Die erste universelle Sprache für die Generation Internet? Kleine bunte Symbole, sogenannte Emoji, ersetzen zunehmend Texte. Wir erklären, wie die bunten Bildchen aufs Handy kommen - und warum sie nicht immer gleich aussehen.
Sie kommen ursprünglich aus Japan, es sind schon mehr als 800, und jetzt erobern sie die Welt: Emoji, kleine bunte Symbole für die Kommunikation per Smartphone und Internet. Lachende und weinende Gesichter, Herzen, Affen und anderes Getier sowie, Verzeihung, ein lachender Haufen Scheiße .
Die ersten Emoji hat der japanische Mobilfunkanbieter NTT DoCoMo vor 15 Jahren eingeführt. Die Konkurrenten zogen nach und entwickelten eigene Bildersprachen. So richtig kompatibel miteinander waren die Emoji-Systeme zunächst allerdings nicht. Doch das hat sich geändert.
Mittlerweile gibt es einen internationalen Emoji-Standard , und spätestens seit dem Erfolg von WhatsApp werden die kleinen Symbole von immer mehr Programmen und Diensten unterstützt, nicht nur in Japan. Auch die Handy-Betriebssysteme von Google und Apple können nun Emoji, die aufgebohrte Version von Emoticons wie :-) oder -_-.
Ganze Unterhaltungen lassen sich mit den kleinen Icons bestreiten. Statt vieler Worte können ein paar Emoji reichen - und weil das sprach- und kulturübergreifend funktioniert, könnten Emoji zur ersten wirklich globalen Sprache werden. Sogar "Moby Dick" gibt es schon übersetzt: Emoji Dick . Emoji sind die Hieroglyphen der Jetztzeit, in Knallbunt.
Katzen, Herzen, Regenschirm: Mittlerweile gibt es zahlreiche Emoji
So funktionieren Emoji
Damit Computer Schriftzeichen richtig darstellen können, werden diese in Zahlencodes übertragen. Ein weltweiter Standard ist der sogenannte Unicode , über den ein Konsortium entscheidet. Mehr als 110.000 Zeichen aus 100 Schriftsystemen sind darin enthalten. Ein kleines "a" hat zum Beispiel den Code U+0061. Seit dem Jahr 2010 sind auch Emoji Teil des Unicode. Ein lachendes Gesicht etwa ist U+1F603. Der Computer liest diese Codes und weiß, was er anzeigen soll.
So kommen Emoji aufs Handy
Auf Computern mit aktuellem Windows oder MacOS sind Emoji schon verfügbar. Diese Seite hier sollte voller Emoji sein. Wenn nicht, lässt sich älteren Rechnern Emoji zum Beispiel über eines der zahlreichen Browser-Plugins beibringen, hier finden Sie die entsprechende Lösung für Chrome . Auch Apples Telefone und Tablets können Emoji anzeigen, ebenso die meisten Android-Geräte.
Hier erklären wir, wie Sie auf einem Smartphone Emoji auch eingeben können:
Warum Emoji unterschiedlich aussehen
Damit aus U+1F603 ein lachendes Gesicht wird, muss auf dem Computer oder Smartphone eine Schriftart installiert sein, die das Zeichen enthält. Ein Webdienst wie Twitter kann innerhalb seiner Seite auch ein buntes Icon anzeigen. Der Unicode-Standard legt aber nicht genau fest, wie ein Emoji auszusehen hat. Dasselbe Symbol kann deswegen bei Apple, Microsoft, Twitter oder Facebook leicht verschiedene Formen annehmen, wie unsere Grafik zeigt.
Mal so, mal so: Auf verschiedenen Geräten können Emoji unterschiedlich aussehen
Warum es noch keine "Seinfeld"-Emoji gibt
Bis neue Zeichen in den Unicode-Standard aufgenommen werden, können Jahre vergehen . Dem aktuellen Emoji-Standard sieht man dann auch die japanische Herkunft an: Besonders vielfältig sind die Bildchen nicht. Gerade sind aber wieder ein paar Emoji dazugekommen, darunter ein Mittelfinger und ein fliegender Anzugträger .
Spezialinteressen wie die Comedy-Serie "Seinfeld" sind noch nicht berücksichtigt - Fans haben deswegen eine App entwickelt, mit der sich Jerry und Kramer als Bild verschicken lassen. Das funktioniert allerdings nur innerhalb dieser App .
Emoji zur Serie "Seinfeld": Noch nicht im Unicode
Andere Emoji-Fans fordern die Aufnahme eines Taco- oder eines Hotdog-Symbols und suchen Unterstützer für ihre Petitionen. Ein Tumblr-Blog sammelt angeblich vom Konsortium zurückgewiesene Emoji - darunter eine schlechte Frisur, eine Salatschleuder und eine traurige Knochensäge .
Welche die beliebtesten Emoji sind
Der Emoji-Tracker zählt nach, was auf Twitter gerade an Symbolen durchrauscht. Ganz vorne in den Charts: Herzsymbole und ein weinender Smiley. Eher selten werden die Emoji für verlorenes Gepäck und fürs Fahrradverbot auf Twitter genutzt. Eines der viel genutzten Symbole zeigt zwei an den Handflächen zusammengelegte Hände (im obigen Bild unten rechts). Von vielen Nutzern wird dies als High Five interpretiert, offiziell soll es aber Beten darstellen.
Emoji-Tracker: Welches Symbol wird am häufigsten verwendet?
Foto: emojitracker.com
Welche Emoji aus der Zeit gefallen sind
Auf Twitter hat Benedict Evans obsolete Emoji gesammelt - Telefonhörer, Pager, CD-ROMs und eine Diskette. Diese Gegenstände dürften im Alltag vieler Emoji-Nutzer kaum mehr eine Rolle spielen. Aber weil der aktuelle Standard auf die japanischen Emoji-Sets zurückgeht, der etliche Jahre alt ist, sind Emoji schon jetzt ein Fenster in die Vergangenheit.
Obsolete Emoji: Vom Telefonhörer bis zum Pager
Welches Netzwerk voll auf Emoji setzt
Wer Yo schon für verrückt hält, die App, die nichts weiter tut als das Wort "Yo" zu verschicken, der wird mit der App Emojli wohl nicht viel anfangen können. Dabei handelt es sich um ein soziales Netzwerk, das nur mit Emoji funktioniert - das fängt schon beim Nutzernamen an. Herkömmliche Buchstaben spielen bei dieser App schon keine Rolle mehr - der nächste Schritt beim Emoji-Siegeszug?
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