Weltkarten Im Mittelalter
Weltkarten Im Mittelalter
Weltkarten Im Mittelalter
Germanistisches Seminar
Wintersemester 2004/ 2005
Hauptseminar: Reisende im Mittelalter
Leitung: Prof. Dr. R. Simek
Thema: Weltkarten im Mittelalter
Referenten: Katrin Cyrys und Birgit Mikus
Weltkarten im Mittelalter: Orbis a rotunditate circuli dictus, quia est ut rota. (Isidor)
I. Drei Formen von Karten:
1) Regionalkarten:
zur Abgrenzung von Territorien und zur Verwaltung derselben
2) Portolan- Karten:
Ksten- und Hafenfhrer
Sie verzeichnen auf das Ntigste reduziert den Verlauf der Kstenlinien. In Form von
Beschriftungen informieren sie ber Hfen, Buchten, Klippen, Untiefen, Riffs etc.
Verbreitung: vorwiegend Sdeuropa/ Mittelmeerraum, wo die Schiffahrt schon frh
Bedeutung hatte
Der wirkliche Aufschwung kam mit der Erweiterung des geographischen Horizontes
durch Missions- und Entdeckungsreisen Richtung China, Indien und Afrika
3) Mappae Mundi:
auch: kumene,- Rad- oder Mnchskarte
Spaltet sich in zwei Modelle: Zonenkarte (einschl. der Sonderform der Klimakarte)
und TO- Karte (auch Rad- Karte genannt).
Beide Formen haben einen vorgegebenen Rahmen, sind so von vornherein begrenzt
und nicht ergnzbar. Sie schlossen einander jedoch nicht aus, sondern existierten
nebeneinander; auch Mischformen sind berliefert.
berlieferung der Karten vor allem durch Isidor von Sevillas Schriften: De natura
rerum und Etymologiae sive Origines (Isidor-Karten), auerdem Beatus von Libana
(Beatus-Karten).
II. Mappae Mundi als Spiegel des christlichen Weltbildes:
1) Allgemeiner Aufbau:
Neben den gemalten Karten steht immer ein erluternder, an die Bibel angelehnter
Text, sowie Beschriftungen innerhalb der Karten -> Legenden.
Aufbau der Karten ist meist sehr hnlich: Geostet, Jerusalem ist Zentrum der
kumene, Mittelmeer als T-Element trennt die Kontinente, Asien ist doppelt so gro
wie Europa und Afrika zusammen, im Osten findet sich das Paradies mit den vier
Paradiesflssen, im Sden ist hufig ein vierter Kontinent angedeutet.
Flchen der Karten sind ausgemalt mit Darstellungen verschiedener Vlker, Tiere,
Gebude (die Stdte darstellen), Flsse und Fabelwesen; es gibt keine freien Stellen.
-> Gottes Schpfung als vielfltig, allumfassend und voller Wunder
In den Rahmen der Karten ist hufig eine Christus-Figur zu sehen, die als
Konstrukteur der Welt, als Richter oder Erlser ber dem Erdkreis thront.
2) Geometrische Planung:
Das Abbildungssystem der Mappae Mundi beruht auf der regelmigen Kombination
der geometrischen Figuren Linie, Zentrumskreis, Dreieck und Kreuz sowie der damit
verbundenen numerischen Gren 2, 3, 4, 6, 12 und 24. Als Fixpunkte dienen die
heiligen Stdte Jerusalem, Alexandria, Karthago und Konstantinopel.
Beispiel:
3) Hereford-Karte:
Sie ist die jngste berlieferte Grokarte, ihre Mae betragen 1,65m x 1,34m, 2,14m.
Die Datierung ist ziemlich genau mglich, da der Schpfer der Karte, Richard de
Bello, urkundlich belegbar ist; daher gilt fr die Karte das Jahr 1276 als terminus post,
wahrscheinlich ist sogar der Anfang des 14. Jhdts.
Die Darstellung weist hnlichkeiten mit der Ebstorfer Karte auf, allerdings sind keine
Legenden dazu berliefert; wahrscheinlich diente die Karte als Altar- oder
Wandschmuck.
Literatur:
von den Brincken, Anna-Dorothee: Fines Terrae. Die Enden der Erde und der vierte
Kontinent auf mittelalterlichen Weltkarten, Hannover 1992.
Michael, Eckhard: Das wiederentdeckte Monument Erforschung der Ebstorfer
Weltkarte, Entstehungsgeschichte und Gestalt ihrer Nachbildungen. In: Kugler,
Hartmut (Hg.): Die Ebstorfer Weltkarte. Interdisziplinres Colloquium 1988
(Weinheim 1991).
Miller, Konrad: Mappae Mundi. Die ltesten Weltkarten, Bde. 4 (Hereford) und 5
(Ebstorf), Stuttgart 1895-1898.
Weddige, Hilkert: Einfhrung in die germanistische Medivistik, 4. Auflage, Mnchen
2001