher und konstanter
und Instituten zu einem Verbundprojekt mit der
Produktqualität sowie gesteigerter Verfügbarkeit
Aufgabe, eine offene Feldbusnorm zu erarbeiten
und Flexibilität der Anlagen. Eine weitere Motivation
und zu erproben. Dieses Projekt war Ausgangspunkt
ist der Wusch nach einem durchgängigen
für die Entwicklung von PROFIBUS: Nach Auslauf
Datenfluss innerhalb der Unternehmen. Sichtbares
des Verbundprojektes wurde zur Weiterführung der
Zeichen für diesen Wandel ist das Entstehen der
Arbeiten in 1989 die PROFIBUS Nutzerorganisation
Feldbustechnik mit dem Übergang von analoger
e.V. (PNO) gegründet, unter Beteiligung von 10
zu digitaler Kommunikation und damit der
Firmen und 4 technischwissenschaftlichen Instituten
Möglichkeit, umfangreiche Informationen über
sowie des ZVEI. Zwei Jahre später waren es bereits
den Zustand einer Produktionsanlage und ihres
über 100 Mitglieder, heute (2016) sind es mehr als
Umfeldes sehr schnell austauschen zu können.
1.400, die sich unter dem Dach der mittlerweile
Die digitale Kommunikation ermöglicht auch die
global aufgestellten Feldbusorganisation PROFIBUS
Auslagerung von Funktionalitäten von der zentralen
& PROFINET International (PI, Gründung 1995)
Steuerung in dezentrale Feldgeräte und damit
vereinen. Diese zählt heute mehr als 25 „Regional
eine wesentlich einfachere Verkabelung. Durch
PI Associations” (RPAs) in Ländern aller Kontinente.
weltweite Standardisierung der Schnittstellen
Das gemeinsame Ziel ist die kontinuierliche
wird zugleich der Weg frei für eine durchgängige
Weiterentwicklung und weltweite Verbreitung der
Automatisierung an Stelle der vorher üblichen
Technologien PROFIBUS und PROFINET. Mit den
Lösungen mit einer Vielzahl proprietärer Systeme.
Ende 2015 weit über 50 Mio. installierten Geräten
PROFIBUS hat zur Entwicklung der Feldbustechnik im Feld ist PROFIBUS Weltmarktführer bei den
maßgeblich beigetragen: Er verbindet Steuerungen industriellen Kommunikationssystemen.
bzw. Leitsysteme mit den Sensoren und Aktoren
der Feldebene (Feldgeräte) und ermöglicht
gleichzeitig den durchgängigen Datenaustausch
mit übergeordneten Systemen. PROFIBUS ist
der Feldbus-basierte Automatisierungsstandard
von PROFIBUS & PROFINET International
(PI). Zusätzlich hat PI den Ethernet-basierten
Automatisierungsstandard PROFINET entwickelt
und erfolgreich auf den Markt gebracht. PROFIBUS
und PROFINET verwenden identische Geräteprofile
und schaffen damit Investitionssicherheit und
Investitionsschutz für Anwender und Hersteller
dieser Technologien. Beide Systeme decken die
Bereiche Fertigungs- und Prozessautomatisierung
ab und ermöglichen damit auch gemischte
(hybride) Anwendungen, wie sie insbesondere
in den Branchen Pharma und Nahrungs- und
Genussmittel vorkommen. Hochöfen werden unterbrechungsfrei betrieben
Die Durchgängigkeit von PROFIBUS beruht auf und können nur in großen Zeitabtänden
dem einheitlichen Kommunikationsprotokoll modernisiert werden. Um so wichtiger
„PROFIBUS DP”, das die unterschiedlichen ist dann eine besonders zukunftssichere
Anforderungen der Fertigungsautomatisierung, Automatisierungstechnik. PROFIBUS hat sich in
der Prozessautomatisierung, von Motion Control derartigen Großprojekten bestens bewährt.
und Sicherheitsaufgaben gleichermaßen
abdeckt. Diese Durchgängigkeit erleichtert die Der Erfolg von PROFIBUS beruht gleichermaßen
Planung, Montage und den Service. Schulung, auf seiner fortschrittlichen, robusten
Dokumentation und Wartung sind nur für eine Technologie und der erfolgreichen Tätigkeit der
Technologie durchzuführen. als Interessenvertretung von Herstellern und
Anwendern gegründeten Organisation PI.
PROFIBUS Systembeschreibung 1
Neben den zahlreichen Maßnahmen zur solchen„Systembaukasten”(Abbildung 1) lassen sich
Technologieentwicklung und deren Verbreitung alle Anwendungen der Automatisierungstechnik in
liegen weitere Aufgaben von PI in weltweiter der Fertigungs- und Prozessindustrie einschließlich
Unterstützung der Mitglieder (Anwender und sicherheitsgerichteter Aufgaben abdecken.
Hersteller) durch Beratung, Information und
Maßnahmen zur Qualitätssicherung sowie Kern des Systembaukastens ist das für alle
Standardisierung der Technologie in internationalen Anwendungen gleiche Kommunikationsprotokoll
Normen vor. PROFIBUS DP (Decentralized Peripherals)
zur Kommunikation zwischen zentralen
PI bildet die größte Nutzergemeinschaft für Automatisierungsgeräten und dezentralen
die industrielle Kommunikation der Welt, was Feldgeräten.
für die Zukunft Chancen bietet und zugleich
Verpflichtung bedeutet. Die Chancen liegen in der Je nach Einsatzfall stehen verschiedene
Schaffung und Verbreitung weiterhin führender Alternativen für die Datenübertragung bereit: Die
und für den Anwender nützlicher Technologien. RS485-Übertragungstechnik ist für den Einsatz in
Die Verpflichtung für die Verantwortlichen der Fertigungsindustrie sowie in der allgemeinen
dieser Nutzergemeinschaft ist es, PROFIBUS Prozessindustrie in Anwendungen ohne Ex-Schutz
auch in Zukunft unvermindert an den Zielen vorgesehen. RS485-IS (Intrinsically Safe, eigensicher)
Offenheit und Investitionsschutz auszurichten. deckt derzeit den Einsatz in explosionsgeschützten
Diese Verpflichtung dient als Richtschnur für alle Bereichen ab. Die Übertragungstechnik MBP
Beteiligten. (Manchester coded Bus Powered) bzw. MBP-IS
ist speziell auf die Prozessindustrie ausgerichtet
und kann zusätzlich zur Datenübertragung auch
1.2 Modularer Aufbau die Energieversorgung der Geräte übernehmen.
Weiterhin stehen verschiedene optische
PROFIBUS hat seine Spitzenposition auf dem
Übertragungstechniken zur Verfügung.
Weltmarkt dank seiner Modul-Konzeption
erreicht. Das Kommunikationsprotokoll ist mit Für den einheitlichen Datenaustausch zwischen
einer Vielzahl von anwendungsspezifischen, Feldgeräten auf Anwenderebene sind bei
zueinander kompatiblen Technologiebausteinen PROFIBUS Applikationsprofile spezifiziert.
(Übertragungstechniken, Applikationsprofile, Die Nutzung solcher Profile garantiert
Integrationstechnologien) kombinierbar. Interoperabilität im Datenaustausch zwischen
Somit ist volle Durchgängigkeit mit hoher Feldgeräten unterschiedlicher Hersteller. In ihnen
Anwendungsbreite gewährleistet. Mit einem sind anwendungstypische Geräteeigenschaften
2 PROFIBUS Systembeschreibung
festgelegt, deren Einhaltung für „Profilgeräte” kurzer Lebensdauer der Anlagen. Die
verbindlich ist. Dabei kann es sich um Prozessautomatisierung zeichnet sich eher
Geräteklassen-übergreifende Eigenschaften durch langsam ablaufende, kontinuierliche
(z.B. sicherheitsrelevantes Verhalten) oder um Vorgänge und hoher Lebensdauer der Anlagen
Geräteklassen-spezifische Eigenschaften (z.B. aus. Dies führte innerhalb einer Gesamtanlage zu
von Prozessgeräten oder Antrieben) handeln. In Insellösungen. Heute kann ein Anwender solche
einer Automatisierungsanlage können Feldgeräte Insellösungen mittels einer für alle Applikationen
mit unterschiedlichen Applikationsprofilen der Produktionskette durchgängigen Lösung
gemeinsam betrieben werden. Sehr einfache von PROFIBUS vermeiden. PROFIBUS bietet als
Geräte bzw. Geräte mit universell einsetzbarer einziger Feldbus diese Voraussetzungen für eine
Funktionalität, wie beispielsweise dezentrale binäre solche durchgängige (hybride) Automatisierung
Ein-/Ausgabegeräte, verwenden in der Regel kein von fertigungstechnischen (inbound und
Applikationsprofil. outbound logistics) und prozesstechnischen
Verfahrensschritten (Abbildung 3).
Unabhängig von den Schichten für Transmission
und Kommunikation stellt der Systembaukasten
auch die notwendigen Engineeringtechnologien
zur Gerätebeschreibung und Geräteintegration
bereit.
PROFIBUS Systembeschreibung 3
User program Application profiles
PROFIBUS DP Protocol
7 Application Layer
(DP-V0, DP-V1, DP-V2)
6 Presentation Layer
5 Session Layer
Not used
4 Transport Layer
3 Network Layer
Fieldbus Data Link (FDL):
2 Data link Layer Master Slave principle
Token principle
1 Physical Layer Transmission technology
4 PROFIBUS Systembeschreibung
RS485 RS485-IS MBP MBP-IS Fiber Optic
Digital; Differenzialsignale Digital; Differenzialsignale Digital, bitsynchron, Digital, bitsynchron, Optisch, Digital, NRZ
Datenübertragung nach RS485, NRZ nach RS485, NRZ Manchester Codierung Manchester Codierung
(no return to zero)
Übertragungsrate 9,6 bis 12.000 Kbit/s 9,6 bis 12.000 Kbit/s 31,25 Kbit/s 31,25 Kbit/s 9,6 bis 12.000 Kbit/s
HD=4; Paritybit; HD=4; Paritybit; Präambel; fehlergesicherte Präambel; fehlergesicherte HD=4; Paritybit; Start- und
Datensicherung
Start- und End-Delimiter Start- und End-Delimiter Start-End-Delimiter Start-End-Delimiter End-Delimiter
Verdrillte geschirmte Verdrillte geschirmte
Verdrillte geschirmte Verdrillte geschirmte Multi- und Single- mode
Vierdrahtleitung Zweidraht-Leitung
Kabel Zweidrahtleitung Zweidraht-Leitung Glasfaser; PCF;
Kabeltyp A Kabeltyp A
Kabeltyp A Kabeltyp A Kunststofffaser
Gemäß IEC 61158 Teil 3/1 Gemäß IEC 61158 Teil 3/2
Über zusätzliche Adern Über zusätzliche Adern Optional über die Optional über die
Fernspeisung Über Hybridleitung möglich
möglich möglich Signaladern Signaladern
Verfügbare Erhöhte Sicherheit Ex e Erhöhte Sicherheit Ex e Eigensicherheit
Eigensicherheit Ex ib Keine
Zündschutzarten Druckfeste Kapselung Ex d Druckfeste Kapselung Ex d Ex ia/ib
Linen- und Baumtopologie Linen- und Baumtopologie Stern- und Ring-
Linientopologie mit Linientopologie mit
Topologie mit Terminierung; mit Terminierung; auch Topologie typisch;
Terminierung Terminierung
auch kombiniert kombiniert Linientopol. möglich
Mit Signalauffrischung
Maximal 9 mit Maximal 9 mit
Anzahl Repeater Maximal 4 Maximal 4 unbegrenzt; Signallaufzeit
Signalauffrischung Signalauffrischung
beachten
Tab. 1: Übertragungstechniken
mit einem Leiterpaar. Die Busstruktur erlaubt einem Stromkreis sind bei festgelegter Spannung
das rückwirkungsfreie Ein- und Auskoppeln von maximale Ströme zulässig. Beim Zusammenschalten
Stationen und die schrittweise Inbetriebnahme des aktiver Quellen darf die Summe der Ströme aller
Systems. Spätere Anlagenerweiterungen haben Teilnehmer den maximal erlaubten Strom nicht
innerhalb definierter Grenzen keinen Einfluss auf überschreiten. Der Unterschied dieses Konzeptes
im Betrieb befindliche Stationen. Details enthalten gegenüber dem FISCO-Modell (siehe 2.5) mit nur
Tabelle 1 und Tabelle 2. einer eigensicheren Quelle besteht darin, dass hier
sämtliche Teilnehmer aktive Quellen darstellen.
Übertragungsrate Reichweite pro
[Kbit/s] Segment [m]
9,6 19,2 2.2 Übertragung gemäß MBP und
1200
45,45 93,75 MBP-IS
187,5 1000
500 400 Die Übertragungstechnik MBP (Manchester
1500 200 Coded, Bus Powered) realisiert die gleichzeitige
Energieversorgung der angeschlossenen
3000 6000 12000 100
Feldgeräte und Kommunikation der Daten auf
Die obigen Werte gelten für Kabeltyp A mit folgenden
Eigenschaften
nur einem Kabel, d.h. direkt über das Busmedium.
Damit ermöglicht sie einen wesentlich geringeren
PROFIBUS DP PROFIBUS PA Verdrahtungsaufwand, erfüllt die Marktforderungen
Wellenwiderstand 135 ... 165 Ω 80 ... 120 Ω nach besonders einfacher und sicherer Installation
und erschließt alle Vorteile aus der digitalen
Kapazitätsbelag ≤ 30 pf/m ≤ 2 pf/m
Übertragung bis zum Feldgerät. MBP wurde speziell
Schleifenwiderstand ≤ 110 Ω/km ≤ 44 Ω/km
für die Anforderungen der Prozessautomatisierung
Aderndurchmesser > 0.64 mm >= 1 mm
entwickelt und ist in der IEC 61158-2 standardisiert.
Adernquerschnitt > 0,34 mm2 >= 0,8 mm2
Einzelheiten zeigen Tabelle 1 und Tabelle 3.
Tab. 2: Übertragungswerte RS485 und MBP und In der Version MBP-IS ist diese Übertragungstechnik
Eigenschaften von Kabeltyp A speziell für explosionsgefährdete Bereiche
geeignet und damit in Anwendungen der Chemie
Unter Einhaltung bestimmter Werte ist der sowie Öl- und Gasindustrie weit verbreitet. Der
Einsatz der RS485-Schnittstelle mit ihren hohen Explosionsschutz wird über Energiebegrenzung
Übertragungsraten auch in eigensicheren in der Busspeisung oder häufiger in den
Bereichen möglich (RS485-IS). Bei der Spezifikation Installationskomponenten im Feld realisiert. Ein
der Schnittstelle wurden die Pegel für Strom und Arbeiten an den Feldgeräten im laufenden Betrieb
Spannung festgelegt, die alle Teilnehmer einzeln wird beispielsweise durch die Zündschutzart
einhalten müssen, um eine sichere Funktion bei Eigensicherheit realisiert. Der einfachste Weg zum
der Zusammenschaltung zu gewährleisten. In Nachweis der Eigensicherheit führt über Modelle wie
PROFIBUS Systembeschreibung 5
FISCO, FNICO oder Entity. Bei Normenkonformität 2.4 Funk-Übertragung (Wireless)
aller dabei eingesetzter Komponenten kann auf
weitere Berechnungen verzichtet werden. PROFIBUS wird auch in der drahtlosen
Kommunikation eingesetzt. Auch wenn PI hierfür
Übertragungstechnik MBP keine Festlegungen in Form von Spezifikationen
Teinehmer in einem Segment Bis zu 32 bzw. Richtlinien getroffen hat, ist die
Datenübertragungsrate 31,25 Kbit/s Interoperabilität mit drahtgebundenen Systemen
Minimale Arbeitsspannung am gegeben. Dies belegen die zahlreichen in Betrieb
9 V DC
Feldgerät befindlichen Anwendungen.
Minimale Stromaufnahme je Feldgerät 10 mA
6 PROFIBUS Systembeschreibung
keine individuelle Berechnung der Eigensicherheit
erfordert, wenn sich die relevanten Komponenten
wie Feldgeräte, Kabel, Segmentkoppler und
Busabschluss hinsichtlich ihrer Werte von Spannung,
Strom, Leistung, Induktivität und Kapazität
innerhalb festgeschriebener Grenzwerte bewegen.
Die Eigensicherheit gilt als nachgewiesen, wenn alle
im fraglichen Segment betriebenen Komponenten
nach FISCO zertifiziert sind. Der Anwender muss
dabei folgende Randbedingungen einhalten:
• In jedem Segment gibt es nur eine einspeisende
Quelle Abb. 5: Nutzung verschiedener Zündschutzarten
• Die Gesamtkabellänge beträgt bis zu 1000 m.
Analog wird in vielen Automatisierungsanlagen mit
FISCO stellt dabei sicher, dass: Ex-Zone 2 die Hauptleitung (Trunk) hier in Schutzart
„nicht funkend (Ex nA)” ausgebildet und erlaubt
• die Feldgeräte immer als passive Senke wirken
damit die Einleitung von hohen Strömen in die
• die zulässigen Eingangsgrößen eines jeden
Zone 2. Aufgrund der geringeren Anforderungen
Feldgerätes größer sind als die im Fehlerfall
an den Explosionsschutz werden anstelle von
möglichen und zulässigen Ausgangsgrößen
Feldbarrieren einfachere Feldverteiler eingesetzt,
des zugehörigen Speisegerätes.
deren kurzschlusssichere Ausgänge mit je 40
Die Zündschutzart Eigensicherheit Ex i (IEC 60079) mA Ausgangsstrom Feldgeräte in der Schutzart
ist die meistgenutzte Schutzart in der Mess- und „energiebegrenzt” (Ex nL) versorgen können.
Regeltechnik. Sie beruht auf der Vorgabe, Strom
und Spannung in eigensicheren Stromkreisen 2.6 Topologie
so zu begrenzen, dass weder thermische Effekte
noch eine Funkenbildung zur Zündung eines Bei Einsatz der RS485-Übertragungstechnik
explosionsfähigen Gemisches führen können. Das werden alle Feldgeräte typischerweise in einer
begrenzt den Versorgungsstrom eines PA-Segments Busstruktur (Linie) angeschlossen (Abbildung 6
auf 100 mA mit entsprechenden Einschränkungen oben) mit bis zu 32 Teilnehmern (Master und Slaves)
bei Leitungslänge und Zahl der Busteilnehmer. in einem Segment. Anfang und Ende eines jeden
Segments werden mit einem aktiven Busabschluss
Das High-Power Trunk Konzept (Bus Terminierung) versehen, die ständig mit
Spannung versorgt sein müssen. Die Busabschlüsse
Die Zündschutzart „Eigensicherheit” wird in einer
sind üblicherweise in den Geräten bzw. Steckern
verfahrenstechnischen Anlage jedoch nur dort
zuschaltbar realisiert. Eine Erweiterung der
wirklich benötigt, wo während des Betriebes
Netzausdehnung und der Einsatz von mehr
Eingriffe für z.B. Wartung oder Gerätetausch
als 32 Teilnehmern wird durch den Einsatz von
erforderlich sind. In anderen Bereichen, z.B. am
Leistungsverstärkern (Repeatern) zur Verbindung
Stammkabel, besteht diese Forderung in der
der Netze ermöglicht.
Regel nicht, weswegen dort die leistungsstärkere
Zündschutzart Ex e (Erhöhte Sicherheit) ausreicht.
Damit kann eine höhere Leistung zur Erreichung
längerer Kabellängen und einer höheren Anzahl
Teilnehmer ohne Behinderungen im Betrieb
eingespeist werden. Damit bietet sich ein
Mischkonzept aus den Schutzarten „Erhöhte
Sicherheit” und „Eigensicherheit” (Ex e/Ex i) an, was
gerätetechnisch mit Hilfe von Feldbusbarrieren
realisiert werden kann. Die Ausgänge der
Feldbusbarrieren sind klassisch eigensicher für den
Anschluss von Feldgeräten. Eine Übersicht hierzu
gibt Abbildung 5.
PROFIBUS Systembeschreibung 7
Segmentkoppler sind aus Sicht des Busprotokolls
transparent, die Geräte des MBP-Segments sind auf
der DP-Seite direkt sichtbar, der Segmentkoppler
selbst benötigt keine Projektierung. Links dagegen
verfügen über eine eigene Intelligenz und bilden
alle im MBP-Segment angeschlossenen Geräte als
einen einzigen Slave im RS485-Segment ab. Das
erhöht die Übertragungsrate, was für bestimmte
Anwendungen von hoher Bedeutung ist. Der
Link erfordert eine Konfigurierung und schränkt
die Gesamtmenge der übertragbaren Daten der
angeschlossenen Geräte auf 244 Byte ein. Die
Antriebstechnik ist Voraussetzung für jede zyklischen Daten der PA-Geräte werden auf DP-Seite
Automatisierungsaufgabe: Bewegen, Verstellen, in ein einziges DP-Telegramm verpackt und sind
Positionieren, Fördern oder Lagern, alles durch den DP Master wieder zu selektieren. Durch
erfordert die perfekte Kommunikation zwischen das schnellere DP-Segment ist es möglich, mehrere
Antrieben und Automatisierungssystem. PA-Segmente durch Segmentkoppler oder Links in
PROFIBUS ist hier die weltweit meistgenutzte ein einziges DP-Netzwerk einzubeziehen.
Technologie.
2.7 Redundanz
Bei Einsatz der MBP-Übertragungstechnik (in
der Prozessautomatisierung) ist grundsätzlich Bei Applikationen, die eine besonders hohe
jegliche Topologie erlaubt. Es bieten sich Linien- Anlagenverfügbarkeit erfordern, wie bei
und Baumstrukturen oder Kombinationen kontinuierlichen Prozessen, kommen in der Regel
daraus an. In der Praxis hat sich die „Trunk- & redundante Systeme zum Einsatz, wobei sich
Spur-Topologie” (Bild 6 unten) als de-facto Standard die Redundanz auf alle Systemkomponenten
etabliert, da sie besonders klar und übersichtlich ist erstrecken kann. Man unterscheidet verschiedene
und dank der am Markt verfügbaren ausgereiften Konzepte, die beliebig miteinander kombiniert
Installationstechniken ein hohes Maß an Robustheit werden können und in besonderen Fällen auch
aufweist. Die Gesamtlänge eines Segmentes darf komplette räumliche Trennungen beinhalten:
maximal 1.900 Meter betragen. Die Länge der
Stichleitungen bei eigensicheren Anwendungen • Master-Redundanz:
liegt bei max. 60 m und muss bei der Berechnung Das Leitsystem bzw. die Steuerung sind
der Gesamtlänge berücksichtigt werden. redundant ausgelegt (System Redundancy,
Abbildung 7, rechts)
Kopplung von RS485- und MBP- • Medien-Redundanz:
Übertragungstechnik. Die Übertragungstechnik Die Kabelwege sind redundant ausgelegt
MBP ist in der Regel auf bestimmte Teilsegmente
• Koppler/Link/Gateway-Redundanz:
einer Anlage, z.B. eine Gruppe von Feldgeräten
Die Segmentkoppler sind redundant ausgelegt
in einem Ex-Bereich, begrenzt. Die Anbindung
(Abbildung 7). Beim Ausfall eines Kopplers
solcher Teilsegmente (als MBP- oder PA-Segment
übernimmt der andere stoßfrei dessen
oder PA-Strang bezeichnet) an das RS485-Segment
Funktion. Der Master bemerkt die Umschaltung
(auch mit DP-Segment oder DP-Strang bezeichnet)
nicht und es gehen keine Telegramme verloren.
erfolgt über Segmentkoppler oder Links. Diese
übernehmen folgende Aufgaben:
• Umsetzung der asynchronen Signalcodierung
bei RS485 in die synchrone Signalcodierung
bei MBP
• Bereitstellung der Speisespannung für das
PA-Segment und Begrenzung des Speisestroms
• Entkopplung der
Übertragungsgeschwindigkeit
• Ex-relevante Trennung und Energiebegrenzung
(Option)
8 PROFIBUS Systembeschreibung
• Ring-Redundanz allen Starkstrom führenden Kabeln verlegt
Die Kombination von redundanten Kopplern wird. Bei Übertragungsraten >= 1,5 MBit/s sind
und Feldgeräten mit aktiven Feldverteilern Stichleitungen unbedingt zu vermeiden. Die Anzahl
realisiert eine Ringredundanz und bildet der an ein Segment anschließbaren Teilnehmer ist
eine erweiterte Medienredundanz. Durch auf 32 begrenzt.
Kurzschluss oder Drahtbruch defekt gegangene
Teilsegmente werden automatisch und stoßfrei Die am Markt angebotenen Stecker bieten die
über je einen Koppler in Linienstruktur weiter Möglichkeit, das kommende und das gehende
betrieben (Abbildung 8). Datenkabel direkt im Stecker zu verbinden.
Dadurch werden Stichleitungen vermieden und
der Busstecker kann jederzeit, ohne Unterbrechung
des Datenverkehrs, am Bus auf- und abgesteckt
werden. Die für die Übertragungstechnik nach
RS485 geeigneten Steckverbinder unterscheiden
sich je nach Schutzart. In der Schutzart IP 20 wird
vorzugsweise ein 9-poliger D-Sub Steckverbinder
verwendet. In der Schutzart IP 65/67 werden gemäß
Richtlinie verschiedene Lösungen empfohlen:
• M12 Rundsteckverbinder gemäß IEC 60947-5-2
• Han-Brid Stecker gemäß DESINA-Empfehlung
Abb. 8: Ring-Redundanz bei PROFIBUS PA • Hybrid-Steckverbinder
• Slave-Redundanz: • 7/8” Stecker
Die Feldgeräte bzw. die PROFIBUS Anschaltung In den Hybrid-Steckersystemen ist auch eine
im Feldgerät sind redundant ausgelegt. Variante zur Übertragung von Daten über
Konzepte für die Slave-Redundanz sind in der LWL-Fasern und 24 Volt Betriebsspannung für
PROFIBUS-Spezifikation „Slave Redundancy” die Peripheriegeräte über Kupferkabel in einem
beschrieben (Best.-Nr. 2.212). Feldgeräte, gemeinsamen Hybridkabel vorgesehen.
die redundant ausgeführt sind, müssen sich
danach gleichberechtigt verhalten und die Erfahrungsgemäß sind Schwierigkeiten mit der
Rolle des Primär- und Sekundärteilnehmers Übertragungstechnik in PROFIBUS-Netzen in den
untereinander regeln. Für die Redundanz meisten Fällen auf unsachgemäße Verkabelung
der Übertragungsmedien und der Master und Installation zurückzuführen. Abhilfe
existieren herstellerspezifische Lösungen. schaffen hier Bus-Testgeräte, die viele typische
Verkabelungsfehler schon vor der Inbetriebnahme
aufspüren.
2.8 Installationshinweise für RS485
Die Bezugsadressen der vielen verschiedenen
Zur Verbindung der Geräte untereinander sowie
Stecker, Kabel, Repeater und Bus-Testgeräte können
mit Netzwerk-Elementen (z. B. Segmentkopplern,
dem PROFIBUS-Produktkatalog entnommen
Links und Repeatern) sind am Markt verschiedene
werden (www.profibus.com).
Kabeltypen (Typbezeichnung A bis D) für
unterschiedliche Einsatzfälle erhältlich. Bei
Verwendung der RS485 Übertragungstechnik wird 2.9 Installationshinweise für MBP
die Verwendung des Kabeltyp A (Daten in Tabelle 2)
dringend empfohlen. Die eigensichere Übertragungstechnik MBP ist in
der Regel auf bestimmte Teilsegmente (Feldgeräte
Beim Anschluss der Teilnehmer sollte darauf im Ex-Bereich) einer Anlage begrenzt, die dann
geachtet werden, dass die Datenleitungen nicht über Segmentkoppler oder Links mit dem RS485-
vertauscht werden. Um eine hohe Störfestigkeit Segment (Leitsystem und Engineeringgeräte in der
des Systems gegen elektromagnetische Messwarte) verbunden sind.
Störstrahlungen zu erzielen, sollte unbedingt eine
geschirmte Datenleitung (Typ A ist geschirmt) Segmentkoppler sind, wie bereits ausgeführt,
verwendet werden. Der Schirm ist beidseitig und Signalumsetzer, welche die RS485-Signale an
gut leitend über großflächige Schirmschellen an die MBP-Signalpegel anpassen und umgekehrt.
die Schutzerde anzuschließen. Zusätzlich wird Aus Sicht des Busprotokolls sind sie transparent.
ein Potentialausgleich aller angeschlossener Links dagegen bilden alle im MBP-Segment
Feldgeräte empfohlen. Weiterhin ist zu beachten, angeschlossenen Feldgeräte nach oben als einen
dass die Datenleitung möglichst separat von einzigen Slave im RS485-Segment ab; nach unten
wirkt er als Master.
PROFIBUS Systembeschreibung 9
Bei Verwendung eines DP/PA Link ist die Wartungs- und Montagearbeiten. Alle für die
Übertragungsrate auf PROFIBUS DP unabhängig Übertragungsqualität wichtigen Parameter werden
von den unterlagerten PROFIBUS PA-Segmenten. durch Diagnosewerkzeuge überprüft, damit sie im
Dadurch lassen sich zum Beispiel für Regelaufgaben grünen Bereich bleiben.
auch schnelle Netze unter Einbeziehung von
Feldgeräten mit MBP-Anschluss realisieren. Durch die Integration der Busdiagnose in die
Speisetechnik ist es möglich, Anlagen nicht nur
Als Übertragungsmedium wird ein zweiadriges sporadisch, sondern permanent zu überwachen und
geschirmtes Kabel verwendet. Wichtig ist, dass dabei damit das Auffinden von schleichenden Fehlern im
unterschiedliche Kabelausprägungen zum Einsatz laufenden Betrieb zu ermöglichen. Änderungen am
kommen (siehe auch Tab. 2): für PROFIBUS DP: Kabel Physical-Layer werden damit erkennbar und können
Typ A gem. IEC 61158 Teil 2, Interface RS485(-IS) und vor einem Ausfall des Busses behoben werden. Auch
für PROFIBUS PA: Kabel Typ A gem. IEC 61158 Teil die Fehlersuche wird durch Busdiagnose erheblich
2, Interface MBP(-IS). Das Bus-Hauptkabel wird an vereinfacht, da dem Wartungspersonal detaillierte,
beiden Enden mit einem passiven Leitungsabschluss oft mit Klartexthinweisen auf mögliche Fehler
versehen. Am Segmentkoppler oder am Link ist der ausgestattete Informationen zur Verfügung stehen.
Busabschluss bereits fest integriert. Ein verpolter
Anschluss eines Feldgerätes in MBP-Technik Hinweis: Erläuterungen zur Feldgerät-Diagnose
hat keine Folgen für die Funktionsfähigkeit des enthält Kapitel 4.2 unter „PROFIBUS PA (PA Devices,
Busses, da diese Geräte üblicherweise mit einer „PA-Profil”).
automatischen Polaritätserkennung ausgerüstet
sind.
Für die Auslegung von Segmenten sollte
eine typischerweise kostenlos erhältliche
Planungssoftware (www.segmentchecker.com)
verwendet werden. Mit dieser Software lässt
sich die elektrische Funktion eines Segmentes
bereits prüfen, bevor die Installationsarbeiten
beginnen. Diese Planung und Prüfung bezieht
sich je Segment auf die erreichbare Kabellänge
und die Anzahl anzuschließender Teilnehmer.
Dieser Planungsschritt schützt vor möglicherweise Hersteller von Feinchemikalien müssen flexibel
nachträglichen, kostenintensiven Änderungen an und schnell auf Kundenaufträge reagieren und
der Installation. ihre Anlagen entsprechend häufig anpassen.
Der gemeinsame Betrieb von busgespeisten und PROFIBUS bietet dank seiner enormen Flexibilität
fremdgespeisten Geräten ist zulässig. Zu beachten dafür bestmögliche Voraussetzungen.
ist, dass auch fremdgespeiste Geräte einen
Grundstrom über den Busanschluss aufnehmen,
der bei der Berechnung des maximal verfügbaren
Speisestroms entsprechend zu berücksichtigen ist. 3 Kommunikation bei
2.10 Busdiagnose
PROFIBUS
Busdiagnose macht den Physical-Layer je Segment PROFIBUS-Geräte kommunizieren über
und das Feldgerät messbar und vereinfacht die das für alle Anwendungen einheitliche
Inbetriebnahme: Nach der Installation erfolgt auf Kommunikationsprotokoll PROFIBUS DP
Knopfdruck die Überprüfung der Installation und (Dezentralized Periphery), welches eine zyklische und
danach der Loop Check durch entsprechende, auf azyklische Kommunikation erlaubt und die Regeln
dem Markt verfügbare Tools. Tiefes Expertenwissen dazu festlegt. Kern des Kommunikationsablaufs ist
über Signalform und mögliche Ursachen sind für die das Master-Slave-Verfahren, bei dem ein Master
Inbetriebnahme nicht mehr erforderlich. (aktiver Kommunikationsteilnehmer wie SPS,
PC oder Leitsystem) die angeschlossenen Slaves
Obwohl künstliche Alterungsversuche an (passive Kommunikationsteilnehmer wie Feldgeräte,
Installationen keine diesbezüglichen Risiken I/Os, Antriebe) zyklisch zum Datenaustausch
erkennen ließen, so gibt es doch gute Gründe für auffordert. Der angefragte Slave reagiert mit
deren dauerhafte Überwachung. Die häufigste einem Antwort-Telegramm an den auffordernden
Ursache für Änderungen an Feldbusinstallationen Master. Ein Anfrage-Telegramm enthält bereits
sind gewollte oder ungewollte Eingriffe bei
10 PROFIBUS Systembeschreibung
Abb. 9: PROFIBUS DP-Protokoll, Leistungsstufen
die Ausgangsdaten, z.B. die Solldrehzahl eines In der Version DP-V1 wird DP-V0 um
Antriebs, das zugehörige Antworttelegramm die Funktionalitäten zur azyklischen Kommunikation,
Eingangsdaten, z.B. den aktuelle Messwert eines d.h. für Funktionen wie Parametrierung,
Sensors. Nachdem alle angeschlossenen Slaves der Bedienung, Beobachtung und zur Behandlung von
Reihe nach angefragt worden sind, ist ein Buszyklus Alarmen ergänzt. DP-V1 erlaubt dafür den Online-
beendet. Zugriff auf Busteilnehmer über Engineering-Tools
(Abbildung 10).
Neben dieser zyklischen Kommunikation für den
schnellen, regelmäßigen Austausch von Ein- und Die Version DP-V2 enthält, als Erweiterungen zu
Ausgangsdaten zwischen Master und Slaves DP-V1, weitere Funktionen, die insbesondere im
können auch bedarfsorientierte Daten für z.B. Bereich der Antriebsregelung benötigt werden.
Geräteeinstellungen über PROFIBUS übertragen Hierzu zählen Funktionen zur Kommunikation
werden. Hierbei geht die Initiative von einem Master zwischen Slaves, zur Taktsynchronisation und zur
aus, der lesend oder schreibend auf die Daten Zeitstempelung.
eines Slaves azyklisch zugreift. In einem PROFIBUS-
System können mehrere Master vorhanden sein. In Feldgeräte für die Prozessautomatisierung sind
einem solchen Fall wird die Zugriffsberechtigung typischerweise Slaves, die über die Leistungsstufe
vom jeweils aktiven an den nächsten Master DP-V1 verfügen und daher zur Einstellung von
weitergegeben (Token-Passing-Prinzip). Geräteparametern azyklisch kommunizieren
können.
3.1 Kommunikationsprotokoll
PROFIBUS DP
Zur optimalen Erfüllung der Anforderungen
unterschiedlicher Einsatzgebiete sind die
Funktionen des Kommunikationsprotokolls
PROFIBUS DP auf die drei Leistungsstufen DP-V0,
DP-V1 und DP-V2 verteilt (Abbildung 9).
Die Version DP-V0 stellt die Grundfunktionen des
Kommunikationsprotokolls zur Verfügung. Hierzu
gehören insbesondere die zyklische Kommunikation
sowie eine geräte-, modul- und kanalspezifische
Diagnose zur schnellen Fehlerlokalisierung. Abb. 10: Zyklische und azyklische
Beispiele hierfür sind „Übertemperatur” oder Kommunikation bei DP-V1
„Kurzschluss auf Ausgang”.
PROFIBUS Systembeschreibung 11
3.2 Geräteklassen virtuellen Module, über die ein Slave-Gerät in der
Prozessautomatisierung verfügen kann, sind im
PROFIBUS-Geräte werden nach ihrer Funktionalität Geräteprofil für PA-Geräte spezifiziert.
in drei Klassen eingeteilt:
Häufig verfügen PROFIBUS-Master-Geräte
sowohl über Funktionalität eines DPM1 als auch
PROFIBUS DP Master (Klasse 1)
über Funktionen eines DPM2. Ebenso gibt es
Bei einem PROFIBUS DP Master Klasse 1 (DPM1) Automatisierungsgeräte, die sowohl als Master
handelt es sich um einen Master, der mit zugehörigen wie auch als Slave betrieben werden können. Eine
Slaves Prozessdaten über die zyklischen eindeutige Einteilung der physikalischen Geräte
Kommunikation austauscht. Geräte dieses Typs in die oben genannten Funktionsklassen ist in der
sind häufig in einer speicherprogrammierbaren Praxis häufig nicht möglich.
Steuerung oder in eine Automatisierungsstation
des Prozessleitsystems integriert.
3.3 Zyklische Kommunikation und
PROFIBUS DP Master (Klasse 2) PROFIBUS-Diagnose
Unter einem PROFIBUS DP Master Klasse 2 (DPM2) im Nachdem die Projektierung mit Hilfe des
ursprünglichen Sinne wird ein Master verstanden, Projektierungswerkzeugs in den Master Klasse
der als Werkzeug zur Inbetriebnahme von 1 geladen worden ist, baut dieser die zyklische
PROFIBUS-Systemen verwendet wird. Im Zuge der Kommunikation zu seinen zugehörigen Slave-
Funktionserweiterungen DP-V1 und DP-V2 hat sich Geräten auf (MS0-Kanal). Während dieser Hochlauf-
das Verständnis eines DPM2 jedoch dahingehend Phase prüft der Slave die vom Master empfangenen
präzisiert, dass mit seiner Hilfe Geräteparameter Projektierungsdaten in zwei Stufen:
über die azyklische Kommunikation eingestellt
werden können. Geräte dieses Typs sind häufig Teil
einer Engineeringstation. Ein DPM2 kann, muss
aber nicht permanent am Bussystem angeschlossen
sein.
PROFIBUS Slave
Ein PROFIBUS Slave ist ein passiver
Kommunikationsteilnehmer, der auf masterseitige
Aufforderung durch ein Antworttelegramm reagiert.
Geräte dieser Klasse sind typischerweise Feldgeräte
(Remote IO, Antrieb, Ventil, Messumformer,
Analysengerät), die Prozessgrößen erfassen oder in
den Prozess über Stellgrößen einwirken. Bei Slave-
Geräten werden kompakte und modulare Geräte
unterschieden. Ein modulares Gerät besteht aus
einer Kopfstation, welche die Feldbusschnittstelle
enthält und mehrere Steckplätze, in die Bei Nahrungsmitteln gelten besonders strenge
unterschiedliche Module eingesetzt werden Vorgaben für Qualität und Nachverfolgbarkeit
können. Durch die Kombination unterschiedlicher des Herstellprozesses einschließlich der
Module können modulare Slaves flexibel an die Kommunikationstechnik. Bei PROFIBUS haben
jeweiligen Anforderungen hinsichtlich Ein- und diese Merkmale höchste Priorität, wie die weite
Ausgangsdaten angepasst werden. Kompakte Verbreitung in der Nahrungsmittelindustrie zeigt.
Geräte besitzen einen festen Satz von Ein- und
Ausgangsdaten – vergleichbar einem modularen
Gerät mit genau einem fest eingebauten Modul. In der ersten Stufe (Parametrierung) werden die
Bei Slave-Geräten in der Prozessautomatisierung in der Projektierung eingestellten Parameter
handelt es sich meist um modulare Geräte, bei denen wie Masteradresse, Watchdog-Zeit und Ident-
die einzelnen Module nicht physikalisch, sondern Nummer an den Slave übertragen und überprüft
nur in der Gerätesoftware realisiert sind (virtuelle (Konfigurierung). Die Identnummer ist eindeutig
Module). Die Aktivierung oder Deaktivierung dieser für jeden Gerätetyp und wird von PI vergeben.
virtuellen Module und damit die Bereitstellung Die zyklische Kommunikation kann nur dann
der zugehörigen Ein- und Ausgangsdaten erfolgt stattfinden, wenn die aus der Projektierung
beim Aufbau der zyklischen Kommunikation. Die erhaltene Ident-Nummer mit der im Slave
gespeicherten übereinstimmt. Anschließend
12 PROFIBUS Systembeschreibung
werden die Informationen über die projektierten entsprechenden Parametrierdaten implizit mit der
Module – die sogenannten Konfigurationsbytes zyklischen Kommunikation aufgebaut und durch die
– an den Slave übertragen und überprüft. Die Watchdog-Zeit überwacht.
zyklische Kommunikation wird nur dann aufgebaut,
wenn die physikalisch verfügbaren Module auch Eine MS2-Verbindung kann ein Slave zu einem
mit der in der Projektierung eingestellten Modulen oder mehreren Mastern gleichzeitig eingehen,
übereinstimmen bzw. das Gerät sich an die der Slave muss sich hierzu nicht in der zyklischen
empfangene Konfiguration adaptieren kann. Kommunikation befinden. Die MS2-Verbindung
muss explizit durch den Master aufgebaut werden.
Der Erfolg des Kommunikationsaufbaus Sie verfügt über eine separate Zeitüberwachung,
wird durch die anschließend angeforderten bei der eine MS2-Verbindung geschlossen
Diagnosedaten verifiziert. Ungültige Parameter- wird, wenn sie über eine eingestellte Zeit nicht
oder Konfigurationsdaten zeigt der Slave benutzt wird. Für die azyklische Kommunikation
durch entsprechende Fehler in der PROFIBUS- über den MS2-Kanal ist eine Projektierung auf
Standarddiagnose dem Master an. Im Fall gültiger Basis der Gerätestammdatei wie im Fall der
Parameter- und Konfigurationsdaten beginnt der zyklischen Kommunikation nicht erforderlich, zum
Master mit dem betreffenden Slave-Gerät zyklisch masterseitigen Aufbau einer MS2-Verbindung zu
zu kommunizieren. einem Slave genügt in der Regel die Kenntnis der
betreffenden Geräteadresse.
Die PROFIBUS-Diagnose setzt sich aus der
PROFIBUS-bezogenen „Standarddiagnose” und der Die Adressierung von Geräteparametern in einem
„Erweiterten Diagnose” zusammen. Letztere enthält Slave-Gerät erfolgt durch die Angabe von Slot
gerätespezifische Diagnosedaten, die z.B. das Mess- und Index. Dabei korrespondiert die Bezeichnung
oder Stellverfahren betreffen. Im Fall einer Änderung „Slot” (Werte von 0 bis 254) mit einem Steckplatz
in den gerätespezifischen Diagnosedaten zeigt das eines modularen Geräts, bei PA-Geräten adressiert
ein Slave im Antworttelegramm der zyklischen ein Slot einen Funktionsblock (siehe Kapitel 4).
Kommunikation an, worauf der Master im nächsten Die Bezeichnung „Index” (0 bis 254) bezeichnet
Buszyklus statt der Prozessdaten die Diagnosedaten die Adresse eines Parameters innerhalb des
des betreffenden Slaves anfordert. Jeder PROFIBUS- betreffenden Slots.
Slave kann nur mit einem DPM1 zyklisch Daten
austauschen. Damit wird sichergestellt, dass Für Geräte ab dem PA-Profil 3.0 ist die
ein Slave nur von einem Master Ausgangsdaten Implementierung des MS2-Kanals vorgeschrieben,
erhalten kann und Dateninkonsistenz vermieden der MS1-Kanal hingegen ist optional. Da in
wird. der Praxis nicht alle PA-Profilgeräte über eine
Implementierung des MS1-Kanals verfügen, wird
in der Prozessautomatisierung zur azyklischen
3.4 Azyklische Kommunikation und Datenübertragung durchweg der MS2-Kanal
Parameteradressierung verwendet.
PROFIBUS Systembeschreibung 13
Text” (ST) gemäß IEC 61131-3 erstellt. Ein Proxy-FB Funktionsbausteine (gelb dargestellt in Abbildung
präsentiert den Zugriff auf seine Funktionen in 11) festgelegt, die sich sowohl auf die Sprachen der
gekapselter graphischer Form und ist damit auch IEC 61131-3 abstützen als auch auf die bei PROFIBUS
von den „einfacheren” Programmiersprachen festgelegten Kommunikationsdienste der IEC
der IEC 61131-3 wie LD/KOP (Ladder Diagram/ 61158. Die Guideline (Best.-Nr. 2.182) definiert
Kontaktplan), FBD/FUP (Function Block Diagram/ Kommunikationsbausteine für Master Klasse 1 und
Funktionsplan) oder IL/AWL (Instruction List/ 2 sowie Slaves und zusätzlich einige Hilfsfunktionen.
Anweisungsliste) aufrufbar. Die technologische Funktionalität eines Feldgerätes
ist über diese Comm-FBs einheitlich ansprechbar.
Proxy-FB werden in der Regel von Geräteprofil- Alle FB haben ein gemeinsames Konzept zur Anzeige
Arbeitskreisen spezifiziert und den Anwendern je von Fehlern mit Kodierung gemäß IEC 61158-6.
nach Business-Modell auf unterschiedlichen Wegen
bereitgestellt. Ihr Vorteil ist die Einsetzbarkeit in Die SPS-Hersteller bieten solche Standard-
Steuerungen unterschiedlicher Hersteller. Aber Kommunikationsbausteine in ihren SPS-spezifischen
auch individuelle Gerätehersteller können davon „IEC-Bibliotheken” an.
Gebrauch machen, um ihren Slaves durch Kapselung
bestimmter Funktionen Wettbewerbsvorteile zu Neben dem zuvor beschriebenen „neutralisierten”
sichern. Zugang zu azyklischen Kommunikationsfunktionen
über MS1 vervollständigt die FDT-Schnittstelle
Für die praktische Nutzung von FBs durch den (siehe Seite 20) über MS2 das Application
Anwenderprogrammierer muss zusätzlich zu der Programmer's Interface für den Zugang von
bekannten, in IEC 61158 spezifizierten PROFIBUS- Engineering- oder Parametrier-Tools.
Kommunikations-Schnittstelle (Communications
Platform, MS0, MS1, MS2, Abbildung 11)
eine weitere, angesichts der Vielfalt von
Steuerungsherstellern systemneutrale Schnittstelle 4 Applikationsprofile
(Application Programmer´s Interface [API]) definiert
werden. Damit können Anwender-Software und Für ein reibungsloses Zusammenwirken der an einer
die eingesetzten Proxy-FBs durch standardisierte Automatisierungslösung beteiligten Busteilnehmer
Kommunikations-Bausteine („Comm-FBs”) von müssen diese in ihren grundlegenden Funktionen
der speicherprogrammierbaren Steuerung (SPS) und -diensten übereinstimmen; sie müssen
eines Herstellers A zur SPS eines Herstellers B leicht „die gleiche Sprache sprechen” und gleiche
portiert werden, sofern der Steuerungs-Hersteller Begrifflichkeiten und Datenformate verwenden.
B die Comm-FBs in seiner Programmier-Bibliothek Dies gilt für die Kommunikation ebenso wie für
anbietet. Gerätefunktionen und Branchenlösungen. Die
Vereinheitlichung wird durch „Profile” mit Bezug auf
Gerätefamilien oder speziellen Branchenlösungen
erreicht. In ihnen sind Eigenschaften festgelegt,
deren Einhaltung für „Profilgeräte” verbindlich ist.
Dabei kann es sich um Geräteklassen-übergreifende
Eigenschaften wie ein sicherheitsrelevantes
Verhalten (Common Application Profiles) oder um
Geräteklassen-spezifische Eigenschaften (Specific
Application Profiles) handeln. Bei diesen wird
unterschieden zwischen
• Geräteprofile (Device Profiles)
für z.B. für Roboter, Antriebe, Prozessgeräte,
Encoder, Pumpen u.a.,
Abb. 11: Einsatz von Funktionsblöcken (Proxy-FB
und CommFB) • Branchenprofile (Industry Profiles)
für z.B. Labortechnik und Schienenfahrzeuge
und
3.6 Comm-FBs als System-neutrale • Integrationsprofile (Integration Profiles)
Schnittstelle bei PROFIBUS zur Integration von Subsystemen wie z.B.
HART- oder IO-Link-Systeme
PI hat für die systemneutrale Schnittstelle
in der Guideline „Communication and Proxy
Function Blocks according to IEC 61138-3”
14 PROFIBUS Systembeschreibung
Profil-Bezeichnung Profil-Inhalt Best. Nr.
Spezifische Applikationsprofile
Das Profil beschreibt den Einsatz von von Wäge- und Dosiersystemen an
Dosing / Weighing 3.182a; 3.182 b:, 3.182c
PROFIBUS.
Das Profil beschreibt die Ankopplung von Dreh-, Winkel- und Linear-Encodern
Encoder 3.162
mit Singleturn- und Multiturn-Auflösung.
Das Profil beschreibt die Ansteuerung von hydraulischen Antrieben über
Fluid Power 3.112
PROFIBUS (Zusammenarbeit mit VDMA).
HART on PROFIBUS Das Profil beschreibt die Einbindung von HART-Geräten in PROFIBUS-Systeme. 3.102
Allgemeine Applikationsprofile
Das Profil beschreibt ein Konzept zur Identifikation von PROFIBUS-Geräten und
Identification & Maintenance 3.502
den Internet-Zugriff auf gerätespezifische Informationen.
Das Profil beschreibt die Speicherung der zusätzlichen iParameter in der
iPar-Server 3.532
Steuerung und das Zurücklesen der iParameter nach einem Geräteaustausch.
Das Profil beschreibt die sichere Kommunikation sicherheitsgerichteter Geräte
PROFIsafe 3.192
(Not-Aus-Schalter, Lichtgitter u.a.) mit Sicherheitssteuerungen über PROFIBUS.
Das Profil beschreibt den Mechanismus für Feldgeräte mit redundantem
Redundancy 2.212
Kommunikationsverhalten.
Das Profil definiert die zeitgenaue Zuordnung bestimmter Ereignisse und
Time Stamp 3.522
Aktionen durch Zeitstempelung.
Das Dokument ist Teil der Profil-Guidelines Part 2 und befasst sich mit Datentyp-
Data Types Definitionen von Profilvariablen und -parametern, Programmiersprachen für 3.512
Feldgeräte und Steuerungen sowie mit Plattform-Aspekten für Feldgeräte.
Das Dokument ist Teil der Profile Guidelines Part 3 und befasst sich mit
Diagnosis verschiedenen Aspekten der Feldgerät-Diagnose zur Bereitstellung bestimmter 3.522
Informationen über Gerätefehler.
Das Dokument beschreibt die notwendigen Funktionen eines Hosts (als
Host Application 3.902
Gegenoart zu den Feldgeräten) gegenüber dem Engineeringsystem.
Tab. 5: PROFIBUS-Applikationsprofile
Abbildung 11 zeigt die Einordnung der Profile in den Alle Details dazu enthält die relevante PROFIdrive-
PROFIBUS-Systembaukasten und Tabelle 5 gibt eine Systembeschreibung (Best.-Nr. 4.321).
Übersicht über die derzeit verfügbaren PROFIBUS-
Profile. Einige davon werden nachfolgend näher
erläutert.
4.2 PROFIBUS PA (PA Devices,
„PA-Profil”)
4.1 PROFIdrive Das Profil PROFIBUS PA ist die Basis für den Einsatz
von PROFIBUS in der Prozessautomatisierung.
Das Profil PROFIdrive findet seine Anwendung Diese Anwendung ist, neben der Verwendung
in der Fertigungsautomatisierung. Es definiert dieses Profils, häufig durch eigensicheren Betrieb,
das Geräteverhalten, das Zugriffsverfahren hohe Leitunsglängen und Gerätespeisung über
und die Datenformate für Antriebsdaten von das Buskabel charakterisiert. Das PA-Profil definiert
elektrischen Antrieben an PROFIBUS, vom einfachen für verfahrenstechnische Geräte wie Transmitter,
Frequenzumrichter bis zu hochdynamischen Stellantriebe, Ventile oder Analysengeräte jeweils
Servoreglern. die Funktionalität und die Parameter, mit denen
PROFIBUS Systembeschreibung 15
die Geräte auf den jeweiligen Anwendungsfall und
die Prozessbedingungen adaptiert werden können.
Die Spezifikation basiert auf Funktionsblöcken,
deren Parameter in Eingangs-, Ausgangs- und
interne Parameter eingeteilt werden. Weiterhin
spezifiziert das Profil, welche Dienste des PROFIBUS-
Kommunikationsprotokolls in welcher Weise
verwendet werden. So basieren beispielsweise die
zyklisch ausgetauschten Prozessdaten bei allen
Geräten auf einem einheitlichen Format, welches
neben dem Mess- bzw. Stellwert auch einen Status
beinhaltet, der über die Qualität des Messwertes
und mögliche Grenzwertverletzungen Auskunft
gibt. Damit bildet das Profil das Fundament für die
Einheitlichkeit der Anwendungen, vereinfachtes
Engineering, Austauschbarkeit von Geräten oder Abb. 12: Gerätetausch mit Übernahme der
erhöhte Zuverlässigkeit durch standardisierte Vorgänger-Funktionalität
Diagnoseinformationen.
Vereinfachte Geräteintegration
Das PA-Profil Version 3.02 wurde gegenüber Gegenüber der vertrauten Konfiguration von
der vorherigen Version 3.01 durch eine Reihe 4-20 mA-Geräten im Feld stellt die Integration
anwendungsorientierter Funktionen erweitert, von Feldbus-Geräten durch deren größeren
welche die jahrelangen Betriebserfahrungen in Funktionsumfang höhere Anforderungen an den
PROFIBUS PA-Anlagen berücksichtigen und die Betreiber. Der Umgang mit den dafür erforderlichen
daraus resultierenden Anwenderforderungen Gerätebeschreibungen muss jedoch für den
umsetzen. Anwender ohne besondere Vorkenntnisse lösbar
sein.
4.3 Highlights im Profil V 3.02 Die im Profil V 3.02 dazu realisierte Vereinfachung
Die Neuerungen in der Profilversion 3.02 beruht auf herstellerübergreifenden Regeln zur
konzentrierten sich auf die Optimierung des Gewährleistung einer eindeutigen Kompatibilität
Lifecycle-Managements der Geräte mit dem Ziel, die zwischen den Beschreibungsdateien (GSD, EDD,
Einfachheit der traditionellen 4-20 mA Technologie DTM, FDI) und den Feldgeräten. Die Regeln fordern
mit dem Leistungsvermögen der Feldbustechnik zu u.a. die Hinterlegung standardisierter Parameter
verbinden. in Gerät und Gerätebeschreibung, wodurch den
Integrationswerkzeugen eine automatische
Zuordnung von Gerät und Beschreibungsdatei
Versions-Flexibilität beim Gerätetausch
ermöglicht wird (Abbildung 13). Das bedeutet
Bei Gerätetausch musste bisher in der Regel auf eine erhebliche Vereinfachung bei Erstinstallation
Geräte der installierten Generation zurückgegriffen oder Gerätetausch. Zusätzlich erleichtert eine
werden, obwohl bereits eine modernere Version einfache und klare Beschriftung am Gerätegehäuse
mit zusätzlichen Innovationen auf dem Markt die eindeutige Zuordnung von Gerät zu
verfügbar war. Das Profil in der Version 3.02 hebt Beschreibungsdatei bei z.B. Geräteentnahme aus
diese Einschränkung auf durch die Fähigkeit der dem Lager. Diese Geräteeigenschaften sind Teil der
(neuen) Geräte, sich automatisch auf die Version Zertifizierungsprüfung.
bzw. Funktionalität ihrer Vorgängergeräte einstellen
zu können (Automatic Ident Number Adaption,
Abbildung 12). Dabei erfährt ein neues Gerät von
der Steuerung oder dem Leitsystem die Version
seines Vorgängers und stellt sich automatisch und
ohne Unterbrechung des Prozesses auf dessen
Funktionalitäten ein. Beim nächsten geplanten
Stillstand der Anlage kann dann das neue Gerät in
das Leitsystem integriert und die neuen Funktionen
genutzt werden. Diese Geräteeigenschaft ist
Teil der Zertifizierungsprüfung von Geräten mit
Profilversion 3.02.
Abb. 13: Eindeutige Zuordnung von Gerät und
Beschreibungsdatei
16 PROFIBUS Systembeschreibung
Beschleunigung bei Up- und Download von
Daten
Je nach Phase im Lebenszyklus einer Anlage
müssen bei der Anpassung von Parametern
erhebliche Datenmengen übertragen werden,
bei Inbetriebnahme ebenso wie bei Wartung
oder Gerätetausch. Je nach Funktionsumfang der
Geräte können das mehrere hundert Parameter
sein, wodurch die erforderliche Übertragungszeit
an Bedeutung gewinnt. Das Profil V 3.02 optimiert
die Übertragung durch geschickte Gruppierung der
Parameter und einen vereinfachten Zugriff. Je nach
Datenmenge können damit Verkürzungen des
Zeitbedarfs bis hin zu Faktor 10 erreicht werden.
PROFIBUS Systembeschreibung 17
Beim zyklischen Datenaustausch mit DP und der wie bei Parametrier- oder Update-Vorgängen.
kanalspezifischen Diagnose kann damit auf die Datenbasis hierfür sind auf dem Server
Implementierung einer Profilschicht im DP Master www.profibus.com hinterlegte XML-Dateien,
gänzlich verzichtet werden. die von den Geräteherstellern online verwaltet
und damit über den gesamten Geräte-Life Cycle
aktuell gehalten werden (Abbildung 16). Über
ein Engineering-Tool können diese Daten zu
jedem Zeitpunkt ausgelesen werden, wodurch
die „gerätelokalen” Daten mit den zentralen,
tagesaktuellen Informationen des Herstellers für
das betroffene Gerät abgeglichen werden; das
ist sehr hilfreich für z.B. Anlagendokumentation,
Bestell- oder Instandhaltungsvorgänge.
18 PROFIBUS Systembeschreibung
zu seinen Kommunikationsfähigkeiten sowie
weitere Informationen über z.B. Diagnosewerte.
Für den zyklischen Austausch von Messwerten
und Stellgrößen zwischen Feldgerät und
Automatisierungssystem ist die GSD zur
Geräteintegration allein ausreichend.
Gegenüber der gerätespezifischen GSD enthält
eine Profil-GSD nur Angaben über diejenigen
Parameter und Diagnosebeschreibungen, die
in einem Geräteprofil (hier dem PA-Profil, siehe
Kapitel 4.2) herstellerübergreifend und für
„Profilgeräte” verpflichtend festgelegt sind. Der
Inhalt einer Profil-GSD ist also für alle zugehörigen
Profilgeräte gleich und damit geräteneutral. Damit
besitzen PA-Profileräte – neben ihren äußerst
attraktiven Funktionen als digitale Feldbusgeräte –
zusätzlich auch genau die Eigenschaft, die von den
Anhängern der klassischen 4-20 mA-Technologie
als besonders vorteilhaft erachtet wird, nämlich
Abb. 17: Technologien zur Geräteintegration
eine einheitliche und herstellerunabhängige
Kommunikationsschnittstelle. Abbildung 18 zeigt
5.1 General Station Description (GSD) rechts zwei derartige Profilgeräte mit mehreren
Ein- und Ausgängen an einem Feldbus-System
Die GSD, genauer: die Gerätestammdatei (PROFIBUS PA) mit bidirektionaler Kommunikation
wird vom Gerätehersteller bereitgestellt zur Steuerung. Die linke Seite des Abbildunges zeigt
und ist das elektronische Datenblatt für die eine gleiche Geräteanordnung bei Verwendung
Kommunikationseigenschaften eines jeden der 4-20 mA-Technologie mit ihrer unidirektionalen
PROFIBUS-Gerätes. Sie liefert in der Form einer Kommunikation und separatem Interface für
textuellen Beschreibung alle Informationen, jeden Mess- oder Stellwert für eine gleichartige
die für die zyklische Kommunikation mit dem Anzahl von Prozesssignalen. Diese Darstellung
PROFIBUS Master und zur Konfiguration des verdeutlichte den großen Unterschied an Hardware-
PROFIBUS-Netzwerkes notwendig sind. Sie und Installationsaufwand zwischen den zwei
enthält die Kenndaten des Gerätes, Angaben Technologien.
Abb. 18: Aufwandsvergleich für Geräte mit Profil-GSD (re) bzw. 4-20 mA- Schnittstelle (li).
PROFIBUS Systembeschreibung 19
5 .2 Electronic Device Description (EDD) ist eine Softwarekomponente und kommuniziert
über die FDT-Schnittstelle mit dem Engineering
Zur Beschreibung anwendungsbezogener System. Die FDT/DTM-Technologie wird von der
Funktionen und Parameter komplexer Feldgeräte FDT Group betreut und weiterentwickelt.
reicht die GSD allein nicht aus. Für die Parametrierung,
Inbetriebsetzung, Wartung und Diagnose der Ein DTM ist ein Geräte-Bedienprogramm, das die
Geräte aus dem Engineering System heraus ist Gerätefunktionalität beinhaltet (Device-DTM)
eine leistungsfähige Sprache erforderlich. Hierfür oder die Kommunikationsfähigkeit ermöglicht
steht die Electronic Device Description Language (Communication-DTM). Es verfügt über die
(EDDL) zur Verfügung, die in der IEC 61804-2 standardisierte FDT-Schnittstelle zu einer sog.
standardisiert wurde. Die Weiterentwicklung der „Rahmenapplikation” im Engineeringsystem.
EDDL wird gemeinsam von PI, FieldComm Group Das DTM wird vom Hersteller gerätespezifisch
(ehemals HART Communication Foundation und programmiert und beinhaltet eine für jedes
Fieldbus Foundation) und der OPC Foundation Gerät individuelle Benutzeroberfläche. Die
vorangetrieben. DTM-Technologie bietet eine hohe Flexibilität
bei ihrer Ausgestaltung und ermöglicht somit
Eine EDD ist eine textuelle und vom Betriebssystem die Darstellung sämtlicher gerätespezifischer
des Engineering-Systems unabhängige Funktionalitäten.
Gerätebeschreibung. Sie gibt eine Beschreibung
der azyklisch kommunizierten Gerätefunktionen Die FDT-Schnittstelle ist eine herstellerübergreifend
einschließlich grafischer Möglichkeiten und stellt entwickelte, offene Schnittstellenspezifikation,
auch Geräteinformationen wie Bestelldaten, welche die Einbindung von Feldgeräten mittels
Werkstoffe, Wartungshinweise u.ä. bereit. DTMs in die Bedienprogramme ermöglicht. Sie
definiert das Zusammenspiel zwischen den DTMs
Die EDD ist die Grundlage für die Abarbeitung und einer FDT-Rahmenapplikation im Bedientool
und Darstellung der Gerätedaten durch einen oder Engineeringsystem. Die Schnittstelle selbst ist
EDD-Interpreter. Der EDD-Interpreter ist die hierbei unabhängig vom Kommunikationsprotokoll
offene Schnittstelle zwischen den EDDs und dem und ist derzeit für mehr als 13 verschiedene
Bedienprogramm. Er liefert dem Bedienprogramm Protokolle, darunter auch PROFIBUS, PROFINET und
die Daten zur Visualisierung mit einheitlichem Look IO-Link, spezifiziert.
& Feel über verschiedenste Geräte und Hersteller
hinweg.
5 .4 Field Device Integration (FDI)
FDI ist eine neue, von Herstellern und Verbänden
der Prozess- und Automatisierungstechnik
gemeinsam entwickelte und in der IEC 62769
standardisierte Technologie zur einfachen
und einheitlichen Integration von Feldgeräten
in verschiedene Host-Systeme. Ziel dieser
Entwicklung war die Zusammenführung der beiden
bisher am Markt nebeneinander bestehenden
Integrationstechnologien EDD und FDT in eine
einheitliche Technologie neuer Generation. Deren
jeweils bestenTeilelemente wurden bei FDI mit neuen
Für die Steuerung von Verpackungsmaschinen
Technologien wie dem OPC UA-Informationsmodell
ist der Einsatz von PROFIBUS mit dem Profil
und dem Lebenszyklusmodell zu einer
PROFIdrive weit verbreitet. Alle Funktionen
einzigen, herstellerübergreifenden Technologie
werden über einen einzigen Bus ausgeführt,
zusammengeführt. FDI unterstützt alle über den
was den Aufwand für Engineering, Hardware
Lebenszyklus einfacher und komplexer Feldgeräte
und Schulung beträchtlich reduziert.
typischen Operationen wie Konfiguration,
Inbetriebnahme, Diagnose oder Kalibrierung. Mit
FDI wird eine von Anwendern und Herstellern
5 .3 Device Type Manager (DTM) und Field gleichermaßen erhobene Forderung nach
Device Technology (FDT) Schnittstelle einer Alternative zu der sehr aufwändigen
Parallelsituation von EDD und FDT erfüllt.
Im Vergleich zu den auf textuellen Beschreibungen
basierenden Technologien GSD und EDD wurde mit
der FDT/DTM-Technologie eine softwarebasierte
Methode zur Geräteintegration geschaffen. Der DTM
20 PROFIBUS Systembeschreibung
Die Weiterentwicklung und Pflege von FDI harmonisierten EDDL gemäß IEC 61804-3. Die bisher
wird gemeinsam von PROFIBUS & PROFINET bei den verschiedenen Protokollen verwendeten
International (PI) und der FieldComm Group in unterschiedlichen EDDL-„Dialekte” gehören
Zusammenarbeit mit der OPC Foundation und damit der Vergangenheit an. Eine Darstellung des
der FDT Group vorangetrieben. Das beinhaltet EDD-basierten Teils zeigt Abbildung 20.
die Spezifikationsarbeiten bezüglich FDI und
EDDL, aber insbesondere auch die Versorgung des
Marktes mit FDI-Tools und Komponenten sowie
den weltweiten technischen Support bezüglich
Implementierung und Konformitätsprüfung.
Unterstützt werden die Protokolle Foundation
Fieldbus, HART, PROFIBUS und PROFINET. Die
FDI-Spezifikation steht auf den Webseiten von PI
und der FDT Group zum Download bereit.
Device Package
Der Kern von FDI ist das skalierbare Device Package,
welches alle Informationen enthält, die ein
FDI-Host (Leitsystem, Gerätemanagementsystem
etc.) für die Integration eines intelligenten
Feldgerätes benötigt. Jedes Feldgerät wird durch
ein einziges derartiges Device Package mittels Abb. 20: EDD-basierter Teil eines FDI Device
einer binärcodierten Datei gemäß IEC 29500 Packages im FDI Reference Host
(Containerformat, Open Packaging Conventions)
beschrieben. Dieses Device Package kommt Optional ist das User Interface Plugin (UIP),
dann unverändert in allen Integrationstools und welches die Möglichkeit bietet, individuelle
Steuerungen zum Einsatz, vom Einzelplatz-PC bis Benutzerschnittstellen frei zu programmieren
zum kompletten Automatisierungssystem. (Abbildung 21). Ebenfalls optional können auch
gerätebezogene Daten und Dokumente wie
Handbücher, Zertifikate oder Kataloginformationen
in Form von Attachments zugefügt werden.
PROFIBUS Systembeschreibung 21
Abb. 21: Frei programmierte graphische Elemente
22 PROFIBUS Systembeschreibung
6 Qualitätssicherung und Prüfverfahren
Voraussetzung für die Prüfung sind eine erteilte
Zertifizierung Ident-Nummer und eine GSD-Datei sowie
gegebenenfalls eine EDD für das Feldgerät oder das
Damit PROFIBUS-Geräte unterschiedlicher Feldgerät selbst.
Typen und Hersteller Aufgaben im
Automatisierungsprozess korrekt erfüllen, Das für alle Prüflabore einheitliche Prüfverfahren
müssen sie über den Bus Informationen besteht aus mehreren Abschnitten:
fehlerfrei austauschen. Voraussetzung dafür
ist eine normkonforme Implementierung • Ein GSD/EDD-Check stellt sicher, dass die
der Kommunikationsprotokolle und Gerätebeschreibungsdateien konform zur
Anwendungsprofile durch die Gerätehersteller. Spezifikation sind.
Zur Gewährleistung dieser Forderung hat PI ein • Beim Hardwaretest werden die elektrischen
Qualitätssicherungsverfahren etabliert, bei dem Eigenschaften der PROFIBUS-Schnittstelle
auf Basis von Prüfberichten Zertifikate für mit des Prüflings auf Übereinstimmung mit den
positivem Ergebnis geprüfte Geräte erteilt werden Spezifikationen hin überprüft. Dazu gehören
(Abbildung 23). z.B. die Abschlusswiderstände, die Eignung der
verwendeten Treiber- und weiterer Bausteine
Ziel der Zertifizierung ist, den Anwendern für den und die Qualität der Leitungspegel.
gemeinsamen Betrieb von PROFIBUS-Feldgeräten • Der Funktionstest widmet sich dem
unterschiedlicher Hersteller die notwendige Buszugriffs- und Übertragungsprotokoll
Sicherheit für eine fehlerfreie Funktion zu geben. wie auch der Funktionalität des Prüflings.
Hierzu werden die Feldgeräte in unabhängigen, Das Parametrieren und Anpassen des
gemäß den Qualitätsrichtlinien von PI akkreditierten Testsystems erfolgt anhand der GSD. Bei der
Prüflaboren mit der notwendigen Prüfschärfe Testdurchführung kommt das Black-Box-
praxisnah getestet. Fehlinterpretationen der Verfahren zum Einsatz, bei dem keine Kenntnis
Normen können so vor dem Einsatz erkannt über die interne Struktur der Implementierung
und vom Hersteller beseitigt werden. Auch das notwendig ist. Die beim Prüfling erzeugten
Zusammenspiel des Feldgerätes mit anderen Reaktionen und deren Zeitverhältnisse werden
zertifizierten Feldgeräten ist Gegenstand der per Busmonitor aufgezeichnet.
Tests. Nach erfolgreich bestandener Prüfung wird • Der Konformitätstest bildet den
auf Antrag des Herstellers ein Geräte-Zertifikat Schwerpunkt der Prüfung. Gegenstand
durch die Zertifizierungsstelle von PI erteilt. ist die Übereinstimmung der
Prüfverfahren und Ablauf der Zertifizierung sind in Protokollimplementierung mit der Norm. Im
den einschlägigen Richtlinien beschrieben. Wesentlichen bezieht sich der Test auf die
Zustandsmaschine, das Verhalten in Fehlerfällen
sowie Adressierbarkeit, Diagnosedaten und
Mischbetrieb.
• Durch den Interoperabilitätstest wird
das Zusammenwirken des Testgerätes mit
PROFIBUS-Geräten anderer Hersteller in
einer Multivendor-Anlage überprüft. Es wird
ermittelt, ob die Funktionsfähigkeit der Anlage
erhalten bleibt, wenn man sie um den Prüfling
erweitert. Weiterhin wird der Betrieb mit
unterschiedlichen Mastern getestet.
• Durch den Profiltest wird das reibungslose
Zusammenwirken der Testgeräte im Betrieb
überprüft. Der Profiltest wird für die Profile
PROFIdrive, PA Devices und PROFIsafe
vorgenommen. Im Test wird ermittelt, ob die
Profilfunktionen gemäß der Spezifikation
implementiert wurden.
PROFIBUS Systembeschreibung 23
Hat ein Feldgerät alle Tests erfolgreich durchlaufen, als Zusatzmodul auf die Grundplatine des Gerätes
kann der Hersteller ein Zertifikat bei dem PI aufgebracht werden. Somit ist der Gerätehersteller
Certification Office beantragen. Jedes zertifizierte von der Kommunikationsaufgabe entlastet.
Gerät erhält eine Zertifizierungsnummer als
Referenz. Das Zertifikat hat eine Gültigkeit von 3 Protokollchips
Jahren und kann durch Herstellererklärung oder
Bei hohen Stückzahlen bietet sich eine
nach einer erneuten Prüfung auch verlängert
individuelle Implementierung des PROFIBUS-
werden. Die Adressen der Prüflabore können der
Protokolls auf Basis von handelsüblichen
PROFIBUS-Website im Internet entnommen werden.
Basistechnologiekomponenten an. Hierbei ist zu
unterscheiden zwischen
• Single Chips, bei denen alle PROFIBUS-
7 Produktimplementierung Protokollfunktionen auf dem Chip integriert
sind und die keinen weiteren Mikrocontroller
Dieses Kapitel enthält Hinweise zu Möglichkeiten der benötigen (reine HW-Lösung mit festem
ImplementierungvonKommunikationsschnittstellen Funktionsumfang),
in Automatisierungs- bzw. Feldgeräten. • Kommunikationsbausteinen, die kleinere
Für die Geräteentwicklung bzw. Implementierung oder größere Anteile des Protokolls auf dem
des PROFIBUS-Protokolls steht ein breites Chip realisieren. Erst mit einem zusätzlichen
Spektrum von Basistechnologiekomponenten Mikrocontroller und einer zum Chip
und Entwicklungswerkzeugen (PROFIBUS ASICs, angebotenen Firmware wird das PROFIBUS-
PROFIBUS Stacks, Busmonitore, Testtools und Protokoll vollständig realisiert.
Inbetriebnahmewerkzeuge) sowie Dienstleistungen • Protokollchips, die im Kommunikations-
zur Verfügung, die den Geräteherstellern eine baustein bereits einen Mikrocontroller
effiziente Entwicklung ermöglichen. Eine integriert haben.
entsprechende Übersicht bietet der Produktkatalog In Verbindung mit einer zum Chip angebotenen
von PI (www.profibus.com/productfinder). Für Firmware kommuniziert die Applikation über eine
weiterführende Informationen wird auf die einfach zu handhabende Anwenderschnittstelle.
Fachliteratur und zur kompetenten Beratung auf die Die Entscheidung für eine geeignete
PI Competence Center verwiesen. Implementierungsvariante hängt wesentlich von
Bei der Implementierung einer PROFIBUS- der Komplexität des Feldgerätes, der benötigten
Schnittstelle ist zu beachten, dass das Performance, der Stückzahl und dem zu
Geräteverhalten durch das PROFIBUS-Protokoll realisierenden Leistungsumfang ab. Nachfolgend
und der implementierten Applikation bestimmt werden hierzu einige Beispiele gegeben.
wird. Bei einem Zertifizierungstest wird deshalb das
komplette Feldgerät getestet. Basistechnologien Implementierung einfacher Slaves
werden im Regelfall nur „vorzertifiziert”, d.h. Für einfache E/A-Geräte bietet sich die
anhand einer Beispielapplikation getestet. Damit Implementierung mit Single-Chip ASICs an. Alle
ist noch nicht gewährleistet, dass sich jedes Protokollfunktionen sind bereits auf dem ASIC
Feldgerät, basierend auf dieser Basistechnologie, integriert. Es wird kein Mikroprozessor oder weitere
auch normkonform verhält. Die Applikation in Kommunikations-Software benötigt. Lediglich
einem Feldgerät hat großen Einfluss auf das die Bauteile für die Busanschaltung wie bspw.
Geräteverhalten. Bustreiber, Optokoppler, Quarz sind als externe
Komponenten erforderlich.
7.1 Standardkomponenten
Implementierung intelligenter Slaves
Schnittstellenmodule Bei dieser Form der Implementierung werden
Für niedrige bis mittlere Stückzahlen eignen sich wesentliche Schicht-2-Anteile des PROFIBUS-
PROFIBUS-Schnittstellenmodule. Diese stehen Protokolls durch einen Kommunikationsbaustein
in einer großen Vielfalt am Markt zur Verfügung. und die verbleibenden Protokollteile als Software
Die unterschiedlichen Bauformen dieser Module auf einem Mikrocontroller realisiert. In den
realisieren das gesamte Busprotokoll und bieten meisten der verfügbaren ASICs sind die zyklischen
für jeden Anwendungsfall eine einfach zu Protokollteile im Chip realisiert, die in der Regel für
handhabende Anwenderschnittstelle. Sie können die Übertragung zeitkritischer Daten verantwortlich
sind.
24 PROFIBUS Systembeschreibung
Bei sehr zeitkritischen Anwendungen stellen Website. Weiterführende Informationen zu den
Protokollchips mit integriertem Mikrocontroller Produkten sind bei den einschlägigen Anbietern
eine Alternative dar, die bereits autonom das erhältlich.
gesamte PROFIBUS-Protokoll abarbeiten. Falls
nötig, kann dann ein extern angeschlossener Implementierung von Anwenderprofilen
Mikrocontroller komplett für die Applikation
Das PROFIBUS-Protokoll sorgt für die sichere
genutzt werden. Je nach geforderter Performance
Datenübertragung von Bitsequenzen. Die
kann der Feldgerätehersteller aber auch den bereits
Interpretation der Daten ist Anwendersache in
im Protokollchip integrierten Mikrocontroller für die
einem Feldgerät. Anwenderprofile stellen die
Applikation nutzen. Die verfügbaren ASICs bieten
Bindeglieder zwischen PROFIBUS-Protokoll und
ein einfach zu handhabendes Interface an und
der eigentlichen Applikation in einem Feldgerät
arbeiten mit gängigen Mikrocontrollern zusammen.
dar. Die in den Profilbeschreibungen definierten
Eine weitere Möglichkeit stellen Mikroprozessoren
Datenformate, Zugriffsmethoden auf Daten,
mit einem integrierten PROFIBUS-Kern dar.
Parametrierung und Diagnose für die zyklische
und azyklische Kommunikation werden in
Implementierung komplexer Master Software implementiert, was vielfach von den
Auch hier werden die zeitkritischen Teile Geräteherstellern selbst vorgenommen wird.
des PROFIBUS-Protokolls durch einen Unterstützung bietet hierbei eine Reihe von
Kommunikationsbaustein und die verbleibenden Technologielieferanten.
Protokollteile als Software auf einem
Mikrocontroller realisiert. Für die Implementierung
komplexer Master-Geräte stehen, wie für Slave-
Implementierungen, ASICs unterschiedlicher
Hersteller zur Verfügung. Sie können in Kombination
mit gängigen Mikroprozessoren betrieben werden.
Eine entsprechende Übersicht über verfügbare
Protokollchips bietet die PROFIBUS Website. Für
weiterführende Informationen zu den Produkten
wird auf die einschlägigen Anbieter verwiesen.
PROFIBUS Systembeschreibung 25
Die RS485-Bausteine sind von verschiedenen heutiger und zukünftiger PROFINET-Technologien
Herstellern verfügbar und im millionenfachen mit dem Investitionsschutz für bestehende
Einsatz reifegeprüft. Anlagen mit ihren Laufzeiten von 30 Jahren
oder mehr in Einklang gebracht werden. Diese
MBP-Übertragungstechnik Forderung wird in Form einer Lösungsplattform
erfüllt, welche etablierte und neu spezifizierte
Bei der Realisierung eines busgespeisten Feldgerätes
bzw. noch in Spezifizierung befindlichen für die
mit MBP-Übertragungstechnik steht die geringe
Prozessautomatisierung relevanten PROFINET-
Leistungsaufnahme im Vordergrund. Für diese
Aspekte - unter vollem Bestandsschutz für
Geräte steht typischerweise nur ein Speisestrom
existierende Anlagen - die Leistungsfähigkeit von
von 10-15 mA über das Buskabel zur Verfügung,
PROFINET auch für die Prozessautomatisierung
mit dem das gesamte Gerät, einschließlich der
nutzbar macht. Das ist zeitlich jedoch auch
Busanschaltung und der Messelektronik, versorgt
davon abhängig, wann die Spezifikationen von
werden muss.
den Herstellern in ihre jeweiligen Produkte
Für diese Anforderungen stehen spezielle implementiert werden.
Modem-Chips zur Verfügung. Diese Modems
entnehmen die benötigte Betriebsenergie für das
gesamte Gerät aus dem MBP-Busanschluss und
stellen sie als Speisespannung für die anderen
Elektronikkomponenten des Gerätes bereit.
Daneben setzen sie die digitalen Signale des
angeschlossenen Protokollchips in das auf die
Energieversorgung aufmodulierte Bussignal des
MBP-Anschlusses um. Abb. 24: Schrittweise Einführung von PROFINET
ins eigensichere Feld
26 PROFIBUS Systembeschreibung
Abb. 25: PROFINET im Feld mit über Proxy integriertem PROFIBUS PA
Weitere Schritte müssen über Jahre ihre Funktion erfüllen und das
Die genannte Lösungsplattform ist Basis für Zusammenspiel von Komponenten und Systemen
weitere, auf die Einführung von PROFINET in die verschiedener Hersteller muss gewährleistet
Prozessautomatisierung zielende Schritte. Dazu sein. PROFIBUS, das weltweit führende, modular
gehören die für die Prozessautomatisierung aufgebaute industrielle Kommunikationssystem
unverzichtbaren neuen PROFINET-Funktionen erfüllt diese Anforderungen. Das herausragende
„Configuration in Run” und „Systemredundanz” Merkmal von PROFIBUS ist seine Fähigkeit,
ebenso wie ein weiterentwickeltes PA-Geräteprofil. branchenspezifische Anforderungen durch
Umgekehrt werden die seit langem Kombination geeigneter Module, insbesondere
bewährten Eigenschaften von PROFINET wie von Applikationsprofilen, optimal zu erfüllen.
Nachbarschaftserkennung oder Gerätediagnose PROFIBUS DP für die Fertigungsindustrie,
einen großen Beitrag zur Umsetzung dringender PROFIdrive für Antriebsanwendungen, PROFIBUS
Anwenderforderungen leisten, wie sie speziell auch PA für die Prozessindustrie und PROFIsafe für
in mehreren Empfehlungen der NAMUR, z.B. der NE sicherheitsgerichtete Anwendungen sind hierfür
107 dokumentiert sind (siehe Abbildung 26). die wichtigsten Beispiele. Applikationsprofile
sorgen auch für gleichartiges Verhalten der
eingesetzten Geräte unabhängig vom Hersteller
und damit für ihre Interoperabilität am Bus.
PROFIBUS Systembeschreibung 27
vielfältige Vereinfachungen und Kostensenkungen ihren Eigenschaften völlig unverändert bleiben.
über den gesamten Betriebszeitraum von Planung Gleichzeitig gilt, dass bestehende Anlagen mit
und Engineering über Installation, Schulung und PROFIBUS jederzeit modernisiert und erweitert
Betrieb bis hin zu Wartung und Dokumentation. werden können: HART-Technologie und IO-Link
werden problemlos in PROFIBUS eingebunden,
sicherheitsgerichtete Aufgaben über PROFIsafe
9.2 Wirtschaftlichkeit und Antriebsaufgaben über PROFIdrive gelöst. Das
Wirtschaftlichkeit im Betrieb von Maschinen und alles sichert umfassenden Investitionsschutz, da
Anlagen setzt deren hohe Verfügbarkeit voraus. installierte Einrichtungen bestehen bleiben können;
Einzigartig für einen unterbrechungsfreien Betrieb sie werden nicht ersetzt, sondern modernisiert und
ist die durchgängige Redundanz für PROFIBUS. erweitert.
Gleichermaßen wichtig sind die ständig verfügbaren
Diagnosemeldungen vom Bus, aus den Geräten 9.5 Weltweite Unterstützung
und aus dem Prozess. Sie informieren über den
aktuellen Maschinen- bzw. Anlagenzustand und PROFIBUS hat seine Zuverlässigkeit mit über 50
ermöglichen ein rechtzeitiges, zustandsorientiertes Mio. installierter PROFIBUS Knoten überzeugend
Eingreifen. Höhere Verfügbarkeit bei unter Beweis gestellt. Hierbei kann der Anwender
reduziertem Wartungsaufwand ist die Folge. Die aus über 2,500 Geräten von über 300 Herstellern
Wirtschaftlichkeit basiert auch auf der Möglichkeit, wählen. PROFIBUS wird weltweit eingesetzt,
für bestimmte Aufgaben die jeweils am besten ständig weiter entwickelt und intensiv unterstützt
geeignete Gerätetechnik einzusetzen. PROFIBUS durch die weltweit größte Feldbusorganisation PI.
bietet genau diese Möglichkeit mit seinem Die regionalen Organisationen, Competence Center
umfangreichen Gerätekatalog verschiedenster und mehrere weltweit angesiedelten Testlabors
Hersteller und der Kompatibilität der Geräte am Bus und Trainingscenter bieten dem Anwender ein
mittels der Geräteprofile. Höchstmaß an Qualität und Support.
28 PROFIBUS Systembeschreibung
Herstellern, Anwendern und Instituten gegründet. 10.3 Technischer Support
Die PNO ist Mitglied im 1995 gegründeten
internationalen Dachverband PI (PROFIBUS & PI unterhält weltweit mehr als 50 akkreditierte PICC.
PROFINET International). Mit mehr als 25 regionalen Diese Einrichtungen beraten und unterstützen die
Vertretungen (RPA) und ca. 1.400 Mitgliedern Anwender und Hersteller vielfältig. Als Einrichtung
ist PI auf allen Kontinenten vertreten und stellt von PI bieten sie ihre Dienste im Rahmen des
die weltweit größte Interessengemeinschaft auf vereinbarten Regelwerkes firmenneutral an. PICC
dem Gebiet der industriellen Kommunikation dar werden regelmäßig auf ihre Eignung hin in einem
(Abbildung 27). für sie zugeschnittenen Akkreditierungsprozess
überprüft. Aktuelle Adressen sind auf der PI-Website
zu finden.
10.4 Zertifizierung
PI unterhält weltweit 10 akkreditierte PITL für die
Zertifizierung von Produkten mit PROFIBUS- bzw.
PROFINET-Schnittstelle. Als Einrichtung von PI
bieten sie ihre Dienste im Rahmen des vereinbarten
Regelwerkes firmenneutral an. Die Qualität der
Testdienstleistungen der PITL wird regelmäßig in
einem strengen Akkreditierungsprozess überprüft.
Abb. 27: PROFIBUS & PROFINET International (PI) Aktuelle Adressen sind auf der PI-Website zu finden.
10.2 Technologieentwicklung
PI hat die Technologieentwicklung an die
PNO Deutschland übertragen. Der Beirat
(Advisory Board) der PNO Deutschland
steuert die Entwicklungsaktivitäten. Die
Technologieentwicklung findet in über 50
Arbeitskreisen statt, in denen über 500 Experten,
vorwiegend aus den Entwicklungsabteilungen der
Mitgliedsfirmen, aktiv sind.
PROFIBUS Systembeschreibung 29
Platz für Notizen
V PROFIBUS Systembeschreibung
PROFIBUS Systembeschreibung VI
VII PROFIBUS Systembeschreibung
PROFIBUS Systembeschreibung
Technologie und Anwendung
Version April 2016
Bestellnummer 4.331
Herausgeber:
PROFIBUS Nutzerorganisation e. V. (PNO)
PROFIBUS & PROFINET International (PI)
Haid-und-Neu-Str. 7 · 76131 Karlsruhe · Germany
Tel.: +49 721 96 58 590 · Fax: +49 721 96 58 589
E-Mail: [email protected]
www.profibus.com · www.profinet.com
Haftungsausschluss
Die PROFIBUS Nutzerorganisation e.V. (PNO) hat den Inhalt dieser Broschüre mit großer Sorgfalt erarbeitet.
Dennoch können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Eine Haftung der PROFIBUS Nutzerorganisation
e.V. (PNO), gleich aus welchem Rechtsgrund, ist ausgeschlossen. Die Angaben in dieser Broschüre
werden jedoch regelmäßig überprüft. Notwendige Korrekturen sind in den nachfolgenden Auflagen
enthalten. Für Verbesserungsvorschläge sind wir dankbar.
Diese Broschüre ist nicht als Ersatz der einschlägigen IEC-Normen, wie IEC 61158 und IEC 61784, und
der relevanten Spezifikationen und Richtlinien von PROFIBUS & PROFINET International gedacht. In
allen Zweifelsfällen müssen diese unbedingt beachtet werden.
Regional PI Regional PI Associations (RPAs) repräsentieren PI rund um die Welt und sind Ihr persönlicher
PI Compe- Die PI Competence Center (PICCs) arbeiten eng mit den RPAs zusammen und sind Ihr erster
tence Center Ansprechpartner bei technischen Fragen. Beim Entwickeln von PROFIBUS- oder
(PICC) PROFINET-Geräten, der Inbetriebnahme von Systemen sowie durch Anwendersupport
und -schulung stehen die PICCs Ihnen bei Bedarf unterstützend zur Seite.
PI Training PI Training Center (PITCs) unterstützen Sie als Anwender oder Entwickler dabei, mehr
Center über die Technologien PROFIBUS und PROFINET und deren Einsatzmöglichkeiten zu
(PITC) erfahren. Nach einer erfolgreich absolvierten Abschlussprüfung eines Kurses zum
Certified Installer oder Engineer erhalten Sie ein von PI ausgestelltes Zertifikat.
PI Test Lab PI Test Labs (PITLs) sind von PI autorisiert, Zertifizierungstests für PROFIBUS und PROFINET
(PITL) durchzuführen. Nach einem erfolgreich bestandenen Test erhalten Sie von PI ein Zertifikat
für Ihr Produkt. Das Zertifizierungswesen spielt eine große Rolle für die nachhaltige
Qualitätssicherung der Produkte und sichert damit ein hohes Maß an Fehlerfreiheit und
Verfügbarkeit der im Einsatz befindlichen Systeme.