Tim Burton´s Corpse Bride – Hochzeit mit einer Leiche – Kritik
Ein romantisches Musical mit Leichen: Tim Burton vermählt den jungen Victor mit einer bereits verstorbenen Braut. So gelingt ihm ein zauberhafter Puppenfilm mit zahlreichen Skeletten, der mehr Fleisch auf den Rippen hat als so mancher „ernste“ Realfilm.
Es ist eine bunte Totenwelt, die Tim Burton in Corpse Bride – Hochzeit mit einer Leiche entwirft. Anders als in der grauen Welt der Lebenden, die von Berechnung und Missgunst bestimmt ist, wird hier mit echter Fröhlichkeit gefeiert und gesungen, die Getränke sind so bunt wie die Lampions, selbst wenn sie durch nur noch knöcherne Brustkörbe unverdaut zu Boden rieseln. Die Stimmung in diesem Trickfilm ist gut: Burton lässt nicht nur die Puppen, er lässt jeden einzelnen ihrer Knochen tanzen
Bei Gesang und Tanz zu Musik von Danny Elfman, der auch schon die Songs zu Burtons früherem Trickfilm Nightmare Before Christmas (1993) beigesteuert hatte, erfährt der schüchterne Victor Van Dort, was ihn ins Totenreich verschlagen hat. Gerade noch hatte er im Wald das Eheversprechen für seine Hochzeit am nächsten Tag geübt, nun findet er sich unter fröhlich Feiernden in unterschiedlichen Stadien der Verwesung wieder, denn den Ring hatte er versehentlich nicht einem dürren Zweig, sondern dem knöchernen Finger der schönen, aber schon vor einiger Zeit verstorbenen Emily angesteckt. Diese war noch in der Hochzeitsnacht von ihrem mörderischen Ehemann ums Leben gebracht worden und hofft nun, tatsächlich die Liebe ihres Lebens – genauer: ihres Todes – gefunden zu haben.
Es wäre nur allzu leicht gewesen, in diesem Film die Welt der Lebenden und das Totenreich unversöhnlich einander gegenüber stehen zu lassen; aber so einfach sind Burtons Geschichten nie gestrickt. Im Herzen der „Corpse Bride“ Emily – nicht umsonst ist sie die Titelfigur – ist mehr Leben als in der ganzen, viktorianisch-schaurigen Stadt der grauen Lebenden, die nur an ihren finanziellen Vorteil und ihren gesellschaftlichen Status denken. So erscheint mehr und mehr die eigentlich unmögliche Liebe zwischen dem romantischen Victor und der so sensiblen wie lebenslustigen, aber leider verstorbenen Emily nicht nur als vage Möglichkeit, sondern fast schon als notwendige Verbindung, so sehr sind beide Außenseiter in allen Welten.
Natürlich verbindet Burton mit seinem Co-Regisseur Mike Johnson, der ebenfalls bereits bei Nightmare Before Christmas mitgewirkt hatte, so einige seiner Lieblingsthemen: die Sympathie für Ausgestoßene und Randfiguren der Gesellschaft auf der einen mit seiner Vorliebe fürs Morbide auf der anderen Seite – allerdings ohne sich damit zu wiederholen. Und natürlich spielt er mit dem uralten Motiv des Todes im Körper einer schönen Frau – das Drehbuch beruht lose auf einem russischen Volksmärchen –, ohne allerdings in die üblichen Schemata zu verfallen, in denen der junge Mann einfach dem Tode verfällt.
Denn schließlich ist da auch noch Victoria Everglot, die von ihren verarmten, aber adeligen Eltern mit Victor verheiratet werden sollte, um an das Geld seiner Familie heranzukommen, die sich aber beim ersten Treffen prompt in ihn verliebt, und er sich in sie: Victor steht auf einmal zwischen zwei Bräuten, und keine ist weniger liebenswert als die andere.
Eindeutig interessanter, das mag man dem Film als einzige Schwäche auslegen, ist natürlich Emily mit ihrer komplexen Vorgeschichte, ihrer Sehnsucht nach Liebe und Freundschaft. An ihrer Figur nutzt Burton auch die Möglichkeiten des Puppentricks bis ins letzte aus. In mehreren Nahaufnahmen ihres Gesichts lässt sich durch eine Schnittwunde in einer Wange beobachten, wie sich ihr Gebiss beim Sprechen bewegt. Es ist diese Verbindung zwischen Schönheit und Verfall – der bläulich schimmernde weibliche Zombie als atemberaubende Schöne – die in der äußeren Gestalt der Puppe das ganze Dilemma und Leiden Emilys mit aufscheinen lässt.
Burton weiß natürlich, dass die Effekte, die er hier einsetzt, erst entwickelt werden mussten, und dass er den Ahnherren des Trickfilms einiges schuldig ist: So wird der Connaisseur mehr als einen Verweis etwa auf Ray Harryhausen, den großen Vater des Stopptricks, in Corpse Bride finden: Es tanzen, wie gesagt, die Knochen, und für eine Weile kann man vergessen, dass der Weg ins Totenreich, wenn man keine magischen Kniffe anwendet, eine Einbahnstraße ist. Aber warum sollte man auch zurückgehen, fragt einer der Toten: „Why go up there when people are dying to get down here?“
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Kommentare
der liebe M.
Na bitte, endlich mal wieder ein Film, auf den man sich wirklich freuen kann! ;o)
Aylon
als großer Tim Burton film hat mich der film wegen seiner kurzen dauer enttäuscht
sweet sweet
Ich frage mich ob viele die Kritik schreiben diesen Film überhaupt gesehn haben , da oft eine völlig falsche Handlung beschrieben wird. Die Figuren sind liebevoll dargestellt und er kann mit NbC gut mithalten jedoch ist die Altersbeschränkund zu niedrig ,ich möchte eine 6 Jahre altes Kind danach nicht ins Bett bringen =o)
duke
Ich finde die filme von Tim Burton einfach klasse, am besten ist ja Corpse Bride von mir würde der film 5 Sterne bekommen.
4 Kommentare